Dragoljub Milanović

serbischer Rundfunk- und Fernsehchef

Dragoljub Milanović (* 1948 in einem Dorf in der Nähe von Blace, Jugoslawien) ist ein ehemaliger Generaldirektor der Radio-Televizija Srbije (RTS).

Das zerstörte RTS-Gebäude in Belgrad

Er studierte südslawische Sprache und Literatur an der Universität Priština. Danach war er als Journalist bei RTV Priština sowie bei der in Belgrad erscheinenden Zeitung Politika Ekspres tätig. 1989 wurde er zum geschäftsführenden Sekretär des serbischen Landesverbandes des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens gewählt. Ab 1992 war er Chefredakteur der Informationsredaktion von RTS, 1995 wurde er von der serbischen Regierung zum Direktor von RTS ernannt.

Im Kosovokrieg wurde das Gebäude des RTS in Belgrad in der Nacht des 23. April 1999 von der NATO bombardiert, dabei wurden 16 Mitarbeiter Milanovićs getötet und mehrere schwer verletzt. Amnesty International bezeichnete den Angriff als Kriegsverbrechen.[1]

2002 wurde Dragoljub Milanović wegen „Verstoßes gegen die öffentliche Sicherheit“ nach Artikel 194, § 1 und 2 des damaligen Strafgesetzes der Republik Serbien zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht stellte fest, dass er vorgewarnt gewesen war und deshalb die Beschäftigten gemäß den von der Regierung erlassenen Sicherheitsregeln hätte nach Hause schicken müssen.[2] Von politischer Seite wurde Milanović vorgeworfen, absichtlich Mitarbeiter unterer Verantwortungsebenen in Lebensgefahr gebracht zu haben, um die Zahl an zivilen Opfern zu erhöhen und dadurch die NATO zu diskreditieren.[3] Milanović berief sich auf seine Pflicht, den Sendeauftrag zu erfüllen und die Bevölkerung über die Kriegsfolgen zu informieren. Es habe keinen sicheren Arbeitsort gegeben, und er habe sich nicht vorstellen können, dass die NATO absichtlich ein ziviles Ziel bombardiert.[4]

Der Spiegel berichtet im Januar 2000, die NATO habe 24 Stunden zuvor einen bereits eingeleiteten Angriff abgebrochen, als klar geworden sei, dass noch viele RTS-Mitarbeiter über Nacht im Gebäude tätig waren. Anschließend seien unmissverständliche Warnungen übermittelt worden. Als sich daraufhin zahlreiche Mitarbeiter weigerten, zum Nachtdienst zu erscheinen, habe Milanović jedem unentschuldigt Fernbleibenden mit Kündigung gedroht.[5] Amnesty International hingegen behauptet, es habe keine Warnungen gegeben.[6]

In einem separaten Strafverfahren wurde Milanović 2007 wegen Untreue angeklagt. Ihm wurde vorgeworfen, durch vorschriftswidrige Zuteilung von Betriebswohnungen des Senders rund 470.000 Euro an illegalen Zahlungen eingenommen zu haben.[7]

Im September 2010 initiierten Peter Handke und der französische Mediziner Patrick Barriot eine Kampagne zur Freilassung Milanovićs.[8]

Milanović war in Požarevac inhaftiert. Ende August 2012 wurde er entlassen.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Violations of the Laws of War by NATO during Operation Allied Force Amnesty International, 7. Juli 2000, Update: 25. Februar 2010, abgerufen am 8. April 2019
  2. Yugoslavia: Ex-TV Boss Jailed Over NATO Bombing In: New York Times vom 22. Juni 2002, abgerufen am 25. Juni 2011 (englisch)
  3. Committee to Protect Journalists: Attacks on the Press 2002: Yugoslavia vom 31. März 2003, abgerufen am 25. Juni 2011 (englisch)
  4. Daniela Dahn: Die Geschichte von Dragoljub Milanovic (Memento vom 5. Oktober 2009 im Internet Archive), abgerufen am 8. April 2019
  5. Kosovo (II): Der etwas andere Krieg In: Der Spiegel 2/2000 vom 10. Januar 2000, abgerufen am 25. Juni 2011
  6. No justice for the victims of NATO bombings Amnesty International, 23. April 2009, abgerufen am 8. April 2019
  7. New indictment against former RTS director (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.b92.net In: B92.net vom 8. Mai 2007, abgerufen am 25. Juni 2011 (englisch)
  8. "Man will ihn als politischen Gefangenen behalten" Interview mit Milanovićs Ehefrau Liljana in junge Welt vom 10. Januar 2011, abgerufen am 26. Juni 2011