Dschalalabad

Stadt in Afghanistan

Dschalalabad, auch Dschellalabad (persisch جلال‌ آباد, DMG Ǧalāl-Ābād; paschtunisch جلالکوټ Dschalalkot, DMG Ǧalālkoť), ist die etwa 289.770 Einwohner zählende Hauptstadt der Provinz Nangarhar in Afghanistan.[1]

جلال‌ آباد
Dschalalabad
Dschalalabad (Afghanistan)
Dschalalabad (Afghanistan)
Koordinaten 34° 26′ N, 70° 27′ OKoordinaten: 34° 26′ N, 70° 27′ O
Basisdaten
Staat Afghanistan
Provinz Nangarhar
Distrikt Dschalalabad
Höhe 600 m
Einwohner 289.770 (2022[1])
Gründung 1570
Postleitzahl 2601
Luftaufnahme

Dschalalabad liegt knapp 160 Kilometer östlich von Kabul am Fluss Kabul nahe dem Khyber-Pass in einer Höhe von ca. 600 m. Die in Pakistan gelegene Stadt Peschawar ist nur ca. 130 km in südöstlicher Richtung entfernt.

Infrastruktur

Bearbeiten

Der Flughafen Dschalalabad liegt fünf Kilometer südöstlich.[2][3]

Während der internationalen Stabilisierungsmission (ISAF) unterhielten die Vereinigten Staaten mit der FOB Fenty (Forward Operation Base) dort einen wichtigen Stützpunkt. Von hier aus starteten unter anderem Drohnen für ihre Einsätze in Afghanistan, aber auch im benachbarten Pakistan.

Geschichte

Bearbeiten

Die Stadt hieß Adīnapūr, bevor sie Ende des 16. Jahrhunderts umbenannt wurde. Sie war ein Zentrum der Gandhara-Kultur. Hier befand sich der berühmte Garten Bāgh-i-wafā, den Babur in seiner Autobiographie Baburnama beschrieb. Der Boden war mit Klee bedeckt, im Garten standen Granatäpfel und Orangenbäume.[4] Babur ließ 1523 Kochbananen aus Indien für den Garten importieren.[5]

 
Großmogul Akbar, Zeichnung ca. 1605

Dschalalabad wurde 1570 durch den indischen Großmogul Akbar I. gegründet, es war vorher die Winterresidenz des Emirs von Afghanistan sowie Garnisonsstadt und ein wichtiger Handelsplatz.

Im Ersten Anglo-Afghanischen Krieg konnte General Robert Henry Sale vom 12. November 1841 bis zum 8. April 1842 in Dschalalabad mit 1.500 Mann einer Belagerung von Dschalalabad durch 5.000 Afghanen standhalten. Nachdem er vom bevorstehenden Entsatz durch General George Pollock erfahren hatte, unternahm Sale am 7. April einen Ausfall und vertrieb die Belagerer.

Vom November 1995 bis 2001 kontrollierten die Taliban die Stadt.[6]

Am 19. Februar 2011 töteten mehrere Selbstmordattentäter mehr als 38 Menschen in einer Filiale der Kabul Bank in Dschalalabad. Mehr als die Hälfte der Opfer waren Angehörige der afghanischen Sicherheitskräfte.[7]

Am 27. Februar 2012 sprengte sich am Flughafen ein Selbstmordattentäter in die Luft. Dabei starben neun Menschen, acht wurden verletzt. Laut den Taliban, die sich zu dem Anschlag bekannten, wurde er als Rache für die Koran-Verbrennungen auf dem US-Stützpunkt Bagram durchgeführt.[8]

Am 18. April 2015 kam es zu einem Selbstmordanschlag, der mindestens 33 Todesopfer und über 100 Verletzte zur Folge hatte. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani machte den Islamischen Staat dafür verantwortlich, auch nachdem die Taliban ihre Beteiligung abstritten.[9][10] Am 17. Mai 2017 stürmten bewaffnete Angreifer das Gebäude von Radio Television Afghanistan. Nach Angaben des Sprechers für den Gouverneur der Provinz Nangarhar, Attaullah Khogyani, gab es insgesamt vier bewaffnete Angreifer.[11][12] Zwei der Angreifer sprengten sich in die Luft. Mindestens zwei Zivilisten wurden bei dem Angriff getötet, weitere 14 verletzt.[13]

Am 15. August 2021 wurde Dschalalabad kampflos an die Taliban übergeben.[14]

Umgebung

Bearbeiten
 
Straßenszene in Dschalalabad (2004)

Etwa 11 km westlich von Dschalalabad wurden im 19. Jahrhundert beim Dorf Bimaran die Ruinen zweier buddhistischer Stupas entdeckt und untersucht; dabei fand sich das bedeutende Bimaran-Reliquiar, welches seitdem im British Museum aufbewahrt wird.

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Dschalalabad – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b Estimated Population of Afghanistan 2022-23. (PDF; 1,8 MB) National Statistic and Information Authority Afghanistan, April 2022, S. 29, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Mai 2023; abgerufen am 15. Oktober 2022 (Paschtu, persisch, englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nsia.gov.af
  2. 34° 24′ 10″ N, 70° 29′ 53″ O
  3. Jalalabad (OAJL). Ministry of Transport, Islamic Republic of Afghanistan, archiviert vom Original am 27. November 2018; abgerufen am 27. November 2018 (englisch).
  4. Annette Susanne Beveridge, Babur-nama (Memoirs of Babur). Translated from the original Turki text of Zahiru'd-din Muhammad Babur Padsha Ghazo. Delhi 1921 (Reprint Low Price Publications 1989 in einem Band, ISBN 81-85395-07-1), 414
  5. Annette Susanne Beveridge, Babur-nama (Memoirs of Babur). Translated from the original Turki text of Zahiru'd-din Muhammad Babur Padsha Ghazo. Delhi 1921 (Reprint Low Price Publications 1989 in einem Band, ISBN 81-85395-07-1), 443
  6. UN beugen sich dem Druck der Taliban. In: Der Überblick, Jg. 31 (1995), Heft 4, S. 91.
  7. Über 25 Tote bei Selbstmordanschlag in Kunduz. In: ORF. 21. Februar 2011, abgerufen am 21. Februar 2011.
  8. Selbstmordanschlag auf Kabuler Flughafen. In: Frankfurter Rundschau. 27. Februar 2012, abgerufen am 27. Februar 2012.
  9. Explosion in Ostafghanistan: Viele Tote bei Selbstmordanschlag. tagesschau.de, 18. April 2014, archiviert vom Original am 18. April 2015; abgerufen am 18. April 2014.
  10. Präsident Ghani beschuldigt Terrormiliz: Erstes großes IS-Attentat in Afghanistan? tagesschau.de, 18. April 2014, archiviert vom Original am 18. April 2015; abgerufen am 18. April 2014.
  11. Gunbattle Under Way At Afghan State Television Building. RadioFreeEurope, 17. Mai 2017, abgerufen am 17. Mai 2017 (englisch).
  12. Schüsse auf Fernsehstation in Afghanistan. Deutsche Welle, 17. Mai 2017, abgerufen am 17. Mai 2017.
  13. Suicide bombers storm Afghan state broadcaster. The Peninsula Qatar - Newspaper, 17. Mai 2017, abgerufen am 17. Mai 2017 (englisch).
  14. n-tv NACHRICHTEN: Taliban erobern letzte große Stadt Afghanistans. Abgerufen am 15. August 2021.