Dukus Horant heißt ein um 1300 entstandenes jiddisch-(mittel)deutsches Strophenepos, dessen Stoff enge Berührungen mit der mittelhochdeutschen Kudrun aufweist. Stilistisch und motivlich steht das Epos der Spielmannsepik und der späten Heldenepik nahe.

Erzählt wird die Brautwerbung um die griechische Prinzessin Hilde, Tochter des wilden Hagen. Der für seine Sangeskunst hochberühmte Dänenherzog Horand unternimmt die Werbungsfahrt im Auftrag des Königs Etene. In Hagens Hauptstadt gelingt es Horand mithilfe seines Gesanges, Kontakt zu Hilde aufzunehmen und sie von dem Antrag Etenes zu überzeugen. Mit der Einwilligung Hildes und ihrer Entführung während eines Hoffestes bricht der Text ab. Aus dem Hilde-Teil der Kudrun lässt sich der Fortgang der Erzählung erschließen: Die Entführung dürfte die Verfolgung durch den Vater nach sich gezogen haben.

Der Dukus Horant ist nur fragmentarisch erhalten (280 Strophen). Der Text ist in hebräischer Schrift in der sogenannten Cambridger Handschrift von 1382/83, einer altjiddischen Sammelhandschrift, überliefert. Sie stammt aus der Genisa der Ben-Esra-Synagoge in Alt-Kairo und gelangte 1896 in die Universitätsbibliothek Cambridge.

Literatur

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  • Manfred Caliebe: „Dukus Horant“. Studien zu seiner literarischen Tradition (= Philologische Studien und Quellen; Band 70). Berlin 1973, ISBN 3-503-00738-5 (zugleich Dissertation Universität Kiel 1970).
  • Manfred Caliebe: ‘Dukus Horant’. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. Aufl., Band 2. De Gruyter, Berlin / New York 1980, Sp. 239–243.
  • Christopher Domhardt: Zwischen verlorenem Lied und überliefertem Epos : Quellenkritische Studien zum ‚Dukus Horant‘, Berlin : Erich Schmidt Verlag, 2023, ISBN 978-3-503-21119-7
  • Graeme Dunphy: Literary Transitions: From 1300–1500. In: Max Reinhart: Early Modern German Literature (= The Camden House History of German Literature, vol. 4). Camden, Rochester NY & Woodbridge 2007, S. 43–87, hier S. 74–78.
  • Peter F. Ganz, Frederick Norman, Werner Schwarz (Hrsg.): Dukus Horant (= ATB Ergänzungsreihe; Band 2). Tübingen 1964.
  • Lajb Fuks (Hrsg.): The Oldest Known Literary Documents of Yiddish Literature (c. 1382). Leiden 1957.
  • Fritz Peter Knapp: „Dukus Horant“ und die deutsche subliterarische Epik des 13. und 14. Jahrhunderts. In: Aschkenas 14/2004, S. 101–123.
  • James W. Marchand: Einiges zur sogenannten „Jiddischen Kudrun“. Neophilologus 45/1961, S. 55–63.
  • Annegret Oehme: Angelic Giants and Monstrous Kings in the Old Yiddish „Dukus Horant“. In: Euphorion 3/2022, S. 345–366.
  • Walter Röll, Christoph Gerhardt: Zur literarhistorischen Einordnung des sogenannten „Dukus Horant“. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 41/1967, S. 517–527.
  • Gabriele Strauch: Dukus Horant: Wanderer zwischen zwei Welten (= Amsterdamer Publikationen zur Sprache und Literatur; Band 89). Amsterdam/Atlanta (Georgia) 1990, ISBN 90-5183-238-9.
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