EP-Additiv
EP-Additive (Extreme-Pressure-Additive) werden Schmierstoffen zugesetzt und verbessern deren tribologische Eigenschaften, d. h., sie verhindern das Verschweißen von zwei aneinander reibenden metallischen Werkstoffen.
Wirkungsweise
BearbeitenSobald extrem hohe Drücke bzw. Lasten zwischen zwei aneinander reibenden Werkstoffen auftreten, kann ein Verschweißen der beiden Werkstoffe eintreten. In diesem Falle sind EP-Additive in Schmierstoffen unentbehrlich. Unter hohen Drücken bzw. Lasten entstehen im Schmierstoff hohe Temperaturen. Hierbei wird aus dem EP-Additiv Schwefel (Schwefelträger), ein Phosphorsäurederivat (phosphorhaltige Verbindungen) oder Chlorkohlenwasserstoff (Chlorparaffine) freigesetzt. Die freigesetzte Substanz reagiert bei diesen Bedingungen sofort mit der Metalloberfläche zu Metallsulfiden, -phosphaten oder chloriden. Die Verbindungen bilden auf der Metalloberfläche Schichten, die unter dem hohen Druck abgeschert werden, wodurch ein Verschweißen der Metalloberflächen verhindert wird. Zugleich können EP-Additive jedoch den Verschleiß erhöhen, da durch die entstandenen Metallverbindungen Metall von der Oberfläche der Werkstoffe verloren geht.
Anforderungen und Kombination von Additiven
BearbeitenFolgende tribologische Anforderungen werden an Schmierstoffe gestellt:
- Minderung der Reibung
- Minderung des Verschleißes
- Schutz vor Verschweißen
Da die EP-Additive zwar vor einem Verschweißen schützen, aber selbst den Verschleiß erhöhen, müssen die Additive in Schmierstoffen sorgfältig aufeinander abgestimmt werden. Um das Optimum zwischen den Additiven zu finden, sind viele Versuche und Erfahrung notwendig. Überdosierungen von bestimmten Additiven können deren Vorteile wiederum verkehren.
Eingesetzte chemische Verbindungen
BearbeitenIn der Regel werden schwefel-, phosphor- oder chlorhaltige organische Verbindungen als EP-Additive eingesetzt. Die Verbindungen müssen so aufgebaut sein, dass im Schmierstoff nur bei Bedarf (also bei hohen Drücken bzw. Lasten), eine Substanz freigesetzt wird, welche auf der Metalloberfläche eine Schutzschicht, etwa aus Sulfiden, Phosphaten oder Chloriden, bildet.
Schwefelhaltige Verbindungen (Schwefelträger)
BearbeitenSchwefelhaltige Verbindungen spalten bei hohem Druck Schwefel ab, das auf der Metalloberfläche zu einer Schicht – bei Eisen aus den Eisensulfiden Eisen(II)-sulfid (FeS), Eisen(II)-disulfid (FeS2) oder Eisen(III)-sulfid (Fe2S3) – führt.
Schwefelträger sind klassische EP-Additive und können bis zu 40 Gew.-% Schwefel enthalten. Meistens handelt es sich um organische Verbindungen mit Doppelbindungen (Olefine, Ester, Fettsäuren oder Triglyceride), die schwefelvernetzt werden. Man unterscheidet inaktive und aktive Schwefelträger, je nachdem, ob Schwefel bei einer niederen oder hohen Temperatur freigesetzt wird. Schwefelträger mit polaren Gruppen wirken ebenso als Friction Modifier.
Phosphorhaltige Verbindungen
BearbeitenDiese Verbindungen führen bei hohem Druck zur Bildung von Metallphosphaten auf den metallischen Oberflächen.
Dialkyldithiophosphate
BearbeitenDialkyldithiophosphate sind Multifunktions-Additive. Sie wirken vor allem als AW-Additiv, aber auch als EP-Additiv und als Antioxidans.
Dimercaptothiadiazol-Derivate
BearbeitenDimercaptothiadiazol-Derivate sind klassische Buntmetall-Inhibitoren. Sie wirken aber auch als EP-Additiv.
Chlorhaltige Verbindungen (Chlorparaffine)
BearbeitenChlorparaffine spalten bei hohem Druck bzw. hoher Temperatur Chlorwasserstoff ab, der mit dem metallischen Werkstoff reagiert und eine Chloridschicht, etwa aus Eisen(II)-chlorid (FeCl2) und Eisen(III)-chlorid (FeCl3)2, bildet.
Chlorparaffine sind schwefelfreie EP-Additive, deren Technologie veraltet und deren Verwendung rückläufig ist. Die verwendeten Gemische chlorierter Kohlenwasserstoffe sind hochwirksam, jedoch gesundheitlich sehr bedenklich. Aufgrund ihrer extrem hohen Stabilität verursachen Chlorparaffine hohe Entsorgungskosten.
Literatur
Bearbeiten- Fritz Klocke, Wilfried König: Fertigungsverfahren: Umformen. Band 4 der Reihe Fertigungsverfahren. 5. Auflage, Springer, 2006, ISBN 3-540-23650-3
- Werner Baumann, Bettina Herberg-Liedtke: Chemikalien in der Metallbearbeitung: Daten und Fakten zum Umweltschutz. Springer, 1995, ISBN 3-540-60094-9
- Kurt Lange, Mathias Liewald (Hrsg.): Umformtechnik. Handbuch für Industrie und Wissenschaft, 2. Auflage, Springer Verlag, Berlin / Heidelberg 1990, ISBN 978-3-662-10687-7.
- Hans-Jürgen Blanke, Wilfried J. Bartz, Uwe Jens Möller: Expert Praxislexikon Tribologie Plus. 2010 Begriffe für Studium und Beruf, 2. Auflage, Expert Verlag, Renningen 2000, ISBN 3-8169-0691-5, S. 215.
Weblinks
Bearbeiten- Chemie gegen Reibung und Verschleiß. Untersuchung molekularer Wirkungsmechanismen von Thiadiazol-Schmierstoffadditiven. (abgerufen am 16. August 2018)
- Umweltfreundliche EP Additive für die Metallbearbeitung (abgerufen am 16. August 2018)
- Condition Monitoring am Maschinenelement Getriebeöl (abgerufen am 16. August 2018)
- Additive und ihre Wirkungsweise (abgerufen am 16. August 2018)
- Alterung von Schmierstoffen im Zahnradprüfstand und in Praxisgetrieben (abgerufen am 16. August 2018)