Eberhardzell
Eberhardzell ist eine Gemeinde im Landkreis Biberach in Oberschwaben, Baden-Württemberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 0′ N, 9° 49′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Tübingen | |
Landkreis: | Biberach | |
Höhe: | 588 m ü. NHN | |
Fläche: | 59,72 km2 | |
Einwohner: | 4630 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 78 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 88436 | |
Vorwahl: | 07355 | |
Kfz-Kennzeichen: | BC | |
Gemeindeschlüssel: | 08 4 26 038 | |
LOCODE: | DE ZEB | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Burgstraße 2 88436 Eberhardzell | |
Website: | www.eberhardzell.de | |
Bürgermeister: | Guntram Grabherr | |
Lage der Gemeinde Eberhardzell im Landkreis Biberach | ||
Geografie
BearbeitenLage
BearbeitenDie Gemeinde Eberhardzell liegt im Südteil des Landkreises Biberach etwa auf halber Luftlinie zwischen Biberach im Norden und Bad Wurzach im Südsüdosten. Ihr gleichnamiger Kernort befindet sich am Südostrand der Hochfläche Hochgeländ und wird von dem Riß-Zufluss Umlach durchflossen. Das Gemeindegebiet liegt zwischen 560 (bei den nördlich von Eberhardzell gelegenen Weilern) und 715,5 m ü. NHN (Hohbäumle bei Füramoos), der Kernort auf etwa 588 m Höhe.
Gliederung
BearbeitenZur Gemeinde gehören neben dem namengebenden Eberhardzell (2149 Einwohner am 1. Januar 2005) die Ortsteile Füramoos (694 Einw.), Mühlhausen (555 Einw.) und Oberessendorf (648 Einw.).
Nachbargemeinden
BearbeitenVon Westen beginnend grenzt Eberhardzell an die Gemeinden Ingoldingen, Hochdorf, Ummendorf, Ochsenhausen, Steinhausen an der Rottum und Rot an der Rot und im Süden an den Landkreis Ravensburg mit den Städten Bad Wurzach und Bad Waldsee.
Schutzgebiete
BearbeitenGanz im Süden der Gemeinde liegt das Naturschutzgebiet Mauchenmühle. Im Norden der Gemeinde liegt das Naturschutzgebiet Wettenberger Ried sowie die Landschaftsschutzgebiete Umlachtal und Romersbach. Um Füramoos liegen die Landschaftsschutzgebiete Füramooser Weiher und Holzweiher. Westlich von Oberessendorf hat die Gemeinde zudem Anteil am Landschaftsschutzgebiet Oberes Rißtal. Die meisten der genannten Schutzgebiete überschneiden sich mit dem FFH-Gebiet Umlachtal und Riß südlich Biberach.[2]
Geschichte
BearbeitenÜberblick
BearbeitenEberhardzell, früher auch Cella Wolfgangi (1353) oder Mariazell (1331), wurde wahrscheinlich erstmals 1246 als "Cella" urkundlich erwähnt, und vermutlich nach früheren Ortsherren benannt.[3]
1331 verkauften die Herren von Walsee den Ort an die Habsburger, die die Pfarrei 1456 dem Kloster Schussenried schenkten. Durch den Reichsdeputationshauptschluss im Jahr 1803 fielen deren Güter als Entschädigung für linksrheinische Gebietsverluste an den Grafen von Sternberg-Manderscheid.
Ab 1478 wurde der Ort den Herren von Neideck verpfändet, 1520 den Truchsessen von Waldburg-Wolfegg-Waldsee, die ihn 1530 von Österreich allodifizierten.[4] In Folge des Preßburger Friedens kam Oberschwaben unter die Hoheit des Königreichs Württemberg. Erst wurde Eberhardzell als Gemeinde von 1810 bis 1934 dem Oberamt Waldsee, dann bis 1938 dem Kreis Waldsee zugeordnet, ehe es im Zuge der Kreisreform 1938 zum Landkreis Biberach kam. 1945 wurde Eberhardzell Teil der Französischen Besatzungszone und kam so zum neu gegründeten Land Württemberg-Hohenzollern, welches 1952 im Land Baden-Württemberg aufging.
Heinrichsburg
BearbeitenDie Heinrichsburg, bis 1620 Herlisberg oder Herlinsberg genannt, oberhalb von Eberhardzell gelegen, war bis 1997 im Privatbesitz der Grafen von Waldburg-Wolfegg-Waldsee. Der letzte Besitzer war Heinrich Graf von Waldburg-Wolfegg-Waldsee († 1972), verheiratet mit Maria-Antonia Prinzessin von Hohenzollern-Sigmaringen († 2011). Aus dieser Ehe gingen zehn Kinder hervor.
siehe auch: Burg Eberhardzell, Alte Burg, Burg Hummertsried, Burg Voggen, Ruine Neideck, Burg Oberhornstolz
Religionen
BearbeitenEberhardzell ist von jeher römisch-katholisch geprägt. Noch heute gehören über 80 % der Bewohner der katholischen Kirche an. Während das katholische Pfarramt Eberhardzell in allen vier Ortsteilen über je eine Kirche verfügt, müssen Angehörige anderer Konfessionen oder Religionen zum Gottesdienst in umliegende Gemeinden fahren.
Eingemeindungen
BearbeitenAm 1. April 1931 wurden sämtliche Teilgemeinden gemäß Artikel 322 A 1 der Gemeindeordnung vom 19. März 1930 aufgehoben und zur (einfachen) Gemeinde Eberhardzell zusammengeschlossen.
Die Gemeinde wurde zum 1. Januar 1975 durch Vereinigung der Gemeinden Eberhardzell, Füramoos und Oberessendorf neu gebildet. Bereits am 1. März 1972 war Mühlhausen nach Eberhardzell eingemeindet worden.[5]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenLaut Angaben des Statistischen Landesamtes wächst Eberhardzell nur durch Zuwanderung.[6] Von 1989 bis 1993 wuchs Eberhardzell infolge der Wiedervereinigung um 222 Einwohner. Von 1993 bis 1997 ging der Zuzug von Aus- und Übersiedlern zurück und von 1997 bis 2002 gab es wieder einen kontinuierlichen Anstieg, als Neubaugebiete erschlossen wurden.[7] 2014 hatte die Gemeinde 4.244 Einwohner.[8] Zwischen 2017 und 2022 wuchs die Zahl der Einwohner auf 4.598.[8]
Politik
BearbeitenGemeinderat
BearbeitenDer Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem ebenfalls stimmberechtigten Bürgermeister als Vorsitzendem. Bei der Kommunalwahl vom 26. Mai 2019 lag die Wahlbeteiligung in Eberhardzell bei 64 % (2014: 58,7 %) und führte zu folgendem vorläufigen Endergebnis:
Unabhängige Wähler (UW) | 9 Sitze | 52,6 % | (2014: 10 Sitze, 53,3 %) |
Freie Bürger (FB) | 9 Sitze | 47,4 % | (2014: 8 Sitze, 46,7 %) |
Wappen
BearbeitenSeit 1981 führt die Gemeinde folgendes Wappen: In Silber zwischen einem roten Schildhaupt und einem roten Schildfuß ein schreitender, hersehender, rot bezungter schwarzer Löwe. Der Löwe symbolisiert die Zugehörigkeit zum Herrschaftsgebiet des Hauses Waldburg, die Farben weisen auf die Zugehörigkeit zu Vorderösterreich.
Vorher führte die Gemeinde: In Rot drei gestürzte silberne Muscheln schrägrechts übereinander.
Die Wappen der ehemaligen Gemeinden werden in den Ortsteilen noch inoffiziell verwendet:
- Füramoos: In gespaltenem Schild vorne in Rot eine silberne Waage, hinten in Silber eine dreilatzige rote Fahne. Die dreilatzige Fahne verweist auf das Haus Montfort.
- Mühlhausen: In von Silber und Rot geteiltem Schild oben ein halbes rotes Mühlrad an der Teilung, unten schwarz gefugtes Mauerwerk.
- Oberessendorf: In goldbordiertem blauem Schild ein goldener Adler.
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Eberhardzell – bis 1981
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Füramoos
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Mühlhausen
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Oberessendorf
Kultur und Sehenswürdigkeiten
BearbeitenBlasmusik und Chorgesang bestimmen das kulturelle Leben in Eberhardzell und seinen Ortschaften. Mit den Musikvereinen Eberhardzell, Füramoos, Mühlhausen und Oberessendorf und den Chören des Liederkranzes Eberhardzell und den jeweiligen örtlichen Kirchenchören wird die Tradition der Musik in Oberschwaben eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Während der Fasnetszeit übernimmt die örtliche 1960 gegründete Narrenzunft Zeller Schwarze Katz e. V. die Herrschaft im Ort.
Die Ortsgruppe Eberhardzell des Schwäbischen Albvereins wurde im Jahr 2001 mit der Eichendorff-Plakette ausgezeichnet.[9]
Museen
BearbeitenDas Klima-Lounge Museo CCC stellt rund 100 Fahrzeuge von Lamborghini aus. Dazu gehören Autos, Traktoren und Boote.[10][11][12]
Bauwerke
BearbeitenEberhardzell
- Pfarrkirche St. Maria: Die gotische Kirche war eine 18 m lange, einschiffige Saalkirche mit Turm. Beim Umbau 1456 bekam die damals noch „Unserer Lieben Frau“ geweihte Marienkirche einen spätgotischen Chor mit Kreuzrippengewölbe und floraler Malerei, der bis heute erhalten ist. Nach der 1713 erfolgten Erweiterung und Barockisierung der Ausstattung war die Kirche St. Margaretha geweiht. 1968 riss man das komplette Mittelschiff ab und ersetzte es durch einen modernen, nach Norden und Süden flächig erweiterten Kirchenraum mit einem mehrflächigen Zeltdach aus Spannbeton, wobei zuvor ein Brand das fast fertige Bauwerk zerstört hatte. Die Umbaumaßnahmen waren 1973 abgeschlossen. Somit präsentiert sich die Kirche heute als Mischung von einem spätgotischen Chor, einem modernen Mittelbau und einem barocken Westgiebel mit Zwiebelturm. Im Innern gibt es ein Epitaph für Victor von Neidegg (Neideck).
- Pfarrhaus[13]
- Rathaus: 1746–1747 ließ der Schussenrieder Abt Siardus Frick seinen Baumeister Jakob Emele im Norden der Pfarrkirche ein neues Pfarrhaus errichten, das gleichzeitig den Äbten von Schussenried als Sommerresidenz dienen sollte. Über dem Eingang ist ein Wappen von Abt Siardus Frick angebracht.
- Heinrichsburg
Füramoos
- Kirche St. Michael
Mühlhausen
- Kirche St. Ottilia
Oberessendorf
- Kirche St. Michael
Naturdenkmäler
Bearbeiten- Das Naturschutzgebiet Mauchenmühle liegt beim südlichen Ortsteil Mühlhausen.
- Das Wettenberger Ried, das sich wenige Kilometer östlich des Kernorts von Hochdorf auf dem Hochgeländ befindet, ist ein Hochmoor- und Bannwaldgebiet, das als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde.
- Hohbäumle, Aussichtsberg und mit 712 Meter Höhe der zweithöchste Berg des Landkreises Biberach (außerhalb der schwäbischen Alb) im Teilort Füramoos
Wirtschaft und Infrastruktur
BearbeitenDer Hauptstandort der Gewerbebetriebe ist Oberessendorf an der B 30/B 465. Die Gewerbestruktur der Gesamtgemeinde Eberhardzell ist hauptsächlich gekennzeichnet durch die Branchen Holzverarbeitung, Kies/Beton/Recycling, Software sowie Landmaschinen- und Stalltechnik. Die Firma Holzwerke Schneider, Eberhardzell-Kappel beschäftigt 2017 ca. 300 Mitarbeiter.[14]
Oberessendorf war auch Sitz der mittlerweile mit anderen Unternehmen verschmolzenen All for One Systemhaus AG. Das aus der 1978 gegründeten Unternehmensberatung Härle hervorgegangene Systemhaus hatte Tochterunternehmen in Italien, den USA und Kanada. Das rund 250 Mitarbeiter zählende Unternehmen mit 6 Standorten (Stand: 2008) wurde 2008 100%ige Tochtergesellschaft der systema Deutschland und 2009 rückwirkend zum 30. September 2008 auf die systema Deutschland GmbH verschmolzen.[15] Der bereits 2006 ausgegliederte Bereich All for One Systemhaus GmbH Midmarket Solutions wurde von der AC-Service AG übernommen und in All for One Midmarket Solutions & Services GmbH umfirmiert. 2008 erfolgte die Zusammenführung zur All for One Midmarket AG.[16]
In der Heinrichsburg, einem landwirtschaftlichen Anwesen das auf der Gemarkung von Eberhardzell liegt, hat seit 1994 die MALI Unternehmensgruppe ihren Firmensitz. Eigentümer der Firma war bis zu seinem Tod im Jahr 2010 Markus Liebherr, ein Sohn von Hans Liebherr. Die Firma versucht dort, mit einer Gruppe von Spezialisten, einen größeren Traktor für die Serienproduktion zu entwickeln.
Bildungseinrichtungen
BearbeitenMit der Gebhard-Müller-Schule verfügt Eberhardzell über eine eigene Grundschule. In Eberhardzell gibt es zwei, in Füramoos und Oberessendorf jeweils einen gemeindlichen Kindergarten.
Persönlichkeiten
BearbeitenSöhne und Töchter der Gemeinde
Bearbeiten- Maria Menz (1903–1996), Schriftstellerin
Ehrenbürger
Bearbeiten- Gebhard Müller (1900–1990), Politiker (CDU), MdL (Württemberg-Hohenzollern, Baden-Württemberg), Staatspräsident von Württemberg-Hohenzollern, Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Präsident des Bundesverfassungsgerichts
- Wolfgang Mast, langjähriger Bürgermeister von Eberhardzell (1975 bis 2007).
Literatur
Bearbeiten- Gemeinde Eberhardszell. In: Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Waldsee (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 10). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1834, S. 143–149 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
Bearbeiten- Offizielle Website Eberhardzell
- Gemeinde Eberhardzell. Serviceportal Land Baden-Württemberg
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- ↑ Daten- und Kartendienst der LUBW
- ↑ https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/17186/Eberhardzell+-+Altgemeinde~Teilort
- ↑ https://www.leo-bw.de/web/guest/detail-gis/-/Detail/details/ORT/labw_ortslexikon/17186/Eberhardzell+-+Altgemeinde~Teilort
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 525 und 545 (und 545 Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
- ↑ Stadt Biberach Bevölkerungsentwicklung und Wohnbauflächenbedarf (PDF) Flächennutzungsplan (FNP) 2020; abgerufen am 7. Februar 2017
- ↑ Entwicklung der Verwaltungsraum-Gemeinden/Flächendarstellun Flächennutzungsplan (FNP) 2020. (PDF; S. 117) Stadt Biberach; abgerufen am 7. Februar 2017
- ↑ a b Bevölkerung, Gebiet und Bevölkerungsdichte – Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Abgerufen am 18. August 2023.
- ↑ Ehrungen. In: Blätter des Schwäbischen Albvereins, Heft 2/2002, S. 26
- ↑ Klima-Lounge Museo CCC ( vom 22. August 2019 im Internet Archive)
- ↑ Der Lambo für den Jetset-Traktorfahrer Auf trd-pressedienst.com vom 8. November 2020, abgerufen am 12. November 2022.
- ↑ Wolfgang M. Buchta: Deutschlandreise Auf austroclassic.at, abgerufen am 12. November 2022.
- ↑ Sabine Kraume-Probst, Michael Ruhland: Im Schatten des Kirchturms. Drei ländliche Pfarrhäuser in Oberschwaben. [Dürnau, Otterswang, Eberhardzell]. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 32. Jg. 2003, Heft 2, S. 173–181; denkmalpflege-bw.de ( vom 13. Dezember 2013 im Internet Archive; PDF)
- ↑ Firma Holzwerke Schneider Firmenwebsite; abgerufen am 7. Februar 2017
- ↑ Historie der systema Deutschland
- ↑ Historie der All for One Midmarket AG ( vom 11. Februar 2010 im Internet Archive)