Edward Dmytryk

US-amerikanischer Filmregisseur

Edward Dmytryk (* 4. September 1908 in Grand Forks, British Columbia, Kanada; † 1. Juli 1999 in Encino, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Filmregisseur. Dmytryk machte sich vor allem mit Kriegsfilmen und Film noirs einen Namen. Zu seinen bekanntesten Filmen zählen Murder, My Sweet, Im Kreuzfeuer und Die Caine war ihr Schicksal. Er gehörte in der McCarthy-Ära zu den so genannten Hollywood Ten.

Edward Dmytryk (1947)

Dmytryk wuchs in San Francisco als Sohn ukrainischer Einwanderer auf. Bereits während seines Mathematik- und Physikstudiums arbeitete er als Aushilfe in der Filmstadt Hollywood.[1]

Trotz eines Stipendiums brach er sein Studium am California Institute of Technology nach einem Jahr ab und arbeitete hauptberuflich in Hollywood, wo er erst als Filmeditor und ab 1935 als Filmregisseur tätig war.[1] 1939 nahm er die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an.[2] Ab Anfang der 1940er Jahre arbeitete Dmytryk für das Filmstudio RKO. Nach dem Erfolg von Hitler’s Children (1943) wechselte er von B-Filmen zu reputableren Projekten.[1]

1944 drehte Dmytryk mit der Raymond-Chandler-Verfilmung Murder, My Sweet einen der „archetypischen“ Film noirs: Die „verwirrenden Aufnahmewinkel“ und „kontrastreiche Low-key-Beleuchtung“ verwiesen auf eine „zerrüttete und unheilvolle, außer Kontrolle geratene Welt“, und der Film war „nicht nur ein stark stilisierter und komplexer Detektiv-Thriller, sondern auch eine kompromisslose Vision von Korruption und Verfall.“ (Alain Silver, Elizabeth Ward)[3]

Murder, My Sweet war der erste von vier gemeinsamen Filmen des Produzenten Adrian Scott, des Regisseurs Dmytryk und des Drehbuchautors John Paxton. Es folgten Cornered (1945) über den in Argentinien ausgetragenen Kampf zwischen untergetauchten europäischen Faschisten und Antifaschisten, Unvergessene Jahre (1947) und Im Kreuzfeuer (ebenfalls 1947), der antisemitische Tendenzen innerhalb der US-Streitkräfte beleuchtete. Das Augenmerk auf politische Themen war beabsichtigt: Scott und Dmytryk waren während des Zweiten Weltkrieges der Kommunistischen Partei der USA beigetreten, den, so Dmytryk, „einzigen, die etwas tun“.[4] Für Im Kreuzfeuer war Dmytryk in der Kategorie Beste Regie für einen Oscar nominiert.

 
Edward Dmytryk vor dem Komitee für unamerikanische Umtriebe (1951)

Ende der 1940er Jahre wurde Dmytryk als Kommunist denunziert. Zusammen mit Adrian Scott und acht weiteren Filmschaffenden, die später als „Hollywood Ten“ Bekanntheit erlangten, wurde er vor das Komitee für unamerikanische Umtriebe (HUAC) geladen. Er verweigerte dort zunächst die Aussage, 1948 wurde er wegen „Missachtung“ (contempt) zu einer Haftstrafe von sechs Monaten verurteilt. Dmytryk fand in Hollywood keine Arbeit mehr und drehte vorübergehend in Großbritannien. 1951 änderte er seine Haltung und nannte dem Komitee die Namen angeblicher Kommunisten im amerikanischen Filmgeschäft, darunter Adrian Scott, Jules Dassin und Albert Maltz. Diese Denunziation, die das berufliche und soziale Leben der Künstler zerstörte, haben ihm viele seiner Kollegen nicht verziehen.[1][5]

Nach der Rehabilitierung konnte Dmytryk wieder an seine frühere Karriere anknüpfen. Er drehte in den verschiedensten Genres, darunter Western, Dramen und Abenteuerfilme. Der erste Regieauftrag war der Film noir The Sniper (1952) für Produzent Stanley Kramer. Zu seinen erfolgreichsten Filmen zählte die Literaturverfilmung Die Caine war ihr Schicksal. Ab Ende der 1960er Jahre arbeitete Dmytryk auch wieder in Europa. In den 1970er Jahren zog er sich aufgrund ausbleibender Angebote aus dem Filmgeschäft zurück und betreute Filmklassen an der University of Texas at Austin und der University of Southern California.[1]

Von 1932 bis zur Scheidung 1947 war er mit Madeleine Robinson verheiratet; sie hatten einen gemeinsamen Sohn. In zweiter Ehe war er von 1948 bis zu seinem Tod mit der Schauspielerin Jean Porter verheiratet, aus dieser Ehe stammen drei Kinder.

Filmografie (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. a b c d e Geoff Mayer, Brian McDonnell: Encyclopedia of Film Noir. Greenwood Press, Westport 2007, S. 171–172.
  2. Edward Dmytryk: Odd Man Out: A Memoir of the Hollywood Ten. Southern Illinois University Press 1996, S. 156.
  3. „The disorienting angles, low-key and high-contrast lighting […] point to a disordered and ominous world beond control. […] Ultimately Murder, My Sweet is the archetype for a number of films made later. […] There is nothing sweet in Murder, My Sweet, a film that remains not only a highly stylized and complex detective thriller but also an uncompromising vision of corruption and decay.“ – Alain Silver, Elizabeth Ward (Hrsg.): Film Noir. An Encyclopedic Reference to the American Style, Third Edition. Overlook/Duckworth, New York/Woodstock/London 1992, ISBN 978-0-87951-479-2, S. 192–193.
  4. Brian Neve: Film and Politics in America. A Social Tradition. Routledge, Oxon 1992, S. 95.
  5. Andrew Spicer: Historical Dictionary of Film Noir. Scarecrow Press, Lanham (Maryland) 2010, S. 75–76.