Minuskel 700
Minuskel 700 (in der Nummerierung nach Gregory-Aland, zuvor als 604 in allen Katalogen nummeriert, von Soden ε 133) ist eine griechische Minuskelhandschrift des Neuen Testaments. Mittels Paläographie wurde es auf das 11. Jahrhundert datiert. Es besteht aus 297 Pergamentblättern (14,8 × 11,7 cm), die einspaltig mit 19 Zeilen je Seite beschrieben sind.[1]
Minuskel 700 | |
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Eusebischer Kanon | |
Text | Evangelien |
Sprache | griechisch |
Datum | 11. Jahrhundert |
Lagerort | British Library, Egerton 2610 |
Größe | 14,8 cm × 11,7 cm |
Typ | Cäsareanischer Texttyp |
Kategorie | III |
Notiz | einzigartige Lesarten |
Beschreibung
BearbeitenDer Kodex enthält den vollständigen Text der Evangelien. Ebenso sind die Ammonischen Einteilungen und der Eusebische Kanon enthalten, der im Johannesevangelium jedoch sehr sparsam ist. Es sind Illustrationen der Evangelisten enthalten. Lektionare Markierungen sind in Gold ausgeführt.
Text
BearbeitenZusammen mit Minuskel 162 aus dem Jahre 1153 einhält Minuskel 700 im Vaterunser im Lukasevangelium 11,2 die überaus bemerkenswerte Lesart ελθετω το πνευμα σου το αγιον εφ ημας και καθαρισατω ημας ("Dein Heiliger Geist komme auf uns und reinige uns") anstelle von ελθετω η βασιλεια σου ("Dein Reich komme").[2] Diese eigenartige Lesart taucht nur in diesen beiden Manuskripten auf, sie ist jedoch von einem sehr alten Archetyp abgeleitet, da sie sich im Lukas-Evangeliums von Marcion (2. Jhdt.) findet und auch vom Kirchenvater Gregor von Nyssa (4. Jhdt.) erwähnt wird.[3]
Der Text im Johannesevangelium 8,8, im Anschnitt Jesus und die Ehebrecherin, enthält zusammen mit U (030), 73, 331, 364, 782, 1592 und einigen armenischen Manuskripten die einzigartige Ergänzung: ενος εκαστου αυτων τας αμαρτιας ("Sünden eines jedem von ihnen"). Diese Textvariante findet sich auch in einigen lateinischen Manuskripten in Minuskel 264 ist diese Variante in Johannes 8,6 enthalten.
In Matthäus 27,16 steht an der Stelle, die den Namen des Barabbas enthält, die bekannte Textvariante Ιησουν τον Βαραββαν, die τον hinzufügt. Diese Lesart findet sich auch im Codex Koridethi und den Manuskripten der Textfamilie f1.
Hoskier stellte 2724 Abweichungen vom Textus Receptus fest. Davon waren 791 Auslassungen und 353 Hinzufügungen. 270 Textvarianten erscheinen in keinem anderen Manuskript.[4]
Der griechische Text repräsentiert den Cäsareanischen Texttyp. Aland ordnete ihn in Kategorie III ein.[5]
Das Manuskript wurde von John William Burgon untersucht sowie von Simcox und Scrivener beschrieben und zusammengestellt.
Die Handschrift befindet sich in der British Library, Egerton 2610 in London.[1]
Siehe auch
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b K. Aland, M. Welte, B. Köster, K. Junack, Kurzgefasste Liste der griechischen Handschriften des Neues Testaments, Walter de Gruyter, Berlin, New York 1994, p. 88.
- ↑ Bruce M. Metzger, Bart D. Ehrman, The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption and Restoration, Oxford University Press, 2005, p. 90.
- ↑ Helmut Koester, Introduction to the New Testament, New York: Walter de Gruyter 1995, p. 31.
- ↑ H. C. Hoskier, A Full Account and Collation of the Greek Cursive Codex Evangelium 604, London 1890.
- ↑ Kurt Aland, and Barbara Aland, The Text of the New Testament: An Introduction to the Critical Editions and to the Theory and Practice of Modern Textual Criticism, transl. Erroll F. Rhodes, William B. Eerdmans Publishing Company, Grand Rapids, Michigan, 1995, p. 133.
Literaturverzeichnis
Bearbeiten- F. H. A. Scrivener, Adversaria critica sacra (Cambridge, 1893).
- W. H. Simcox, American Journal of Philology V, 4 (Baltimore, 1884), pp. 454–465.
- Hermann C. Hoskier, A Full Account and Collation of the Greek Cursive Codex Evangelium 604, London, 1890.
- Burnett Hillman Streeter, The Four Gospels: A Study of Origins (MacMillan, 1924).
- Bruce M. Metzger, Manuscripts of the Greek Bible: An Introduction to Palaeography, Oxford University Press, Oxford 1981, p. 122.
Weblinks
Bearbeiten- Minuscule 700 in der British Library
- Minuscule 700 in der Encyclopedia of Textual Criticism