Eine Handvoll Heimaterde

Lied des Gesangsduos Tom und Tommy von 1959

Eine Handvoll Heimaterde ist ein Lied des Gesangsduos Tom und Tommy von 1959. Musik und Text stammten von Karl Götz und Peter Kaegbein, die Single erschien bei Polydor. Sie war ab Juli des Jahres acht Monatsausgaben in den deutschen Singlecharts und erreichte dabei den neunten Platz.[2]

Etikett der Single Eine Handvoll Heimaterde
Etikett der Single Eine Handvoll Heimaterde
Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Singles[1]
Eine Handvoll Heimaterde
 DE901.07.1959(32 Wo.)

Der Text thematisiert das Verlassen der Heimat und den Aufbruch in eine ungewisse, dunkle Fremde. Als positive Erinnerung an die Heimat wird „eine Handvoll Heimaterde“ mitgenommen – dies bezieht sich auf den Brauch vieler Vertriebener, etwas Erde aus dem Heimatort mit in den Westen zu nehmen.[3][4] Ein Gedicht desselben Titels mit deutlichen Anklängen an Blut-und-Boden-Literatur der Dichterin Christine Koch zeigt, dass dieses Motiv bereits früher genutzt wurde.[5]

Obwohl Ort und Zeit des Geschehens nicht angesprochen werden, dürfte dem Publikum der Nachkriegszeit damit klar gewesen sein, dass es im Text um Flucht und Vertreibung ging. Auch die weiteren Metaphern bezogen sich auf konkrete Erinnerungen vieler Deutscher an das Kriegsende und waren somit sofort verständlich.[4]

Bereits der Anfang verdeutlicht, dass es nicht um einen typischen Heim- und Fernwehtext geht:

„Schwer war der Abschied
so schwer war die Zeit
Wir mussten hinaus in die Nacht.“

Auch der Euphemismus in der dritten Strophe

„Viele verloren am Wege den Mut
ich hab’ sie nie wieder gesehen.“

konnte vom Publikum verstanden werden, die wussten, dass Menschen nicht den Mut, sondern vielfach ihr Leben verloren hatten.[4] Ob mit der Schlusssequenz mit einer Paraphrase auf „Die Zeit heilt alle Wunden“ eine weitere Verdrängung der Vergangenheit ausgedrückt wird[4] oder die Hoffnung auf eine Rückkehr in die Heimat,[3] bleibt offen:

„Mein Herz es muß warten,
dann wird alles gut
wenn auch Jahre darüber vergeh’n“

Musikalisch klingt in dem Lied etwas von dem damaligen Trend zum Westernsujet durch, der durch die noch neue Westbindung der jungen Bundesrepublik ausgelöst wurde.[4] Arrangiert und begleitet wurde das Stück von den Horst-Wende-Tanzsolisten als Slowfox mit Gitarrenklang.

Kontext und Hintergrund

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Einerseits schließt das Lied nahtlos an die bereits seit Anfang der 1950er Jahre in der jungen Bundesrepublik hochpopuläre „Heimatwelle“ an, die sich in Heimatfilmen wie Grün ist die Heide und auch musikalisch manifestierte. Das deutsche Publikum konnte allerdings aus dem beschönigenden Text eindeutig ihre eigenen Erinnerungen und Traumata herauslesen. André Port le roi zieht in Schlager lügen nicht das Fazit, dass Eine Handvoll Heimaterde „das Äußerste [war], was der deutsche Schlager der fünfziger Jahre an Vergangenheitsbewältigung leisten konnte“.[4]

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Einzelnachweise

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  1. Charts DE
  2. Chartsurfer.de: Eine Handvoll Heimaterde von Tom & Tommy. Abgerufen am 24. Oktober 2020.
  3. a b Eckhart Höfig: Heimat in der Popmusik : Identität oder Kulisse in der deutschsprachigen Popmusikszene vor der Jahrtausendwende. Triga, Gelnhausen 2000, ISBN 3-89774-095-8, S. 119.
  4. a b c d e f André Port le Roi: Schlager lügen nicht. Deutscher Schlager und Politik in ihrer Zeit. Klartext Verlag, Essen 1998, ISBN 978-3-88474-657-8, S. 75–77.
  5. Willy Knoppe: 2.3.1 Von der „Heimat“ zur „Region“. Anmerkung zu Genese und Ausprägungen des Heimatbegriffs. In: Orientierungssuche in einer regionalen Sprachform un bey allem is wuat ; eine literaturpädagogische Untersuchung zu den Werthaltungen in der niederdeutschen Lyrik von Christine Koch. (Dissertation, Universität Münster). Cuvillier, Göttingen 2005, ISBN 978-3-86537-494-3.