Einwohnerentwicklung von Gelsenkirchen
Dieser Artikel gibt die Einwohnerentwicklung von Gelsenkirchen tabellarisch und graphisch wieder.
Am 30. Juni 2009 betrug die „Amtliche Einwohnerzahl“ für Gelsenkirchen nach Fortschreibung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen 260.900 (nur Hauptwohnsitze und nach Abgleich mit den anderen Landesämtern).[1]
Einwohnerentwicklung
BearbeitenIm Mittelalter und der frühen Neuzeit hatte Gelsenkirchen nur einige hundert Einwohner. Die Bevölkerung wuchs sehr langsam und ging durch die zahlreichen Kriege, Seuchen und Hungersnöte immer wieder zurück. Mit dem Aufbau der Montanindustrie im 19. Jahrhundert und dem Zuzug von Arbeitern aus Ost- und Westpreußen sowie aus Posen und Schlesien beschleunigte sich das Bevölkerungswachstum. Lebten 1819 erst 505 Menschen in dem Ort, so waren es 1900 bereits rund 37.000.
Anfang des 20. Jahrhunderts wuchs die Stadt vor allem durch zahlreiche Eingemeindungen. So überschritt am 1. April 1903 die Einwohnerzahl der Stadt Gelsenkirchen nach der Eingliederung von Schalke (26.077 Einwohner 1900), Ückendorf (21.937), Bismarck (21.169), Bulmke (11.001), Heßler (5.558) und Hüllen (6.464) die Grenze von 100.000 und machte sie zur Großstadt.
Am 1. Januar 1924 erfolgte die Eingemeindung von Rotthausen (29.413 Einwohner 1919), wodurch die Einwohnerzahl auf 206.595 stieg. Einen Zuwachs von 1.063 Personen brachte am 1. April 1926 die Eingliederung der Orte Günningfeld, Leithe (Westf.), Röhlinghausen und Wanne aus dem Kreis Gelsenkirchen. Am 1. April 1928 wuchs die Bevölkerungszahl nach dem Zusammenschluss der Städte Gelsenkirchen (207.153 Einwohner 1925) und Buer (99.307) sowie der Gemeinde Horst-Emscher (23.412) zur Stadt Gelsenkirchen-Buer auf 340.077. Am 21. Mai 1930 erfolgte die Änderung des Stadtnamens in Gelsenkirchen. Bei der Volkszählung am 17. Mai 1939 zählte man 317.568 Personen.
Im Zweiten Weltkrieg war die Stadt als eines der Zentren der Kriegswirtschaft das Ziel mehrerer schwerer Bombenangriffe der Alliierten. Allein beim Großangriff vom 6. November 1944 starben 518 Menschen. Insgesamt forderte der Luftkrieg 3.092 Todesopfer, drei Viertel der Stadt wurden zerstört. Bei der Einnahme durch US-amerikanische Truppen am 10. April 1945 lebten noch 160.000 Menschen in der Stadt. Das waren etwa halb so viel wie vor dem Krieg. Mit der Eingliederung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten wuchs die Bevölkerungszahl sehr schnell. Ab den 1950er Jahren kamen verstärkt Gastarbeiter aus Südeuropa und der Türkei.
1959 erreichte die Einwohnerzahl mit 391.745 ihren historischen Höchststand. Mit dem Niedergang des Bergbaus in den 1960er Jahren, später auch der Eisen- und Stahlindustrie, sank die Bevölkerungszahl Gelsenkirchens. Im Jahre 2006 stand die Stadt mit 266.772 Einwohnern unter den deutschen Großstädten an 24., innerhalb Nordrhein-Westfalens an elfter Stelle. Seit 1959 ist die Bevölkerungszahl um 31,9 Prozent (124.973 Personen) gesunken. Für 2025 geht die Bevölkerungsprognose des Landesamtes von dann nur noch 226.100 Einwohnern aus.
Gelsenkirchen ist symptomatisch für den erheblichen Bevölkerungsrückgang der großen Ruhrgebietsstädte. Die Bevölkerung schrumpfte seit Ende der 1970er Jahre mit damals rd. 316.000 Einwohnern – trotz des zwischenzeitlichen Zuwachses um rd. 10.000 Einwohner nach der Wiedervereinigung 1990 – auf nur noch rd. 256.000 Einwohner 2012; mithin ein Minus von 60.000 Einwohnern bzw. fast 20 Prozent (Rückgänge im Vergleichszeitraum 1980–2012: Essen minus 14 %, Duisburg und Herne minus 13 %, Oberhausen minus 10 %, Bochum minus 9 %, Dortmund minus 7 %).
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Dabei handelt es sich um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der Stadtverwaltung (bis 1970) und des Statistischen Landesamtes (ab 1971). Die Angaben beziehen sich ab 1840 auf die „Zollabrechnungsbevölkerung“, ab 1871 auf die „Ortsanwesende Bevölkerung“, ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1987 auf die „Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung“. Vor 1840 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.
Von 1798 bis 1870
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¹ Volkszählungsergebnis
Von 1871 bis 1944
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¹ Volkszählungsergebnis
Quelle: Stadt Gelsenkirchen
Von 1945 bis 1989
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¹ Volkszählungsergebnis
Quellen: Stadt Gelsenkirchen (bis 1970), Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (ab 1971)
Ab 1990
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Quellen: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen
Bevölkerungsprognose
BearbeitenBertelsmann-Stiftung
BearbeitenIn ihrem 2008 publizierten „Wegweiser Kommune zum demographischen Wandel 2025“, in dem die Bertelsmann-Stiftung Daten zur Entwicklung der Einwohnerzahl von 2.959 Kommunen in Deutschland liefert, wird für Gelsenkirchen ein Rückgang der Bevölkerung zwischen 2006 und 2025 um 8,6 Prozent (23.074 Personen) vorausgesagt.
Absolute Bevölkerungsentwicklung 2006–2025 – Prognose für Gelsenkirchen (Hauptwohnsitze):[2]
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Jeweils zum 31. Dezember. Quelle: Bertelsmann-Stiftung
Prognose der Postbank
BearbeitenIm März 2016 veröffentlichte die Deutsche Postbank AG eine unter Leitung von Michael Bräuninger, Professor an der Helmut-Schmidt-Universität, durchgeführte Studie unter dem Titel Wohnatlas 2016 – Leben in der Stadt, in der für 36 deutsche Großstädte auch eine Bevölkerungsprognose für das Jahr 2030 durchgeführt wird. Sie berücksichtigt auch explizit den Zuzug im Rahmen der Flüchtlingskrise in Deutschland ab 2015. Für Gelsenkirchen wird darin von 2016 bis 2030 trotz Flüchtlingszuzug ein Bevölkerungsrückgang von 8,93 % vorhergesagt.[4]
Bevölkerungsstruktur
BearbeitenDie größten Gruppen der melderechtlich in Gelsenkirchen registrierten Ausländer kamen am 30. September 2016 aus der Türkei (17.243), Syrien (4.753), Polen (4.317), Rumänien (3.926), Serbien (2.382), Bulgarien (1.955), Italien (1.746), Kosovo (1.147), Kroatien (1.094) und Irak (1.049).[5]
Bevölkerung | Stand 30. September 2016 |
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Einwohner mit Hauptwohnsitz | 264.790 |
davon männlich | 131.536 |
weiblich | 133.254 |
Deutsche | 214.045 |
davon männlich | 103.926 |
weiblich | 110.119 |
Ausländer | 50.745 |
davon männlich | 27.610 |
weiblich | 23.135 |
Ausländeranteil in Prozent | 19,2 |
Quelle: Stadt Gelsenkirchen
Altersstruktur
BearbeitenDie folgende Übersicht zeigt die Altersstruktur vom 31. Dezember 2010 (Hauptwohnsitze).
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Quelle: Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen
Stadtbezirke
BearbeitenDas Stadtgebiet Gelsenkirchens besteht aus fünf Stadtbezirken mit je einer Bezirksvertretung, die sich in 18 Stadtteile gliedern.
Die Einwohnerzahlen in der folgenden Tabelle beziehen sich auf den 31. Dezember 2007 (Hauptwohnsitze).[7]
Name | Fläche in km² |
Einwohner- zahl |
Einwohner je km² |
Ausländer- zahl |
Ausländer in % |
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Mitte | 27,98 | 90.971 | 3.252 | 15.440 | 17,0 |
Nord | 32,94 | 59.726 | 1.813 | 7.115 | 11,9 |
West | 12,83 | 34.807 | 2.713 | 4.054 | 11,7 |
Ost | 20,65 | 43.094 | 2.087 | 2.833 | 6,6 |
Süd | 10,47 | 38.569 | 3.683 | 6.126 | 15,9 |
Gelsenkirchen | 104,84 | 267.167 | 2.548 | 17.105 | 13,3 |
Quelle: Stadt Gelsenkirchen
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Karl Friedrich Wilhelm Dieterici (Hrsg.): Mitteilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, 1848–1861.
- Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1880–1918.
- Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich, 1919–1941/42.
- Deutscher Städtetag (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch Deutscher Gemeinden, 1890 ff.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland, 1952 ff.
- Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Wegweiser Demographischer Wandel 2020. Analysen und Handlungskonzepte für Städte und Gemeinden. Verlag Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2006, ISBN 3-89204-875-4.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ LDS NRW: Bevölkerung im Regierungsbezirk Münster (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Bertelsmann-Stiftung: Bevölkerungsvorausberechnung 2006–2025 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Prog. 2012 Bertelsmannstriftung
- ↑ Presseinformation Deutsche Post AG: Postbank Studie "Wohnatlas 2016 - Leben in der Stadt": Wo Bevölkerungswachstum die Preise steigen lässt, veröffentlicht am 3. März 2016, abgerufen am 3. März 2016
- ↑ Stadt Gelsenkirchen: Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung nach der 1. Staatsangehörigkeit ( des vom 28. Oktober 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 29. Oktober 2016
- ↑ Datenbank Zensus 2011, Gelsenkirchen, Alter + Geschlecht
- ↑ Stadt Gelsenkirchen: Innerstädtische Strukturdaten