Elbebrücke Bad Schandau
Die Elbebrücke Bad Schandau ist eine 292 m lange Straßenbrücke der Bundesstraße 172, die in der sächsischen Stadt Bad Schandau bei Stromkilometer 11,53 die Elbe überspannt. Das Bauwerk wurde 1977 flussaufwärts der Carolabrücke errichtet. Am 6. November 2024 wurde die Brücke wegen Zweifeln an der Tragfähigkeit bis auf Weiteres durch das Landesamt für Straßenbau und Verkehr gesperrt.[3]
Elbebrücke Bad Schandau | ||
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Überführt | Bundesstraße 172 | |
Unterführt | Elbe | |
Ort | Bad Schandau | |
Konstruktion | Spannbeton- hohlkastenbrücke | |
Gesamtlänge | 292 m[1] | |
Breite | 13,85 m[2] | |
Längste Stützweite | 100 m | |
Konstruktionshöhe | 2,7 m | |
Fertigstellung | 1977 | |
Lage | ||
Koordinaten | 50° 55′ 20″ N, 14° 8′ 10″ O | |
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Geschichte
BearbeitenIn Bad Schandau bestand seit 1877 mit der Carolabrücke eine feste Elbquerung. Die Carolabrücke war eine kombinierte Eisenbahn- und Straßenbrücke, deren Bauzustand Anfang der 1970er Jahre allerdings den steigenden Verkehrsbelastungen des Straßenverkehrs nicht mehr gewachsen war. Der Straßenverkehr konnte zuletzt nur als Richtungsverkehr mit Ampelregelung über die Brücke geführt werden.
Daher wurde etwa 300 Meter stromauf eine neue Brücke für den Straßen- und Fußgängerverkehr geplant. Die Planungen der Brücke übernahm analog zur Carolabrücke in Dresden das Projektierungsbüro Straßenwesen Dresden unter der Mitarbeit seines Brückenkonstrukteurs dem Ingenieur Eckhart Thürmer.[4] Der Bau erfolgte von 1975 bis 1977 in einer Bauzeit von 16 Monaten. In diesem Zusammenhang war auch eine Neutrassierung der nach Krippen führenden Straße (nach 1993 Staatsstraße S 169) notwendig, die teilweise in Form einer Hochstraße erfolgte. Nach der Fertigstellung der neuen Straßenbrücke über die Elbe folgte 1985 die Demontage der alten Straßenbrücke und in den folgenden Jahren der Austausch der Überbauten der Eisenbahnbrücke.
In den Jahren 2001 bis 2003 wurde eine umfangreiche Instandsetzung der Elbebrücke Bad Schandau durchgeführt.
Konstruktion
BearbeitenDie Straßenbrücke besitzt vier Öffnungen mit Stützweiten von 50,0 m am linkselbischen Ufer, 100 m über dem Strom und zweimal 59,0 m am rechtselbischen Ufer. Im Strombereich ist eine lichte Höhe von 6,53 m beim höchsten schiffbaren Wasserstand vorhanden.[5]
Die Spannbetonkonstruktion hat als Bauwerkssystem in Querrichtung einen einzelligen Hohlkastenquerschnitt mit schrägen Stegen und einer konstanten Konstruktionshöhe von 2,70 m sowie einer Fahrbahnplattenbreite von 13,6 m.
Der Balken der Stromöffnung wird von einem vorgespannten parabelförmig angeordneten Betonband unterspannt. Das Unterspannband besitzt einen massiven Rechteckquerschnitt mit einer Breite von 3,04 m und einer Höhe von 0,6 m. Alle 10,5 m ist eine Abstützung der Unterspannung am Balken mit einer Betonscheibe von 25 cm Dicke vorhanden. Der lichte Abstand zum Brückenüberbau beträgt in Feldmitte maximal 3,28 m.
Das Zugband ermöglicht einen größeren Abstand zwischen den Brückenpfeilern.[6]
Das Bauwerk wurde in den Randbereichen mit einem Lehrgerüst hergestellt, bei der Stromöffnung kam der mit einem Hilfspylon abgespannte Freivorbau zur Anwendung.
Sperrung
BearbeitenDie letzte Brückenprüfung der Schandauer Elbebrücke aus dem Jahr 2023 ergab eine Bewertung von 2,5 (entspricht der Zustandsnote „ausreichender Zustand“ auf einer Skala von 1,0 („sehr guter Zustand“) bis 4,0 („ungenügender Zustand“)).[7] Das am 6. November 2024 vorliegende Ergebnis einer Sonderprüfung vom 27. September 2024[8] unter dem Eindruck des Teil-Einsturzes der Carolabrücke in Dresden[9] – bei beiden Bauwerken wurde der als anfällig für Korrosion und Spannungsrisse bekannte Hennigsdorfer Spannstahl verwendet[10] – zeigte Längsrisse und austretendes Rostwasser im Zugband unter der Brücke auf, welche die Tragfähigkeit gefährden. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr ordnete die sofortige Sperrung ab dem 6. November 2024 bis mindestens Ende 2024 an.[11] In dieser Zeit sollen Bauwerks- und Materialuntersuchungen sowie statische Berechnungen zum Nachweis der notwendigen Tragfähigkeit durchgeführt werden.[12][3]
Auswirkungen
BearbeitenDie Sperrung der Brücke hat Auswirkungen auf den lokalen und regionalen Verkehr, da sich die nächsten Straßenbrücken erst in Pirna (20 km flussabwärts) und Děčín (25 km flussaufwärts) befinden. In Konsequenz wurde das öffentliche Verkehrsangebot angepasst: Ab dem 11. November 2024 sind die um ein zweites Schiff verstärkten Elbfähren für Personen kostenfrei. Sie verkehren im 15-Minuten-Rhythmus und gewähren so den Anschluss an die Züge am Bahnhof Bad Schandau auf dem anderen Elbufer.[13] Die Einsatzpläne von Feuerwehr und Rettungsdienst sind auf zwei Einsatzgebiete angepasst, so dass beide Seiten der Elbe versorgt werden können.[14] Der Elberadweg war im Bereich der Brücke gesperrt.[15] ist aber ab dem 15. November wieder befahrbar.[16]
Zudem ist nach der Sperrung der Elbe-Brücke der Schiffsverkehr auf der Elbe in dem Bereich untersagt und trennt den bereits durch den Einsturz der Carolabrücke in Dresden[17] unterbrochenen internationalen Wasserweg an einer weiteren Stelle.[18]
Durch die Sperrung ist die zentrale Verkehrsachse der Sächsischen Schweiz, die Bundesstraße 172, durchtrennt, was massive Auswirkungen auf den Verkehr und damit auch auf die lokale Wirtschaft hat. Daher steigt der Druck, eine Ersatzbrücke für die Elbebrücke Bad Schandau zu realisieren. Zur Schaffung einer temporären Lösung laufen parallel Diskussionen mit verschiedenen Institutionen. Im Gespräch ist etwa eine Pontonbrücke der Bundeswehr, eine Autofähre oder ein Umbau der als Eisenbahnbrücke genutzten Carolabrücke, die ursprünglich eine kombinierte Brücke war.[19]
Literatur
Bearbeiten- Erich Fiedler: Straßenbrücken über die Elbe. Saxoprint Dresden 2005, ISBN 3-9808879-6-0, S. 9–10.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ LASUV Sachsen FAQ: Elbebrücke der B 172 in Bad Schandau, abgerufen am 21. November 2024a
- ↑ LASUV Sachsen FAQ: Elbebrücke der B 172 in Bad Schandau, abgerufen am 21. November 2024a
- ↑ a b Zustandsprüfung: Rostwasseralarm – Elbebrücke Bad Schandau gesperrt. In: mdr.de. Mitteldeutscher Rundfunk, AöR, Leipzig, 6. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Sächsische Zeitung: Der Brückentüftler, Ausgabe vom 29. Januar 2013, abgerufen am 13. November 2024
- ↑ Wasser- und Schifffahrtsamt Dresden ( vom 3. Juli 2009 im Internet Archive), abgerufen am 7. November 2024
- ↑ Sächsische Zeitung: Was die Dresdener Carolabrücke und die Elbebrücke in Bad Schandau gemeinsam haben und was nicht, abgerufen am 13. November 2024
- ↑ Zustandsnoten. In: bmdv.bund.de. Bundesministerium für Digitales und Verkehr, Berlin, 15. Oktober 2024, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Sofortige Sperrung der Elbebrücke in Bad Schandau! In: bad-schandau.de. 6. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Dirk Schulze: Nach Einsturz der Carolabrücke: Wie sicher ist die Brücke in Bad Schandau? In: saechsische.de. 11. Oktober 2024, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ Elbbrücke in Bad Schandau wird komplett gesperrt. In: n-tv.de. 7. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Sofortige Sperrung der Elbbrücke in Bad Schandau – Notwendige Maßnahme aufgrund von Längsrissen im Unterspannband | Pressemitteilung. In: lasuv.sachsen.de. Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV), Dresden, 6. November 2024, abgerufen am 7. November 2024.
- ↑ Dirk Schulze: Risse gefährden Tragfähigkeit: Elbbrücke in Bad Schandau ab sofort gesperrt. In: saechsische.de. 6. November 2024, abgerufen am 6. November 2024.
- ↑ MDR: Gesperrte Elbbrücke in Bad Schandau: Drei Fähren ab sofort kostenlos, Ausgabe vom 11. November 2024, abgerufen am 12. November 2024
- ↑ Sächsische Zeitung: Elbbrücke Bad Schandau komplett gesperrt, abgerufen am 11. November 2024
- ↑ Elberadweg: Elbebrücke in Bad Schandau gesperrt, abgerufen am 13. November 2024
- ↑ Sächsische Zeitung: Umleitung nach Brückensperrung: Unterführung und Elberadweg wieder frei, abgerufen am 21. November 2024
- ↑ Eric Hofmann, Hermann Tydecks, Martin Gaitzsch, Linda Drewanz, Holger Köhler-Kaeß, Benjamin Richter, Niklas Perband, Maximilian Schiffhorst, Lennart Zielke, Adrian Schintlmeister, Chris Pechmann, Malte Kurtz, Marcus Scholz, Karoline Bernhardt: Carolabrücke: Wie geht es mit dem Schiffsverkehr auf der Elbe weiter? In: Tag24. 9. November 2024, abgerufen am 11. November 2024.
- ↑ Lange Umleitungen durch Sperrung der Brücke. Tagesschau, 7. November 2024
- ↑ Sächsische Zeitung: Gesperrte Elbbrücke. Bundeswehr prüft Pontonbrücke, abgerufen am 15. November 2024
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