Elfriede Brüning

deutsche Schriftstellerin und Fernsehspielautorin

Elfriede Brüning (Pseudonym Elke Klent; * 8. November 1910 in Berlin; † 5. August 2014[1] ebenda) war eine deutsche Schriftstellerin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus.

Elfriede Brüning (2003)
Elfriede Brüning mit Gesine Lötzsch (2012)
 
Elfriede Brüning 1951, zwischen Rudolf Engel, Willi Bredel und Wieland Herzfelde

Elfriede Brüning war die Tochter einer Näherin und eines Tischlers. Nachdem sie das Gymnasium nach der zehnten Klasse verlassen hatte, arbeitete sie als Büroangestellte und ab 1929 als Sekretärin in einer Berliner Firma der Filmbranche. Gleichzeitig erschienen erste journalistische Arbeiten im Feuilleton diverser Zeitungen, so im Berliner Tageblatt, im Berliner Börsen-Courier und in der Vossischen Zeitung. Nach dem Besuch der Marxistischen Arbeiterschule trat Brüning, deren Eltern in der Arbeiterbewegung engagiert waren, 1930 der KPD bei und wurde Mitarbeiterin der kommunistischen Presse in der Weimarer Republik. Ab 1932 gehörte sie dem Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller (BPRS) an. Die nationalsozialistische Machtübernahme verhinderte 1933 das Erscheinen ihres ersten, sozialkritischen Romans Handwerk hat goldenen Boden; er erschien erstmals 1970 unter dem Titel Kleine Leute. Brüning verlegte sich stattdessen auf die Unterhaltungsliteratur und veröffentlichte 1934 den erfolgreichen Roman Und außerdem ist Sommer.

In den ersten Jahren des Dritten Reiches arbeitete Elfriede Brüning im kommunistischen Widerstand mit und lieferte unter dem Pseudonym Elke Klent Beiträge für die Neuen Deutschen Blätter, eine in Prag erscheinende deutsche Exilzeitschrift. Sie unternahm auch im Auftrag des BPRS Kurierfahrten nach Prag. In einem Hinterzimmer der Ladenwohnung ihrer Eltern tagte das illegale ZK der KPD unter Ernst Thälmann.[2] Ende 1935 wurde die Autorin verhaftet und im Berliner Frauengefängnis Barnimstraße gefangengehalten. Der Prozess wegen Landesverrats gegen sie endete 1937 mit einem Freispruch, da ihr die Gestapo die illegalen Aktivitäten nicht nachweisen konnte. Während der Haft hatte Brüning eine Schreiberlaubnis erhalten, so dass 1936 der Roman Junges Herz muß wandern erscheinen konnte. 1937 heiratete Brüning den Schriftsteller und Verlagslektor Joachim Barckhausen. Aus der Ehe, die bis 1947 währte, ging 1942 eine Tochter hervor, die spätere Schriftstellerin Christiane Barckhausen. In den folgenden Jahren war Elfriede Brüning als Gutachterin für eine Filmfirma tätig. In dieser Zeit schrieb sie zusammen mit ihrem Ehemann das Szenarium für den Film Semmelweis – Retter der Mütter, der nach dem Krieg von der DEFA gedreht wurde. Während des Zweiten Weltkriegs lebte sie auf dem Gut ihrer Schwiegereltern in der Magdeburger Börde.[3]

 
Elfriede Brüning (links), 1953

Elfriede Brüning kehrte 1946 nach Berlin zurück. Sie reaktivierte ihre Mitgliedschaft in der KPD und arbeitete ab 1949 für Zeitungen und Zeitschriften der DDR. Seit 1950 lebte sie als freie Schriftstellerin in Berlin. Sie war Verfasserin von Romanen, Erzählungen, Reportagen und Fernsehdrehbüchern. Ihre Bücher erreichten in der DDR insgesamt eine Auflage von anderthalb Millionen.[4] Ihre in der DDR viel gelesenen, häufig autobiografisch gefärbten Romane behandeln meist Frauenschicksale, wie das der ihr nahe gestandenen Anni Sauer[5], sowie den Widerstand gegen den Nationalsozialismus im Dritten Reich. Sie gab im hohen Alter noch Interviews.[6]

 
Grabstätte

Elfriede Brüning starb im Alter von 103 Jahren. Die Beisetzung fand auf dem Friedhof der Dorotheenstädtischen und Friedrichswerderschen Gemeinden in Berlin-Mitte statt.[7]

Ihr Nachlass befindet sich im Fritz-Hüser-Institut für Literatur und Kultur der Arbeitswelt in Dortmund.

Auszeichnungen (Auswahl)

Bearbeiten

Bibliographie

Bearbeiten
  • Und außerdem ist Sommer. Leipzig 1934.
  • Junges Herz muß wandern. Berlin 1936.
  • Auf schmalem Land. Leipzig 1938.
  • … damit du weiterlebst. Berlin 1949[8].
  • Die Umkehr. Das ist Agnes. Leipzig 1949.
  • Ein Kind für mich allein. Leipzig 1950.
  • Vor uns das Leben. Berlin 1952.
  • Regine Haberkorn. Berlin 1955[9].
  • Gabriele. Berlin 1956.
  • Rom hauptpostlagernd. Berlin 1958.
  • Sonntag der dreizehnte. Berlin 1960.
  • Wege und Schicksale. Berlin 1962.
  • Das Antlitz unserer Zeit. Berlin 1965.
  • Kinder ohne Eltern. Halle 1968.
  • Kleine Leute. Berlin 1970.
  • Septemberreise. Halle (Saale) 1974.
  • Hochverrat. Berlin 1975.
  • Jasmina und die Lotosblume. Berlin 1976.
  • Zu meiner Zeit. Halle (Saale) 1977.
  • Partnerinnen. Halle [u. a.] 1978.
  • Frauenschicksale. Halle [u. a.] 1981.
  • Wie andere Leute auch. Halle [u. a.] 1983.
  • Altweiberspiele und andere Geschichten. Halle 1986, ISBN 978-3-354-00073-5.
  • Lästige Zeugen?. Halle [u. a.] 1990, ISBN 978-3-354-00675-1.
  • Kinder im Kreidekreis. Berlin 1992, ISBN 978-3-320-01785-9.
  • Und außerdem war es mein Leben. Berlin 1994, ISBN 978-3-423-12532-1.
  • Jeder lebt für sich allein. Berlin 1999, ISBN 978-3-320-01963-1.
  • Spätlese. Erzählungen, DietzBerlin 2000, ISBN 3-320-02004-8; Verlag am Park, Berlin 2014, ISBN 978-3-89793-195-4.
  • Ein Mädchen und zwei Romane. BS, Rostock 2002, ISBN 978-3-89954-002-4.
  • Zeit-Besichtigung. Wilhelmshorst 2003, ISBN 978-3-931329-41-9.
  • Gefährtinnen. Berlin 2004, ISBN 978-3-320-02059-0.
  • Gedankensplitter. Berlin 2006, ISBN 978-3-89793-297-5.
  • „Ich mußte einfach schreiben, unbedingt …“ Briefwechsel mit Zeitgenossen 1930-2007. Klartext, ISBN 978-3-417-21725-4.
  • Nun, ich lebe noch. Deutsche Kommunistinnen in sowjetischen Lagern. Tonbandgespräche. Edition Ost, Berlin 2013, ISBN 978-3-89793-291-3.
  • Kinder ohne Eltern, Aus der Arbeit der Jugendfürsorge der DDR. Verlag am Park, Berlin 2013, ISBN 978-3-89793-187-9.

als Herausgeberin:

Literatur

Bearbeiten
  • Sabine Kebir, Frauen ohne Männer? Selbstverwirklichung im Alltag. Elfriede Brüning (1910-2014). Aisthesis, Bielefeld 2016, ISBN 978-3-8498-1105-1.
  • Brüning, Elfriede. In: Inge Diersen et al.: Lexikon sozialistischer Schriftsteller deutscher Literatur. Bibliographisches Institut, Leipzig 1964, S. 128–129 (mit Bibliografie, OCLC 4280883).
  • Carsten WurmBrüning, Elfriede. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Eleonore Sent (Hrsg.): Elfriede Brüning. Ich mußte einfach schreiben, unbedingt. Briefwechsel mit Zeitgenossen 1930–2007. Klartext, Essen 2008, ISBN 978-3-89861-846-5.
  • Renate Wall: Verbrannt, verboten, vergessen. Kleines Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1933 bis 1945. Köln : Pahl-Rugenstein, 1989, S. 30–32
  • Christian Adam: Der Traum vom Jahre Null : Autoren, Bestseller, Leser: die Neuordnung der Bücherwelt in Ost und West nach 1945. Berlin : Galiani Berlin, 2016, S. 303–307
Bearbeiten
Commons: Elfriede Brüning – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Elfriede Brüning ist tot. In: Neues Deutschland, 5. August 2014
  2. Sabine Kebir: Elfriede Brüning wird 100 Jahre alt. B.Z. vom 6. November 2010.
  3. Bloß nicht aufhören. Interview in Der Freitag. 5. November 2009.
  4. Matthias Biskupek: Die Hundertjährige, die ein Jahrhundert beschrieb, Zeitschrift Sozialismus 3/2018, S. 66–67.
  5. Geschichte des Ensembles "Musik und Bewegung", heute "Sadako". In: Kinder- und Jugendensemble SADAKO. Abgerufen am 2. Oktober 2018.
  6. Es war furchtbar, dass wir die Mauer bauen mussten. Interview in der Süddeutschen Zeitung am 7. November 2010.
  7. knerger.de: Das Grab von Elfriede Brüning.
  8. …damit Du weiterlebst auf Nemesis – Sozialistisches Archiv für Belletristik.
  9. Sabine Kebir: 1955: Am Herd verkehrt. Elfriede Brünings Roman „Regine Haberkorn“ löst in der frühen DDR eine heftige Debatte aus. Das neue Frauenbild kollidiert mit einem kleinbürgerlichen Ehebegriff in Der Freitag, Ausgabe 47/2020.