Elfriede Hartmann

österreichische Studentin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus

Elfriede Beate Hartmann, auch Friedl Hartmann (21. Mai 1921 in Wien2. November 1943 ebenda), war eine österreichische Studentin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. Sie wurde von der NS-Justiz zum Tode verurteilt und im Alter von 22 Jahren im Wiener Landesgericht enthauptet.[1]

Bild vom Grabstein auf dem Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 40

Elfriede Hartmann war die Tochter des Versicherungsbeamten Alexander Herbert Hartmann und der Handarbeitslehrerin Hermine Hartmann, geb. Schiefer. Sie wuchs in Döbling auf und besuchte das Mädchenrealgymnasium in der Billrothstraße, wo sie 1939 auch maturierte. Nach einigen Monaten Berufstätigkeit inskribierte sie im Jänner 1940 Chemie an der Universität Wien, wurde jedoch als „Mischling ersten Grades“ im Mai desselben Jahres relegiert. Daraufhin schlug sie sich mit Nachhilfestunden durch.

Durch ihren Lebensgefährten, den Schlosser Rudolf Masl (auch Mašl bzw. "enttschechisiert" Maschl),[2] kam sie bereits im Herbst 1938 mit dem Kommunistischen Jugendverband (KJVÖ) in Kontakt. Rasch wurde sie Leiterin des Gebiets III, das die Wiener Bezirke 5, 6, 7, 12 und 13 umfasste, und übernahm auch die Kontakte zu den KJVÖ-Gruppen in Salzburg, Linz und St. Pölten. Im Frühjahr 1941 legte sie diese Funktionen nieder, um sich dem Aufbau eines „Lit-Apparats“ zu widmen und die Zeitung „Die Rote Jugend“ herzustellen, deren Artikel zum Großteil von ihr selbst verfasst wurden. Ihr Deckname in der Kommunistischen Bewegung war „Paula“.

Hartmann gehörte auch der KJVÖ-Gruppe „Der Soldatenrat“ an und verfasste einen Brief an Wehrmachtsangehörige, der in großem Umfang vervielfältigt wurde, wegen einer Feldpostsperre jedoch nicht verschickt werden konnte. Von ihrem Lebensgefährten, der eingerückt war, bekam sie weit über tausend Feldpostnummern von Soldaten. Zwischen Oktober 1941 und Februar 1942 wurden neuerlich zahlreiche Briefumschläge an Soldaten und Zivilpersonen adressiert, um Flugschriften zu versenden. Am 24. Februar 1942 wurde Elfriede Hartmann festgenommen und im Polizeigebäude an der Elisabethpromenade inhaftiert; die Anklage lautete auf Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung. In zahlreichen Kassibern versuchte sie, ihre Angehörigen zu Rettungsversuchen für Rudolf Masl, der ebenfalls verhaftet worden war, zu bewegen. Als Zeugin im Prozess gegen ihren Lebensgefährten am 17. März 1943 versuchte sie, diesen zu entlasten, allerdings vergeblich. Masl nahm alle Schuld auf sich und versuchte seinerseits, seine Lebensgefährtin zu entlasten. Masl wurde zum Tode verurteilt und am 27. August 1943 durch das Fallbeil hingerichtet.

Am 22. September 1943 stand sie selbst vor dem Volksgerichtshof. Hartmann wurde ebenfalls zum Tode und zur Aberkennung der Ehrenrechte auf Lebenszeit verurteilt.[3] Ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens wurde als unzulässig verworfen. Am 2. November 1943 wurde auch sie hingerichtet.

Gedenken

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Auf dem Grab der Familie Masl am Friedhof Hirschstetten steht für Elfriede Hartmann und ihren Lebensgefährten Rudolf Masl ein Gedenkstein (in Gruppe E, Reihe 3, Grab 52). Ihr Name findet sich auch auf einer Gedenktafel im ehemaligen Hinrichtungsraum des Wiener Landesgerichts.[4]

Literatur

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in der Reihenfolge des Erscheinens

  • KPÖ (Hrsg.): Unsterbliche Opfer. Gefallen im Kampf der Kommunistischen Partei für die Freiheit Österreichs. Steyrermühl, Wien 1946, S. 90–92 (Friedl und Rudolf).
  • Maria Tidl: Elfriede Hartmann – eine von vielen. In: Der neue Mahnruf. Jg. 28 (1975), Nr. 7/8, S. (5) (online bei ANNO).
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Briefe aus dem Gefängnis. Die Kassiber-Sammlung Elfriede Hartmann des DÖW. Sonderausstellung 4. März bis 30. April 1992. DÖW, Wien 1992.
  • Alfred-Klahr-Gesellschaft (Hrsg.): „Ich möchte, daß sie Euch alle immer nahe bleiben ...“ Biografien kommunistischer WiderstandskämpferInnen in Österreich. Mit Anmerkungen zum Widerstandskampf der Kommunistischen Partei Österreichs. Alfred Klahr Gesellschaft, Wien 1997, S. 26.
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (Hrsg.): Gedenken und Mahnen in Wien 1934–1945. Gedenkstätten zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung. Eine Dokumentation. Deuticke, Wien 1998, ISBN 3-216-30330-6.
  • Johanna Mertinz, Winfried Garscha (Hrsg.): Mut, Mut – noch lebe ich. Die Kassiber der Elfriede Hartmann aus der Gestapo-Haft. Mandelbaum-Verlag, Wien 2013, ISBN 978385476-408-3.
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Einzelnachweise

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  1. Gabriele Anderl: Liebe Eltern. In: Die Presse. 20. Oktober 2013, abgerufen am 15. August 2024.
  2. Maria Tidl: Elfriede Hartmann – eine von vielen. In: Der neue Mahnruf. Jg. 28 (1975), Nr. 7/8, Anm. 3.
  3. Todesurteil als PDF bei Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes.
  4. Nachkriegsjustiz, abgerufen am 10. Februar 2015.