Elisabeth Ohlson Wallin

schwedische Fotografin

Elisabeth Ohlson Wallin (* 28. Mai 1961 in Skara; † 30. Oktober 2024) war eine schwedische Fotografin und Bildende Künstlerin.

Elisabeth Ohlson Wallin, 2015

Leben und Werk

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Ohlson Wallin arbeitete als Pressefotografin bei mehreren Tageszeitungen, bevor sie sich 1988 als freischaffende Fotografin selbstständig machte. Sie thematisierte in ihren Fotografien die Diskriminierung von LGBT-Personen durch Gruppen, Staat und Kirche, in die ihre eigenen Erfahrungen als lesbische Frau einfließen. Sie war Autorin mehrerer Bildbände unter anderem zu den Themen HIV und AIDS, zur Homosexualität, Religion, Sexualität und zu menschlichen Beziehungen. Ihre Arbeiten stellten oft Homosexuelle, Transsexuelle und Transvestiten dar.[1] Sie führte außerdem Regie bei Trailern und Musikvideos.[2] Elisabeth Ohlson Wallin war viele Jahre ehrenamtlich in der schwedischen AIDS/HIV-Organisation „Noaks Ark“ tätig.[3] Sie wohnte in Stockholm.[4] Elisabeth Ohlson Wallin war verheiratet mit Minna Strömberg Wallin, mit der sie zwei Kinder hatte und lebte später mit ihrer Partnerin Cecilia Uddén, Journalistin und Nahost-Korrespondentin von Sveriges Radio, zusammen.[5]

 
Klosterkirche, Eskilstuna

Mit der Ausstellung Ecce Homo 1998 wurde Elisabeth Ohlson Wallin einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Ecce Homo besteht aus zwölf Fotografien, die von Künstlern wie Michelangelo und Leonardo da Vinci dargestellte biblische Motive aus dem Neuen Testament interpretiert. Dabei werden zwölf Momente aus dem Leben Jesus zusammen mit homosexuellen und lesbischen Menschen dargestellt. Elisabeth Ohlson Wallin „vermischt die Bilder und Symbolik von Kirchenkunst und queerer Kultur und positioniert Jesus im heutigen Schweden“.[6] Auslöser für die Fotoserie war der Tod mehrerer Freunde von Elisabeth Ohlson Wallin Anfang der neunziger Jahre, die an AIDS gestorben waren, und die Haltung der Kirche zu Homosexualität, die die Vorstellung beförderte, AIDS sei eine Strafe Gottes. Die Ausstellung wurde erstmals 1998 in Stockholm gezeigt und rief kontroverse Reaktionen hervor. Danach wurden die Fotos im Dom zu Uppsala am Sitz des Erzbischofs von Schweden gezeigt, was dazu führte, dass Papst Johannes Paul II. die Audienz von Schwedens Erzbischof K. G. Hammar absagte. Verschiedentlich musste Elisabeth Ohlson nach wiederholten Bombendrohungen bei Vorführungen in Kirchenräumen unter Polizeischutz gestellt werden. Ecce Homo wurde von 1998 bis 2004 als Wanderausstellung in Schweden, Skandinavien und Europa gezeigt und Ohlson für ihre Arbeit mit mehreren Preisen ausgezeichnet.[4] Die Ausstellung 2012 als Teil der Pride Week in Belgrad konnte nur unter massivem Polizeieinsatz gegen Demonstrationen der serbisch-orthodoxen Kirche und der islamischen Gemeinschaft durchgeführt werden.[7]

Die Ausstellung „In Hate We Trust“ bestand aus einer Reihe großer inszenierter Fotos, in denen von den Medien veröffentlichte Berichte über Hassverbrechen nachgestellt wurden. Die Ausstellung startete am 9. November 2008 im Östergötlands Länsmuseum und löste in Schweden eine Debatte über Hassverbrechen gegen Schwule aus.[8]

Nachdem im Jahr 2023 bei ihr eine unheilbarer Magenkrebserkrankung diagnostiziert wurde, arbeitete Ohlson Wallin noch an einer Gemeinschaftsausstellung in Borås und den Arbeiten für die Sendung „Min sanning“ (Meine Wahrheit) im Sveriges Television. Sie starb im Oktober 2024 im Kreis ihrer Familie.[5]

Ausstellungen (Auswahl) und Aufführungen

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Foto zur Performance "Miss Julie", Hintergrundbild aus dem Film vom Kameramann Max Marklund, 2012

Elisabeth Ohlson Wallin hatte Ausstellungen unter anderem im Centro Galego de Arte Contemporánea (CGAC) in San Sebastian, dem Finnish Museum of Photography in Helsinki und dem Hasselblad Center in Göteborg.[9] Ihr Theaterstück Kung Kristina Alexander wurde 2017 im Intima Theater in Stockholm und im Stadsteater in Göteborg aufgeführt. Die Aufzeichnung des Stückes wurde zusammen mit der Ausstellung id:TRANS gezeigt.[2][10]

  • 1998–2004, 2012: Ecce Homo. Wanderausstellung durch Skandinavien und Europa sowie Serbien 2012,[4][6] unter anderem im Dom zu Uppsala, dem Riksdagshuset in Stockholm[11] und dem Kristinehamns Konstmuseum in Kristinehamn[9][12]
  • 2000: Amauros
  • 2004: South Africa Via Dolorosa
  • 2008–2009: Äkta — kärlek, politik, jobb. Malmö Museer, Malmö
  • 2008–2009: Honor-related violence - a question for the others? Norrbotten Museum, Luleå
  • 2009: In Hate We Trust. Wanderausstellung. Norrköpings Stadsmuseum in Norrköping, Östergötlands Länsmuseum in Linköping
  • 2009: en todas as partes. políticas da diversidade sexual na arte. CGAC - Centro Galego de Arte Contemporánea, Santiago de Compostela
  • 2010–2011: Jerusalem. Wanderausstellung durch Schweden
  • 2012: Human Nature. Rauma Biennale Balticum, Rauma
  • 2013: P.K. – en utställning om intolerans. Hälsinglands Museum, Hudiksvall
  • 2015: Retrospektive der Arbeiten von 1988 bis 2012. Kunstmuseum, Eskilstuna
  • 2016: Equally Different. Bohusläns Museum, Uddevalla
  • 2017: Breast. Kvinnohistoriskt museum, Umeå
  • 2018: And I Will Take You to Paradise. Kunstmuseet KUBE, Ålesund
  • 2018–2020: id:TRANS.Från Kung Kristina till idag. Dalarnas-Museum in Falun,[2][10] Värmlands Museum in Karlstad[13]

Werke von Elisabeth Ohlson Wallin befinden sich im Schwedischen Nationalmuseum,[14] im Museum für Neue Kunst (MONA) im estnischen Pärnu,[9] im Arbetets Museum in Norrköping, im Dalarnas Museum in Falun und im Västergötlands Museum.[15]

2007 wurde Elisabeth Ohlson Wallin mit dem „Dokumentärfoto­priset“ (Preis für Dokumentarfotografie) des Arbetets Museum ausgezeichnet.[16]

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Commons: Elisabeth Ohlson Wallin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Website von Elisabeth Ohlson Wallin

Einzelnachweise

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  1. Jerusalem by Elisabeth Ohlson Wallin. In: Feminine Moments. Queer Feminist Art Worldwide. 2. Juli 2011. Abgerufen am 24. Dezember 2023
  2. a b c Scen & Film. In: ohlson.se. Abgerufen am 25. Dezember 2023
  3. Timothy Ryan Warburton: Contemporary Gay Culture and AIDS. In: Jenny Björklund, Ursula Lindqvist (Hrsg.): New Dimensions of Diversity in Nordic Culture and Society. Cambridge Scholars Publishing 2016, ISBN 978-1-4438-9237-7, S. 13 (google.de – Leseprobe).
  4. a b c Ecce Homo. In: LSBK Basel. Abgerufen am 23. Dezember 2023
  5. a b Rebecca Haimi: Elisabeth Ohlson är död. In: Sveriges Television vom 30. Oktober 2024. Abgerufen am 30. Oktober 2024
  6. a b Danica Igrutinović, Mariecke van den Berg: Public Discourses About Homosexuality and Religion in Europe and Beyond. Hrsg.: Marco Derks, Mariecke van den Berg. Palgrave Macmillan, Cham 2020, ISBN 978-3-03056326-4, Ecce Homo in Sweden and Serbia: State, Church, and Blasphemy, S. 261–283, doi:10.1007/978-3-030-56326-4_12 (Abstract, Leseprobe).
  7. Nemanja Cabric: Belgrade Pride Exhibition Held Behind Police Barricade. In: BalkanInsight vom 4. Oktober 2012. Abgerufen am 23. Dezember 2023.
  8. Elisabeth Ohlson-Wallin’s New Queer Exhibitions. In: Feminine Moments. Queer Feminist Art Worldwide vom 27. Oktober 2008. Abgerufen am 24. Dezember 2023.
  9. a b c Elisabeth Ohlson Wallin. In: artfacts.net. Abgerufen am 23. Dezember 2023.
  10. a b ID:TRANS. In: idtrans.se. Abgerufen am 25. Dezember 2023
  11. Danica Igrutinović, Mariecke van den Berg: Ecce Homo in Sweden and Serbia: State, Church, and Blasphemy. In: Marco Derks, Mariecke van den Berg: Public Discourses About Homosexuality and Religion in Europe and Beyond. Springer 2020, ISBN 9-783-0305-6326-4 (eingeschränkte Buchvorschau)
  12. Utstallningar auf der Website von Elisabeth Ohlson Wallin. Abgerufen am 25. Dezember 2023
  13. id:TRANS.Från Kung Kristina till idag. In: Värmlands Museum. Abgerufen am 23. Dezember 2023.
  14. Elisabeth Ohlson. In: Schwedisches Nationalmuseum. Abgerufen am 8. Juni 2024
  15. Om Elisabeth. In: Website Elisabeth Ohlson Wallin. Abgerufen am 8. Juni 2024
  16. Dokumentärfoto­priset. In: Arbetets Museum. Abgerufen am 8. Juni 2024