Ellen Eliel-Wallach
Ellen Eliel-Wallach (geboren 8. Mai 1928 in Düsseldorf[1][2]; gestorben 3. September 2019 in Amsterdam[3]) war eine Überlebende der Shoah. Als Zeitzeugin und als Urenkelin des Erbauers der Landsynagoge Rödingen war sie eine dem heutigen LVR-Museum in Rödingen verbundene Persönlichkeit, weil ihre individuelle Familiengeschichte seit Ende des 18. Jahrhunderts beispielhaft für viele rheinisch-jüdische Familien steht.[3] Auch für andere historische Arbeiten in verschiedenen Ländern wurde ihr Schicksal oder einzelne Aspekte davon herangezogen.[4][5][6][7]
Leben und Wirken
BearbeitenEllen Wallach wurde als Tochter von Mathilde Wallach, geborene Juhl, und dem Futtermittel- und Getreidehändler[8] Richard Wallach 1928 in eine liberale jüdische Familie[2] in Düsseldorf geboren. Ihre Vorfahren väterlicherseits stammten unter anderem aus dem Kreis Düren, wo ihr Urgroßvater Isaak Ullmann die Synagoge in Titz-Rödingen erbaut hatte.[9]
Ende 1939 floh die Familie in die Niederlande, zunächst nach Haarlem, wo sie illegal bei einer Familie lebte, die Bedingungen jedoch noch so waren, dass Ellen zur Schule gehen konnte.[1] Nach dem deutschen Einmarsch in die Niederlande versteckten sie sich in Arnhem, wo ihre Mutter die Familie durch Näharbeiten durchbrachte.[2] Dort wurden sie Ende 1942 verhaftet und im Durchgangslager Westerbork festgehalten, um dann zunächst nach Bergen-Belsen, später nach Theresienstadt deportiert zu werden. Ihr Vater wurde von dort nach Auschwitz-Birkenau verbracht und im September 1944 ermordet.[10] Ihre Großeltern Lina und Benedikt Juhl wurden in Sobibor ermordet.[11]
Ellen Wallach war noch unter anderem in Auschwitz-Birkenau, bevor sie im Mai 1945 bei Linz in Österreich von US-amerikanischen Soldaten befreit wurde. Ihre Mutter, von der sie getrennt worden war, hatte die Shoah ebenfalls überlebt. Auf Umwegen erreichten beide Amsterdam, wo ein Onkel lebte; dort fanden sie im August 1945 wieder zusammen.[1]
Ellen Wallach heiratete später den zwölf Jahre älteren Rolf Eliel;[12] sie hatten eine Tochter und einen Sohn und lebten in den Niederlanden. Für ihre Enkelkinder schrieb sie ihre Erlebnisse in einem selbst publizierten Buch nieder.
Durch ihre Zeitzeugentätigkeit und die engen Kontakte zur Landsynagoge Rödingen – wo sie sich als Kind regelmäßig aufgehalten hatte – konnten über den Landschaftsverband Rheinland in Düsseldorf Zeichnungen neu identifiziert werden. Diese waren mit ihrem Namen gekennzeichnet und stammten aus der jüdischen Schule in Düsseldorf, die Ellen Wallach als Schülerin besucht hatte.[13]
Sie starb am 3. September 2019 in Amsterdam.
Publikationen
Bearbeiten- Voor mijn kleindochters, Blurb creative publishing service 2007 (Selfpublishing)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c 'Er was iemand teruggekomen uit de kampen!’ In: inmijnbuurt.org. Stichting In mijn Buurt, abgerufen am 20. Februar 2020 (amerikanisches Englisch).
- ↑ a b c E. M. Moraal: ‘Als ik morgen niet op transport ga, ga ik ‘s avonds naar de revue’: kamp Westerbork in brieven, dagboeken en memoires (1942-2010). 2013, S. 454 (uva.nl [abgerufen am 20. Februar 2020]).
- ↑ a b LVR-KULTURHAUS Landsynagoge Rödingen Jüdisches Leben im Rheinland (Hrsg.): In Memoriam Ellen Eliel-Wallach (1928 – 2019) Urenkelin des Rödinger Synagogenerbauers. Titz-Rödingen 2020 (Online via synagoge-roedingen.lvr.de [PDF]).
- ↑ Anna Hájková: Die Juden aus den Niederlanden im Ghetto Theresienstadt 1943-1945. (Magisterarbeit, Humboldt-Universität Berlin). Berlin 2006, S. 106.
- ↑ Wolfram Nitsch: Dessine-moi une Tsigane. In: Sidonia Bauer, Pascale Auraix-Jonchière (Hrsg.): Bohémiens und Marginalität : Künstlerische und literarische Darstellungen vom 19. bis 21. Jahrhundert = Bohémiens et marginalité : Représentations littéraires et artistiques du XIXème au XXIème siècles. Frank & Thimme, Berlin 2018, ISBN 978-3-7329-0499-0, S. 473 ff.
- ↑ Institut Theresienstädter Initiative, Jaroslava Milotová, Ulf Rathgeber (Hrsg.): Theresienstädter Studien und Dokumente 2002. Institut Theresienstädter Initiative, Prag 2002, ISBN 80-200-1032-7.
- ↑ Deborah Dwork, Robert Jan Pelt: Holocausto : un historia. Algaba Ediciones, Madrid 2004, ISBN 84-96107-20-5, S. 169, 226, 448–449.
- ↑ Richard Wallach. In: familienbuch-euregio.eu. Abgerufen am 20. Februar 2020.
- ↑ Octavia Zanger, Sigrun Heinen: Wände erzählen vom jüdischen Leben im Rheinland. Die ehemalige Landsynagoge in Titz-Rödingen. In: Ulrich Stevens (Hrsg.): Denkmal-Kultur im Rheinland. Festschrift für Udo Mainzer zum 65. Geburtstag (= Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege. Band 75 : Sonderband). 2010, ISBN 978-3-88462-300-8, S. 215 (Digitalisat via synagoge-roedingen.lvr.de [PDF]).
- ↑ Richard Wallach. In: The Central Database of Shoah Victims' Names. Yad Vashem. The World Holocaust Remembrance Center, abgerufen am 20. Februar 2020 (englisch).
- ↑ Zum Weltfrauentag fließen Tränen; Veranstaltung »In Memoriam Ellen Eliel-Wallach 1928 - 2019« im »LVR-Kulturhaus Landsynagoge« Rödingen. In: Aachener Zeitung. Aachen 10. März 2020, S. 15.
- ↑ Ergreifender Auftakt der Lebensgeschichten. In: Aachener Nachrichten. Aachen 23. Oktober 2013, S. 15.
- ↑ „Gedenkstätte für jüdisches Alltagsleben“. In: Aachener Nachrichten:. Aachen 12. September 2014 (Digitalisat via synagoge-roedingen.lvr.de [PDF]).
Personendaten | |
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NAME | Eliel-Wallach, Ellen |
ALTERNATIVNAMEN | Wallach, Ellen (Geburtsname) |
KURZBESCHREIBUNG | Überlebende und Zeitzeugin der Shoah |
GEBURTSDATUM | 8. Mai 1928 |
GEBURTSORT | Düsseldorf |
STERBEDATUM | 3. September 2019 |
STERBEORT | Amsterdam |