Emil Beck (Fechttrainer)

deutscher Fechttrainer

Emil Beck (* 20. Juli 1935 in Tauberbischofsheim; † 12. März 2006 ebenda) war ein deutscher Fechttrainer.

Biografie

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Der von „Gründervater“ Emil Beck aufgebaute Fecht-Club Tauberbischofsheim mit Olympiastützpunkt und Emil-Beck-Halle im Jahr 2016

Der gelernte Friseur begann Mitte der 1950er Jahre mit dem Fechtsport. Fechtszenen einer Kino-Wochenschau aus dem Film Die drei Musketiere hatten den Jugendlichen beeindruckt. Daraufhin kam es am 12. Oktober 1954 auf Emil Becks Initiative im „Gasthaus zum Schwanen“ in Tauberbischofsheim zur Gründungsversammlung einer Fechtabteilung im TSV Tauberbischofsheim. Mit großer Leidenschaft für diesen Sport schuf er schließlich am 14. Oktober 1967 in der „Raststätte Block“ bei einer offiziellen Gründungsversammlung den eigenständigen Fecht-Club Tauberbischofsheim, der bald zum weltbekannten Fechtleistungszentrum avancierte, das in den 1970er Jahren zur olympischen „Goldschmiede“ wurde.[1]

Als Trainer von Fechtgrößen wie Matthias Behr, Alexander Pusch und Anja Fichtel wurde er zu einem der erfolgreichsten Fechttrainer der Welt. Olympiasiege, Welt- und Europameistertitel wurden seit 1973 (erster Weltmeistertitel für einen Sportler aus Tauberbischofsheim) reihenweise unter seiner Obhut errungen. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens errangen Anja Fichtel, Sabine Bau und Zita Funkenhauser Gold, Silber und Bronze bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul im Damenflorett. Solch ein Triumph konnte in der Geschichte des deutschen Fechtens nicht mehr wiederholt werden. Beck verfügte im Umgang mit seinen Sportlern über einen strengen Führungsstil: Anja Fichtel warf ihm 1991 vor, sie unmenschlich behandelt zu haben,[2] die Tageszeitung nannte ihn 1992 einen „gestrengen Zuchtmeister“[3] der Spiegel schrieb 1999, Beck habe „Sportler zu Siegern gemacht und dafür das Recht auf ihre Persönlichkeit kassiert“.[4]

Beck zählte mit Karl Adam (Rudern) und Gustav Kilian (Bahnrad) zu den großen Drei unter den Trainer-Autodidakten im bundesdeutschen Sport. Bis 1999 hatte Beck, der von 1970 bis 1986 für die Bereiche Degen und Herren-Florett zuständig und ab 1986 für sämtliche Fechtwaffen Cheftrainer war[5], als Bundestrainer 20 olympische und 91 Weltmeisterschafts-Medaillen gewonnen.

Beck lebte seit der Neuerrichtung im Jahre 1997 im „Haus der Athleten“ in seinem Heimatort. Matthias Behr wurde für kurze Zeit sein Nachfolger als Teamchef der deutschen Fechtnationalmannschaft, als Beck nach den Querelen im Tauberbischofsheimer Olympiastützpunkt zurücktreten musste. Einige Zeit, nachdem sich Beck aus dem Sport zurückgezogen hatte, kam er wieder in die Schlagzeilen, als Vorwürfe wegen Veruntreuung von einer Million Euro aufkamen. Im Jahr 2004 kam es zur Anklageerhebung wegen Untreue und Urkundenunterdrückung. Das Gerichtsverfahren konnte zu seinen Lebzeiten nicht zu Ende geführt werden. Am 12. März 2006 starb Beck an Herzversagen.[6][7]

„Seine Leistungen für unseren Sport kann man gar nicht hoch genug bewerten – umso tragischer war sein Ende“, sagte hierzu der ehemalige Fechter und heutige IOC-Präsident Thomas Bach und ergänzte, Beck habe sich zuvor lange mit Kritikern auseinandersetzen müssen, ehe sichtbar geworden sei, dass Beck das gesamte Fechttraining, die Technik, den gesamten Fechtsport revolutioniert und aus seiner elitären Isolierung gelöst habe. „Das Fechten“, so Bach, „wurde allen sozialen Schichten zugänglich“.[8]

Nach Beck wurde der erstmals 2008 verliehene[9] „Emil-Beck-Gedächtnispreis“ des FC Tauberbischofsheim benannt, mit dem der Club Persönlichkeiten ehrt, die sich in besonderer Weise um den Fechtsport verdient gemacht haben.[10] Anlässlich des 80. Geburtstages des 2006 verstorbenen Ehrenbürgers der Stadt Tauberbischofsheim wurde die Finalhalle des Fechtzentrums am 20. Juli 2015 in „Emil-Beck-Halle“ umbenannt und vor der Halle eine Stele zur Erinnerung aufgestellt. Hauptredner war dabei IOC-Präsident Thomas Bach.[11]

Sein Sohn Frank Beck war ebenfalls im Fechtsport aktiv.

Nachwirkungen

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Emil Beck trug durch sein Lebenswerk beim Fecht-Club Tauberbischofsheim maßgeblich dazu bei, dass der Fechtsport in Deutschland und die Stadt Tauberbischofsheim einen größeren Bekanntheitsgrad erlangten. Einige Zitate bekannter Persönlichkeiten über Beck verdeutlichen dies:

„Er war eine charismatische Persönlichkeit, die keinen gleichgültig ließ. Seine Lebensleistung ist herausragend, er hat den Fechtsport und seine Heimatstadt positiv verändert und das wird noch lange nachwirken.“

Thomas Bach[12]

„Tauberbischofsheim hätte ohne Emil Beck nie diesen Bekanntheitsgrad.“

Matthias Behr[6]

Der Ehrenpräsident des Deutschen Fechter-Bundes (DFeB), Gordon Rapp, würdigte Becks Engagement als:

„einmalig in der Welt. Fechten in Deutschland hätte ohne Emil Beck nicht diesen Stellenwert in Deutschland, und auch nicht international.“

Gordon Rapp[12]

Ehrungen

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Auszeichnungen

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Beck als Namensgeber

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  • „Emil-Beck-Gedächtnispreis“[10]
  • „Emil-Beck-Halle“[14]

Literatur

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  • Richard Möll: Die Fecht-Legende von Tauberbischofsheim. Ein programmierter Weg zum Erfolg. Elztal: Verlag Laub 1987, S. 107–114 (Kapitel 6. Emil Beck – Der „Medaillenschmied“ vom Taubertal).
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Commons: Emil Beck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Serie Olympiadörfer - Teil 6 - Seele statt Emil - Das Fechtzentrum Tauberbischofsheim. Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 5. Mai 2015.
  • Zorro in weiß. Archiviert vom Original am 26. Oktober 2007; abgerufen am 23. März 2013.
  • Emils Geisterbahn. DER SPIEGEL 44/1999, abgerufen am 31. Oktober 2015.
  • Wenn Emil pfeift . . . DER SPIEGEL 42/1989, abgerufen am 31. Oktober 2015.

Einzelnachweise

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  1. Fecht-Club Tauberbischofsheim e. V.: Geschichte des Fecht-Clubs Tauberbischofsheim (Memento vom 5. Mai 2015 im Internet Archive). Online auf www.fechtentbb.de. Abgerufen am 29. April 2015.
  2. Du warst kein Mensch. In: Hamburger Abendblatt. 10. Juni 1991, abgerufen am 11. Dezember 2022.
  3. Michaela Schießl: Die wundersame Wandlung des Emil Beck. In: Die Tageszeitung: taz. 1. August 1992, ISSN 0931-9085, S. 22 (taz.de [abgerufen am 11. Dezember 2022]).
  4. Matthias Geyer: Emils Geisterbahn. In: Der Spiegel. 31. Oktober 1999, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 11. Dezember 2022]).
  5. „Das große Olympia Lexikon“, Sport-Bild vom 19. Juni 1996, S. 36
  6. a b c FAZ: Ehemaliger Bundestrainer Beck gestorben. Online auf www.faz.net. 13. März 2006. Abgerufen am 5. Mai 2015.
  7. Spiegel Online: Fechten: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Emil Beck. Online auf www.spiegel.de. 2. April 2001. Abgerufen am 5. Mai 2015.
  8. Deutscher Fechter-Bund mit Sportplakette ausgezeichnet. Vorzeigesportart deutscher Olympiamannschaften. Erinnerungen an Emil Beck. DOSB, abgerufen am 5. Mai 2015.
  9. Stolz, dass die Firma Samsung ausgezeichnet wird. In: Südwest Presse Online. Tauber-Zeitung, Bad Mergentheim, 18. Dezember 2009, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 23. März 2013.@1@2Vorlage:Toter Link/www.swp.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. a b Reinhold Würth erhält Emil-Beck-Gedächtnispreispreis. Main-Post, 6. Oktober 2011, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. November 2011; abgerufen am 23. März 2013 (Nur Auszug frei verfügbar).
  11. Fechten: Finalhalle im Olympiastützpunkt ist seit gestern nach dem legendären Fechttrainer Emil Beck benannt / IOC-Präsident Dr. Bach und Beck-Sohn René enthüllen Stele / Ein Visionär mit konkreten Zielsetzungen. Fränkische Nachrichten, 21. Juli 2015, abgerufen am 31. Oktober 2015.
  12. a b NTV: Emil Beck ist tot. Online auf www.ntv.de. 13. März 2006. Abgerufen am 5. Mai 2015.
  13. Spiegel Online: Wenn Emil pfeift ... Online auf www.spiegel.de. 16. Oktober 1989. Abgerufen am 5. Mai 2015.
  14. Fränkische Nachrichten: Aus Pestalozzi-Halle wird Emil-Beck-Halle. Online auf www.fnweb.de. 27. März 2015. Abgerufen am 5. Mai 2015.