Emil Sigerus

siebenbürgischer Volkskundler

Emil Sigerus (* 19. Februar 1854 in Hermannstadt, Kaisertum Österreich; † 25. März 1947 ebenda, Königreich Rumänien) war ein siebenbürgisch-sächsischer Volkskundler, Kunstsammler und Stadthistoriker.

Emil Sigerus, Volkskundler

Sigerus war neben seinem Beruf als Angestellter und später Direktor der Versicherungsgesellschaft Transsylvania war ab 1880 auch Redakteur des Siebenbürgisch-Deutschen Tageblattes in Hermannstadt, der damals bedeutendsten Zeitung der Siebenbürger Sachsen.

Ein großes Verdienst Sigerus’ war, dass er sehr früh den Wert der siebenbürgisch-sächsischen Volkskunst (Keramik, Zinngefäße, Teppiche, Textilien, Stickereien) und die Einmaligkeit der Kirchenburgen in Siebenbürgen erkannte. Und das zu einer Zeit, in der die Menschen eher bestrebt waren den „alten Plunder“ zu entsorgen und manche Ortschaften darangingen, die Wehranlagen der Kirchenburgen abzutragen, um Platz und Baumaterial für neue Gebäude zu gewinnen. Mit seinem 1900 erschienenen Bilderalbum Siebenbürgisch-sächsische Burgen und Kirchenkastelle machte er diese Baudenkmäler weithin bekannt und erreichte ein Umdenken zu deren Schutz.

 
Zweisprachige Tafel in Sibiu-Hermannstadt über Emil Sigerus

Zu seinen wichtigsten Werken zählen die Chronik der Stadt Hermannstadt und Vom alten Hermannstadt (3 Bände, 1922–1928). Andere Veröffentlichungen waren der Geschichte und der Volkskunde von Siebenbürgen gewidmet. Begebenheiten, die er gehört oder in alten Chroniken und Schriften gelesen hatte, erschienen gesammelt als Von alten Leuten und alten Zeiten in zwei Bänden 1937. Diese Bücher gelten zwar nicht als wissenschaftliche historische Werke, enthalten jedoch unzählige Anekdoten und Details aus verschiedenen Epochen der Stadtgeschichte, jedoch stets aus siebenbürgisch-sächsischer Sichtweise. In der Zeit des Kommunismus waren diese Werke deshalb zeitweise verboten und durften nicht neu ediert oder gar ins Rumänische übersetzt werden.

Im Jahr 1997 wurde im ehemals unter dem Namen Schatzkästchen bekannten Haus am Kleinen Ring in Hermannstadt das Emil-Sigerus-Museum mit Ausstellungen sächsischer wie auch rumänischer und szeklerischer Volkskunst eröffnet.

Anlässlich seines 150. Geburtstags fand im Jahr 2004 eine Ausstellung im Franz-Binder-Museum von Hermannstadt statt.

Schriften (Auswahl)

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  • Reisehandbuch für Grossromänien. Berlin : Verlag Rüdiger, 1925

Literatur

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  • Erna Bedeus: Emil Sigerus. Sein Leben und Werk. Staatsverlag für Kunst und Literatur, Bukarest 1958.
  • Michael Martischnig: Sigerus Emil. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 12, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3580-7, S. 251.
  • Walter Myss (Hrsg.): Die Siebenbürger Sachsen: Lexikon: Geschichte, Kultur, Zivilisation, Wissenschaften, Wirtschaft, Lebensraum Siebenbürgen (Transsilvanien). Kraft, Würzburg 1993, ISBN 3-8083-2018-4
  • Brigitte Stephani: Bedeutender Mittler zwischen Kulturen. Versuch einer monographischen Skizze über Emil Sigerus. In: Neuer Weg (Bukarest). 28/8854, 30. Oktober 1976.
  • Brigitte Stephani (Hrsg.): Emil Sigerus. Volkskundliche und kunstgeschichtliche Schriften. Kriterion, Bukarest 1977.
  • Brigitte Stephani: Emil Sigerus, ein Erforscher rumänischer Volkskunst. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde (Bukarest). Bd. 22/1979, S. 93–95.
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