Emscher

rechter Nebenfluss des Niederrheins im Ruhrgebiet, Nordrhein-Westfalen, Deutschland
(Weitergeleitet von Emschertal)

Die Emscher (plattdeutsch Iämscher) ist ein etwas über 83 Kilometer langer, östlicher und rechter Nebenfluss des Rheins im Ruhrgebiet. Sie war mit ihrem Einzugsgebiet Flusslandschaft des Jahres in den Jahren 2010 und 2011.

Emscher
Die Emscherquelle am Emscherquellhof in Holzwickede

Die Emscherquelle am Emscherquellhof in Holzwickede

Daten
Gewässerkennzahl DE: 2772
Lage Westfälische Bucht

Niederrheinisches Tiefland


Deutschland


Ruhrgebiet

Flusssystem Rhein
Abfluss über Rhein → Nordsee
Quelle bei Holzwickede am Haarstrang
51° 29′ 25″ N, 7° 36′ 46″ O
Quellhöhe ca. 147 m ü. NHN[1]
Mündung in Voerde (Niederrhein) bei Dinslaken-Eppinghoven in den RheinKoordinaten: 51° 34′ 0″ N, 6° 41′ 18″ O
51° 34′ 0″ N, 6° 41′ 18″ O
Mündungshöhe 18 m ü. NHN[1]
Höhenunterschied ca. 129 m
Sohlgefälle ca. 1,6 ‰
Länge 83,1 km[2]
Einzugsgebiet 775,466 km²[2]
Abfluss am Pegel Oberhausen Königstraße[3] MNQ 1979/2001
MQ 1979/2001
MHQ 1979/2001
9,38 m³/s
16,3 m³/s
132 m³/s
Großstädte Dortmund, Recklinghausen, Herne, Gelsenkirchen, Essen, Bottrop, Oberhausen, Duisburg.
Karte
Map

Die erste schriftliche Erwähnung der Emscher fand im 10. Jahrhundert als Embisccara statt. Der Name ist keltischer Herkunft und war vermutlich ursprünglich ein Ethnonym. Der erste Namensbestandteil stammt wohl von der keltischen Wurzel ambi- mit der Bedeutung 'um, herum'. Der zweite Bestandteil war vielleicht der ursprüngliche Flussname, also etwa *Skaria oder *Iskara. Demzufolge wäre der Name mit 'die um die Skaria/Iskara Wohnenden' zu übersetzen.[4]

Geographie

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Quellteich in Holzwickede
 
Ehemalige Mündung bei Dinslaken
 
Die Mündung, alt und neu

Die Emscher entspringt südöstlich von Dortmund bei Holzwickede (Kreis Unna) am Haarstrang auf etwa 147 m ü. NN in einem Quellteich. Genau genommen existieren mehrere kleinere Rinnsale, die in besagten Teich münden und hier den Ursprung bilden.

In ihrem Oberlauf durchfließt die Emscher – nur durch den Höhenzug Haarstrang beziehungsweise das Ardeygebirge vom Ruhrtal getrennt – den Südosten von Dortmund und wendet sich dann nach Nordwesten. Im nördlichen Castrop-Rauxel unterquert sie den Rhein-Herne-Kanal im Emscher-Durchlass mit zwei Durchlässen nebeneinander unter dem Kanalbett. Danach fließt sie bis Oberhausen fast durchgehend parallel zu diesem Kanal in westliche Richtung. In Oberhausen knickt der Fluss nach Nordwesten ab und fließt dann bis zu seiner heutigen Mündung in den Rhein in Voerde bei Dinslaken-Eppinghoven.

Dort ist ihre Abflussmenge auf durchschnittlich 16 m³/s angewachsen. Beim Bau des Kanals hat man die Geografie des Emschertals genutzt. Die Emscher fließt durch das Stadtgebiet von Dortmund, Castrop-Rauxel, Recklinghausen, Herten, Herne, Gelsenkirchen, Essen, Bottrop, Oberhausen, Duisburg, Dinslaken und Voerde.

Ihr etwa 83,1 km langer Lauf endet circa 129 Höhenmeter unterhalb ihrer Quelle, sie hat somit ein mittleres Sohlgefälle von 1,6 ‰.

Das Einzugsgebiet des Flusses beträgt mit einem System von verzweigten Nebenläufen 775,466 km².

Nebenflüsse

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Nachfolgend sind alle Nebenflüsse der Emscher ab 8 km² Einzugsgebiet aufgelistet:

(Zur besseren Übersicht bzw. zur Sortierung flussabwärts sind in die DGKZ-Ziffern nach der 2772 – Emscher – Bindestriche eingefügt.)

Name Lage Länge
[km][2]
Einzugsgebiet
[km²][2]
Emscher-km
(vor Mündung)[2]
Orte am Fluss
(*: Quellort)
Mündungsort
(bei)
DGKZ
Hörder Bach links 6,2 12,2 72,0 *DO-Berghofen DO-Hörde 2772-12
Schondelle links 6,2 11,8 69,6 *DO-Wellinghofen, DO-Lücklemberg DO-Brünninghausen 2772-14
Rüpingsbach links 8,0 36,7 66,8 *Witten-Annen, DO-Hombruch DO-Schönau 2772-16
Roßbach (Schmechtingsbach) links 7,6 30,9 62,1 DO-Kley, DO-Marten DO-Wischlingen 2772-2
Evinger Bach rechts 1,5 8,0 61,7 *DO-Fredenbaumpark DO-Huckarde 2772-312
Nettebach links 7,5 16,8 58,9 *DO-Kirchlinde DO-Nette 2772-32
Herdicksbach rechts 7,5 9,9 50,5 *Süden Waltrops Osten Castrop-Rauxel-Henrichenburgs 2772-336
Landwehrbach links 6,4 44,2 42,4 *Castrop Herne-Horsthausen 2772-34
Hellbach rechts 6,7 20,4 40,5 *Recklinghausen RE-Süd 2772-36
Ostbach links 6,9 12,4 40,1 *BO-Gerthe HER-Baukau 2772-372
Holzbach rechts 7,4 30,3 34,8 *Herten-Westerholt GE-Resser Mark 2772-392
Hüller Bach links 17,2 80,9 34,0 *BO-Weitmar, BO-Hamme GE-Bismarck 2772-4
Börnchenbach rechts 5,3 9,0 33,4 *Osten GE-Buers GE-Erle 2772-52
Sellmannsbach links 2,8 11,1 31,0 GE-Bismarck GE-Schalke-Nord 2772-54
Lanferbach rechts 4,1 9,9 28,9 *Südwesten GE-Buers GE-Horst 2772-56
Schwarzbach links 13,1 49,0 26,7 *E-Frillendorf, E-Schonnebeck GE-Heßler 2772-58
Boye rechts 13,8 74,4 24,3 Südwesten BOT-Kirchhellens, Grenze BOT/Gladbeck Grenze BOT-Welheim/E-Karnap 2772-6
Berne links 8,6 62,1 20,7 *Essen, E-Altenessen, Bottrop-Ebel Bottrop-Ebel 2772-8
Läppkes Mühlenbach links 3,0 8,8 17,3 Oberhausen-Ost OB-Borbeck 2772-916
Handbach rechts 5,4 23,5 10.7 *OB-Walsumermark OB-Schwarze Heide 2772-96

Die Altarme Kleine Emscher (277134; 10,3 km; 35,0 km²) und Alte Emscher (277132, 7,8 km, 29,2 km²), die durch die Verlegung der Emschermündung nach Norden entstanden sind, fließen direkt in den Rhein und sind damit nicht mehr Teile des Flusssystems der Emscher.

Naturraum Emschertal

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Das Tal der Emscher zwischen der Dortmunder Innenstadt und der Trennung vom bis dahin parallelen Rhein-Herne-Kanal in Oberhausen stellt die naturräumliche Untereinheit Emschertal der Haupteinheit Emscherland dar. Letztere stimmt weitgehend mit dem Einzugsgebiet der Emscher ohne Quell- und Mündungslauf überein, spart jedoch nach Süden die Quellgebiete einiger Nebenbäche auf den Castroper Platten aus, welche zum Westenhellweg gehören. Im Norden enthält das Emscherland auch zur Lippe abdachende Gebiete.

Naturräumliche Gliederung

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Das Emschertal gliedert sich wie folgt:[5]

  • (zu 543 Emscherland)
    • 543.2 Emschertal
      • 543.20 Emscherniederung
      • 543.21 Nördliche Emscher-Randplatten
      • 543.22 Südliche Emscher-Randplatten
      • 543.23 Boyeplatten

Beschreibung

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Bergsenkung im Emscherbruch künstlerisch visualisiert

Schon vor der Saale-Vereisung hat das Emschertal existiert. Noch zu Ende des 19. Jahrhunderts mäandrierte die Emscher durch ihr zwischen Herten und Wanne-Eickel über 5 km breites Tal. Überflutungen größerer Teilgebiete waren nicht selten. In den Auen herrschten Eichen-Hainbuchen-Wälder und in sumpfigeren Gebieten Bruchwälder.

Seit Gründung der Emschergenossenschaft im Jahre 1899 sind die Emscher und ihre Nebenbäche kanalisiert und begradigt worden, nachdem es in Bergsenkungsgebieten zu Versumpfungen gekommen war. Dabei wurde auch das Flussbett mehrfach tiefergelegt. Ferner wurde die Mündung in den Rhein mehrfach nach Norden verlagert. In Teilgebieten kam es dadurch zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels. Da es indes bis heute immer wieder zu Absenkungen infolge des Steinkohleabbaus gekommen ist, ist die natürliche Vorflut auch weiterhin gestört, sodass größere Teilgebiete regelmäßig über Pumpstationen trocken gehalten werden müssen. Auf dem Gebiet des eigentlichen Emschertals sinkt die Höhenlage des namensgebenden Flusses heute von 70 m in Dortmund bis auf etwa 35 m südlich Bottrops.[5]

 
Emscher (rechts) und Rhein-Herne-Kanal bei Gelsenkirchen, Blick nach Westen

Nachdem die Emscher in der Witten-Hörder Mulde den Dortmunder Rücken zunächst südlich und dann westlich umflossen hat, tritt sie unmittelbar westlich der Dortmunder Innenstadt ins eigentliche Emschertal ein. Auch der Dortmunder Hafen am Dortmund-Ems-Kanal liegt, östlich der Emscher, in diesem Naturraum, den der Kanal indes bald verlässt.

Eine deutliche Talverbreiterung stellt sich in Castrop-Rauxel-Henrichenburg ein, wo die Emscher auf etwa 60 m über NN den Rhein-Herne-Kanal unterquert und ihren Verlauf von Nordwest in Südwest ändert.

Die darüber hinaus erste auffällige Talweitung findet sich unmittelbar südlich Recklinghausens, wo sich das Nebental des Hellbach bis unmittelbar vor die Innenstadt zieht. Ähnlich lang, wenngleich weniger breit, schneidet sich etwas weiter westlich und ebenfalls rechts der Emscher das Tal des Holzbaches bis Herten-Westerholt. Parallel zu beiden letztgenannten Bächen und genau zwischen ihnen verlief das Tal des heute Resser Bach genannten Bachlaufes an der Stadtgrenze zwischen Recklinghausen und Herten. Allerdings ist der Resser Bach heute auf den Holzbach umgeleitet, den er östlich von Gelsenkirchen-Resse trifft.

Westlich von Schloss Grimberg teilte sich die Emscher bis in das 19. Jahrhundert in den Hauptfluss, der nördlich um Schloss Horst floss und einen südlichen Nebenarm, Kleine Emscher genannt. Die begradigte Emscher folgt bei Gelsenkirchen-Horst diesem Nebenarm, während der frühere Hauptfluss in seinem unteren Teil als Alte Emscher bei Horst erhalten ist.[6]

Weiter emscherabwärts findet sich noch, ebenfalls auf der rechten, nördlichen Seite, der – etwas weniger auffällige – Taleinschnitt des Lanferbaches und, ihm südlich gegenüber gelegen, der Einschnitt des Schwarzbaches – beide in Gelsenkirchen mündend.[5]

Randplatten

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Die nördlichen und südlichen Randplatten der Emscherniederung liegen je nur 5 m – 20 m höher als die Emscherniederung selber.

Während die südlichen Randplatten nicht durch Nebentäler unterbrochen werden, auch nicht durch das des Schwarzbaches, werden die nördlichen durch Hellbach, Resser Bach, Holzbach und Lanferbach in Einzelpatten segmentiert. Die westlichste jener fünf Platten bei Gelsenkirchen-Beckhausen geht nach Westen fließend in die Boyeplatten der Boye, des zweitgrößten Emscher-Nebenflusses, über.

Die Boyeplatten, auf denen ein großer Teil Bottrops liegt, nehmen mehr Fläche ein als alle anderen Randplatten zusammen. Überdies stellen sie bei Kirchhellen im Norden über eine nur 51 m hohe Niederwasserscheide einen Korridor zur Dorstener Talweitung der Lippe bei Dorsten her.[5]

Benachbarte Naturräume

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Folgende Naturräume grenzen flussabwärts an das Emschertal, das die Witten-Hörder Mulde nach Norden fortsetzt (nach Gedankenstrich je die zugehörige Haupteinheit):[5]

Im südlichen Westen tritt die Emscher (beidseitig) in die Ruhr-Emscher-Platte, Rechtsrheinische Niederterrassenebene, Haupteinheit Mittlere Niederrheinebene, ein, und verlässt die Westfälische Bucht.

Renaturierung

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Emscher am Phoenix-See
 
Renaturierter Emscher-Hauptlauf in der Bolmke in Dortmund
 
Kennzeichnung des Emscher-Radwegs
 
Emscher in Dortmund

Um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts galt die Emscher als der schmutzigste Fluss Deutschlands und die „Kloake des Ruhrgebietes“. Deshalb wurde zu dieser Zeit die Emscher sowie ihre ebenso geruchsbelasteten Zuflüsse umgangssprachlich als Köttelbecke oder auch Köttelbach bezeichnet.[8] Mit dem weitgehenden Ende des Bergbaus im Ruhrgebiet bzw. seiner Nordwanderung stellen Bergsenkungen in der Emscher-Region nun kein Hindernis mehr dar, so dass mit dem Bau von unterirdischen Kanälen und der Renaturierung der Emscher begonnen wurde.

Erste Schritte in Richtung ökologischem Umbau des Emschersystems wurde mit der IBA Emscherpark unter anderem mit den Radwegen Emscher-Weg und Emscher Park Radweg und dem Emscher Landschaftspark gelegt. In den 1990er Jahren wurde bereits ein kurzer Abschnitt der Emscher im Rahmen der Bundesgartenschau in Dortmund renaturiert.

Das zentrale Bauwerk im Rahmen der Renaturierung der Emscher bildet der Abwasserkanal Emscher. Am 13. August 2008 wurde der Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung Münster[9] für den Abwasserkanal entlang der Emscher an den Vorstandsvorsitzenden der Emschergenossenschaft, Dr. Jochen Stemplewski, überreicht. Der von Dortmund nach Dinslaken verlaufende Kanal ist 51 km lang und hat einen maximalen Durchmesser von 2,80 m. Er leitet das Abwasser zu den bestehenden Kläranlagen Bottrop und Emschermündung ab, was die bisherige offene Wasserführung über Vorfluter ersetzt und wurde bis 2021 fertiggestellt. Daran anschließend kann die Emscher in weiteren Bereichen naturnah umgestaltet werden.

Der an der Quelle der Emscher liegende Emscherquellhof wurde 2005 von der Emschergenossenschaft grundsaniert und wird für Ausstellungen sowie als Tagungs- und Bildungszentrum genutzt.

Am 18. Dezember 2009 wurde in Hörde das renaturierte, oberirdische Bett der Emscher geflutet. Nachdem die Emscher an dieser Stelle über 100 Jahre verrohrt unter der Hermannshütte geflossen ist, strömt nun sauberes Wasser durch ein naturnahes Flussbett parallel zum Phoenixsee.[10] Am Phoenixsee wurde auch ein Weinbauhang angelegt.

Im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres Ruhr.2010 wurde mit der Emscherkunst.2010 auf die bespielte Emscherinsel und den aktuellen Umbau des Emschersystems hingewiesen.

Die Umgestaltung des Emschertals wurde 2014 von der UNO als „Beispiel für ein partizipatives Öko-Großprojekt“ gewürdigt.[11] Seit 1992 plant und setzt die Emschergenossenschaft das Generationenprojekt Umbau des Emscher-Systems um, in das über einen Zeitraum von rund 30 Jahren prognostizierte 5,38 Milliarden Euro investiert werden.[12][13] Damit gilt die Emscher als der teuerste renaturierte Fluss der Welt. Seit dem 1. Januar 2022 ist die Emscher abwasserfrei.[14] Das gesamte Bauvorhaben wurde im November 2022 mit der Inbetriebnahme einer nach Voerde (Niederrhein) verlegten Mündung abgeschlossen.[15]

Gefahren

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Typisches Warnschild

Das kanalisierte Flussbett der Emscher birgt durch seine abgeschrägten, sehr glatten und glitschigen Betonwände ein hohes Gefahrenpotential für Menschen, die ins Flussbett gelangen. Trotz Einzäunung und Ausschilderung hat die kanalisierte Emscher daher schon viele Menschenleben gekostet. So ertrank 1983 der Schriftsteller Michael Holzach beim Versuch, seinen Hund zu retten, in der Emscher.[16]

Ereignisse

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In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2023 sackte infolge von Starkregenereignissen und folgendem Hochwasser der Emscherdeich in Dinslaken zwischen der Heerstraße und der Brücke der Bahnstrecke Oberhausen–Wesel auf einer Länge von 300 Metern ab. Ebenso sackten die Fundamente der genannten Eisenbahnbrücke ab, die abgerissen werden musste, und eine Fußgängerbehelfsbrücke im Bereich der Emschermündung wurde weggespült. Der Neubau der Eisenbahnbrücke wird bis 2024 dauern.[17][18][19]

Geschichte

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Grundriss Kommende Welheim, mittelalterlicher Rittersitz in Bottrop an der Emscher

Im Mittelalter war die Emscher im Ober- und Mittellauf in weiten Teilen natürliche Grenze von Territorien. Nördlich des Flusses lag in weiten Bereichen das Gebiet des Vest Recklinghausen, südlich das der Grafschaft Mark und des Stifts Essen. Die Emscher bildete auch die Süd- und Westgrenze der Grafschaft Dortmund. Entlang der Emscher lagen daher zahlreiche Wasserburgen und an den Grenzen der Grafschaft Dortmund Warten. In einer Urkunde des Erzbischofs Pilgrim von Köln von 1027 für das Stift Essen wird die Emscher als Embiscara genannt, bis zu der, nach Angabe der Äbtissin Sophia von Essen, der Tochter Kaiser Ottos II., dem Stift der Zehnt zustünde.[20] Die Emscher als Grenze hatte Bestand, ihr Name wandelte sich bis zum Spätmittelalter zu Emschar.[21]

Ursprünglich war die Emscher ein im Mittellauf stark mäandrierender 109 Kilometer langer Fluss. Während der mittelalterlichen Klimaanomalie wurde an den Hängen des oberen Emschertals bei Hörde Weinbau betrieben. Heute erinnern in Hörde die Straßennamen Winzerweg und Weingartenstraße an diese Nutzung. Im weiten Tal an der mittleren Emscher und an ihrem Unterlauf in der Rheinebene erstreckten sich weite Bruchwälder. Das Bruch wurde extensiv landwirtschaftlich als Wildbahn zur Pferdezucht der Emscherbrücher genutzt. Im Tal existierten, regionaltypisch, dörfliche Streusiedlungen und Einzelhöfe, zumeist in geografisch vor Hochwasser sicher gewählter Lage. In einigem Abstand zueinander gab es Kirchdörfer, zum Beispiel Herne, Buer, Gelsenkirchen, Katernberg und Borbeck, entstanden auf den hochwasserfreien Terrassenkanten.

Zahlreiche Urkunden belegen, dass die Emscher fischreich war: 1484 teilen die Brüder Walrave, Johan und Hinrick van Ekell die Fischerei in der Emesscher bei Crange,[22] 1563 prozessierte Goddert von Strünkede zu Strünkede gegen Philipp und Arnd von Viermund zu Bladenhorst um die Fischereigerechtsame auf der Emscher vor dem Richter in Castrop. Der Prozess wurde bis vor das Reichskammergericht geführt,[23] und im April 1599 verpfänden Bürgermeister und Rat der Stadt Recklinghausen drei Adeligen für ein Darlehen Fischereirechte auf der Emscher.[24]

Den Gewohnheiten der Zeit entsprechend wurde der Fluss in der Frühen Neuzeit in Hexenprozessen eingesetzt. Von 1589 existiert ein Protokoll des Stifts Essen über die auf eigenen Antrag an 18 der Zauberei Verdächtigten an der Emscher vorgenommene Wasserprobe, bevor man zur peinlichen Befragung überging.[25]

 
Emscher mit Deich im Norden von Essen
 
Sanierungsarbeiten an der Emscher in Dortmund-Huckarde

Ein erstes Projekt des 18. Jahrhunderts zur Schiffbarmachung des Flusses wurde nach mehrjährigen Verhandlungen vom preußischen König Friedrich II. am 23. August 1774 abgelehnt. Auch eine Initiative unter der Führung von William Thomas Mulvany ab 1873 zum Ausbau des Flusses als Schifffahrtsweg hatte keinen direkten Erfolg. Die Idee eines Seitenkanals für die Schifffahrt wurde schließlich realisiert: Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Rhein-Herne-Kanal entlang der Emscher gebaut.

Mit Einsetzen der Frühindustrialisierung wurde Brauchwasser aus dem Flusssystem für Prozesse entnommen. 1793 beklagte das Kloster Sterkrade, ihm sei das Wasser verdorben, da an der St.-Antony-Hütte der Raseneisenstein gewaschen wurde. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts begann durch die voranschreitende Industrialisierung im Ruhrgebiet auch ein starkes Bevölkerungswachstum. Der erhöhte Trinkwasserbedarf wurde durch das Ruhr- und Lippegebiet gedeckt. Das Abwasser und das Grubenwasser der Bergwerke wurde vor allem ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in die Emscher entlassen.

Die Emscher war durch die Einleitungen stark belastet. Das geringe Gefälle, der ausgeprägt mäandernde Flusslauf und vom Bergbau hervorgerufene Absenkungen des Bodens verursachten Ende des 19. Jahrhunderts zahlreiche Überschwemmungen, was aufgrund der mitgeführten Fäkalien zu steigender Seuchengefahr führte. Da die beteiligten Kommunen und Großbetriebe aus eigenem Antrieb nicht in der Lage waren, das Problem zu lösen, wurde schließlich 1899 die Emschergenossenschaft als Zwangsvereinigung der betroffenen Kommunen und einleitenden Großbetriebe gegründet. Ihre Aufgaben liegen in der Abwasserreinigung, der Sicherung des Abflusses, im Hochwasserschutz und in der Gewässerunterhaltung.

Unter der Ägide der Emschergenossenschaft wurde die Emscher um ca. drei Meter tiefergelegt, größtenteils befestigt und begradigt. Mehrfach wurde der Flusslauf reguliert. Die Mündung wurde im 20. Jahrhundert zweimal verlegt: 1910 von Duisburg-Alsum nach Duisburg-Walsum und 1949 nach Dinslaken. Dementsprechend teilt sich die Emscher an ihrem Unterlauf in Alte Emscher, Kleine Emscher und Neue Emscher. Die Alte Emscher fließt von Oberhausen durch Duisburg-Hamborn, Duisburg-Beeck und Alsum, die Kleine Emscher von Oberhausen durch Hamborn und Walsum und die Neue Emscher von Oberhausen durch Dinslaken in den Rhein. Am 9. November 2022 wurde die Mündung erneut verlegt, über ein neu angelegtes Delta auf dem Gebiet der Stadt Voerde.[26]

Die durch den Bergbau hervorgerufenen Bergsenkungen wurden durch immer höhere Deiche ausgeglichen, so dass die Emscher heute an einigen Stellen sogar einige Meter über dem Niveau der Umgebung liegt. Dies bedeutet jedoch auch, dass Zuflüsse zur Emscher, die das umliegende Land entwässern, nach oben in die Emscher gepumpt werden müssen. Ohne die Eindeichung und das Abpumpen des Wassers stünden große Teile der Emscherregion unter Wasser.

Bis vor kurzem gab es jedoch keine Alternativen zur offenen Abwasserentsorgung, da unterirdische Kanäle bedingt durch Bergschäden regelmäßig abgesunken wären.

Bis Ende der 1990er wurden vier zentrale Klärwerke errichtet:

Der Verlauf der Emscher dient als Trasse für verschiedene Energieleitungen. Im Bild sieht man Hochspannungsleitungen, die Steinkohlenkraftwerke (im Hintergrund das Steag-Kraftwerk in Herne) und Verbraucher verbinden. Auf dem linken Ufer verlaufen die olivgrünen Rohre der Fernwärmeschiene Ruhr, in die Kraftwerke Wasser von 110 bis 180 °C einspeisen und damit die Übergabepunkte zu den städtischen Fernwärmeversorgern im Ruhrgebiet beliefern.

Bis 1939 verkehrte eine Personenfähre in Duisburg. 1960 wurde an gleicher Stelle eine Brücke errichtet.

Nach heftigen Niederschlägen von lokal bis zu 200 l/m² kam es am 26. Juli 2008 im Stadtgebiet von Dortmund zu Überschwemmungen der Emscher und des Roßbaches, die besonders die Ortsteile Dorstfeld und Marten trafen. Die Emscher erreichte an vielen Messpunkten neue Hochwasserhöchststände. So wurden am Pegel in Mengede ein Wasserstand von über 520 Zentimetern, bei einem üblichen Pegel von etwa 100 Zentimetern, gemessen.

Bauwerke

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Der Fluss als Namensgeber

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Verschiedene Institutionen, Organisationen und Einrichtungen tragen den Namen Emscher in ihrem Namen:

Siehe auch

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Literatur

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in der Reihenfolge des Erscheinens

  • Hubert Kurowski: Die Emscher. Geschichte und Geschichten einer Flusslandschaft. Klartext, Essen 1993, ISBN 3-88474-045-8.
  • Ökologische Erneuerung einer Industrielandschaft. In: DVWK Deutscher Verband für Wasserwirtschaft und Kulturbau e. V. (Hrsg.): Schriftenreihe des Deutschen Verbandes für Wasserwirtschaft und Kulturbau. Heft 108. Wirtschafts- und Verlagsgesellschaft Gas und Wasser, Bonn 1994, ISBN 3-922671-44-6.
  • Klaus Gorzny, Claas Marlori: Burgen, Schlösser und Adelssitze im Emscher Landschaftspark. Piccolo, Marl 2001, ISBN 3-9801776-5-3.
  • Alles fließt – Das Wasser der Emscher. In: Historischer Verein für Dortmund und die Grafschaft Mark (Hrsg.): Zeitschrift des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e. V. in Verbindung mit dem Stadtarchiv Dortmund. Klartext, 2006, ISSN 0932-9757.
  • Otto Dickau, Christoph Eger (Hrsg.): Emscher. Beiträge zur Archäologie einer Flusslandschaft im Ruhrgebiet. Aschendorff, Münster 2014, ISBN 978-3-402-13071-1.
  • Dirk Sondermann (Hrsg.): Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle. Henselowsky Boschmann, Bottrop 2017, ISBN 978-3-942094-75-7.
  • Heinrich Theodor Grütter: Die Emscher – Schicksalsfluss des Ruhrgebietes. In: Forum Geschichtskultur Ruhr, ISSN 1436-7661, Jg. 2022, Heft 1, S. 22–26.
  • Heinrich Theodor Grütter, Ulrich Paetzel (Hrsg.): Die Emscher. Bildgeschichte eines Flusses. Klartext Verlag, Essen 2022, ISBN 978-3-8375-2531-1.
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Commons: Emscher – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Emscher – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. a b Topografische Karte 1:25.000
  2. a b c d e Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  3. Statistische Angaben zur Hydrographie der Emscher (Memento vom 1. Juli 2016 im Internet Archive) – PDF, 80 kB
  4. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 127, „Emscher“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
  5. a b c d e Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 95/96 - Kleve/Wesel (Wilhelm von Kürten 1977; Osten des Blattes), Blatt 97 - Münster (Sofie Meisel 1960; Westen) und Blatt 108/109 - Düsseldorf/Erkelenz (Karlheinz Paffen, Adolf Schüttler und Heinrich Müller-Miny 1963, Osten) - Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg; → Online-Karten
  6. GeoServer NRW, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW
  7. Der Begriff Essener Westenhellweg wird in den einzelblättern nicht genannt - der südliche und westliche Teil des (Unteren) Westenhellwegs ist auf dem Blatt 108/109 Düsseldorf-Erkelenz von 1963 nämlich nicht näher bezeichnet. Dieses hängt auch damit zusammen, dass die Abspaltung des Westenhellwegs von der ursprünglichen Haupteinheit Emscherland zum Herausgabezeitpunkt des Kartenblattes gerade erst beschlossen war.
  8. Emscher umgangssprachlich aus MundMische, abgerufen am 19. November 2020
  9. Pressemitteilung der Bezirksregierung Münster zum Planfeststellungsbeschluss des Emscherkanals. In: nrw.de. Bezirksregierung Münster, 13. August 2008, archiviert vom Original am 6. Januar 2014; abgerufen am 1. Juli 2016.
  10. Oliver Volmerich: Das Bett der Emscher wurde geflutet. In: Ruhrnachrichten. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. März 2010; abgerufen am 1. Juli 2016.
  11. UNO zeichnet Emscher aus (Memento vom 22. Februar 2014 im Internet Archive). In: Hellweger Anzeiger. 14. Februar 2014, S. 21.
  12. Der Emscher-Umbau als große Chance für Quartiersentwicklung, Emschergenossenschaft, 1. Juli 2019
  13. 5,38 Milliarden Euro für den Emscherumbau, Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 7. Juli 2019
  14. Marius Rautenberg: Von der Kloake zum Naturparadies In: National Geographic Deutschland, 5. Mai 2022, abgerufen am 12. Mai 2022.
  15. Schlußpunkt für Emschersanierung: Rheinmündung eröffnet dpa-Meldung vom 9. November 2022 in: Süddeutsche Zeitung, abgerufen am 11. November 2022.
  16. Tobias Großekemper: Darum steht eine Stele für Michael Holzach an der Emscher. FUNKE Mediengruppe, 17. Juni 2016, abgerufen am 3. Juli 2021.
  17. Abgesackte Emscher Bahnbrücke in Dinslaken muss abgerissen werden. WDR, 27. Juni 2023, abgerufen am 17. August 2023.
  18. Marc Wolko, Jasmin Ohneszeit, Anja Hasenjürgen: Emscherdeich Dinslaken: Auch Behelfsbrücke ist abgesackt. NRZ, 25. Juni 2023, abgerufen am 17. August 2023.
  19. Emscher-Umbau Teil 11 - 23. Juni 2023 - der Deich vor der Mündung droht zu brechen, auf youtube.com
  20. Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Essen, Stift, Urkunden, Urkunden I (870–1327), Nr. 10
  21. Schulte Ekbert, Herr von Almelo, haftet für die dem Stift zu übersendenden Abgaben aus dessen Besitzungen im Salland nur bis zum erreichen der Emscher (ad fluvium Emschariam) als Grenze des Stiftsterritoriums. Urkunde vom 13. August 1303, Landesarchiv NRW, Abteilung Rheinland, Essen, Stift, Urkunden, Urkunden I (870–1327), Nr. 177
  22. Walrave, Johan und Hinrick van Ekell, Gebrüder, Söhne des verstorbenen Johan v. E., halten eine Teilung und Scheidung mit Everde v. E., Drost zu Menden, Bruder ihres verstorbenen Vaters, betr. ihres väterlichen und mütterlichen Gutes, 27. März 1484 (op ten satersdach na den hilligen sundach den man nompt Oculi in der vasten), Or., Pergament, LWL-Archivamt für Westfalen - Digitale Westfälische Urkunden-Datenbank (DWUD), März 2011
  23. Gotthard (Goddert) v. Strünkede zu Strünkede, Bekl. gegen Philipp und Arnd v. Viermund zu Bladenhorst, Kl. Fischereigerechtsame auf der Emscher und Weiderechte auf der Dudingheide. 1. Richter zu Castrop 1563. 2. Hofger. Kleve 1569. 3. RKG 1581, Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen, Altsignatur: 9272 Aktenzeichen: 5589, darin: Umfangreiches Zeugenverhör; Lehnsurkunden betr. Strünkede 1449 ff.
  24. Bürgermeister und Rat der Stadt Recklinghausen bekunden, dass sie von Johanna von Viermund, Matthias von Westerholt zu Lembeck und Georg Syberg zu Wischlingen Geld zur Unterhaltung der Stadt entliehen und ihnen dafür die Fischerei auf der Emscher verpfändet haben. Sie versprechen das Geld zu Ostern zurückzuzahlen. Siegel ab; stark beschädigt, Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen, U 104u 116
  25. Landesarchiv NRW, Abt. Westfalen, Manuskripte II ("Kindlingersche Sammlung"), Nr. 111
  26. Meilenstein in Dinslaken und Voerde: Emscherdelta geflutet auf www.nrz.de, abgerufen am 10. November 2022
  27. https://www.radioemscherlippe.de/artikel/sauerstoff-floesse-aus-der-emscher-gehoben-1504187.html
  28. Stadt bereitet Emscher-Lippe-Halle für Erstaufnahme von Menschen aus der Ukraine vor auf gelsenkirchen.de, abgerufen am 5. September 2022
  29. Weiterbildungskolleg Emscher-Lippe - Hauptseite. Abgerufen am 21. Januar 2023.