Englische Frauen-Cricket-Nationalmannschaft

Die englische Frauen-Cricket-Nationalmannschaft (englisch England women's cricket team, abgekürzt England Women oder England W) ist die Frauen-Nationalmannschaft im Cricket, die England und Wales auf internationaler Ebene vertritt. Geleitet werden sie vom England and Wales Cricket Board und bestritten im Jahr 1934 ihren ersten WTest.

Englische Frauen-Cricket-Nationalmannschaft
WTest-Status
erhalten
1934
Erstes WTest-
Match
Australien Australien in Brisbane, Dezember 1934
Erstes WODI International XI in Hove, Juni 1973
Erstes WT20I Neuseeland Neuseeland in Hove, August 2004
Kapitänin Heather Knight (WTest, WODI, WT20I)
Coach Lisa Keightley
Offizielles ICC WODI-Ranking 2 von 13[1]
Offizielles ICC WT20I-Ranking 2 von 55[1]
Women’s World-Cup-Teilnahmen 12/12
Erster Women’s World-Cup 1973
Bestes Women’s World-Cup-Ergebnis Sieger (1973, 1993, 2009, 2017)
WT20-World-Cup-Teilnahmen 8/8
Erster WT20 World Cup 2009
Bestes WT20 World Cup-Ergebnis Sieger (2009)
Stand von 26. Februar 2023

Geschichte

Bearbeiten

Ursprünge

Bearbeiten

Cricketspiele zwischen Frauen sind in England seit Mitte des 18. Jahrhunderts dokumentiert, unter anderem 1745 zwischen Bramley Maids und Hambledon Maids in Guildford.[2] Das erste Spiel zwischen Counties fand im Oktober 1811 zwischen Surrey und Hampshire statt.[3] Der erste Cricket-Club für Frauen, White Heather Club, wurde 1887 in Yorkshire gegründet. Im Jahr 1926 wurde die Women’s Cricket Association gegründet, die fortan das Frauen-Cricket in England organisierte.[4]

Vor dem Zweiten Weltkrieg

Bearbeiten
 
Englisches Team aus der Tour in Australien 1934/35.

Im Jahr 1934 wurde der englische Verband nach Australien eingeladen, die drei Jahre zuvor ihren eigenen Cricket-Verband gegründet hatten. Die teilnehmenden Frauen mussten Kosten von 80 GBP für die sechsmonatige Tour selbst aufbringen. Auch durften keine verheirateten Frauen an der Tour teilnehmen, da es für sie nicht angebracht erschien so lange von zu Hause fernzubleiben. Das Team brach im Oktober 1934 zur Schiffsreise auf und spielte seinen ersten WTest ab dem 28. Dezember 1934 gegen Australien, den sie mit 9 Wickets gewannen. Herausragende Spielerin war Myrtle Maclagan, die im zweiten Spiel mit 119 Runs auch den ersten Century für England erzielte. Die Drei-Spiele-Serie konnten sie dann mit 2–0 für sich entscheiden und auch der WTest in Neuseeland konnte gewonnen werden.[5][6]

Im Sommer 1937 kam Australien nach England und Molly Hide übernahm die Rolle der Kapitänin, die sie bis 1954 behalten sollte.[7][8] Bei der Tour verlor England den ersten WTest, und die Tour endete 1–1 unentschieden.[9] Der Erfolg dieser Touren führte dazu, dass die kommende Tour in Australien im Winter 1939/40 stattfinden sollte und das englische Team hatte schon seine Spielerinnen nominiert, jedoch kam es auf Grund des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs nicht mehr zur Abreise.[5]

Nachkriegsjahre

Bearbeiten

Die erste Tour nach dem Krieg fand im Winter 1948/49 wieder in Australien und Neuseeland statt und beinhaltete vier Spielerinnen die auch vor dem Krieg schon WTests absolvierten. Auf der im Oktober begonnenen Anreise auf einem überfüllten Ozean-Liner bestritten sie eine Partie gegen eine All Ceylon XI in Colombo und insgesamt bestritten sie auf der Tour neben den vier WTests auch 30 Tour Matches. Neben diesen Spielen hatten die Spielerinnen auch zahlreiche soziale Verpflichtungen, die nach einem Monat reduziert wurden, nachdem sie für das Team zur Belastung wurden. In Australien verlor das Team den ersten WTest und so auch die Serie und die Ashes, während man in Neuseeland den WTest gewinnen konnte. Im Mai kamen sie nach sieben Monaten wieder zurück nach England.[10][11][12] Nachdem die Ashes 1951 1–1 unentschieden geendet hatte, kam Neuseeland im Sommer 1954 erstmals nach England und man gewann die WTest-Serie 1–0. Erst 1957/58 konnte man wieder eine Tour auf die Südhalbkugel organisieren, wobei keiner der insgesamt sechs WTests in Neuseeland und Australien mit einem Ergebnis endete. In der Saison 1960/61 reiste man erstmals für eine WTest-Serie nach Südafrika und konnte diese 1–0 gewinnen. Im Jahr 1963 konnte man das letzte Spiel der Drei-Spiele-Serie gegen Australien gewinnen, vor allem da Kapitänin Mary Duggan neben einem Century (101* Runs) im ersten Innings insgesamt 7 Wickets (4/42 und 3/40) errang.[13] Damit konnte England erstmals nach dem Krieg die Ashes wieder zurückerobern. Durch ein siegloses unentschieden konnte man diese auch 1968/69 in Australien verteidigen.

Mit dem Women’s Cricket World Cup 1973 wurde die Zeit der One-Day Internationals eingeläutet. Unter Kapitänin Rachael Heyhoe-Flint konnten sie sich im Finale gegen Australien durchsetzen und so den ersten Weltmeisterschafts-Titel erringen.[14][15] In der Folge konnten sie noch einmal die Ashes 1976 gewinnen, bevor eine längere Durststrecke gegen die Australierinnen eintrat. So verlor man gegen sie die nächsten drei World Cups jeweils das Finale (1978, 1982, 1988) und bei den Ashes sollte man sechs Mal an der Rückeroberung scheitern und bis zur Ausgabe 2002/03 sich nur ein Remis sichern (1998). Gegen andere Gegner war das Team erfolgreicher. So endete die WODI-Serie gegen die West Indies 1979 unentschieden und gegen Neuseeland 1984 und Indien 1986 konnte man deutlich gewinnen.

Auf dem Weg zur Professionalisierung

Bearbeiten

Beim World Cup 1993 auf heimischen Boden konnte man unter Karen Smithies dann gegen Neuseeland wieder den Titel erringen, wodurch das Frauen-Cricket in England viel an Bekanntheit gewann.[16] In der Folge verlor man WODI-Serie in und gegen Indien, sowie gegen Neuseeland und konnte 1997 und 2000 nicht das Finale beim World Cup erreichen. Im Jahr 1998 wechselte die Aufsicht über das Frauen-Cricket von der Women’s Cricket Association zum ECB, was die Organisation deutlich professionalisierte.[17] Dieses änderte auch das Moment als man im Sommer 2002 gegen Indien unter Kapitänin Clare Connor gewann und daran anschließend auch Serien gegen Südafrika (2003, 2003/04 und 2004/05) und Neuseeland (2004) für sich entscheiden konnte. Jedoch scheiterte man erneut beim Women’s Cricket World Cup 2005 im Halbfinale gegen Australien. Im Sommer 2005 konnte man dann erstmal wieder die Ashes gegen Australien gewinnen.[18]

 
WTest Match im Jahr 2017 im North Sydney Oval.

Im Anschluss daran übernahm Charlotte Edwards die Kapitänsrolle. Unter ihr konnte man den Women’s Cricket World Cup 2009 in Australien gewinnen[19] genauso wie den erstmals ausgetragenen ICC Women’s World Twenty20 2009 auf heimischen Boden. Auch hatte man zuvor die Ashes zwei Mal (2007/08 und 2009) verteidigen können. Diese verlor man jedoch 2010/11 wieder und scheiterte beim World Twenty20 2012 und 2014 gegen Australien jeweils im Finale. Beim Women’s Cricket World Cup 2013 erreichte man den dritten Platz und konnte in der Folge die Ashes 2013 und 2013/14 für sich entscheiden. Ab 2014 folgten dann auch die ersten zentralen Verträge des englischen Verbandes für die Spielerinnen.[20]

Ab 2016 übernahm Heather Knight die Kapitänsrolle. Größter Erfolg war dann zunächst der Gewinn des Women’s Cricket World Cup 2017 als man im Finale gegen Indien gewann.[21] Den ICC Women’s World Twenty20 2018 verlor man im Finale gegen Australien und auch bei den Ashes hatte man seit 2015 das nachsehen gegen sie (2017/18, 2019, 2021/22). Es folgte auch eine Finalniederlage gegen das australische Team beim Women’s Cricket World Cup 2022.[22] Beim ICC Women’s T20 World Cup 2023 scheiterte man dann an Gastgeber Südafrika im Halbfinale.[23]

Spielerinnen

Bearbeiten

Spielerstatistiken

Bearbeiten

Insgesamt haben für England 162 Spielerinnen WTests, 137 Spielerinnen WODIs und 53 Spielerinnen WTwenty20 gespielt. Im Folgenden sind die Spielerinnen aufgeführt, die für die englische Mannschaft die meisten Runs und Wickets erzielt haben.

WTest WODI WTwenty20
Spielerin Zeitraum WTests Runs Spielerin Zeitraum WODIs Runs Spielerin Zeitraum WT20Is Runs
Janette Brittin 1979–1998 27 1.935 Charlotte Edwards 1997–2016 191 5.992 Charlotte Edwards 2004–2016 095 2.605
Charlotte Edwards 1996–2015 23 1.676 Claire Taylor 1998–2011 126 4.101 Danni Wyatt 2010–heute 143 2.369
Rachael Heyhoe-Flint 1960–1979 22 1.594 Sarah Taylor 2006–2019 126 4.056 Sarah Taylor 2006–2019 090 2.177
Carole Hodges 1984–1992 18 1.164 Heather Knight 2010–heute 124 3.456 Natalie Sciver-Brunt 2013–heute 108 2.175
Enid Bakewell 1968–1979 12 1.078 Tammy Beaumont 2009–heute 103 3.505 Tammy Beaumont 2009–heute 099 1.721
Stand: 26. Februar 2023[24] Stand: 26. Februar 2023[25] Stand: 26. Februar 2023[26]
WTest WODI WTwenty20
Spielerin Zeitraum WTests Wickets Spielerin Zeitraum WODIs Wickets Spielerin Zeitraum WT20Is Wickets
Mary Duggan 1949–1963 17 77 Katherine Sciver-Brunt 2005–heute 140 167 Katherine Sciver-Brunt 2005–heute 112 114
Myrtle Maclagan 1934–1951 14 60 Jenny Gunn 2004–2019 144 136 Anya Shrubsole 2008–2020 079 102
Katherine Sciver-Brunt 2004–heute 14 51 Laura Marsh 2006–2019 103 129 Sophie Ecclestone 2016–heute 070 097
Enid Bakewell 1968–1979 12 50 Anya Shrubsole 2008–heute 086 106 Danielle Hazell 2009–2018 085 085
Gillian McConway 1984–1987 14 40 Clare Taylor 1988–2005 105 102 Natalie Sciver-Brunt 2013–heute 091 072
Stand: 26. Februar 2023[27] Stand: 26. Februar 2023[28] Stand: 26. Februar 2023[29]

Mannschaftskapitäninnen

Bearbeiten

Bisher hat insgesamt 15 Spielerinnen als Kapitänin für England in einem WTest fungiert, 16 für ein WODI und sieben für ein WTwenty20.[30]

WTest WODI WTwenty20
Nr. Name Zeitraum Name Zeitraum Name Zeitraum
1 Betty Archdale 1934–1935 Rachael Heyhoe-Flint 1973–1976 Clare Connor 2004–2005
2 Molly Hide 1937–1954 Mary Pilling 1977–1978 Charlotte Edwards 2006–2016
3 Myrtle Maclagan 1951 Susan Goatman 1979–1982 Nicky Shaw 2007
4 Mary Duggan 1957–1963 Jan Southgate 1984–1985 Jenny Gunn 2010–2013
5 Cecilia Robinson 1957–1958 Carole Hodges 1986–1987 Heather Knight 2016–heute
6 Helen Sharpe 1960–1961 Jane Powell 1988–1990 Danielle Hazell 2018
7 Rachael Heyhoe-Flint 1966–1976 Karen Smithies 1990–2000 Natalie Sciver-Brunt 2021
8 Susan Goatman 1979 Helen Plimmer 1991–1992
9 Jan Southgate 1984–1985 Ella Donnison 1999
10 Carole Hodges 1986–1987 Clare Connor 2000–2005
11 Helen Plimmer 1991–1992 Aran Brindle 2001
12 Karen Smithies 1995–1999 Charlotte Edwards 2005–2016
13 Clare Connor 2001–2005 Nicky Shaw 2007–2010
14 Charlotte Edwards 2005–2015 Heather Knight 2016–heute
15 Heather Knight 2017–heute Danielle Hazell 2016
16 Anya Shrubsole 2018

Internationale Turniere

Bearbeiten

Women’s Cricket World Cup

Bearbeiten

Women’s World Twenty20

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b ICC rankings for Tests, ODIs, T20 & Women's ODI and T20. Cricinfo, abgerufen am 26. Februar 2023 (englisch).
  2. When cricket became a sport for both men and women. The Telegraph, 26. Juli 2016, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  3. A brief history of cricket. Cricinfo, 6. März 2006, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  4. Tessa: Women in Cricket. Wisden, 15. April 1992, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  5. a b Jenny Thompson: No smoking, drinking, gambling ... or men. Cricinfo, 19. Januar 2008, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  6. Myrtle Maclagan. Cricinfo, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  7. Australian Women's Cricket Team in England. The Sunday Morning Herald, 1. Juni 1937, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  8. Molly Hide. Cricinfo, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  9. 1st Test, Northampton, Jun 12 - 15 1937, Australia Women tour of England. Cricinfo, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  10. 1st Test, Adelaide, Jan 15 - 18 1949, England Women tour of Australia. Cricinfo, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  11. Emma John: This Ashes is a minibreak compared to England women’s postwar odyssey. Guardian, 15. Dezember 2021, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  12. Jenny Thompson: When touring cost a fortune. Cricinfo, 9. Februar 2008, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  13. Mary Duggan. Cricinfo, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  14. Lynn McConnell: Love of the game carries women's cricket through. Cricinfo, 14. September 2000, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  15. Martin Williamson: Rachael Heyhoe-Flint. Cricinfo, 15. Mai 2004, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  16. Raf Nicholson: And the World Cup goes to… England! Cricinfo, Juni 2017, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  17. England: Women join forces with ECB (30 Mar 1998). Cricinfo, 30. März 1998, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  18. Alan Gardner: 'Nothing can describe that feeling when you've won a Test match with your team'. Cricinfo, 25. Januar 2022, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  19. Jenny Roesler: England lift World Cup after late drama. Cricinfo, 22. März 2009, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  20. England women earn 18 new central contracts. BBC, 6. Mai 2014, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  21. Karthik Krishnaswamy: Shrubsole six-for snatches World Cup for England. Cricinfo, 23. Juli 2017, abgerufen am 2. April 2022 (englisch).
  22. Valkerie Baynes: Australia lift seventh World Cup with Healy's monumental 170. Cricinfo, 3. April 2022, abgerufen am 3. April 2022 (englisch).
  23. Valkerie Baynes: Brits, Ismail, Khaka, Wolvaardt script historic South Africa win for maiden World Cup final. Cricinfo, 24. Februar 2023, abgerufen am 26. Februar 2023 (englisch).
  24. Records / England Women / Women’s Test Matches / Most Runs. Cricinfo, abgerufen am 26. Februar 2023 (englisch).
  25. Records / England Women / Women’s One-Day Internationals / Most Runs. Cricinfo, abgerufen am 26. Februar 2023 (englisch).
  26. Records / England Women / Women’s Twenty20 Internationals / Most Runs. Cricinfo, abgerufen am 26. Februar 2023 (englisch).
  27. Records / India Women / Women’s Test Matches / Most Wickets. Cricinfo, abgerufen am 26. Februar 2023 (englisch).
  28. Records / Pakistan Women / Women’s One-Day Internationals / Most Wickets. Cricinfo, abgerufen am 26. Februar 2023 (englisch).
  29. Records / Pakistan Women / Women’s Twenty20 Internationals / Most Wickets. Cricinfo, abgerufen am 26. Februar 2023 (englisch).
  30. Die Zeitraumsangabe bezieht sich auf die entsprechende Cricket-Saison, in dem das erste bzw. letzte Spiel der Zeit als Kapitän stattfand