Als Englische Kröpfer werden zwei Rassen der Haustaube zusammengefasst, die zur Gruppe der Kropftauben gehören. Im Einzelnen sind dies der Englische Großkröpfer, der häufig vereinfacht Englischer Kröpfer genannt wird, und der Englische Zwergkröpfer.
Beide haben eine ausgesprochen aufrechte Haltung, „so daß man vom Auge bis zur Standfläche eine senkrechte Linie ziehen könnte“[1]. Die Großkröpfer gelten gar als die größten der hochgestellten Kropftauben (Größe: 40–48 cm von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende gemessen). Der Zwergkröpfer ist dagegen die kleinere Ausgabe des Englischen Kröpfers und ist mit einem Längenmaß von höchstens 35 cm[2] kaum größer als beispielsweise der Brünner Kröpfer. Das Duo Englischer Groß- und Englischer Zwergkröpfer ist eines der wenigen Beispiele von Verzwergung im Bereich der Rassetauben.
Die Rückenlinie der Englischen Kröpfer fällt bis zum Schwanzende durchgehend ab. Das Verhältnis von Vorder- zur Hinterpartie beträgt etwa 2/3 zu 1/3. Die Füße sind befiedert. Sie sind sehr lebhaft und zutraulich. Sowohl Englische Groß- als auch Zwergkröpfer sind in den Farbschlägen Weiß, Schwarzgeherzt, Dunkelgeherzt, Dominant Rotgeherzt, Dominant Gelbgeherzt, Blaugeherzt, Blaufahlgeherzt, Braunfahlgeherzt, Rotfahlgeherzt und Gelbfahlgeherzt anerkannt. Auf Ausstellungen werden diese Tauben in erster Linie nach der Form bewertet.[3]
Englischer Großkröpfer
BearbeitenDer Englische Kröpfer zählt zu den bekanntesten Rassetauben. Er entstand in Großbritannien und ist eine der ältesten Rassen, die in alten Schriften regelmäßig beschrieben wurde.[5] Die ersten Beschreibungen stammen von Willughby (1678) und Moore (1735).[6]
Um 1850 wurden die ersten Vertreter dieser Rasse nach Deutschland eingeführt, wo er stark verbreitet wurde.
Englische Kröpfer wurden zur Veredelung in die meisten Kröpferrassen eingekreuzt, deren Anglisierung (hohe aufrechte Haltung, schmaler Körper) nicht immer zum Vorteil der jeweiligen Rassen war.[1]
Englischer Zwergkröpfer
BearbeitenDer Englische Zwergkröpfer ist etwa Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und damit bei Weitem nicht so alt wie der Englische Großkröpfer. Sir John Sebright (1767–1846), der Erzüchter der Sebright-Zwerghühner, zählte zu den ersten erfolgreichen Züchtern[8] und gilt als Erzüchter des Englischen Zwergkröpfers, dessen Zucht aber leider verloren ging.[9] Der Londoner Ornithologe William Bernhard Tegetmeier (1816–1912) befasste sich ebenfalls mit ihnen und nutzte verschiedene europäische Zwergkröpfer, v. a. kleinwüchsige Großkröpfer und Brünner Kröpfer, als Grundlage für seine Zucht.[8][9] Englische Zwergkröpfer wurden Ende des 19. Jahrhunderts nach Deutschland eingeführt.[2] Sie waren zunächst aber nicht weit verbreitet, da nach Bruno Dürigen die Brünner „zierlicher, schöner, feiner scheinen“[10]. In den 1920er Jahren gelang jedoch eine Trendwende und Mitte der 1930er Jahre waren sie ebenso weit verbreitet wie die Großkröpfer.[9]
Der Zwergkröpfer ist etwa ein Drittel kleiner als der Großkröpfer und unterscheidet sich vom Brünner Kröpfer u. a. durch die Laufbefiederung und die nicht gekreuzten Schwingen.[11] Die Zehenbefiederung der Englischen Zwergkröpfer ist tellerförmig,[2] Zehen und Läufe des Brünner Kröpfers sind jedoch unbefiedert. Die langen Flügel werden vom Zwergkröpfer „fest geschlossen“ getragen, ihre Spitzen sollen sich auf dem Schwanz nicht kreuzen.[2] Die Schwingen des Brünner sind hingegen deutlich gekreuzt.[12]
Nachweise und weiterführende Literatur
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Erich Müller (Hrsg.): Huhntauben, Warzentauben und Kröpfer. (=Alles über Rassetauben. Band 3). Oertel und Spörer, Reutlingen 2001, ISBN 3-88627-603-1, Englischer Kröpfer, S. 95–98 und Englischer Zwergkröpfer, S. 171–173.
- Hans-Joachim Schille: Bildschöne Taubenrassen. von Aachener Bandkröpfer bis Züricher Weißschwanz. (=Spezies in Farbe. Band 2). Karin Wolters, Sebnitz 2001, ISBN 3-9806312-2-2, Englische Kröpfer, S. 116–117 und Englische Zwergkröpfer, S. 123.
- Joachim Schütte, Günter Stach, Josef Wolters: Handbuch der Taubenrassen. Josef Wolters, Bottrop 1994, ISBN 3-9801504-4-5, Englischer Kröpfer, S. 188 und Englischer Zwergkröpfer, S. 216.
- Leonhard Kühschelm: Der Englische Kröpfer im 18. Jahrhundert In: Geflügel-Börse, Jg. 96, Januar 1975, S. 3
- Leonhard Kühschelm: Die Englische Kröpferzucht in der Zwischenkriegszeit In: Österreichischer Kleintierzüchter,28..Jg.,April 1974, S. 7–8
- Leonhard Kühschelm: Der Englische Kröpfer im 19. Jahrhundert In: Deutscher Kleintierzüchter Januar 1977. Nr. 1, S. 12–15.
- Leonhard Kühschelm: Die Zucht Englischer Kröpfer im 20. Jahrhundert In: Geflügel-Börse100. Jg., Oktober 1979, Nr. 20, S. 3–5.
- Leonhard Kühschelm: Rotgeherzte Englische Kröpfer. Ihre Zucht in Vergangenheit und Gegenwart In: Deutscher Kleintierzüchter März 1984, Nr. 6, S. 14–16
- Leonhard Kühschelm: Die Englischen Kröpfer in der DDR In: Deutscher Kleintierzüchter Juni 1984, Nr. 12, S. 18–20
- Leonhard Kühschelm: Auf Taubenzüchtertour in der DDR In: Deutscher Kleintierzüchter Februar 1988, Nr. 3, S. 18
- Leonhard Kühschelm: Mein langer Weg zur Erzüchtung lackreicher roter Englischer Kropftäubinnen In: Österreichischer Kleintierzüchter Juni 2000, 55. Jg., S. 10–12.
- Leonhard Kühschelm: 1912 - 2012: 100 Jahre organisierte Zucht Englischer Kröpfer In: Freude mit der Kleintierzucht November 2012, 67. Jg., S. 12–15
- Leonhard Kühschelm: Herkunft und Geschichte des Englischen Kröpfers von 1668 bis 2017. (PDF, auf www.englische-kroepfer.de, abgerufen am 2. Mai 2018)
- Lebó László: Monográfia az angol-begyes galambokról és magyarországi tenyésztökröl (= Monografie über Englische Kropftauben und ungarische Züchter). Eigenverlag, Kaposvár 2019
- Leonhard Kühschelm: Herkunft und Geschichte des Englischen Kröpfers von 1668 - 2017. Kirchstetten 2022
- Peter Kolenic: Anglické Hrvoliaky (= Englische Kröpfer). Kosice 2022
- Leonhard Kühschelm: Neue Erkenntnisse über den Ursprung des Englischen Kröpfers In: Freude mit der Kleintierzucht Oktober 2022, 77. Jg., S. 16–17
Weblinks
Bearbeiten- englische-kroepfer.de, Homepage des deutschen Sondervereins der Englischen Kröpfer
- pigeon-anatomy.com, Anatomische Angaben und weitere Informationen über die Rasse
Nachweise
Bearbeiten- ↑ a b Joachim Schütte, Günter Stach, Josef Wolters: Handbuch der Taubenrassen. Josef Wolters, Bottrop 1994, ISBN 3-9801504-4-5, Englischer Kröpfer, S. 188.
- ↑ a b c d Joachim Schütte, Günter Stach, Josef Wolters: Handbuch der Taubenrassen. Josef Wolters, Bottrop 1994, ISBN 3-9801504-4-5, Englischer Zwergkröpfer, S. 216.
- ↑ Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter (BDRG): Deutscher Taubenstandard. Verlagshaus Reutlingen Oertel & Spörer, ISBN 3-921017-03-3.
- ↑ EE-Liste der Rassetauben (ELRT) ( des vom 15. April 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , PDF-Dokument, abgerufen am 9. Januar 2015 (Nummer 310)
- ↑ Erich Müller (Hrsg.): Huhntauben, Warzentauben und Kröpfer (= Alles über Rassetauben. Band 3). Oertel und Spörer, Reutlingen 2001, ISBN 3-88627-603-1, Englischer Kröpfer, S. 95–98.
- ↑ Hans-Joachim Schille: Bildschöne Taubenrassen. von Aachener Bandkröpfer bis Züricher Weißschwanz (= Spezies in Farbe. Band 2). Karin Wolters, Sebnitz 2001, ISBN 3-9806312-2-2, Englische Kröpfer, S. 116–117.
- ↑ EE-Liste der Rassetauben (ELRT) ( des vom 15. April 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , PDF-Dokument, abgerufen am 9. Januar 2015 (Nummer 329)
- ↑ a b Erich Müller (Hrsg.): Huhntauben, Warzentauben und Kröpfer (= Alles über Rassetauben. Band 3). Oertel und Spörer, Reutlingen 2001, ISBN 3-88627-603-1, Englischer Zwergkröpfer, S. 171–173.
- ↑ a b c Die Erzüchtung des Englischen Zwergkröpfers. In: englische-kroepfer.de. Club der Züchter Engl. Groß- und Zwergkröpfer, abgerufen am 25. Januar 2015.
- ↑ Bruno Dürigen: Die Geflügelzucht. 1923
- ↑ Hans-Joachim Schille: Bildschöne Taubenrassen. von Aachener Bandkröpfer bis Züricher Weißschwanz (= Spezies in Farbe. Band 2). Karin Wolters, Sebnitz 2001, ISBN 3-9806312-2-2, Englische Zwergkröpfer, S. 123.
- ↑ Joachim Schütte, Günter Stach, Josef Wolters: Handbuch der Taubenrassen. Josef Wolters, Bottrop 1994, ISBN 3-9801504-4-5, Brünner Kröpfer, S. 215.