Enypniastes eximia

Art der Gattung Enypniastes

Enypniastes eximia, die auch die Trivialnamen Kopfloses Hühnermonster[1][2] und Spanische Tänzerin trägt, ist eine Seegurke, die in der Tiefsee lebt und die Fähigkeit hat sich schwimmend fortzubewegen.[3]

Enypniastes eximia

Enypniastes eximia

Systematik
Unterstamm: Eleutherozoen (Eleutherozoa)
Klasse: Seegurken (Holothuroidea)
Ordnung: Elasipodida
Familie: Pelagothuriidae
Gattung: Enypniastes
Art: Enypniastes eximia
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Enypniastes
Théel, 1882
Wissenschaftlicher Name der Art
Enypniastes eximia
Théel, 1882
Enypniastes sp. in einer Tiefe von 3200 Metern leuchtend

Verbreitung

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Die Art ist kosmopolitisch. Nachweise liegen aus dem gesamten Pazifik in Meerestiefen zwischen 300 und 6.000 Meter vor.[4] Sie ist darüber hinaus im Atlantik (Golf von Mexiko, Azoren, Kapverden, europäische Küstengewässer)[5] und im nördlichen Indischen Ozean[6] nachgewiesen (teilweise unter synonymen Namen).

Im Jahr 2022 konnte eine Expedition, die mit dem Forschungsschiff Sonne eine Tiefseerinne erkundete, die Art im Aleutengraben, in Tiefen zwischen 5.272 und 5.320 Metern, filmen.[3]

Entdeckung

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Die Art wurde bei der berühmten Challenger-Expedition, der ersten Seeexpedition zur Erforschung des Ozeanbodens, im Jahr 1874 neu entdeckt. Dem Erstbeschreiber Hjalmar Théel lag später nur in Alkohol konserviertes Material, teilweise unvollständig und in schlechtem Erhaltungszustand vor. Er wählte den wissenschaftlichen Gattungsname Enypniastes, Griechisch für „Träumer“ und zugleich ein Bibelzitat aus dem Alten Testament (Genesis [37,19]: „Seht, der Träumer kommt daher“).[3][7][8]

Amerikanischen Forschungsteams gelangen 2017 im Golf von Mexiko und 2018 vor Puerto Rico erstmals Filmaufnahmen, auf denen die Fortbewegung und die Biolumineszenz der Spezies eindrucksvoll dokumentiert wurden.[3]

Beschreibung

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Videoaufnahme von Enypniastes eximia
 
Ein noch transparentes, jüngeres Tier vor Puerto Rico

Die Art erreicht Körperlängen zwischen 6 und 25 Zentimeter. Der Körper ist fassförmig mit einer am Vorderende sitzenden, großen Schwimmhaut („Segel“) die aus den Fortsätzen von 12 verwobenen konischen Füßchen (Podia) gebildet ist, die als rippenartige Stützen dienen. Seitlich nahe dem Hinterende (posterolateral) sitzen zwei weitere, rechteckige Schwimmhäute mit 10 bis 15 Podia. Der Körper ist in der Jugend semitransparent, innere Organe, besonders der gefüllte Darm, sind sichtbar. Die Färbung ist von dem Alter und der Körpergröße der Tiere abhängig: junge Exemplare sind blassrosa, ältere Tiere dunkel braunrot bis purpurrot und undurchsichtig.[6][9]

Biolumineszenz

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Wie viele in der Tiefsee lebende Arten, ist auch Enypniastes dazu in der Lage selbst Licht zu erzeugen.[10] Die Biolumineszenz wird durch Berührungsreiz ausgelöst, es ist gebunden an Hunderte kleiner Körnchen im brüchigen und klebrigen, gelatinösen Integument der Tiere. Es wird angenommen, dass das Leuchtvermögen dem Schutz gegen Fressfeinde dient. Räuberische Fische werden durch die abgelöste, leuchtende Haut in die Irre geführt, was ihren künftigen Jagderfolg mindert. Das abgestoßene Integument wird in wenigen Tagen ersetzt.[11]

Schwimmvermögen

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Die Art hat Schwimmhäute an der Vorder- und Rückseite entwickelt, welche es ihr erlauben, sich schwimmend fortzubewegen. Diese Fähigkeit hilft den Tieren, sich zu neuen Weidegründen zu bewegen und Gefahren zu umgehen. Insgesamt sind etwa 20 Arten schwimmfähiger Seegurken bekannt, die in der Tiefsee leben, dazu gibt es noch sechs Flachwasserarten mit schwächer ausgeprägtem Schwimmvermögen.[6] Nach der Morphologie existieren vermutlich weitaus mehr schwimmfähige Arten, die aber bisher noch nicht schwimmend beobachtet wurden.

Enypniastes eximia scheint nach bisherigen Beobachtungen den Meeresgrund nur zum Fressen aufzusuchen und die übrige Zeit schwimmend zu verbringen. Die Tiere schwimmen durch plötzliche, synchrone Abwärtsbewegung der vorderen und hinteren Schwimmhäute vom Meeresboden los, wodurch das Tier schräg nach hinten aufwärts katapultiert wird. Auftrieb erzeugt vor allem das Schlagen des großen vorderen Segels, die seitlichen Schwimmhäute dienen mehr zur Stabilisierung der Schwimmlage. Die Tiere schwimmen vor allem mit senkrecht gehaltenem Körper. Ein Schwimmschlag dauert etwa 7 bis 8 Sekunden.[6][12]

Nahrungsaufnahme

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Enypniastes eximia ist Substratfresser. Dabei wird das meist schlammige Feinsubstrat als Ganzes, ohne erkennbare Selektion, aufgenommen. Bei der Vorwärtsbewegung über den Grund werden die an der Spitze gespaltenen Tentakel vorgestreckt und mit ihrer Hilfe Substrat zum Mund geschaufelt. Die Bewegung ist relativ schnell, jedes Individuum verbleibt bei einem Fressvorgang nur für etwa eine Minute auf dem Grund. Die Vorwärtsbewegung erfolgt durch wellenförmige Undulation der vorderen Schwimmhaut. In Strömungen lässt sich das Tier von ihr wie durch ein Segel über den Grund treiben, wobei die Tentakel als Bremse dienen.

Systematik

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Enypniastes eximia ist die einzige Art der damit monotypischen Gattung Enypniastes, die der Gattung der Pelagothuriidae angehört.[13] Wissenschaftlich nicht akzeptierte Synonyme dazu sind Enypniastes decipiens Koehler & Vaney, 1910, Enypniastes globosa Hansen & Madsen, 1956, Euriplastes atlanticus Heding, 1940, Euriplastes obscura Koehler & Vaney, 1905, Pelagothuria bouvieri Hérouard, 1906, Peniagone ecalcarea Sluiter, 1901, Planktothuria diaphana Gilchrist, 1920.[5]

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Commons: Enypniastes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. "Kopfloses Hühnermonster" entdeckt. (Video) ZDF, abgerufen am 7. Februar 2022.
  2. Danny Clemens: 'Headless chicken monster' spotted swimming in Antarctic Ocean. 21. Oktober 2018, abgerufen am 7. Februar 2022 (englisch).
  3. a b c d Kopflose Hühnermonster (Enypniastes eximia) Deutsche Stiftung Meeresschutz, abgerufen am 16. Juni 2023
  4. Enypniastes eximia ユメナマコ. In: Biological Information System for Marine Life. Abgerufen am 15. Februar 2022 (japanisch).
  5. a b Enypniastes eximia Théel, 1882. In: WoRMS – World Register of Marine Species. Abgerufen am 15. Februar 2022 (englisch).
  6. a b c d John E. Miller & David L. Pawson: Swimming Sea Cucumbers (Echinodermata: Holothuroidea): A Survey, with Analysis of Swimming Behavior in Four Bathyal Species. In: Smithsonian Contributions to the Marine Sciences. Nr. 35, 1990, doi:10.5479/si.01960768.35.1.
  7. Hjalmar Théel: REPORT of the SCIENTIFIC RESULTS of the VOYAGE OF H.M.S. CHALLENGER DURING THE YEARS 1873–1876. Erstbeschreibung (digitalisiert), Seite 56. Abgerufen am 15. Februar 2022.
  8. Gulf of Mexico 2012: Mission Logs: April 3: NOAA Office of Ocean Exploration and Research. In: NOAA Ocean Exploration. 6. November 2006, abgerufen am 15. Februar 2022 (englisch).
  9. Tiefsee-Forschung Forscher filmen ungewöhnliche Seegurke vom 22. Oktober 2018 Der Spiegel, abgerufen am 16. Juni 2023
  10. Bruce H. Robison: Bioluminescence in the benthopelagic holothurian Enypniastes eximia. In: Journal of the Marine Biological Association of the United Kingdom. Band 72, Nr. 02, 1992, S. 463–472, doi:10.1017/S0025315400037826.
  11. Bruce H. Robison: Deep pelagic biology. In: Journal of Experimental Marine Biology and Ecology. Band 300, März 2004, S. 253–272, doi:10.1016/j.jembe.2004.01.012.
  12. Ohta, Suguru: Photographic Observation of the Swimming Behavior of the Deep-Sea Pelagothuriid Holothurian Enypniastes (Elasipoda, Holothuroidea). In: Journal of the Oceanographical Society of Japan. Band 41, Nr. 2, 1985, S. 121–133, doi:10.1007/BF02109182 (nii.ac.jp [abgerufen am 15. Februar 2022]).
  13. Enypniastes Théel, 1882 World Register of Marine Species, abgerufen am 16. Juni 2023