Das Erdbeben auf Zypern 1222 ereignete sich am 11. Mai des Jahres 1222 um etwa 06:15 Uhr UTC.[1] Es hatte eine geschätzte Magnitude zwischen 7,0 und 7,5 und eine Intensität von IX (verwüstend).[2]

Erdbeben auf Zypern 1222
Erdbeben auf Zypern 1222 (Zypern)
Erdbeben auf Zypern 1222 (Zypern)
Koordinaten 34° 45′ 0″ N, 32° 24′ 0″ OKoordinaten: 34° 45′ 0″ N, 32° 24′ 0″ O
Datum 11. Mai 1222
Uhrzeit 6:15 UTC
Intensität IX auf der MM-Skala
Magnitude 7,0–7,5 
Epizentrum in der Nähe von Paphos
Land Königreich Zypern
Tsunami ja

Durch das Beben wurde ein Tsunami ausgelöst, der in Libyen und Alexandria registriert wurde. Die stärksten Erschütterungen waren in Nikosia, Limassol und Paphos zu spüren.[2] Es gab viele Todesopfer, wenngleich es keine Schätzungen über deren Gesamtzahl gibt.[3]

Tektonische Bedingungen

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Der geschätzte Ort des Erdbebens liegt an der südwestlichen Küste Zyperns und steht vermutlich mit dem Zypernbogen in Verbindung. Der Zypernbogen ist Teil der Plattengrenzzone, die die Bewegung der afrikanischen Platte relativ zur anatolischen Platte aufnimmt. Die anatolische Platte bewegt sich im Verhältnis zur afrikanischen Platte fast ausschließlich nach Westen.[4] Im östlichen Teil des Bogens sind die Erdbeben ausschließlich durch Blattverschiebung (die Schollen gleiten seitlich aneinander vorbei) gekennzeichnet. Im Westen zeigen sie eine Kombination aus Überschiebung (eine Scholle erfährt eine Aufwärtsbewegung) und Blattverschiebung. Unmittelbar westlich von Zypern wurde eine große, von Nordosten nach Südwesten verlaufende Blattverschiebung identifiziert, die für größere Erdbeben in diesem Gebiet verantwortlich ist.[4]

Schäden

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In den meisten Teilen der Insel wurden große Schäden verursacht. Aus Nikosia gab es Berichte von Schäden und Todesopfern. Limassol wurde mit einer hohen Anzahl an Toten fast vollständig zerstört.[1]

Der größte Schaden entstand jedoch in Paphos, das vollständig zerstört wurde und wo die meisten der Bewohner starben.[1][3] Die byzantinische Festung Saranda Kolones wurde bei dem Beben zerstört und nicht wiederaufgebaut. Bei einer Ausgrabung in der Burg wurden die Überreste eines Mannes gefunden, der offenbar durch das Loch einer Latrine in den Abwasserabfluss der Burg kletterte, um dem Erdbeben zu entkommen, dort aber von herabstürzendem Mauerwerk eingeschlossen wurde.[5] Da sich die Küstenlinie nach dem Erdbeben seewärts verschob und der alte Hafen austrocknete, verlor die Burg ihre strategische Bedeutung.[6] Stattdessen wurde unter den Lusignans das Kastell Paphos am neuen Hafen gebaut.[6] Durch den auf das Erdbeben folgenden Tsunami wurde anschließend die Stadt überflutet. Es soll eine Kirche eingestürzt sein und den Bischof und seine Gemeinde begraben haben. Mönche des Franziskanerordens verließen nach dem Beben ihre Kirche in Paphos.[7]

Im Inselinneren kam es wahrscheinlich zu großflächigen Erdrutschen. An einer Stelle, die rund 25 km nordöstlich von Paphos vermutet wird, sollen zwei Berge abgerutscht sein und sechs Dörfer verschüttet haben.[1]

Der ausgelöste Tsunami hatte Simulationen zufolge auf Zypern eine Wellenhöhe von 3,12 Meter, auf Rhodos eine Höhe von 3,95 m, in Tripoli (Libanon) 1,52 m und an den syrischen und türkischen Küsten, die im „Schatten“ Zyperns liegen eine Höhe von unter einem Meter.[8]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b c d National Geophysical Data Center / World Data Service (NGDC/WDS): NCEI/WDS Global Significant Earthquake Database. Hrsg.: NOAA National Centers for Environmental Information. doi:10.7289/V5TD9V7K (noaa.gov [abgerufen am 10. März 2025]).
  2. a b Seda Yolsal, Tuncay Taymaz: Sensitivity Analysis on Relations Between Earthquake Source Rupture Parameters and Far-Field Tsunami Waves: Case Studies in the Eastern Mediterranean Region. In: Turkish Journal of Earth Sciences. Band 19, Nr. 3, 2010, S. 313–349, doi:10.3906/yer-0902-8, bibcode:2005TuJES..14..281Y (englisch, gov.tr [PDF; abgerufen am 10. März 2025]).
  3. a b N. N. Ambraseys, C. P. Melville, R. D. Adams: The Seismicity of Egypt, Arabia and the Red Sea: A Historical Review. Cambridge University Press, 1994, ISBN 978-0-521-39120-7.
  4. a b Shimon Wdowinski, Zvi Ben-Avraham, Ronald Arvidsson, Goran Ekström: Seismotectonics of the Cyprian Arc. In: Geophysical Journal International. Band 164, Nr. 1, 1. Januar 2006, S. 176–181, doi:10.1111/j.1365-246X.2005.02737.x, bibcode:2006GeoJI.164..176W (englisch).
  5. Piers D. Mitchell: Medicine in the Crusades: Warfare, Wounds and the Medieval Surgeon. Cambridge University Press, 2004, ISBN 978-0-521-84455-0, S. 118 f. (englisch, google.de [abgerufen am 10. März 2025]).
  6. a b John H. Pryor: Logistics of Warfare in the Age of the Crusades: Proceedings of a Workshop Held at the Centre for Medieval Studies, University of Sydney, 30 September to 4 October 2002. Ashgate Publishing, 2006, ISBN 978-0-7546-5197-0, S. 115 (englisch, google.de [abgerufen am 10. März 2025]).
  7. J. Antonopoulos: Data from investigation on seismic Sea waves events in the Eastern Mediterranean from 1000 to 1500 A.D. In: Annali di Geofisica. Band 33, 1980, S. 179–198.
  8. Ergin Ulutaş: Possible Tsunami Wave Heights in the Eastern Mediterranean Region from 1222 Paphos Earthquake. In: Sundararajan, N., Eshagh, M., Saibi, H., Meghraoui, M., Al-Garni, M., Giroux, B. (Hrsg.): On Significant Applications of Geophysical Methods. Proceedings of the 1st Springer Conference of the Arabian Journal of Geosciences (CAJG-1), Tunisia 2018 (= Advances in Science, Technology & Innovation (ASTI)). 2019, ISBN 978-3-03001656-2, S. 221, doi:10.1007/978-3-030-01656-2_50 (englisch).