Erdgewächshaus
Ein Erdgewächshaus ist ein Gewächshaus zum Anbau von Obst und Gemüse oder zum Überwintern von frostempfindlichen Pflanzen, dessen Unterbau ca. 1–1,50 m tief in den Erdboden reicht, vergleichbar etwa einem historischen Grubenhaus.
Der obere Teil einer solchen Einrichtung besteht, wie bei den klassischen Gewächshäusern, aus einer schrägen dachartigen Bedeckung aus Glas, transparenten Folien oder Kunststoffplatten, welche tagsüber durch die Sonneneinstrahlung zu einer (passivsolaren) Erwärmung des Innenraums führt.
Das untere Segment nutzt die höheren Außentemperaturen des Erdreichs im Winter gegenüber dem Freiland im Bereich von etwa konstant mindestens 8 °C des Bodens des Erdgewächshauses bis zur Temperatur des Frostbodens entsprechend der Frosttiefe. Trotz der Vorteile werden das Fundament (innen) und der Boden mit wurzelfesten Materialien (Platten oder Glasschaumschotter) wärmegedämmt, um den Wärmeabfluss nach außen zu minimieren. Geothermisch bedingt herrschen trotz der geringen Tiefe im Erdboden noch relativ moderate Temperaturen. Diese Geothermie ist bis etwa 10 m Tiefe vorwiegend gespeicherte Solarenergie, die im Sommer durch Niederschläge eingebracht wird und bis zum Frost ebenso zum Teil ausgewaschen wird. Je nach Zusammensetzung und Erdfeuchte des Erdreichs variieren dessen Wärmeleitfähigkeit und Wärmespeicherkapazität). Bei einigen Erdgewächshäusern konnten bei tiefen äußeren Minustemperaturen (um die −15 °C) im Innenbereich doch immer noch knapp 2 °C Lufttemperatur gemessen werden.
Zusätzlich kann die Klimatisierung und Wärmepufferung des Erdgewächshauses noch durch am Boden eingestellte gefüllte Wassertanks unterstützt werden, hierbei wäre als weitere Option sogar eine Temperierung dieser Behälter mittels Solarenergienutzung vorstellbar.
Eine spezielle Variante (oder Vorbild) eines Erdgewächshauses ist das sogenannte Walipini. Walipinis waren ursprünglich mit Folie abgedeckte Gruben im Bergland von Bolivien, die den geringen Sonnenwinkel nahe am Äquator nutzen und zugleich Windschutz (siehe Windchill) boten. Das Walipini-Prinzip ist nicht einfach auf Gegenden mit steileren winterlichen Sonnenwinkeln übertragbar, eher noch in Hanglagen mit Südausrichtung (bei echten Walipinis ragt keine Konstruktion in den Luftraum, somit findet weniger Abkühlung durch Wind statt).
Die Einrichtung eines Erdgewächshauses in kleinen Gärten ist zudem vorteilhaft, da es aufgrund der Absenkung gegenüber einer ebenerdigen Konstruktion optisch eher unauffällig positioniert werden kann.
Im Hamburger Stadtteil Othmarschen existiert ein Ende des 19. Jahrhunderts errichtetes Erdgewächshaus als opulentere Architektur (zweigeschossiger Ziegelbau mit Walmdach), das in der Liste der Kulturdenkmäler von Hamburg-Altona geführt wird. Im hannoverschen Stadtteil Herrenhausen wurden im Großen Garten drei erhaltene historische Erdgewächshäuser aus den 1830er Jahren in die Umgebung des Cafégartens integriert.
Literatur
Bearbeiten- Claudia Lorenz-Ladener: Kleine grüne Archen, ökobuch Verlag 2012, ISBN 978-3-936896-65-7