Erg Ubari

große Sandwüste in Libyen

Der Erg Ubari (arabisch عرق أوباري, DMG ʿIrq Ūbārī; auch Idehan Ubari) ist eine Sandwüste (Erg) der Sahara. Sie befindet sich zum allergrößten Teil in Libyen. Zwei kleine Ausläufer reichen im Westen bis nach Algerien.

Erg Ubari
Lage Munizip Ghat, Munizip Wadi al-Haya, Munizip Sabha, Munizip Wadi asch-Schati’ (Libyen Libyen) und Provinz Illizi (Algerien Algerien)
Erg Ubari (Libyen)
Erg Ubari (Libyen)
Koordinaten 27° N, 12° OKoordinaten: 27° N, 12° O
Gestein Dünen
Fläche 61.000 km²

Geografie

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Der Erg Ubari erstreckt sich über eine Fläche von 61.000 km². Davon liegen 58.000 km² in den Provinzen (Munizipien) Ghat, Wadi al-Haya, Sabha und Wadi asch-Schati’ im Westen Libyens. Im äußersten Westen erstrecken sich zwei kleine Ausläufer der Sandwüste mit einer Fläche von 2.800 km² bis in die algerische Provinz Illizi. Die kürzeste Entfernung zur Küste des Mittelmeeres beträgt 410 Kilometer.

Topografie

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Der Erg Ubari weist eine langgezogene Form auf, die maximale Längserstreckung beträgt 630 km in Richtung West–Ost. Die größte Breite ist im zentralen Teil des Ergs ausgebildet und beträgt 250 km in Richtung Nord–Süd. Die beiden westlichen Ausläufer weisen eine Länge von jeweils etwa 260 km auf. Der nordwestliche Ausläufer wird als Erg Bou Rarhet bezeichnet. Der Ausläufer im Osten des Erg Ubari wird als Ramlat az Zellaf bezeichnet.

Die Sandwüste wird im Norden von den steinigen Plateaus der Hammada Tinghert in Algerien und der Hammada al-Hamra in Libyen sowie weiter im Nordosten von der Senke des Wadi asch-Schati' (nach welchem das gleichnamige Munizip benannt ist) und dem Gebirge des Jabal al-Hasawna umgrenzt. Im Südosten wird der Erg vom langgezogenen Wadi al-Agial und den steinigen Plateaus des Msak Mellet und Msak Mustafit begrenzt. Die südwestliche Umrahmung bildet das Fadnoun-Plateau in Algerien.

Die Umrahmung und die Festgesteinsbasis des Erg Murzuk weisen Höhen von 350 m bis 600 m auf. Die darüber aufgebauten Dünen erreichen im Westteil des Ergs Höhen bis zu 170 m. Die höchsten Dünenkämme liegen bei 810 m. Innerhalb des Ergs sind zahlreiche tiefe abflusslose Senken (Sebkhas) ohne Sandbedeckung ausgebildet, deren Höhenlage jener der Umrahmung des Ergs entspricht. Daraus ist ersichtlich, dass unterhalb der Sanddünen des Erg Ubari keine Aufragungen des festen Untergrundes bestehen.

Seen im Erg Ubari

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Um el Ma (vorne) und Mandara-See (im Hintergrund)

In dem im Munizip Wadi al-Haya gelegenen Südostteil des Ergs befinden sich etwa 16 dauerhaft wasserführende kleine Seen.[1]

Name Bild Nr. a Lage b Fläche
ha
Länge max.
m
Breite max.
m
Anmerkungen
Afredga-See 19   0,6 100 70 auch Fredgha-See
Alenba 22   0,8 160 80 auch El Emba oder El Amba
Am-Alhasas-See 20   1,9 360 80 auch Um El Ressas
Amlahsan-See 15   13,9 580 370 auch Um El Hassan
Atrona-See 17   4,5 450 150 auch Truna
Bin-Atay-See 24   10,4 530 300
Gaberoun-See
 
6   8,7 510 230
Mafosee
 
5   2,3 330 100
Mahruqah-See 8   8,2 1400 130 auch Maharuga
Mandara-See 1   30,0 760 640
Nashnusha-See 18   0,7 180 60 auch Nech Nuna oder Nuchia
Tengerzan-See 14   12,9 740 200 auch Tingherzan
Um el Ma
 
2   5,4 850 140
Scheleghmin 11   9,3 500 310
Tademka 12   0,4 80 60
NN 25   0,2 120 30
Baqat-See 4   0,7 250 50 versandet! c
El Beher 13   0,2 100 20 versandet!
Eduissa 9   1,4 280 70 versandet!
El Oghla 27   4,7 270 270 versandet!
Loghlogh 3   1,5 270 90 versandet!
NN 7   8,5 890 190 versandet!
NN 16   4,0 270 240 versandet!
NN 26   2,8 390 100 versandet!
NN 23   6,7 530 180 versandet!
NN 21   1,7 290 100 versandet!
NN 29   0,4 240 20 versandet!
a 
Die Nummerierung bezieht sich auf die Tabelle der Seen in [1].
b 
Die Lagekoordinaten der Seen sowie die Angaben zu deren Länge, Breite und Fläche wurden mittels JOSM aus Satellitenbildern von Bing Maps und aus OpenStreetMap gemessen.
c 
versandet bedeutet, dass der See seit einigen Jahrzehnten ausgetrocknet ist und die ehemalige Seefläche von Sandeinwehungen bedeckt ist.

Für den Gaberoun-See wird eine Tiefe von 26 m angeführt, jene des Um el Maa wird mit 9 m angegeben.[2] Da einige der Seen sehr seicht sind, können diese zeitweise gänzlich austrocknen, weshalb die genaue Anzahl der wassererfüllten Seen variieren kann.

Sämtliche Seen, die alle auf einer ähnlichen Höhe von 430 bis 450 m liegen, werden ausschließlich unterirdisch von sehr warmen artesischen Grundwasserzuflüssen gespeist. Durch die starke Verdunstung kühlt das Wasser der Seen in den oberflächennahen Schichten ab, weshalb teils hohe Temperaturgradienten zu beobachten sind. Infolge der tausende Jahre langen Verdunstung stieg der Salzgehalt des Wassers stetig an.[2][3]

Besiedelung

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Der Großteil des Erg Ubari ist mit Ausnahme einzelner Bäume in den Sebkhas vollkommen vegetationslos und unbesiedelt. Eine Ausnahme davon bildet das Gebiet um die kleinen Seen im Südosten des Ergs, wo viele der Seen von einem Gürtel aus Dattelpalmen umgeben sind. Beim Mandarasee und beim Gaberoun-See gab es kleine Siedlungen der dort ansässigen Dauadas. Um 1990 wurden jedoch die Dauada unter Gaddafi in neu errichtete Siedlungen am Rande des Ergs zwangsweise umgesiedelt. Die bestehenden Häuser wurden zerstört, nur die Moschee am Gaberoun-See blieb erhalten.[1]

Im östlichen Teil des Ergs finden sich sowohl nördlich als auch südlich des Dünenmeeres ausgedehnte Palmengürtel mit teilweise dichter Besiedelung. Entlang des im Norden gelegenen Wadi asch-Schati' liegen von West nach Ost die Oasenorte Adiri, Wanzarik, Zahra, Barqin, Al Mahruqah, Brak und Ashkda. Südlich des Ergs liegt ganz im Westen el-Auenat. Weiter östlich liegen im Wadi al-Agial die Oasenorte Ubari, Aldeesa, Al Hatiyah, Ghurayfah, Germa, Tuosc, Burayk, Tuwiwah, Garagara, Al Fujayj, Al Qaraya, Al Riqebah und Bint Bayyah. Am Ostrand des Erg Ubari liegt Sabha, die Hauptstadt des gleichnamigen Munizips.[4]

Mit Ausnahme der nachstehend genannten Straßen gibt es innerhalb des Erg Ubari keine höherrangigen und asphaltierten Verkehrswege:

  • Die algerische Nationalstraße RN 3, welche die Städte In Aménas und Illizi verbindet, quert den Erg im äußersten Westen.
  • Der Trans-African Highway 3 quert den Erg im östlichen Ausläufer Ramlat az Zellaf. Er verbindet die Städte Brak und Sabha.
  • Etwa 12 km östlich verläuft die alte Verbindungsstraße Brak–Sabha, welche über die Oase Taminhint führt.
  • Mehrere Versorgungsstraßen im Bereich des El-Sharara-Ölfeldes am Südrand des Ergs nordwestlich von Ubari.

Darüber hinaus ist der Erg durch Pisten erschlossen, die nur mittels Geländewagen befahrbar sind. Mit Ausnahme der zahlreichen Seen, zu denen zahlreiche Pisten führen, gibt es nur wenige Pisten, die den Erg queren.

Im Osten und Südosten befinden sich die Flughäfen von Brak, Sabha und Ubari sowie der Militärflugplatz Tamanhint. Im Nordwestteil des Ergs befinden sich an dessen Rändern drei kleine Flugplätze mit unbefestigten Pisten ohne jegliche Infrastruktur. Aufgrund der Nähe zur algerischen Grenze und der Lage weit außerhalb von Siedlungsgebieten ist eine ausschließlich militärische Nutzung wahrscheinlich.[5][6][7]

Wirtschaft

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Am Südrand des Erg Ubari befindet sich das größte Ölfeld Libyens, das El-Sharara-Ölfeld. Dieses wird von der Akakus Oil Operations in Kooperation mit NOC, Repsol, Total, OMV und Equinor betrieben. In zwei 723 km langen 30"-Pipelines wird das geförderte Öl quer durch den Erg Ubari nach Norden über Uwaynat Wanin und die Hammada al-Hamra zur 50 km westlich von Tripolis gelegenen Hafenstadt az-Zawiya transportiert.[8] Im Bereich des Erg Ubari verlaufen die Pipelines unterirdisch und etwa 50 m parallel zueinander. Auf aktuellen Satellitenbildern ist zu erkennen, dass die Pipelines mancherorts in den Dünen durch Sandverwehungen temporär freigelegt werden.

Ein weiteres Ölfeld befindet sich in Algerien in Edjeleh südöstlich von In Aménas, knapp an der Grenze zu Libyen, wo seit 1956 Erdöl gefördert wird.[9]

Tourismus

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Bis zum Sturz Gaddafis 2011 waren der Erg Ubari und seine Seen ein beliebtes Ziel von Wüstenreisenden. Die nur mit Geländewagen erreichbaren Seen wurden von Individualreisenden besucht oder es wurden von libyschen Reiseveranstaltern mehrtägige Reisen zu den Seen angeboten.[2] Der nach wie vor herrschende Bürgerkrieg brachte den Tourismus fast vollständig zum Erliegen.

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Commons: Erg Ubari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. a b c Werner Nöther, Michael Rolke (Hrsg.): Auf der Suche nach den Seen und Brunnen im Idhan Ubari, Libyen. BoD ‒ Books on Demand, Norderstedt 2020, ISBN 978-3-751-95524-9.
  2. a b c Reise Know-How Reiseführer Libyen. Hrsg. Gerhard Göttler, zuletzt 8. Auflage 2009, ISBN 978-3-8317-1781-1.
  3. Garten Eden in der Sahara, in: Bild der Wissenschaft, 1. Mai 1999; abgerufen am 20. April 2023.
  4. Heinrich Schiffers (Hrsg.): Die Sahara und ihre Randgebiete. Darstellung eines Naturgroßraumes in 3 Bänden. III. Band: Regionalgeographie (Die Landschaften). Afrika-Studienstelle (Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung), Weltforum-Verlag, München 1973, S. 290 ff.
  5. Lage in OpenStreetMap; abgerufen am 20. April 2023
  6. Lage in OpenStreetMap; abgerufen am 20. April 2023
  7. Lage in OpenStreetMap; abgerufen am 20. April 2023
  8. Akakus Oil Operations: About us; abgerufen am 20. April 2023
  9. thefreelibrary.com: ALGERIA - Edjeleh & Mereksen/Total; abgerufen am 20. April 2023