Ernst Flemming (Architekt)

deutscher Architekt

Ernst Flemming (* 29. Dezember 1892 in Theißen, Kreis Weißenfels; † 22. Januar 1967 in Bad Hersfeld) war ein deutscher Architekt.

UFA-Palast Erfurt (ca. 1928)
Kreishaus Weimar (2014)
Festhalle Ilmenau (2006)
REIMAHG Rüstungswerk am Walpersberg bei Kahla (2014)

Ausbildung

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Flemming machte zunächst eine Maurerlehre. Anschließend besuchte er die Baugewerkschule Erfurt, die er 1912 mit sehr gutem Abschlusszeugnis verließ.

1916 bekam er zunächst eine Stelle im Bauleitungsbüro für Fliegerbauten in Nohra bei Weimar. 1919 wurde er militärischer Bausekretär. Ab 1921 arbeitete er als Architekt und gründete ein eigenes Architekturbüro in Weimar. Schnell gehörte er dort zu den führenden Architekten, konzipierte und betreute die Mehrzahl der Wohnbauten des 1924 gegründeten Gemeinnützigen Beamten-Bauvereins (heute GWG Weimar) und hatte auch Bauaufträge in Hessen und Sachsen.

Als Bezirksleiter im 1931 gegründeten Kampfbund Deutscher Architekten und Ingenieure zeigte er seinen 1930 als Professor an die Weimarer Hochschule für Baukunst berufenen Kollegen Fritz Norkauer beim Thüringischen Ministerpräsidenten an und beschuldigte ihn des „Doppelverdienertums“. Der Hochschuldirektor Paul Schultze-Naumburg verteidigte jedoch Norkauer mit den Hinweisen, dass dieser nicht als Beamter angestellt war und zudem ein Hochschullehrer nicht „vom praktischen Leben, d. h. von Bauaufgaben, ausgeschaltet werden dürfe [...] wenn er seine Eignung als Lehrer nicht verlieren soll.“[1]

Zum 1. Mai 1933 trat Flemming der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 2.196.349).[2][3] 1935 erhielt er vom damaligen Kreis Weimar den Auftrag zu Planung und Durchführung des Baus eines Kreishauses und 1936 von der Stadt Ilmenau den Auftrag zum Baus der städtischen Festhalle. 1942 hatte er fast 1000 ausgeführte Bauten geplant, ein Drittel davon außerhalb von Weimar, und beschäftigte auch während des Zweiten Weltkriegs ca. 30 Mitarbeiter, zu denen auch die Architekten Josef Kaiser und Georg Schirrmeister gehörten. Im April 1944 beauftragten ihn Fritz Sauckel und Otto Demme mit Planungen zum unterirdischen Rüstungswerk "Reichsmarschall Hermann Göring" (REIMAHG) nebst Barackenlager für die Zwangsarbeiter im und am Walpersberg bei Kahla. Dort unterhielt er ein Bauleitungsbüro zusätzlich zu seinem Hauptbüro an der Weimarer Frauentorstraße.

1947 siedelte Flemming nach Bad Hersfeld über und war dort bis 1950 Stadtbaumeister. Danach arbeitete er erneut als freischaffender Architekt und war unter anderem beim Wiederaufbau von Kassel tätig. Er starb am 22. Januar 1967 im Bad Hersfelder Kreiskrankenhaus an den Folgen eines Herzanfalls.

Flemming war seit April 1919 mit Minna Magdalene geb. Leibing verheiratet. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor, Joachim Flemming.

Bauten und Entwürfe (Auswahl)

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Mitgliedschaften und Auszeichnungen

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Literatur

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  • Karina Loos: Die Inszenierung der Stadt. Planen und Bauen im Nationalsozialismus in Weimar. Dissertation, Bauhaus-Universität Weimar 2000.
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Commons: Ernst Flemming – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Norbert Korrek: Vom Heimatschutz-Appell zum baukünstlerischen Vermächtnis. Zur Architekturlehre an der Weimarer Hochschule unter Paul-Schultze Naumburg. Vortrag und Publikation eines Kolloquiums der Bauhaus-Universität Weimar am 3./4. Dezember 2015
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/9100893
  3. Gustav Ernst Flemming, Architekt der „REIMAHG“. In: Orlamünder Nachrichten, Ausgabe 3/2020
  4. Mon Ami Weimar (PDF) (Memento des Originals vom 30. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/monami-weimar.de
  5. GWG Weimar
  6. „Auch innerhalb der konservativen Baugestaltung ist Ende der zwanziger Jahre in Weimar eine Entfaltungslinie zu einer reduzierteren, zu einer sachlicheren Formensprache festzustellen, die Gestaltprinzipien des späten Historismus fortsetzte; Ornamente und Zierate nahmen deutlich ab. Hier spiegeln sich Grundzüge deutschlandweiter, aber auch internationaler Tendenzen im Bereich öffentlicher Bauten wider, die zur gestalterischen Vereinfachung, zur Archaisierung, aber auch zur Vergröberung von Architektur geführt hatten. Beispielhaft zeigt sich das im Vergleich der genannten Neubauten an der Coudraystraße um 1912 mit der 1928/29 ebenfalls dort errichteten „Deutschen Hypothekenbank“, gleichfalls nach einer Planung von Ernst Flemming. Die Hypothekenbank mit ihrer harten, reduzierten Fassadengestaltung und der massiven Natursteinverwendung im Äußeren wie im Inneren, ebenso mit der axialen Anlage und Betonung des Haupteinganges mit Arkadenvorbau und mit den baukünstlerischen Applikationen [...], kann als Vorläufer für spätere „nationalsozialistisch“ gestaltete öffentliche Bauten gesehen werden.“ - Zitat aus: Karina Loos: Die Inszenierung der Stadt. Planen und Bauen im Nationalsozialismus in Weimar. Dissertation, Bauhaus-Universität Weimar 2000, S. 24.
  7. Lernort Weimar, abgerufen am 7. April 2023
  8. Stadt Ilmenau, Festhalle, Zur Geschichte (Memento des Originals vom 9. November 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ilmenau.de
  9. Gloria Filmtheater (Memento vom 12. Mai 2021 im Internet Archive) bei Regiowiki der HNA.