Ernst John von Freyend
Ernst Maximilian John von Freyend (* 25. März 1909 in Breslau; † 24. März 1980)[1][2] war ein deutscher Offizier der Wehrmacht und später Angehöriger des Bundesnachrichtendienstes.
Leben
BearbeitenErnst John von Freyend trat 1934 in ein Artillerie-Regiment der Reichswehr ein und wurde 1936 zum Leutnant befördert. Gleichzeitig beendete er sein Studium zum Agrarspezialisten mit Diplom. Zwischen 1936 und 1939 fungierte er als Rekrutierungsoffizier (ab 1938 als Oberleutnant) und parallel auch als Chef einer Batterie im selben Regiment, in das er anfangs eingetreten war. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde von Freyend Adjutant in selbigem und während des Polenfeldzugs schwer verwundet.[3]
Bis 1940 befand er sich im Krankenhaus; danach wurde er im Range eines Hauptmanns erneut als Adjutant eingesetzt und nahm am Unternehmen Barbarossa teil. Ab diesem Zeitpunkt fungierte er als Ordonnanzoffizier im Stab der 28. Infanterie Division, bei der er in der Schlacht bei Smolensk 1941 erneut verwundet wurde.[3]
Nach seiner Genesung als „frontuntauglich“ erklärt, wurde von Freyend im April 1942 zum Oberkommando der Wehrmacht versetzt und im August gleichen Jahres zum Adjutant im persönlichen Stab von Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel ernannt. Als solcher war er überwiegend mit administrativen Aufgaben, wie etwa dem Planen von Terminen, beschäftigt. 1943 wurde er zum Major befördert.[3][4][5]
Von Freyend war während des Attentats vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler in der Wolfsschanze als Augenzeuge zugegen und wies dem Obersten Claus Schenk Graf von Stauffenberg ein Zimmer zu, wo dieser mit dem Scharfmachen der Sprengsätze begann. Kurz darauf drängte von Freyend diesen zur Eile und bot ihm an, dessen mit Sprengstoff beladene Aktentasche für ihn zu tragen. Von Stauffenberg bat ihn, möglichst nahe an Hitler aufgrund seiner Schwerhörigkeit platziert zu werden, was von Freyend trotz der bereits begonnenen Besprechung gelang. Bei der Detonation wurde von Freyend nur leicht verletzt und erhielt das Verwundetenabzeichen 20. Juli 1944.[6][7][8]
Seine Tätigkeit als Adjutant Keitels führte er bis Kriegsende aus; wurde im Februar 1945 noch zum Oberstleutnant befördert und sollte Adjutant der 12. Armee werden, wozu es aber aufgrund der Kriegssituation nicht mehr kam.[3][4]
Von Freyend gelang es, sich bei den Nürnberger Prozessen als Assistent und Kammerdiener von Keitel darzustellen, der nicht in militärische Entscheidungsprozesse eingebunden war, weshalb die Anklage rasch das Interesse an ihm verlor.[5] Anfang der 1950er Jahre wurde er Mitarbeiter bei der Organisation Gehlen, die am 1. April 1956 zum Bundesnachrichtendienst wurde. Zuletzt war er Leitender Regierungsdirektor (Besoldungsgruppe A 16) im Bundesnachrichtendienst.[9] Von 1969 bis 1978 war er hauptamtlicher Hauptgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen „Otto von Guericke“ (AiF).
Von Freyend war verheiratet und hatte zwei Kinder.[3]
Auszeichnungen
Bearbeiten- Eisernes Kreuz II. und I. Klasse
- Verwundetenabzeichen in Schwarz
- Verwundetenabzeichen 20. Juli 1944
- Bundesverdienstkreuz 1. Klasse 1979[10]
Film
BearbeitenVon Freyend wurde im Film von folgenden Schauspielern dargestellt:
Literatur
Bearbeiten- Henrik Eberle, Matthias Uhl: Das Buch Hitler – Geheimdossier des NKWD für J. W. Stalin. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 2005.
- Uwe Neumärker: „Wolfsschanze“. Hitlers Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg. 3. Auflage. Links, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-433-4
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser B Band XI, Band 57 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1974, S. 190.
- ↑ Glastechnische Berichte. Zeitschrift für Glaskunde. Nr. 7. ISSN 0017-1085, S. 97.
- ↑ a b c d e Lt. Col. Thomas Hinkel: National Archives Collection of World War II War Crimes Record Series: Interrogations, Summaries of Interrogations, and Related Records - Ernst John von Freyend. In: National Archives Catalog. National Archive of the USA, 27. Oktober 1945, abgerufen am 29. August 2024 (englisch).
- ↑ a b Abschrift des Affidavits von Ernst John von Freyend. Institut für Zeitgeschichte, abgerufen am 28. August 2024.
- ↑ a b Agilolf Kesselring: Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik. Ch. Links Verlag, 2018, ISBN 978-3-86153-967-4, S. 67.
- ↑ Uwe Neumärker: Wolfsschanze: Hitlers Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg, Berlin 2007 ISBN 3-86153-433-9
- ↑ Der Spiegel (2004): Klaus Wiegrefe: Helden und Mörder
- ↑ Uwe Neumärker: „Wolfsschanze“. Hitlers Machtzentrale im Zweiten Weltkrieg. 3. Auflage. Links, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-433-4, S. 9
- ↑ Personalakten von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes, BND, PERS 101/95992. In: bundesarchiv.de. Abgerufen am 17. Juli 2024.
- ↑ https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_mbl_show_pdf?p_jahr=1979&p_nr=53
Personendaten | |
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NAME | John von Freyend, Ernst |
ALTERNATIVNAMEN | John von Freyend, Ernst Maximilian (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Offizier |
GEBURTSDATUM | 25. März 1909 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 24. März 1980 |