Ernst von Freyberg

deutscher Manager

Ernst Conrad Rudolf Freiherr von Freyberg-Eisenberg zu Allmendingen (* 26. Oktober 1958 in Genf) ist ein deutscher Jurist und Unternehmer. Er ist seit 2024 Präsident der Deutschen Assoziation des Malteserordens.

Familie und Leben

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Von Freyberg stammt aus dem schwäbischen Adelsgeschlecht der Freyberg-Eisenberg. Er ist der älteste von drei Söhnen aus der Ehe von Ulrich von Freyberg-Eisenberg (1924–2020)[1] und Brita Gertrud Blohm. Sein Onkel ist Georg von Freyberg-Eisenberg.

Ernst von Freyberg heiratete am 14. Mai 2011 im Kloster Preuilly die französische Bankerin Élisabeth Marie Bernadette Montagne.[2] Aus der Ehe stammen zwei Kinder.[1]

Freyberg studierte von 1978 bis 1985 Rechtswissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn sowie 1986/87 an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer. Er war Rechtsreferendar am Landgericht Ulm. Im Jahr 1988 legte er seine zweite juristische Staatsprüfung am Oberlandesgericht Stuttgart ab.

Ernst von Freyberg ist Verwalter der familieneigenen Forstwirtschaft in Baden-Württemberg und Miteigentümer von Schloss Allmendingen.

Berufliche Tätigkeiten

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Laufbahn in der Wirtschaft

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Von 1988 bis 1991 war er für die TCR Europe Limited und Three Cities Research, Inc., Investmentgesellschaften des südamerikanischen Getränkekonzerns Bemberg Group (bekannt v. a. durch die Quilmes-Brauerei), in London und New York tätig.

Im Jahr 1991 gründete Freyberg das Beratungsunternehmen „Quadriga Finanz“, zusammen mit der britischen Hambros Bank und der französischen Credit National. Firmensitz war Berlin, Schwerpunkt war die Beratung bei der Privatisierung ostdeutscher Betriebe durch die Treuhandanstalt. 1994 firmierte es zu „Freyberg Hambros“ um und wurde zunehmend bei M&A-Transaktionen mittelständischer Unternehmen tätig. 1998 stieg die britische Merchant Bank Close Brothers mit 51 Prozent ein und „Freyberg Close Brothers“ entstand, Private-Equity-Gesellschaften wurden eine wichtige Kundengruppe. Bei Close Brothers war Freyberg bis Dezember 2012 CEO.[3] Diese wurde 2009 von der japanischen Investmentbank Daiwa Securities SMBC gekauft[4] und firmiert heute unter dem Namen „Daiwa Corporate Advisory GmbH“ und ist eine der führenden unabhängigen Corporate-Finance-Beratungen für mittelgroße Unternehmen.[5]

Zudem ist/war er Mitglied verschiedener Aufsichtsräte und Beiräte, darunter der Malteser Deutschland gGmbH, der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch AG, der Zeitarbeitsfirma Manpower GmbH und des IT-Dienstleisters Magirus AG.

Von 2012 bis 2016 war von Freyberg Aufsichtsratsvorsitzender der Werft Blohm + Voss. Von Freybergs Mutter war eine der Erbinnen der Blohm Familie.[6]

Seit 2018 ist er CEO und Miteigentümer der Zell Group in Ehingen-Volkersheim, einem Unternehmen in der Systemtechnik und Oberflächentechnik.[7]

Istituto per le Opere di Religione (IOR)

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Am 15. Februar 2013 wurde von Freyberg noch mit Zustimmung von Papst Benedikt XVI. von der Kardinalskommission des IOR zum Aufsichtsratspräsidenten ernannt – am 11. Februar 2013 hatte Papst Benedikt XVI. seinen Amtsverzicht bekannt gegeben.[8][9] Freyberg trat die Nachfolge von Interimspräsident Ronaldo Schmitz an.[10] Wegen seiner Beteiligung an der Werft Blohm + Voss, die auch Kriegsgerät produziert, wurde seine Ernennung kritisch kommentiert.[11]

Als seine zwei wichtigsten Aufgaben betrachtet von Freyberg, Transparenz innerhalb der Strukturen und Prozeduren des IOR herzustellen[12][13][14] sowie kriminelle Vorgänge wie Geldwäsche und Steuerhinterziehung, mit denen das Geldinstitut in der Vergangenheit immer wieder in Verbindung gebracht worden ist, aufzuklären und gegebenenfalls zu beenden.[15][16]

Im Sommer 2013 erschütterte der Skandal um Nunzio Scarano den Vatikan. Nicht das IOR, sondern die Staatsanwaltschaft deckte Scaranos Umtriebe auf. Dem Prälaten wurde unter anderem vorgeworfen, einen Ex-Geheimagenten damit beauftragt zu haben, 20 Millionen Euro Schwarzgeld für eine Reederfamilie von der Schweiz nach Italien zu schmuggeln. Neben Scarano wurden ein früherer Mitarbeiter des italienischen Geheimdienstes sowie ein Finanzdienstleister festgenommen. Wegen des Scarano-Skandals mussten IOR-Generaldirektor Paolo Cipriani und dessen Vize Massimo Tulli zurücktreten. Das war peinlich für von Freyberg, der zuvor in einem Interview bezüglich Cipriani und Tulli von einem „guten Team“ gesprochen hatte.[17]

Nach den Rücktritten des Generaldirektors Cipriani sowie dessen Stellvertreters Tulli übernahm von Freyberg am 1. Juli 2013 kommissarisch auch das Amt des Generaldirektors.[18][19] Am 30. November 2013 wurde von Freyberg als Generaldirektor durch den neu ernannten Rolando Marranci abgelöst.[20]

Im Juli 2014 trat Ernst von Freyberg als Präsident des IOR zurück. „In Phase eins hieß es, alle Konten zu checken, um sicher zu gehen, dass jeder Kunde bei uns auch ein Kunde sein soll. Das Zweite ist, die großen Fälle der Vergangenheit zu untersuchen, die als Gerücht immer präsent sind. Dort haben wir einmal die echten Fakten festgestellt. Drittens: Wir haben insbesondere dadurch Transparenz hergestellt, dass wir unseren Jahresabschluss ins Internet gestellt haben, so wie jede andere Finanzinstitution der Welt“, bilanzierte Ernst von Freyberg im Gespräch mit der ARD.

Laut FASZ vom 6. Juli hat er etwa 1400 Konten schließen lassen; sein Nachfolger als CEO wurde der der Franzose Jean-Baptiste Douville de Franssu.[21] Der Vatikan bestätigte dies am 9. Juli 2014.[22]

Im Jahr 2022 wurde von Freyberg der Päpstliche Gregoriusorden verliehen.

Malteserorden

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Er ist seit 1988 Ritter des Malteserordens und als solcher unter anderem aktiv in der Begleitung der Pilgerfahrten nach Lourdes.

Von 1994 bis 2007 war er Diözesanleiter des Malteser Hilfsdienstes in der Diözese München und Freising sowie bayerischer Landesbeauftragter. Seit 2002 war er Vorsitzender des Aufsichtsrates der Deutsche Malteser gGmbH mit Sitz in Köln.[23] Von 1999 bis 2024 war er zunächst Vizepräsident, ab 2006 Präsident der Deutschen Assoziation. In seiner Amtszeit als Präsident wurden für den Malteser-Verbund Neuordnungen aufgestellt für das Gesundheitswesen, für den geopolitischen Kriseneinsatz des Ordens und die organisatorisch Entwicklung des Ordens in Deutschland. In seiner Amtszeit wurde auch die Anerkennung der Souveränität des Malteserordens durch die Bundesrepublik Deutschland und die Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 2018 sichergestellt.[24]

Von 2002 bis 2022 war er als Schatzmeister in der Deutschen Assoziation des Malteserordens tätig.[25]

Der Malteserorden hat Ernst von Freyberg ab dem Jahr 2015 auch als Mitglied des Stiftungsrats der Deutschen Stiftung Patientenschutz berufen.[26]

Seit Juni 2024 ist er als Nachfolger von Erich Prinz von Lobkowicz Präsident der Deutschen Assoziation des Malteserordens. Gleichzeitig übernahm Freyberg auch den Vorsitz des Aufsichtsrates der Malteser Deutschland gGmbH und des Stiftungsrates der Malteser Stiftung.[23]

Einzelnachweise

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  1. a b Traueranzeige Ulrich von Freyberg-Eisenberg, abgerufen am 20. Mai 2020, abgerufen am 17. Juni 2024
  2. Von Freyberg heiratet (Memento vom 25. Februar 2013 im Internet Archive), Südwest Presse, 12. März 2011
  3. Stefan Jaecker wird neuer CEO von DC Advisory in Deutschland (Memento vom 27. September 2013 im Internet Archive), Finanzen.Net, 19. Dezember 2012
  4. Daiwa to buy Close Brothers’ arm
  5. Historie (Memento vom 14. Juni 2014 im Internet Archive), dcadvisory.com, abgerufen am 3. Juli 2014.
  6. Andrea Bachstein: Unter einem Dach mit dem Papst. Vatikanbank-Chef Ernst von Freyberg., In: Süddeutsche Zeitung, 1. Juni 2013
  7. Zell Group: Team, abgerufen am 17. Juni 2024
  8. Stefan Schultz: Deutscher Malteserritter wird Chef der Vatikanbank., Spiegel Online, 15. Februar 2013
  9. Nikos Tzermias: Der Deutsche Ernst von Freyberg wird neuer Präsident des IOR., Neue Zürcher Zeitung, 16. Februar 2013
  10. Communiqué of the Press Office of the Holy See: Appointment of the New President of the Supervisory Board of the Institute for the Works of Religion (Memento vom 9. Februar 2016 im Internet Archive), www.news.va, 15. Februar 2013
  11. Alessandro Speciale: Ernst von Freyberg: Controversial New Vatican Bank President Appointed By Pope Benedict. Huffington Post, 15. Februar 2013
  12. Bernd Hagenkord: "Wir sind keine Bank": IOR – Präsident von Freyberg im Interview. Radio Vatikan, 31. Mai 2013.
  13. Guy Dinmore, Rachel Sanderson: God’s new banker brings Teutonic thoroughness to Vatican. Financial Times, 31. Mai 2013
  14. Philip Pullella: New Vatican bank head says mission is total transparency. Reuters, 13. Juni 2013
  15. Ulric Papendick: Bis 2015 soll die Vatikanbank sauber sein., manager magazin, 18. Juli 2013
  16. Rachel Donadio: Vatican Bank Looks to Shed Its Image as an Offshore Haven., New York Times, 30. Mai 2013
  17. Nach Korruptionsverdacht Vatikanbank-Direktor tritt zurück, F.A.Z. vom 1. Juli 2013
  18. Tobias Bayer: Top-Manager stürzen über Geldwäsche-Skandal. Die Welt, 2. Juli 2013
  19. Vatikan-Banker treten zurück., Süddeutsche.de, 1. Juli 2013
  20. Vatikanbank bekommt neuen Generaldirektor, www.handelsblatt.com, 30. November 2013
  21. FASZ, S. 19: Im tiefen Sumpf der Vatikanbank; siehe auch FAZ.net vom 2. Juli 2014: Franzose als neuer Vatikanbank-Chef im Gespräch
  22. Radio Vatikan: Tagesmeldungen vom 9. Juli 2014 (mit weiteren Links)
  23. a b Neuer Präsident der Deutschen Assoziation des Malteserordens. presseportal.de, 16. Juni 2024, abgerufen am 17. Juni 2024.
  24. Neuer Präsident der Deutschen Assoziation des Malteserordens: Ernst Freiherr von Freyberg übernimmt Amt von Erich Prinz von Lobkowicz. malteser-bw.de, 16. Juni 2024, abgerufen am 17. Juni 2024.
  25. Ernst Freiherr von Freyberg wird Chef der Vatikanbank. Malteser Hilfsdienst, 15. Februar 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 13. Mai 2014; abgerufen am 15. Juli 2014.
  26. Mitglieder des Stiftungsrats. Deutsche Stiftung Patientenschutz, 16. Juni 2015, abgerufen am 2. Juli 2015.