Eskamotierung (vermutlich von französisch escamoter, ‚entschuppen‘ von altprovenzalisch escama, ‚Schuppe‘[1]) bezeichnet das Phänomen, dass meist gewollt, manchmal ungewollt ein Zusammenhang oder Phänomen aus dem Bewusstsein einer gesellschaftlichen Gruppe entfernt wird. In der Zauberkunst lässt ein Eskamoteur Gegenstände oder Personen scheinbar verschwinden.

Der Begriff wird in der Pädagogik verwendet, um auf Lerninhalte hinzuweisen, die nicht mehr vermittelt werden, weil sie die Lehrkraft oder das Lehrsystem überlasten[2] oder Inhalte oder Differenzierungen z. B. aus politischen Gründen nicht gewollt sind[3].

Brisanz gewinnt der Vorgang der Eskamotierung in der Geschichtspolitik, insbesondere in Bezug auf die Vergangenheitsbewältigung kollektiver Schuld. Teile der eigenen Gruppen- oder Nationalgeschichte werden gezielt vergessen gemacht, verdrängt, geleugnet, uminterpretiert oder abgespalten, also statt der eigenen einer fremden Gruppe zugeschrieben.[4] In der Ausbildung einer Ideologie kann eine Eskamotierung des Wirklichen (Ulrich Schödlbauer) eine zentrale Rolle spielen, weil so ein kontrollierter Wirklichkeitsbezug einer Gruppe abgesichert wird.[5]

Einzelnachweise

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  1. Duden online zu eskamotieren, abgerufen am 18. Mai 2024
  2. Jörg Ruhloff: Die Wendung zur Alltäglichke – Erweiterung der Thematik oder Eskamotierung der Schuldigkeit der Pädagogik? In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Band 57, Nr. 2, 6. Juli 1981, ISSN 0507-7230, S. 191–201.
  3. Georg Auernheimer: Helmut Fend. Sozialisierung und Erziehung. Eine Einführung in die Sozialisierungsforschung. Bd. 5 der Studien zur Erziehungswissenschaft, hrsg. von Prof. Dr. W. Brezinka. Verlag Beltz Weinheim – Berlin – Basel 1969, 264 S. In: Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Pädagogik. Band 46, Nr. 1, 26. Mai 1970, ISSN 0507-7230, S. 78–80.
  4. Hans-Dietrich Schultz: Brauchen Geographielehrer Disziplingeschichte? In: Geographische Revue, Zeitschrift für Literatur und Diskussion. Band 6, Nr. 2, 2004, ISSN 1438-3039, S. 43–57.
  5. Ulrich Schödlbauer: Das große Subjekt. In: Ulrich Schödlbauer/Joachim Vahland, (Hrsg.): Das Ende der Kritik,. Berlin 1997, ISBN 978-3-05-007409-2, S. 29–44 (uni-frankfurt.de [PDF; abgerufen am 18. Mai 2024]).