Die Est 3103 bis 3280 der Est-Baureihe 11s waren Heißdampf-Verbundlokomotiven mit Schlepptender der französischen Compagnie des chemins de fer de l’Est für den Schnellzugdienst, die mit einem Vierzylinder-Triebwerk nach de Glehn ausgeführt waren. Sie wurden bei den SNCF als Baureihe 1-230.A eingereiht und galten als die schwersten und stärksten Ten-Wheeler-Lokomotiven der französischen Bahnen.[1]

Est 3100 / SNCF 1-230 J
Est 3175
Est 3175
Est 3175
Nummerierung: Est 3103–3280

SNCF:
1-230 J 108…219

Anzahl: 178
Hersteller: Werkstatt Épernay der Chemins de fer de l’Est
SACM
Krauss-Maffei
Batignolles-Châtillon
Baujahr(e): 1906–1927
Ausmusterung: 1946 (vollständiger Umbau zu 1-230 K)
Achsformel: 2’C h4v, teilweise aus 2’C n4v umgebaut
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Länge über Puffer: 19.420 mm
Länge: Lok ohne Tender:
11.790 mm
Gesamtradstand: Lok ohne Tender:
8.890 mm
Radstand mit Tender: 16.350 mm
Leermasse: Lok ohne Tender: 71,6 t
Dienstmasse: Lok ohne Tender: 78 t
Dienstmasse mit Tender: 128,5 t
Reibungsmasse: 53,1 t
Indizierte Leistung: 1523 PS
Anfahrzugkraft: 145 kN
Kuppelraddurchmesser: 2090 mm
Steuerungsart: Walcheart
Zylinderanzahl: 4
HD-Zylinderdurchmesser: 390 mm
ND-Zylinderdurchmesser: 590 mm
Kolbenhub: 680 mm
Kessel: Langkessel mit Belpaire-Stehkessel
Kesselüberdruck: 15,7 bar
Rostfläche: 3,16 m²
Strahlungsheizfläche: 16,23 m²
Rohrheizfläche: 194,9 m²
Überhitzerfläche: 37,25 m²
Verdampfungsheizfläche: 140 m²
Tender: 3-achsig
Wasservorrat: 22 m³
Brennstoffvorrat: 8 t Kohle
Bremse: Westinghouse-Bremse, kombinierte Gegendruck- und Gegendampfbremse
Geschwindigkeitsmesser: Flaman

Geschichte

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Da die Leistung der Est 2401 bis 2432 mit zwei Kuppelachsen nicht mehr ausreichte, musste eine Lokomotive mit drei Kuppelachsen entwickelt werden. Als Basis dienten die Universallokomotiven Est 3401 bis 3500, die ersten von den Chemins de fer de l’Est beschafften Vierzylinder-Verbundlokomotiven. In den bahneigenen Werkstätten in Épernay wurden zwei Lokomotiven mit größeren Kuppelrädern und einem leistungsfähigeren Kessel gebaut, die die Nummern 3101 und 3102 erhielten und zunächst der Baureihe 9 zugeordnet wurden, bevor sie aufgrund ihrer unerwartet hohen Leistung der Baureihe 11 zugeordnet wurden. Die Serienversion wurde mit noch größeren Abmessungen und Verbesserungen gebaut, die auch auf die beiden Prototypen übertragen wurden. Die Lokomotiven wurden zwischen 1906 und 1927 in acht Teilserien beschafft, wobei die ersten beiden Serien mit den Lokomotiven 3103 bis 3146 noch keine Überhitzer hatten. Die später gebauten Lokomotiven mit Überhitzer wurden der Baureihe 11 S zugeordnet, wobei das S für surchauffeur ‚Überhitzer‘ stand. Anfangs wurden verschiedene Überhitzertypen verwendet, die später zur Vereinheitlichung durch Duchâtel-Mestre-Überhitzer ersetzt wurden. Ab 1925 erhielten die Lokomotiven kleine rechteckige Windleitbleche, die Nr. 3166 war 1910 an der Brüsseler Weltausstellung ausgestellt.[2]

Teilserien
Baureihe Betriebsnummer Hersteller Fabriknummer[3] Anzahl Ablieferung
11 3103–3132 Zentralwerkstatt Épernay 525–554 30 1906–1907
11 3133–3146 Zentralwerkstatt Épernay 588–601 14 1908
11 S 3147–3150 Zentralwerkstatt Épernay 602–605 4 1908
11 S 3151–3170 Zentralwerkstatt Épernay 626–645 20 1908–1909
11 S 3171–3190 Krauss-Maffei 20 1911
11 S 3191–3210 Zentralwerkstatt Épernay 691–701, 704–712 20 1912–1913
11 S 3211–3230 SACM 20 1913
11 S 3231–3280 Batignolles-Châtillon 50 1925–1927

Die Lokomotiven der Baureihe 11 S waren den Bahnbetriebswerken zugeteilt, die die Schnellzuglokomotiven stellten. Dies waren Paris la Villette, Noisy-le-Sec, Chaumont, Châlons-sur-Marne, Reims, Nancy, Mohon und Chalindrey. Ab 1932 wurden die Lokomotiven der Baureihe 11 S zur Leistungssteigerung umgebaut, lediglich die beiden Vorserienlokomotiven 3101 und 3103 wurden 1933 ausgemustert. Die umgebauten Lokomotiven wurden zu Est 230 103 bis 230 280, die später bei der SNCF zu 1-230 K wurden, die restlichen 28 Lokomotiven der Baureihe 11 S wurden zu 1-230 J 108…219. Bis 1946 wurden alle ehemaligen 3100er-Lokomotiven zu 1-230 K umgebaut, die bis Mitte der 1960er Jahre im Einsatz waren.

Die Lokomotiven waren mit einem Vierzylinder-Verbundtriebwerk nach de Glehn ausgeführt. Es wurde die übliche Anordnung mit Walschaert-Steuerung, außenliegenden Hochdruckzylindern und innenliegenden Niederdruckzylindern verwendet. Alle Zylinder waren mit Kolbenschiebern ausgestattet. Für den Leerlauf wurde am Einströmrohr des linken Hochdruckzylinders und am Verbindungskanal bei den beiden Niederdruckzylindern ein Luftventil angebracht. Die Zylinderdeckel waren mit Sicherheitsventilen ausgestattet. Die Ventile der Hochdruckzylinder öffneten bei einem Druck von 16 bar, die der Niederdruckzylindern bei 6,5 bar. Wenn die kombinierte Gegendruck- und Gegendampfbremse genutzt wurde, konnte Kühlwasser in die Zylinder eingespritzt werden. Die Kolben und Schieber wurden mithilfe eines automatischen Nathan-Schmierapparats geschmiert.[4]

Die Kesselmitte des Langkessels, der aus drei Schüssen bestand, befand sich in 2,69 m Höhe über der Schienenoberkante. Der mittlere Durchmesser betrug 1550 mm. Die Überhitzerlelemente lagen in den Rauchrohren und überhitzten sowohl den Frischdampf aus dem Dampfdom, als auch den Abdampf aus den Hochdruckzylindern. Der Stehkessel war als Belpaire-Stehkessel ausgeführt. Vorne auf dem Kessel befand sich der Dampfdom mit einem davor angeordnetem Flachschieberregulator. Hinter dem Dampfdom war der kleinere Sanddom mit Sandung für die ersten beiden Kuppelachsen angeordnet. Das Laufdrehgestell war gebremst und hatte einen Innenrahmen. Der Drehpunkt konnte sich um 55 mm auf beide Seiten verschieben. Die von dem Laufdrehgestell getragene Last betrug etwa 20 t.[4]

Siehe auch

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Literatur

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  • A. Bucher: Das Eisenbahnwesen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910. In: Polytechnisches Journal. Band 326, 1911, S. 244–247 (bbaw.de).
  • De la petite "Crampton" de 1852 à la "Superlocomotive" d'aujourd'hui. In: Excelsior. 30. Januar 1925, S. 5 (französisch, bnf.fr – Quelle der technischen Daten).
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Commons: Est 3103 - 3280 → SNCF 1-230J – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Schnellzuglokomotive 3174 der Compagnie des Chemins de fer de l’Est. In: E-Pics Bildarchiv. ETH-Bibliothek, abgerufen am 18. September 2023 (Bildbeschreibung).
  2. Bucher
  3. Gabriel Curtet: La construction de locomotives dans les ateliers des anciennes compagnies. In: Revue d’histoire des chemins de fer. Nr. 28-29, 1. Dezember 2003, ISSN 0996-9403, S. 326–352, doi:10.4000/rhcf.1784 (openedition.org [abgerufen am 17. September 2023]).
  4. a b A. Bucher, S. 246