Eugen Gebeschus

deutscher Jurist, Bürgermeister von Höchst am Main und Oberbürgermeister von Hanau

Karl Georg August Eugen Gebeschus (* 12. Dezember 1855 in Demmin; † 11. November 1936 in Hanau) war ein deutscher Jurist, Bürgermeister von Höchst am Main, Oberbürgermeister von Hanau und Mitglied der preußischen Landesversammlung.

Eugen Gebeschus war ein Sohn des früheren Pölitzer Bürgermeisters Albert Erdmann Gebeschus und Bruder der Musikpädagogin Ida Gebeschus.[1] Als Hauslehrer lernte er 1873 seine spätere Frau, Julie Schweickhardt (* 8. Mai 1860 in Tübingen; † 6. Juli 1931 in Hanau), Schwester des Reichstagsabgeordneten Heinrich Schweickhardt, kennen.[2] Sie heirateten am 18. Februar 1884.[3] Die Kinder der beiden waren Leni (* 9. Dezember 1884 – ausgewandert in die USA), Rudolf (* 10. April 1887; † 28. Januar 1918 als Kommandant des Unterseebootes UB 63 bei dessen Versenkung vor Schottland) und Kurt (* 1. März 1889). Zum persönlichen Bekanntenkreis des Ehepaars Gebeschus gehörten u. a. die Unternehmer Fritz Canthal und Wilhelm Heraeus, Admiral Reinhard Scheer, Generalleutnant Hans Walter und Felix Graf von Luckner.[4]

Leben und Werdegang

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Gebeschus studierte zunächst an der Universität Tübingen Rechtswissenschaft und war anschließend dort in einer Tübinger Rechtsanwaltskanzlei tätig. Dann wechselte er zur Universität Greifswald, wo er weiter Rechts- und Staatswissenschaften studierte und das Assessorexamen ablegte. Eugen Gebeschus wurde zum Dr. iur. promoviert und zog danach nach Sankt Goarshausen, wo er als Rechtsanwalt und Notar tätig war.

1888 wurde er erster hauptamtlicher Bürgermeister der damals selbständigen Stadt Höchst am Main; das Amt bekleidete er bis 1893. Im Jahr 1885 wurde er Mitglied im Freimaurerbund und in die Bad Kreuznacher Loge Vereinigte Freunde an der Nahe aufgenommen. Ab 1890 war er Mitglied der Frankfurter Freimaurerloge Zur Einigkeit. Ab 1895 war er Mitglied der Hanauer Loge Braunfels zur Beharrlichkeit.[5]

Ab 1893 war er bis 1916 Oberbürgermeister von Hanau. Während seiner Amtszeit wurde die städtische Kanalisation erweitert und die Wasserwerke I und II errichtet. Weiterhin wurden neue Gaswerke gebaut. Außerdem erfolgten der Bau des Landgerichtes, des Landratsamtes und des Schlachthofes sowie 1908 die Inbetriebnahme der Straßenbahn. 1907 wurde Kesselstadt nach Hanau eingemeindet und 1910 in Hanau-Lamboy Kasernen errichtet, die preußische Eisenbahnregimenter beherbergten. Zu den Projekten, die er nicht mehr verwirklichen konnte, gehörte aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs der Mainhafen Hanau.

1916 schied er aus Gesundheitsgründen aus seinem Amt aus. Noch im gleichen Jahr verlieh ihm die Stadt Hanau die Ehrenbürgerschaft. 1919 war er für die DNVP Mitglied der verfassungsgebenden preußischen Landesversammlung.[6]

Ehrungen

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  • Anlässlich seines 70. Geburtstags wurde 1925 die 1912 in Lamboy eröffnete Bezirksschule V nach ihm benannt. In Höchst erinnert die Gebeschusstraße an ihn.
  • Zu seinem 90. Todestag wurden 2016 im Stadtladen des Rathauses am Marktplatz Hanau verschiedene Exponate im Rahmen einer Tafelausstellung gezeigt.[7]

Literatur

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  • Jens Gustav Arndt: Von Feldbahnen und Kasernenbauten. Die Geschichte der Hanauer Eisenbahn-Regimenter 1907–1919. J. G. Arndt, Hanau 2013, ISBN 978-3-00-041009-3, S. 26–28.
  • Markus Häfner: Stadtoberhaupt aus Leidenschaft. Leben und Wirken von Eugen Gebeschus – Hanauer Oberbürgermeister 1893–1916. VDS Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt a. d. Aisch 2018, ISBN 978-3-935395-31-1.
  • Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3-88443-159-5, S. 124–125.
  • Werner Kurz: In den Dienst der Menschen stellen. In: Hanauer Anzeiger – Magazin zum Wochenende, 9. Juni 2012, S. C1.
  • Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 140.
  • Barbara Nagel (Hrsg.): Begraben, aber nicht vergessen. Bekannte Persönlichkeiten auf Hanauer Friedhöfen. Wolfgang-Arnim-Nagel-Stiftung, Hanau 2008, ISBN 3-935395-12-4, S. 78.
  • Nassauische Parlamentarier. Teil 2: Barbara Burkardt, Manfred Pult: Der Kommunallandtag des Regierungsbezirks Wiesbaden 1868–1933 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau. Bd. 71 = Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. Bd. 17). Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2003, ISBN 3-930221-11-X, Nr. 94.
  • Dieter Pelda: Die Abgeordneten des Preußischen Kommunallandtags in Kassel 1867–1933 (= Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. Bd. 22 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 8). Elwert, Marburg 1999, ISBN 3-7708-1129-1, S. 60–61.
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Einzelnachweise

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  1. Vgl. Werner Schwarz: Pommersche Musikgeschichte. Historischer Überblick und Lebensbilder. Band 1: Historischer Überblick. (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 5: Forschungen zur pommerschen Geschichte. 21). Böhlau, Köln u. a. 1988, ISBN 3-412-04382-6, S. 214.
  2. Vgl. Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung (= Contubernium. Bd. 44). Thorbecke, Sigmaringen 1996, ISBN 3-7995-3236-6, S. 186, (Zugleich: Tübingen, Universität, Dissertation, 1993/1994).
  3. Vgl. Nassauische Parlamentarier. Teil 1: Cornelia Rösner: Der Landtag des Herzogtums Nassau 1818–1866 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau. 59 = Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. 16). Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1997, ISBN 3-930221-00-4, S. 94.
  4. Vgl. Markus Häfner: Die Amtszeit von Dr. Eugen Gebeschus unter Berücksichtigung seiner Verbindungen zum Hanauer Bürgertum und der sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen der umliegenden Gemeinden zur Industrie- und Garnisonsstadt Hanau. In: Markus Häfner: Hanaus städtische Entwicklung an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. (online (Memento des Originals vom 10. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.starkerstart.uni-frankfurt.de), abgerufen am 29. März 2016.
  5. Geschichte der Freimaurerei i. O. Hanau a. Main. Festschrift der [Loge] Braunfels zur Beharrlichkeit zum 25jährigen Jubiläum 1872–1897. (Druck von G. Heydt.), Hanau 1897, S. 72.
  6. Vgl. Dieter Pelda: Die Abgeordneten des preußischen Kommunallandtags in Kassel 1867–1933 (= Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. 22 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. 48, 8). Mit Anhang: Der Provinziallandtag in Hessen-Nassau 1885–1933. Elwert, Marburg 1999, ISBN 3-7708-1129-1, S. 448.
  7. Zeit des Aufbaus und der Expansion in FAZ vom 21. Oktober 2016, Seite 43
VorgängerAmtNachfolger
Peter Anton BiedBürgermeister von Frankfurt-Höchst
1888-1893
Wilhelm Karraß
Albert WesterburgOberbürgermeister von Hanau
1893-1916
Karl Hild