Die Europäische Revue war eine konservative deutsche Monatszeitschrift, die von 1925 bis 1944 erschien und den Gedanken der europäischen Einigung vertrat. Ab 1933 geriet die Zeitschrift immer stärker unter Einfluss der deutschen Reichsregierung, die wesentliche Teile der Finanzierung bereitstellte und die Zeitschrift in ein Instrument für „unauffällige Propaganda, vor allem im Ausland“[1] im nationalsozialistischen Sinne umfunktionierte.

Herausgeber und Förderer

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Initiatoren der Zeitschrift und der „Schriftenreihe der Europäischen Revue“ waren der österreichische Publizist Karl Anton Rohan und die rheinische Industriellentochter und Mäzenin Lilly von Mallinckrodt-Schnitzler. Rohan war auch Herausgeber, bis er unter nationalsozialistischem Druck diese Position Ende des Jahres 1936 aufgab. Ab 1937 war Joachim Moras Herausgeber[2], zwischen 1938 und 1942 zusammen mit dem deutschnationalen Rittergutsbesitzer Axel von Freytagh-Loringhoven als Vorsitzendem des Redaktionsbeirates.[3]

Namhafte Förderer fand die Zeitschrift in dem Unternehmen I.G. Farben, im Kölner Otto-Wolff-Konzern und beim Unternehmer Robert Bosch.

Selbstverständnis

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Bei ihrer Gründung verstand sich die Europäische Revue als politisch unabhängiges Organ. Herausgeber Rohan rief im Vorwort „alle Mitarbeiter und Leser auf zu neuem, zeitgemäßem von der Geschichte gefordertem Europäertum“ und erklärte zur Aufgabe der Zeitschrift: „Probleme klären und übersichtlich gestalten, indem sie die Meinungen der entscheidenden Menschen, ohne Rücksicht auf Nation, Partei und Weltanschauung einander gegenüberstellt und so den Stand der wichtigsten europäischen Probleme aufklärt; dabei wird sie versuchen, die Gegensätze derart anzuordnen, daß dadurch der übernationale Zusammenhang Europas zum Ausdruck gelangt.“[4]

Die Europäische Revue war das Organ des 1922 von Rohan gegründeten „Europäischen Kulturbunds“ und wurde ab 1933 vom deutschen Außenministerium und von Propagandaminister Joseph Goebbels gelenkt.

Die Zeitschrift versammelte eine große Anzahl prominenter Autoren, wie z. B. (alphabetisch) Leo Baeck, Arnold Bergstraesser[5], Hans Blüher, Max Hildebert Boehm, Ernesto Grassi, Albrecht Erich Günther, Wenzeslaus von Gleispach, Theodor Heuß, Hugo von Hofmannsthal, Erich von Kahler, Ernst Kahn, Hans Kohn (Historiker), Thomas Mann, Josef Nadler, Erich Przywara, Rainer Maria Rilke, Carl Schmitt, Reinhold Schneider, Werner Sombart, Gustav Stresemann, Jakob Wassermann und Arnold Zweig.

Auch ausländische Autoren wie Paul Valéry, Winston Churchill, Julius Evola, Aldous Huxley, Herbert George Wells, Arrigo Solmi, José Ortega y Gasset oder Carl Gustav Jung konnten für die „Europäische Revue“ gewonnen werden.

Politische Ausrichtung

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Die Zeitschrift wird zu den politisch konservativen Zeitschriften der Weimarer Republik gezählt. Parteipolitisch blieb die Zeitschrift neutral. Sehr viele ihrer Mitarbeiter kamen aus dem Umfeld der „Jungkonservativen“ dem „Jungdeutschen Orden“, der „Deutschen Staatspartei“, dem „Ring-“ oder dem „Tat-Kreis“. Eine hohe Zahl von Autoren stammte insbesondere aus dem Umfeld des Heidelberger „Instituts für Sozial- und Staatswissenschaften“ von Alfred Weber.

Die Europäische Revue tendierte zu einer Europavision, die von älteren Reichsvorstellungen beeinflusst war und technokratische, ständische und hierarchisch-neoaristokratische Elemente einbezog. Die Paneuropa-Idee von Coudenhove-Kalergi lehnte Rohan „als konstruiert, traditionsfeindlich, unmetaphysisch und rationalistisch“ ab.

Nach der Machtergreifung trat Herausgeber Rohan nach anfänglicher Zurückhaltung Mitte 1933 ins nationalsozialistische Lager über. Nach Außen verdeckt übernahm das Propagandaministerium einen wichtigen Teil der Finanzierung der Zeitschrift. Propagandaminister Goebbels hatte in der Europäischen Revue frühzeitig ein mögliches Instrument zur Propagierung der nationalsozialistischen Europaidee gesehen. Da Rohan in seinem Buch Schicksalsstunde Europas 1936 vor der Gefahr eines neuen Weltkrieges warnte und trotz seiner Nähe zu den Nationalsozialisten einige abweichende Ansichten vertrat, wurde er Ende des Jahres 1936 aus seiner Herausgeberrolle entfernt; die Nationalsozialisten betrachteten ihn als „keineswegs absolut zuverlässig“.[6]

Als verdeckt von der Reichsregierung unterstützte und finanzierte linientreue Zeitschrift konnte die Europäische Revue bis 1944 weiter bestehen, bot aber in dieser Zeit auch Autoren der Inneren Emigration wie Ulrich von Hassell, Theodor Heuss und Dolf Sternberger eine Publikationsmöglichkeit.[7]

Literatur

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  • Hans-Christof Kraus (Hrsg.): Konservative Zeitschriften zwischen Kaiserreich und Diktatur. Fünf Fallstudien. Reihe Studien und Texte zur Erforschung des Konservatismus, 4. Duncker & Humblot, Berlin 2003, ISBN 3-428-11037-4.
  • Nils Müller: Karl Anton Rohan (1898-1975). Europa als antimoderne Utopie der Konservativen Revolution. in: Heinz Duchardt (Hrsg.): Jahrbuch für europäische Geschichte, Bd. 12. Oldenbourg Verlag, München 2011, ISBN 978-3-486-70638-3, S. 179–204
  • Guido Müller: Europäische Gesellschaftsbeziehungen nach dem Ersten Weltkrieg. Das Deutsch-Französische Studienkomitee und der Europäische Kulturbund. Studien zur internationalen Geschichte, 15. Oldenbourg, München 2005. ISBN 9783486577365[8]
    • dsb.: France and Germany after the Great War. Businessmen, Intellectuals and Artists in Non-Governmental European Networks, in: Jessica C. E. Gienow-Hecht & Frank Schumacher (eds.): Culture and International History. Berghahn, New York 2003, S. 103 f.
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Einzelnachweise

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  1. Müller 2005, S. 404
  2. Moras war ab 1947 bis 1961 Herausgeber der Zeitschrift Merkur (Zeitschrift)
  3. Müller 2005, S. 404f.
  4. http://www.haraldfischerverlag.de/hfv/KLP/eurorevue.php@1@2Vorlage:Toter Link/www.haraldfischerverlag.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. eine interessante Nachwirkung der Gemeinsamkeiten von AB und Hofmannsthal, die 1930-33 im Blatt eine ähnliche Linie vertraten, gibt es 1951 in einer wenig bekannten "Kieler Universitätsrede: Hofmannsthal und der Europäische Gedanke," Heft 2, des AB. Verlag Lipsius und Tischer, 24 S.
  6. Müller 2011, S. 198
  7. Müller 2005, S. 405
  8. insbes. Kap. 3.4 "Die ER als Organ des Europ. Kulturbunds 1925 - 1936" S. 385ff. und Kap. 5.3. "Die ER, das Organ einer elitären, jungkonservativen europäischen Gemeinschaft." S. 443ff
  9. als Enkel verfügt er über dessen Nachlass.