Evangelische Kirche (Mittelheim)
Die Evangelische Kirche in Mittelheim ist ein Kirchengebäude der evangelischen Kirchengemeinde von Oestrich-Winkel im Rheingau. Die Gebäudegruppe aus Kirche, Glockenturm und Pfarrhaus steht unter Denkmalschutz.
Geschichte
BearbeitenDer Rheingau als Teil des Kurfürstentums Mainz war bis zur Säkularisation 1803 über 800 Jahre überwiegend katholisch. Erst als er 1806 an das Herzogtum Nassau und 1866 an Preußen fiel, konnte sich eine kleine evangelische Gemeinde entwickeln. Viele preußische Adlige, Beamte und ihre Familien ließen sich in Wiesbaden und dem Rheingau nieder, so auch die Familie des Admirals und Staatsministers Albrecht von Stosch, der sich maßgeblich für die Bildung einer evangelischen Gemeinde in Oestrich-Winkel einsetzte.
1891 wurde der erste evangelische Pfarrer in sein Amt eingeführt. Man erwarb in der heutigen Rheingaustraße in Oestrich ein Wohnhaus als Pfarrhaus und baute die an das Pfarrhaus anschließende, neben der Chemischen Fabrik Koepp gelegene Winzerhalle 1893 zum Betsaal um. Außer den Ortsteilen von Oestrich-Winkel gehörten und gehören auch Hattenheim, das aufgelöste Kloster Eberbach sowie die Psychiatrische Klinik Eichberg zur neugegründeten Gemeinde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg machte das Anwachsen der evangelischen Gemeinde durch Heimatvertriebene und Umsiedler den Bau einer neuen Kirche erforderlich. Nach Plänen des Architekten Hans Günther Hofmann aus Darmstadt wurde 1956 das Ensemble aus heutiger Kirche mit darunter liegendem Gemeindesaal sowie Glockenturm und Pfarrhaus erbaut, die Einweihung erfolgte 1957.
Beschreibung
BearbeitenDer Kirchenbau ist ein rechteckiger Saalbau in Betonkonstruktion mit einem Satteldach. Die Südwand zum Rhein hin besteht aus Glaswänden, die durch verschieden große teils farbig verglaste Sprossen unterteilt sind. Im Inneren wurden die Wände aus Hohlblocksteinen und Beton materialsichtig belassen. 1987 gestaltete die Künstlerin Lies Ebinger aus Bad Ems die Altarwand mit einem großen Keramik-Wandbild.
Neben der Kirche befindet sich der offene, freistehende Beton-Glockenturm. Das ebenfalls in Betonkonstruktion errichtete Pfarrhaus ist ein Pultdachbau mit überdachter Loggia zum Rhein hin.
Orgel
BearbeitenBei Renovierungsarbeiten im Jahr 2014 wurde die alte ursprünglich nur für eine Friedhofskapelle vorgesehene kleine Orgel stark beschädigt, so dass sich die Gemeinde für den Kauf einer neuen Orgel entschied. Eine neobarocke Bosch-Orgel aus dem Jahr 1975, die vormals ihren Platz in der Laurentiuskirche in Bergen-Enkheim hatte,[1] wurde von der Orgelwerkstatt Krawinkel für die Mittelheimer Kirche um- und in ein komplett neues Orgelgehäuse eingebaut.[2] Die neue Orgel verfügt über 27 Register auf zwei Manualen und Pedal mit insgesamt 1600 Pfeifen. Ihre Einweihung erfolgte zum Reformationstag am 31. Oktober 2014.[3] Zur Verbesserung der schlechten Akustik des Kirchenraums wurde die der Orgel gegenüberliegende Altarwand verputzt und verlor dabei ihre Materialsichtigkeit.
Literatur
Bearbeiten- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Hessen II: Der Regierungsbezirk Darmstadt. Deutscher Kunstverlag, München 2008, ISBN 978-3-422-03117-3.
- Josef Roßkopf: Kunst- und Kirchengeschichte. In: Weinstadt Oestrich-Winkel. Geiger-Verlag, Horb am Neckar 1988, ISBN 3-89264-270-2.
- Dagmar Söder: Rheingau-Taunus Kreis I.2 Altkreis Rheingau. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2014, ISBN 978-3-8062-2987-5.
Weblinks
Bearbeiten- Evangelische Kirchengemeinde Oestrich-Winkel
- Aus der Geschichte der evangelischen Pfarrei Oestrich-Winkel. ( vom 5. Oktober 2016 im Internet Archive) Zusammengestellt von Pfarrer Hans-Dietrich Reimann zum 100. Geburtstages der Pfarrei Oestrich 1991.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Orgeln in der Enkheimer Laurentiuskirche ( vom 5. Oktober 2016 im Internet Archive) Bastian Baumann
- ↑ Orgel-Transfer - Bergen Enkheim - Oestrich Winkel ( vom 5. Oktober 2016 im Internet Archive) Orgelbau Krawinkel
- ↑ Neue gebrauchte Orgel ziert evangelische Kirche in Mittelheim ( vom 10. Juni 2016 im Internet Archive) Wiesbadener Kurier vom 17. Oktober 2014
Koordinaten: 50° 0′ 8,04″ N, 8° 1′ 11,44″ O