ex (Texteditor)
ex
(/usr/bin/ex
) ist ein zeilenorientierter Editor und Bestandteil von Unix- und unixartigen Systemen. Er gehört zu einer Familie von Editoren, zu denen interaktiv benutzbare (ed
und vi
), aber auch solche für den Batchbetrieb (sed
) gehören und die voneinander abgeleitet sind.
ex
ist in Funktionsumfang und Verhalten normiert durch den POSIX-Standard.[1]
Geschichte
BearbeitenDer originale ex
war eine erweiterte Version des – damaligen – Unix-Standardeditors ed
, welcher seinerseits Teil der Berkeley Software Distribution (BSD) war. Die Weiterentwicklung ex
verbesserte im Vergleich zu ed
vor allem die Benutzerfreundlichkeit, ohne allerdings das Grundkonzept des zeilenorientierten Editors anzutasten. Später nahm Bill Joy ex
als Grundlage und entwickelte darauf – zuerst in Form eines Makro-Pakets, später als eigenständiges Programm – den Editor vi. Deshalb kann der vi
auch mit einem Befehl in einen ex
-Modus geschaltet werden.
Benutzung
BearbeitenKonfiguration
BearbeitenEinstellungsmöglichkeiten unterscheiden sich von System zu System aufgrund leicht unterschiedlicher Implementierungen, wenn es auch einen immer vorhandenen, gemeinsamen Grundstock gibt. Alle aktuell gültigen Einstellungen können während der Session durch den Befehl set all
angezeigt werden. Das folgende Beispiel zeigt dies wie auch den Programmaufruf selbst auf einem aktuellen AIX-System (oslevel 7100-04-02-1614). Die Hervorhebungen sind im Original nicht vorhanden und dienen lediglich der Verdeutlichung:
$ ex .kshrc ".kshrc" 129/2238 :set all autoindent mesg noshowmode autoprint nomodeline noslowopen noautowrite nonumber tabstop=8 nobeautify nonovice taglength=0 closepunct='".,;)]} nooptimize tags=tags /usr/lib/tags directory=/var/tmp paragraphs=IPLPPPQPP LIpplpipbp backtag noedcompatible partialcharacter=- term=xterm-r5 noerrorbells prompt terse exrc noreadonly timeout noflash redraw ttytype=xterm-r5 hardtabs=8 remap warn history=0 report=5 window=39 noignorecase scroll=19 wrapscan linelimit=1048560 sections=NHSHH HUuhsh+c wrapmargin=0 nolisp shell=/usr/bin/ksh nowriteany nolist shiftwidth=5 wraptype=word magic noshowmatch
Einstellungen sind entweder deklarativer Natur, wo einem Bezeichner ein Wert zugewiesen wird (siehe im Beispiel etwa ttytype) oder logisch. Bei logischen Einstellungen wird traditionell der Bezeichner mit einem vorangestellten no
aus- und ohne dieses Präfix eingeschaltet (siehe etwa nonumber, der Befehl set number
schaltet die Ausgabe von Zeilennummern ein, set nonumber
stellt dieses Verhalten ab).
Die Anweisungen zum Einstellen von ex
werden beim Start des Programms aus Dateien entnommen. Systemweite Einstellungen stehen in /etc/exrc
. Benutzerbezogene Einstellungen stehen in $HOME/.exrc
. Ist die Option exrc
gesetzt, wird die Datei ./.exrc
ausgewertet.
Einstellungen werden auch aus der Umgebungsvariable EXINIT
übernommen.
Oft wird die Funktionalität von ex
durch andere Programme zur Verfügung gestellt, z. B. von vim. Dann ändern sich die Dateinamen für die Einstellungen oder es werden zusätzliche Dateien ausgewertet (z. B. /etc/vim/vimrc
, $HOME/.vimrc
, ./.vimrc)
.
Interaktive und nicht interaktive Verwendung
BearbeitenAuch wenn ex
für die interaktive Benutzung gedacht war, ist es doch möglich, dem Programm eine Liste von Befehlen über stdin
(entweder als Pipeline oder als Here-Document) zur automatisierten Abarbeitung zu übergeben. Dies macht es möglich, den Editor ähnlich wie sed
für automatisierte Änderungen einzusetzen.
Im folgenden Script-Beispiel wird in allen Dateien in /some/where
, deren Name auf txt
endet, in solchen non-interaktiven Editorsessions geändert (und zwar jedes Auftreten von "abc" in den ersten drei Zeilen in "XYZ"). Man beachte, dass, im Unterschied zu sed
, die geänderte Datei nicht erst in eine temporäre Zwischendatei gespeichert und anschließend über das Original kopiert zu werden braucht:
#!/bin/ksh typeset chSrc="abc" typeset chRpl="XYZ" typeset fTgt="" for fTgt in /some/where/*txt ; do ex - "$fTgt" <<-EOF 1,3 s/$chSrc/$chRpl/g w EOF done
Besonderheiten
BearbeitenAuf einigen HP-UX-Systemen kann ex
auch durch den Befehl e
(das ist dann ein Hardlink auf ex
) aufgerufen werden.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ ex-Spezifikation der Open Group. Abgerufen am 7. September 2016 (englisch).