Die Faina war ein RoRo-Frachtschiff der Gesellschaft Waterlux in Panama in Bereederung der ukrainischen Tomex Team. Das Motorschiff wurde im September 2008 von somalischen Piraten gekapert, wobei ihre Fracht, bestehend aus illegalen Waffen, entdeckt wurde. Im Februar 2009 wurde es wieder freigegeben.

Faina
Die Faina 2008 vor Somalia
Die Faina 2008 vor Somalia
Schiffsdaten
Flagge Belize Belize
andere Schiffsnamen

Marabou (2003–2007)
Loverval (1985–2003)
Matina (1983–1985)
Vallmo (1978–1983)

Schiffstyp RoRo-Schiff
Rufzeichen V3EZ2
Heimathafen Belize City
Eigner Waterlux, Panama-Stadt
Reederei Tomex Team, Odessa
Bauwerft Lödöse Varv, Lödöse
Baunummer 179
Indienststellung Mai 1978
Verbleib in Bangladesh verschrottet
Schiffsmaße und Besatzung
Länge 161,37 m (Lüa)
Breite 18,03 m
Tiefgang (max.) 6,72 m
Vermessung 10.931 BRZ
 
Besatzung 21
Maschinenanlage
Maschine 2 × Dieselmotor
Maschinen­leistung 10.406 PS (7.654 kW)
Höchst­geschwindigkeit 17 kn (31 km/h)
Propeller 2
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 9019 tdw
Container 284 TEU
Sonstiges
Klassifizierungen Russian Maritime Register of Shipping[1]
Registrier­nummern IMO-Nr. 7419377

Geschichte

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Allgemeines

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Die Faina wurde 1978 von der schwedischen Werft Lödöse Varv in Lödöse gebaut. Der erste Name des Frachters war Vallmo, ab 1983 dann Matina, ab 1985 Loveral, ab 2003 Marabou, von 2007 bis 2013 dann Faina und zuletzt Ina.[2] Das Schiff war 161,37 Meter lang und 18,03 Meter breit. Es hatte eine Tragfähigkeit von rund 9000 Tonnen.[2]

Am 17. Dezember 2013 wurde die mittlerweile unter der Flagge Togos fahrende Ina bei einer Hafenstaatkontrolle wegen schwerer Mängel in Warna arrestiert und zwei Tage darauf aufgrund mehrfacher schwerer Mängelfeststellungen im Gebiet des Paris MOU gebannt.[3] Ende 2014/Anfang 2015 wurde das Schiff zum Abbruch nach Bangladesch verkauft.

 
Besatzung der Faina am 3. Oktober 2008
 
Kaperung der Faina

Kaperung

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Am 25. September 2008 wurde das Schiff, das unter der Flagge Belizes für die ukrainische Reederei Kaalybe Shipping fuhr, vor Somalia von Piraten geentert und übernommen. Diese enterten den Frachter mithilfe von drei Schnellbooten. Der russische Schiffskapitän Wladimir Kolobkow starb kurze Zeit später an Herzversagen. Die Ladung bestand aus 31 Kampfpanzern T-72, 42 Luftabwehrgeschützen ZPU-4 sowie Raketenwerfen, Handfeuerwaffen und weiterer Ausrüstung, die angeblich für Kenia bestimmt waren. Nach Informationen der Piraten und Angaben der britischen BBC wiesen Papiere auf dem Schiff aber darauf hin, dass das wahre Ziel des Kriegsgerätes Südsudan und dass es für die Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA) bestimmt war.[4] Diese Vermutung wird durch veröffentlichte US-Depeschen unterstützt.[5][6][7]

Nach einem Hilferuf traf der US-Zerstörer Howard bereits kurz nach der Kaperung ein und verfolgte den Frachter bis vor die Küste von Hobyo. Um zu verhindern, dass die Piraten Waffen für spätere Überfälle von Bord schaffen konnten, schickte die United States Navy fünf weitere Schiffe, unter anderem die Vella Gulf, in die Region, Russland beorderte die Fregatte Neustraschimy aus dem Atlantik.

Die Piraten drohten mit der Ermordung der Geiseln, sollte eine Aktion zu ihrer Befreiung unternommen werden. Das geforderte Lösegeld betrug zu Beginn der Entführung 35 Millionen US-Dollar, wurde später aber auf 5 Millionen US-Dollar reduziert. Unterdessen nahm der ukrainische Sicherheitsdienst Ermittlungen auf, die die mutmaßliche Verbindung des stellvertretenden Verkehrs- und Kommunikationsministers Igor Urbanski mit dem Eigner des mit Panzern und Waffen beladenen Frachters ermittelte.

Nach Angaben der ukrainischen Regierung wurde das Schiff am 4. Februar 2009 nach einem „sehr umfangreichen Einsatz“ des Geheimdienstes von den Piraten wieder freigegeben. Unterhändler berichteten, dass zuvor ein Lösegeld von 3,2 Millionen US-Dollar gezahlt worden war.[8]

Am 14. Februar 2009 wurden die Kampfpanzer im kenianischen Hafen Mombasa entladen.[9] Das Schiff hatte Mombasa bereits am 12. Februar erreicht und die Besatzung wurde nach Kiew ausgeflogen.[10]

Technische Daten

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Das Schiff war für die Be- und Entladung mit einer Heckrampe ausgestattet. An Bord war Platz für 114 Trailer bzw. 284 20-Fuß-Container. Für 18 Kühlcontainer waren Anschlüsse vorhanden.

Der Rumpf des Schiffes war eisverstärkt.

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Commons: Faina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. INA - 7419377 (Memento des Originals vom 6. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/maritime-connector.com Maritime-Connector.com.
  2. a b Das Schiff bei Miramar Ship Index@1@2Vorlage:Toter Link/www.miramarshipindex.org.nz (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (engl.) anmeldepflichtig.
  3. M/V INA banned, Paris MOU, 20. Dezember 2013 (englisch).
  4. Oberhessische Presse: Somalia: Von Piraten gekaperte Panzer-Lieferung sollte nach Sudan. (Memento vom 11. Februar 2009 im Internet Archive) vom 29. September 2008.
  5. Spiegel Online: Entführtes Waffenschiff: Diskreter Deal für einen kleinen Krieg. 10. Dezember 2010
  6. WikiLeaks: Cable 08STATE103511. (Memento vom 12. Dezember 2010 im Internet Archive) 27. September 2008.
  7. Eigel Wiese: Piraterie neue Dimensionen eines alten Phänomens. Hamburg 2010, ISBN 978-3-7822-1008-9, S. 60–65.
  8. Spiegel Online: Piraten geben ukrainischen Panzer-Frachter frei vom 5. Februar 2009.
  9. Webseite mit Informationen zur Ladung. (englisch) aufgerufen am 8. November 2010
  10. Wladimir Nikolski