Tawana Brawley (* 1971), eine schwarze Amerikanerin aus Wappinger im US-Bundesstaat New York, erhielt 1987 im Alter von 15 Jahren landesweite Medienaufmerksamkeit wegen Vergewaltigungsvorwürfen gegenüber sechs weißen Männern. Die Anschuldigungen wurden durch prominente Unterstützer wie Al Sharpton und die Anwälte Alton H. Maddox Jr. und C. Vernon Mason vorangetrieben und hatten einen erheblichen öffentlichen Widerhall.[1]

Nach der Beweisaufnahme kam eine Grand Jury 1988 zum Schluss, Brawley sei nicht das Opfer einer Attacke gewesen, sondern habe sich als solches ausgegeben.[2] Ein angeschuldigter Justizbeamter verklagte Brawley sowie Sharpton, Maddox und Mason erfolgreich auf Verleumdung.[3]

Der Fall zeigte eine erhebliche gesellschaftliche Spaltung auf.[4] Dabei spielten negative Stereotype gegenüber schwarzen Frauen eine breite Rolle.[5][6]

Hintergründe

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Am 28. November 1987 wurde Brawley, die vier Tage vermisst worden war, anscheinend ohnmächtig in einem Müllsack in der Nähe einer früher von ihr bewohnten Wohnung gefunden. Die Kleidung war zerrissen und hatte Brandspuren, auf ihrem Körper waren mit Kohle angebrachte Schriftzeichen sowie Kotspuren.[7]

Sie wurde in die Notaufnahme gebracht; auf Fragen eines Ermittlers antwortete sie nicht. Die Familie verlangte, einen schwarzen Beamten beizuziehen. Brawley beschrieb in der ersten Vernehmung mehrere Vergewaltigungen durch zumindest drei weiße Männer, darunter einen Polizeibeamten. Demgegenüber standen unter anderem Aussagen von Zeugen, die Brawley während der angeblichen Entführung auf Partys gesehen hätten und die medizinischen Untersuchungen, nach denen keinerlei Verletzung oder Kratzer, geschweige denn Spuren einer wiederholten Vergewaltigung nachzuweisen waren. Den Vergewaltigungsvorwurf als solchen nahm Brawley später auch wieder zurück, blieb aber beim Vorwurf der sexuellen Nötigung. Der Kot stellte sich als Hinterlassenschaft eines Nachbarshundes heraus. Brandspuren und ähnliches wiesen darauf hin, dass die Entführung in dem Appartement vorgetäuscht worden war.[8]

Öffentliche Reaktion

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Die Öffentlichkeit war zunächst auf Seiten von Brawley. Bill Cosby gehörte zu den Unterstützern und sammelte Geld für ihre anwaltliche Vertretung. Im Dezember 1987 demonstrierten über tausend Menschen für sie, darunter auch Louis Farrakhan.[9]

Als prominente Unterstützer wie Al Sharpton und die Anwälte Alton H. Maddox und C. Vernon Mason den Fall vorantrieben, kam es zu landesweiten Schlagzeilen und einer deutlichen Kluft zwischen schwarzen und weißen Amerikanern. Im Juni 1988 wurde die Frage, ob Brawley gelogen hatte, von Schwarzen (51 %) und Weißen (85 %) unterschiedlich bejaht.[10]

Sharpton, Maddox und Mason behaupteten, weiße Beamte und Politiker würden versuchen, hochrangige Beteiligte zu decken. Namentlich wurde Steven Pagones, ein stellvertretender Staatsanwalt, als einer der Vergewaltiger und überzeugter Rassist beschuldigt.[11] Pagones klagte erfolgreich auf Verleumdung, anstatt der geforderten 395 Millionen Dollar erhielt er mehrere hunderttausend Dollar Schmerzensgeld zugesprochen. Brawley wurde auf 185.000 $ verurteilt.[12] Die 65.000 $ Strafe gegen Al Sharpton wurde unter anderem von den Geschäftsleuten Johnnie L. Cochran jr. und Earl G. Graves jr. übernommen.[13]

Brawley konvertierte zum Islam und bleibt bei den Vorwürfen.[14]

Der Fall wird in dem Spielfilm Do the Right Thing als politisches Schlagwort erwähnt. Im einleitenden Songvideo von Fight the Power von Public Enemy hat Brawley einen Cameoauftritt.

Möglicher Hintergrund

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Die Entscheidung der Grand Jury wies auf einen anderen Hintergrund hin. Vermutlich wollte Brawley einer Bestrafung durch ihre Mutter und ihren Stiefvater entgehen. Der Stiefvater Ralph King war ein bekannter Gewalttäter und hatte Brawley nicht nur sexuelle Avancen gemacht, sondern sie nach einem früheren Fall von Ladendiebstahl bereits auf der Polizeistation versucht zu schlagen.[15] Am Tag ihrer angeblichen Entführung hatte Brawley ihren Freund Todd Buxton im Gefängnis besucht.[16] Möglicherweise hatte Brawley den Fall zusammen mit ihrer Mutter vorgetäuscht, um einer Bestrafung zu entgehen. Was vorgefallen sein musste, um einen Teenager zu bewegen, sich derart zu demütigen, ist eine andere Frage, die unter anderem von dem Soziologen Jonathan Markovit angeführt wurde.

Der Polizei wurde vorgeworfen, die problematischen familiären Hintergründe nicht ausreichend betrachtet zu haben. Brawley sei in der Obhut von Schwiegervater und Mutter geblieben, die bei jüngeren Opfern sexueller Gewalt übliche Abtrennung vom familiären Umfeld sei nicht durchgeführt worden. Sharpton und anderen wurde unterstellt, Brawley als Vorzeigefall für eine politisch motivierte Kampagne missbraucht zu haben.[17] Der Fall gilt zudem als Zeichen für eine erhebliche Spaltung der amerikanischen Gesellschaft wie tiefsitzende Vorurteile auch der schwarzen Community gegenüber dem amerikanischen Mainstream und US-amerikanischen Institutionen.

Einzelnachweise

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  1. Edwin Diamond: The Media Show. The Changing Face of the News, 1985–1990. MIT Press, 1991.
  2. Court TV (Memento des Originals vom 21. Januar 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.courttv.com
  3. Pagones v. Maddox et al. (Memento des Originals vom 26. Dezember 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nycourts.gov
  4. Jim Yardley: After a Decade, Brawley Reappears and Repeats Charges., New York Times, 3. Dezember 1997. Abgerufen am 18. April 2008 
  5. Jonathan Markovitz: Legacies of Lynching: Racial Violence and Memory. University of Minnesota Press, 2004.
  6. K. Sue Jewell: From Mammy to Miss America and Beyond. Cultural Images and the Shaping of U.S. Social Policy. Routledge, 1993. S. 200.
  7. Report of the Grand Jury on the Tawana Brawley Investigation. Court TV, 29. Oktober 1988, archiviert vom Original am 18. April 2007; abgerufen am 19. April 2007.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.courttv.com
  8. Evidence Points to Deceit by Brawley - NYT, 27. September 1988
  9. Michael Randall: At tense relationship., Times Herald-Record, 1. November 2006. Abgerufen am 18. April 2008 
  10. Robert Charles Smith, Richard Seltzer: Contemporary Controversies and the American Racial Divide. Rowman & Littlefield, 2000.
  11. Playing politics with death. (Memento des Originals vom 30. Juni 2007 im Internet Archive), Salon.com. Abgerufen am 21. Juni 2007  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archive.salon.com 
  12. Joseph P. Fried: Hoping Brawley Thinks Of 'Damage She Caused'., New York Times, 2. März 2003. Abgerufen am 20. März 2007 
  13. Sharpton's Debt in Brawley Defamation Is Paid by Supporters. New York Times; June 15, 2001
  14. Dorian Block: 20 years later, Tawana Brawley has turned back on the past (Memento des Originals vom 20. November 2007 im Internet Archive), New York Daily News, 18. November 2007. Abgerufen am 9. Mai 2008  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nydailynews.com 
  15. Evidence Points to Deceit by Brawley, New York Times, 27. September 1988. Abgerufen am 20. Januar 2008 
  16. Brawley Case: Stubborn Puzzle, Silent Victim, New York Times, 29. Februar 1988. Abgerufen am 20. Januar 2008 
  17. Martha Miles, Richard L. Madden: After the Grand Jury; What Happened to Tawana Brawley's Case - And to Attitudes About Race and Justice., New York Times, 9. Oktober 1988. Abgerufen am 18. April 2008 
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