Familie-Abraham-Gedenkstein

Gedenkstein im rheinhessischen Klein-Winternheim

Der Familie-Abraham-Gedenkstein wurde 2020 im rheinhessischen Klein-Winternheim zur Erinnerung an die zur Zeit der NS-Gewaltherrschaft wegen ihres jüdischen Glaubens aus dem Ort vertriebene Familie Abraham auf dem Bahnhofsvorplatz der Gemeinde aufgestellt. Der Platz wurde in Familie-Abraham-Platz umbenannt. Die Errichtung des Gedenksteins und die Umbenennung fanden zum 9. und 10. November des Jahres statt, um an die Novemberpogrome 1938 zu erinnern.[1][2]

Gedenkstein für die jüdische Familie Abraham, die während der NS-Diktatur aus Klein-Winternheim vertrieben wurde

Hintergrund

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Die Familie

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Die jüdische Familie Abraham kam ursprünglich aus dem Nachbarort Ober-Olm. Sie baute ab 1890 am Bahnhof von Klein-Winternheim einen Landhandel auf und versorgte Landwirte mit Saatgut, Futtermitteln und Dünger. Im Ersten Weltkrieg kämpften Familienangehörige für das damalige Deutsche Kaiserreich. Im Zuge der Novemberpogrome 1938 „stürmten Nationalsozialisten Haus und Geschäftsräume, zerschlugen die Fenster, plünderten und zerstörten das Inventar und verjagten die verschreckten Bewohner. Die Abrahams wurden enteignet und mussten völlig verarmt fliehen, nur mit Glück entkamen sie der Verfolgung und fanden Exil in Übersee.“[2] Das Haus wurde nach Zeugenaussagen nur deshalb nicht niedergebrannt, weil es nach der Enteignung als Treffpunkt der Nationalsozialisten dienen sollte, was dann auch so geschah. Überlebende Familienangehörige wurden in den USA aufgenommen, ein Schwager der Familie wurde in einem Konzentrationslager ermordet.[3]

Der Gedenkstein

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Die Journalistin Monika Hoffmann recherchierte das Schicksal der Familie Abraham und trug am 9. November 2018 im Rahmen einer Gedenkveranstaltung im örtlichen Rathaus ihre Erkenntnisse vor, die sie in der Broschüre Geächtet, geplündert, geflohen dokumentiert hatte. Dazu gab es eine Ausstellung zur Vertreibung der Familie, ein Gespräch mit Vertretern der jüdischen Gemeinde Mainz, eine Filmvorführung und weitere Veranstaltungen, die von der lokalen Kulturinitiative KiWi und der evangelischen Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit der Ortsgemeinde organisiert wurden.[4] In der Folge beschloss der Gemeinderat einstimmig die Errichtung des Gedenksteins und die Umbenennung des Platzes, um, so Ortsbürgermeisterin Ute Granold, „ein Zeichen gegen das Vergessen“ zu setzen.[5] Gefertigt und gespendet wurde die Granitsäule von Holger Eisenacher, dem örtlichen Steinmetz.[6] Die offizielle Einweihung des Platzes und der Gedenkstele fand wegen der Corona-Pandemie erst im November 2023 statt.

Die Inschrift

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GEÄCHTET GEPLÜNDERT GEFLOHEN

An diesem Ort lebte die Familie Abraham.
Während der Novemberpogrome am 10. November 1938
verwüsteten Nationalsozialisten ihr Wohn- und Geschäftshaus.
Sie enteigneten die jüdische Familie und zwangen sie zur
Flucht ins Exil.

Wir erinnern an
Alexander und Hedwig Abraham, geb. Mayer
Otto und Paula Abraham, geb. Marx
Anna Alice Haas, geb. Abraham und Ehemann Ferdinand
mit Tochter Fanny Lore
Alex und Johanna Abraham, geb. Isaak
mit Tochter Rosa Hilde

Zum Gedenken an dieses Unrecht
und alle Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
gewidmet von der Ortsgemeinde Klein-Winternheim

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Einzelnachweise

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  1. Geächtet, geplündert, geflohen aus Rheinhessen. In: AZ Mainz vom 8. November 2018.
  2. a b Klein-Winternheim widmet Bahnhofsvorplatz der jüdischen Familie Abraham. In: Nachrichtenblatt der VG Nieder-Olm vom 12. November 2020.
  3. Gedenkstein erinnert an Schicksal der Abrahams. In AZ Mainz vom 9. November 2020.
  4. Das Schicksal der Familien Abraham. In: AZ Mainz vom 13. November 2018.
  5. Erinnerung an eine jüdische Familie In: AZ Mainz vom 26. November 2019.
  6. Platz vor Bahnhof heißt Familie-Abraham-Platz. In: LokaleZeitung (für die VG Nieder-Olm), 12/2020.