Felix Walcher

deutscher Chirurg und Orthopäde

Felix Walcher (* 14. April 1967 in Berlin) ist ein Facharzt für Chirurgie, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Schwerpunkt Unfallchirurgie. Seit 2014 ist er berufener Universitätsprofessor. Er ist Direktor der Klinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg und vertritt das Fach Unfallchirurgie in Krankenversorgung, Lehre und Forschung. Ein Schwerpunkt seiner klinischen als auch wissenschaftlichen Arbeit ist die Akutmedizin. Dazu gehören u. a. das Management und die individualisierte Behandlung des schwer verletzten Patienten (Polytrauma) von der präklinischen Notfallversorgung über die Schockraum, die operative Versorgung bis zur Rehabilitation. Die Optimierung der Lehr- und Ausbildung in der Unfallchirurgie und Akutmedizin ist ein zentrales Anliegen von Walcher.

Er arbeitet als Projektleiter in einem Verbundprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) am Aufbau des Nationalen Notaufnahmeregisters der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) zur bundesweit einheitlichen und standardisierten elektronischen Dokumentation aller Notfälle in Deutschland.[1] Er ist seit dem 1. Januar 2023 Präsident der DIVI.[2]

Walcher studierte ab 1986 Humanmedizin an der Universität des Saarlandes in Homburg/Saar und schloss das Studium 1992 mit seiner Promotion ab.[3] Nach der Zeit als Arzt im Praktikum in der Anästhesiologie des Uniklinikums Homburg begann er 1994 seine Tätigkeit als Assistent an der dortigen Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, die bis 2001 andauerte. In dieser Zeit erlangte er die Qualifikation im Fach Notfallmedizin sowie die Qualifikation Leitender Notarzt und beendete seine Facharztausbildung für Allgemeinchirurgie.

2001 wechselte er an die Universitätsklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie der Goethe-Universität Frankfurt am Main, an der er 2002 zum Oberarzt ernannt wurde. In der Universitätsklinik Frankfurt absolvierte er die Ausbildung zum Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit dem Schwerpunkt spezielle Unfallchirurgie.

2006 habilitierte sich Walcher im Fach Chirurgie und begann seine Ausbildung zum Master of Medical Education, die er 2008 abschloss. Von 2009 bis 2011 war er geschäftsführender Oberarzt und erhielt 2011 den Titel außerplanmäßiger Professor. Neben der klinischen und wissenschaftlichen Arbeit hat sich Walcher im Fachbereich Medizin der Universität Frankfurt in die Lehre in der Chirurgie und in der Notfallmedizin entscheidend eingebracht und darüber umfangreich wissenschaftlich gearbeitet. Bis 2014 war er als Leitender Oberarzt der Klinik in Frankfurt/Main tätig.

2013 erhielt er einen Ruf an die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Seit 1. Mai 2014 ist er Direktor der Universitätsklinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Magdeburg.[4] Im Traumanetzwerk der DGU[5] war Walcher Bundeslandmoderator von Sachsen-Anhalt von 2016 bis 2021. Seit 2022 ist der Sprecher des Traumanetzwerkes Sachsen-Anhalt Nord.

Wissenschaftlicher Beitrag

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Im Rahmen seiner Promotion fand Walcher in experimentellen Arbeiten zum Thema der Lebertransplantation wichtige Hinweise zur Verwendung der Konservierungslösung Viaspan (Belzer UW-Solution), die bis heute in der klinischen Verwendung Bedeutung hat.[6]

Seit 2002 hat er sich mit dem Einsatz der Sonographie in der präklinischen Notfallmedizin beschäftigt. Zahlreiche Studien und Publikationen untersuchen sowohl den Einsatz der präklinischen Sonographie beim stumpfen Abdominaltrauma[7] als auch in der Peri-Reanimationsphase.[8][9] Es entstanden wichtige klinische Beiträge zur Weiterentwicklung der Schwerverletztenversorgung[10][11] und Patientensicherheit.[12][13]

In wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt sich Walcher mit der Optimierung der praxisorientierten Lehre in der Notfallmedizin und Chirurgie.[14] Grundlage hierfür war die Formulierung des ersten Lernzielkataloges für Studierende der Humanmedizin einer Fachgesellschaft.[15] Der kompetenzbasierte Lernzielkatalog der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) adressiert die praxisorientierte Umsetzung des Nationalen Kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) in die klinische Routine.[16] Die Stellung des neu formierten Faches Orthopädie und Unfallchirurgie ist Thema einer Reihe von Publikationen.[17] In einem durch das BMBF geförderte Verbundprojekt Projekt der Universitäten Frankfurt, Gießen und Marburg widmete er sich mit einem interdisziplinären Team der praxisorientierten Lehre in der Chirurgie.[18]

Walcher ist Mitherausgeber des umfangreichen SOP-Handbuches Interdisziplinäre Notaufnahme des Medizinischen Wissenschaftlichen Verlages. 2023 ist die zweite Auflage erschienen.

Er arbeitet in einem Verbundprojekt, wiederum gefördert durch das BMBF, als Projektleiter am Aufbau eines Nationalen Notaufnahmeregisters der DIVI zur bundesweit einheitlichen und standardisierten elektronischen Dokumentation aller Notfälle.[19][20][21] AKTIN ist ein Intrastrukturprojekt des bislang bis 2025 vom BMBF-geförderten Netzwerk Universitätsmedizin.[22]

Mitgliedschaften in wissenschaftlichen Vereinigungen

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Walcher bringt seine Expertise in zahlreichen wissenschaftlichen Vereinigungen ein:

Ehrungen und Auszeichnungen

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2006 erhielt Walcher den Innovationspreis der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie.[25] Den David William Award der Deutschen Gesellschaft für interdisziplinäre Notfall- und Akutmedizin (DGINA) erhielt Walcher 2018 für seine herausragende Leistungen bei der Entwicklung einer fachübergreifenden Notfallmedizin in Deutschland, maßgeblich für die Entwicklung von AKTIN. Er wurde zudem 2006 und 2011 am Frankfurter Fachbereich Medizin für seine exzellente Lehre ausgezeichnet. 2016 erhielt er in Magdeburg den Preis für besonderes Engagement in der Lehre.

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Einzelnachweise

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  1. M. Kulla, D. Brammen, F. Greiner, A. Hörster, R. Lefering, R Somasundaram, C. Wrede, R. Röhrig, B. Erdmann, F. Walcher. „Vom Protokoll zum Register – Entwicklungen für ein bundesweites Qualitätsmanagement in deutschen Notaufnahmen“. Deutscher Ärzte-Verlag erlag | DIVI | 2016; 7 (1).
  2. Walcher ist neuer Präsident der Intensiv- und Notfallmediziner. In: aerztezeitung.de. 4. Januar 2023, abgerufen am 4. Januar 2023.
  3. Lebenslauf Felix Walcher
  4. Felix Walcher, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg
  5. Webseite des Traumanetzwerks der DGU.
  6. Walcher, F., I. Marzi, W. Schäfer, U. Flecks, and R. Larsen. “Undissolved Particles in UW Solution Cause Microcirculatory Disturbances after Liver Transplantation in the Rat.” Transplant International: Official Journal of the European Society for Organ Transplantation 8, no. 2 (1995): 161–62.
  7. Walcher, F., M. Weinlich, G. Conrad, U. Schweigkofler, R. Breitkreutz, T. Kirschning, and I. Marzi. “Prehospital Ultrasound Imaging Improves Management of Abdominal Trauma.” The British Journal of Surgery 93, no. 2 (February 2006): 238–42. doi:10.1002/bjs.5213.
  8. Breitkreutz, Raoul, Felix Walcher, and Florian H. Seeger. “Focused Echocardiographic Evaluation in Resuscitation Management: Concept of an Advanced Life Support-Conformed Algorithm.” Critical Care Medicine 35, no. 5 Suppl (May 2007): S150–61. doi:10.1097/01.CCM.0000260626.23848.FC.
  9. Breitkreutz, Raoul, Felix Walcher, and Florian H. Seeger. “ALS Conformed Use of Echocardiography or Ultrasound in Resuscitation Management.” Resuscitation 77, no. 2 (May 2008): 270–72; author reply 272–73. doi:10.1016/j.resuscitation.2007.10.025.
  10. Walcher, Felix, Thomas Lustenberger, Thomas Schmandra, Christian Byhahn, Helmut Laurer, Tobias Bingold, Uwe Schweigkofler, Benedikt Winckler, Gerhard Walter, and Ingo Marzi. “First Successful Complete Replantation of a Traumatic Hemipelvectomy: Follow-up after 30 Months.” Injury 44, no. 9 (September 2013): 1252–56. doi:10.1016/j.injury.2012.09.025.
  11. Piatek, S., G. Pliske, A. Ballaschk, K. Witzel, and F. Walcher. “[Value of clinical key symptoms in the primary treatment of severely injured patients].” Der Unfallchirurg 118, no. 8 (August 2015): 666–74. doi:10.1007/s00113-015-0047-2.
  12. Ruesseler, Miriam, Anna Schill, Thomas Lehnert, Hendrik Wyen, Sebastian Wutzler, Ingo Marzi, and Felix Walcher. “Incidental Findings in Patients with Multiple Injuries: How to Proceed?” The Journal of Trauma and Acute Care Surgery 75, no. 5 (November 2013): 848–53. doi:10.1097/TA.0b013e3182a925b9.
  13. Walcher, F., B. Scheller, F. Heringer, M. Mack, M. Rüsseler, S. Wutzler, H. Wyen et al. “TEAM®-G („Trauma Evaluation and Management Germany“).” Der Unfallchirurg 116, no. 7 (February 26, 2012): 602–9. doi:10.1007/s00113-012-2170-7.
  14. Walcher, F., M. Rüsseler, F. Nürnberger, C. Byhahn, M. Stier, J. Mrosek, M. Weinlich, R. Breitkreutz, F. Heringer, and I. Marzi. “[Mandatory elective course in emergency medicine with instructions by paramedics improves practical training in undergraduate medical education].” Der Unfallchirurg 114, no. 4 (April 2011): 340–44. doi:10.1007/s00113-010-1781-0.
  15. Walcher, F., K. E. Dreinhöfer, U. Obertacke, C. Waydhas, C. Josten, M. Rüsseler, R.-A. Venbrocks et al. “[Development of a catalogue of undergraduate learning objectives for orthopaedics and traumatology].” Der Unfallchirurg 111, no. 9 (September 2008): 670–87. doi:10.1007/s00113-008-1506-9.
  16. Kadmon, M., M. J. Bender, F. Adili, D. Arbab, M. K. Heinemann, H. S. Hofmann, S. König et al. “Kompetenzorientierung in der medizinischen Ausbildung.” Der Chirurg 84, no. 4 (March 15, 2013): 277–85. doi:10.1007/s00104-012-2449-9.
  17. Ruesseler, M., A. Schill, T. Stibane, A. Damanakis, I. Schleicher, S. Menzler, A. Braunbeck, and F. Walcher. “„Praktische klinische Kompetenz“ – ein Verbundprojekt zur Verbesserung der chirurgischen Lehre.” Zentralblatt für Chirurgie - Zeitschrift für Allgemeine, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie 138, no. 06 (April 10, 2013): 663–68. doi:10.1055/s-0032-1328180.
  18. Ruesseler, M., A. Schill, T. Stibane, A. Damanakis, I. Schleicher, S. Menzler, A. Braunbeck, and F. Walcher. “[‘Practical clinical competence’ - a joint programme to improve training in surgery].” Zentralblatt Für Chirurgie 138, no. 6 (December 2013): 663–68. doi:10.1055/s-0032-1328180.
  19. Walcher, F., M. Kulla, S. Klinger, R. Röhrig, H. Wyen, M. Bernhard, I. Gräff et al. “[Standardized documentation in emergency departments with the core dataset of the DIVI].” Der Unfallchirurg 115, no. 5 (May 2012): 457–63. doi:10.1007/s00113-012-2220-1.
  20. Kulla, M., R. Röhrig, M. Helm, M. Bernhard, A. Gries, R. Lefering, F. Walcher, and Sektion Notaufnahmeprotokoll der DIVI. “[National data set ‘emergency department’: development, structure and approval by the Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensivmedizin und Notfallmedizin].” Der Anaesthesist 63, no. 3 (March 2014): 243–52. doi:10.1007/s00101-014-2295-x.
  21. Ahlbrandt, Janko, Dominik Brammen, Raphael W. Majeed, Rolf Lefering, Sebastian C. Semler, Sylvia Thun, Felix Walcher, and Rainer Röhrig. “Balancing the Need for Big Data and Patient Data Privacy--an IT Infrastructure for a Decentralized Emergency Care Research Database.” Studies in Health Technology and Informatics 205 (2014): 750–54.
  22. Webseite des Netzwerks Universitätsmedizin.
  23. a b Sektion Notaufnahmeprotokoll der DIVI (Memento des Originals vom 22. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.notaufnahmeprotokoll.de
  24. Aktionsbündnis für Kommunikationstechnologie in Intensiv- und Notfallmedizin
  25. Preisträger des Innovationspreises der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (Memento des Originals vom 22. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dgu-online.de