Fenesta vascia

neapolitanisches Volkslied

Fenesta vascia ist ein sehr altes neapolitanisches Volkslied (Calascionata), das entweder aus dem 15. Jahrhundert stammt, als die Spanier in Neapel lebten, oder weiter bis auf das 14. Jahrhundert zurückgeht, in die Anjou-Zeit des Königreichs Neapel.

Kurzeinführung

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Es ist ein Elfsilbler und es ist nicht bekannt, wer es geschrieben hat. Im früheren 19. Jahrhundert passte der Dichter Giulio Genoino den Text an das damaligen Neapolitanische an, und Guglielmo Cottrau schrieb die Musik.

Es ist die Geschichte der hoffnungslosen Liebe eines jungen Mannes zu einem Mädchen, das hinter dem Fenesta vascia wohnt (unglücklich, weil es geschlossen bleibt), ein klassisches "ammore 'e vìco"[1] aus vergangenen Zeiten. Das Original des Liedes ist nicht erhalten, lediglich die Transkription von Guglielmo Cottrau, dem Autor und Verleger, der als Vater des modernen neapolitanischen Liedes angesehen werden kann, da er ab 1820 als erster die musikalische Transkription von Liedern aus früheren Jahrhunderten bearbeitete.[2]

Das Lied wurde vielfach eingespielt und bearbeitet, in teils recht unterschiedlichen Fassungen. Verschiedene Interpreten des Stückes sind beispielsweise Consiglia Licciardi, Giulietta Sacco, Roberto Murolo, Milva, Sergio Bruni, Mango und Massimo Ranieri.[3]

Das traditionelle Lied wurde beispielsweise auch von Sigismund Thalberg (1812–1871) für Klavier bearbeitet und fand Aufnahme in seiner berühmten Sammlung L’art du chant appliqué au piano (Die Kunst des Gesanges auf dem Pianoforte).[4]

Der Text des Liedes lautet:[5]

Fenesta vascia ‘e padrona crudele,
quanta suspire mm’haje fatto jettare.
Mm’arde ‘stu core, comm’a ‘na cannela,
bella, quanno te sento annommenare.
  
Oje piglia la ‘sperienza de la neve.
La neve è fredda e se fa maniare.
E tu comme sî tanta aspra e crudele?
Muorto mme vide e nun mme vuó ajutare?
  
Vorría addeventare no picciuotto,
co ‘na langella[6] a ghire vennenn’acqua,
pe mme ne jí da chisti palazzuotte.
Belli ffemmene meje, ah. Chi vo’ acqua.
  
Se vota ‘na nennella da lla ‘ncoppa:
“Chi è ‘sto ninno ca va vennenn’acqua?”
E io responno, co parole accorte:
“So’ lacreme d’ammore e non è acqua”.

Ungefähre Übersetzung

Niedriges Fenster einer grausamen Geliebten,
wie viele Seufzer hast du mich verschwenden lassen! ...
Mein Herz brennt wie eine Kerze,
schön, wenn ich deinen Namen höre!

Nimm dir ein Beispiel am Schnee!
Der Schnee ist kalt, aber man kann ihn anfassen ...
Aber du bist so bitter und grausam!
Du siehst mich sterben und willst mir nicht helfen? ...

Ich möchte ein hübscher Mann werden,
der mit einem Krug Wasser verkaufen geht,
um zu diesen großen Häusern zu rufen:
"Meine schönen Frauen, ach! wer will Wasser ..."

Ein Mädchen fragt von oben vom Balkon:
"Wer ist der hübsche Junge, der das Wasser verkauft?"
Ich würde ihr in gemessenen Worten antworten:
"Es sind die Tränen der Liebe, es ist kein Wasser! ..."

Literatur

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  • Marzo, Eduardo: Songs of Italy; sixty-five Tuscan, Florentine, Lombardian and other Italian folk- and popular songs. 1904 (Digitalisat)
  • Smith, Laura Alexandrine: The Music of the Waters: A Collection of the Sailors' Chanties, Or Working Songs of the Sea, of All Maritime Nations. Boatmen's, Fishermen's, and Rowing Songs, and Water Legends. K. Paul, Trench & Company 1888, S. 180–182
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Commons: Fenesta vascia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Fußnoten

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  1. vgl. Lu carlillo ("Se il ragazzo ha coraggio e le famiglie acconsentono, nasce un “Ammore ‘e vico”, altrimenti resta la fuga, allontanarsi dall’ambiente chiuso del vicolo, rifarsi una vita altrove.") - Das Lied "Lo Cardillo" ähnelt im Thema dem Fenesta vascia, der hoffnungslosen Liebe, es unterscheidet sich jedoch in den Mitteln, die zur Kommunikation mit der Geliebten eingesetzt werden.
  2. Begleittext zu Fenesta vascia (gesungen von Massimo Ranieri)
  3. napoligrafia.it: Fenesta sascia
  4. Klangbeispiel von Mordecai Shehori (mit Noten)
  5. Fenesta vascia (zweisprachig, mit italienischer Übersetzung)
  6. Die Lancella ist ein Steingutbehälter, in dem Wasser kalt gehalten wird.