Feuerwasser

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Als Feuerwasser (englisch firewater) bezeichneten gemäß einem besonders in der Wildwestliteratur gängigen Stereotyp die Indianer Nordamerikas alkoholische Getränke, insbesondere Spirituosen wie Branntwein (vor allem Whiskey).

Herkunft der Bezeichnung

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Laut einigen Literaturangaben ist nicht mehr nachvollziehbar, ob das Wort Feuerwasser für hochprozentige alkoholische Getränke eine literarische Erfindung ist oder aber tatsächlich (vergleichbar den seit dem Mittelalter in Europa gebrauchten Begriffen aqua ardens und aqua ignea für alkoholische Destillate) so von Indianern gebraucht wurde. Das Oxford English Dictionary führt als ältesten Beleg für die Verwendung des Wortes in diesem Sinne James Fenimore Coopers Roman Der letzte Mohikaner (1826) an.[1] Dem steht jedoch entgegen, dass der Indianerführer Handsome Lake die Bezeichnung offenbar bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts, also vor Cooper, verwendet hat.[2] Auch der französische Offizier und Abenteurer Jean Bernard Bossu (1720–1792) erwähnt die Verwendung durch Indianer in seinen Reisebeschreibungen Travels in the Interior of North America, 1751–1762.[3] In einigen Algonkin-Sprachen wird das Wort scoutiuabou als Bezeichnung für Whiskey verwendet, welches wörtlich übersetzt Feuerwasser bedeutet.[4][5] Die Encyclopedia of North American Indians schreibt, dass die Bezeichnung vermutlich in der ein oder anderen Variante schon seit dem 16. Jahrhundert in Gebrauch sei und obwohl aller Wahrscheinlichkeit nach indianischen Ursprungs meist in einer undifferenzierten stereotypen Weise verwandt wurde. Sie führt weiter aus, dass es unter den Indianerstämmen Nordamerikas eine Vielzahl von unterschiedlichen Bezeichnungen für Whiskey beziehungsweise hochprozentige alkoholische Getränke gibt. So verwendeten zum Beispiel die Sioux unter anderem mni wakan (heiliges Wasser), die Mohawk deganigohadaynyohs (Sinneswandler), die Stoney Nakota gahtonejabee rneenee (verrückt machendes Wasser) und einige Stämme der Ojibwe skwidayabo (Feuerwasser).[6]

Indianer und Alkohol

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Den Indianern Nordamerikas war die alkoholische Gärung unbekannt, so dass ihr Umgang mit Alkoholika als Akkulturationsprozess verstanden werden muss. Er kann indes nur bedingt als Folge des kolumbischen Austausches gelten, da indianische Völker in Mittel- und Südamerika auch in vorkolumbischer Zeit schwach alkoholische Getränke herstellten, die jedoch anders als in der Alten Welt nicht als Nahrungsmittel, sondern ausschließlich zu kultischen Zwecken genossen wurden. Zwar weist der Umgang der nordamerikanischen Indianer mit Alkoholika einige Ähnlichkeiten mit diesem althergebrachten zeremoniellen Trinkgelage auf, doch überwiegen die Unterschiede.[7]

Eine besondere Relevanz erhält das Phänomen des Alkoholismus unter Indianern, da es von jeher neben den von den Europäern eingeschleppten Krankheiten wie Pocken und den Kriegen gegen die Indianer als eine der drei Hauptursachen für die Zerstörung der indianischen Kulturen verantwortlich gemacht wurde.[8] Bis heute stellt der Alkoholkonsum unter Indianern besonders in Reservationen ein großes Problem dar. Alkoholbedingte Todesfälle, ob durch Leberzirrhosen und andere Krankheitsbilder, Unfälle oder Gewalttätigkeiten unter Alkoholeinfluss sind unter Indianern signifikant häufiger als unter der amerikanischen Durchschnittsbevölkerung. In den USA ist etwa die Wahrscheinlichkeit eines Indianers, an Alkoholismus zu sterben, 8,7 mal höher als die der Durchschnittsbevölkerung.[9] Aufgrund seiner weitreichenden Folgen ist das Phänomen Gegenstand einer Vielzahl von Publikationen der medizinischen, historischen, soziologischen und ethnologischen Forschung.

Bis heute hält sich auch unter Indianern selbst die Überzeugung, dass Indianer eine biologische Prädisposition zum Alkoholismus haben und ihr Stoffwechsel Ethanol langsamer abbaue als der von Europäern. Die ganz überwiegende Mehrzahl relevanter Studien ergab jedoch, dass dies nicht zutrifft.[10]

Literatur

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Aufsätze
  • Randall C. Davis: Fire-water in the frontier romance. James Fenimore Cooper and „Indian nature“. In: Studies in American Fiction, Bd. 22 (1994), ISSN 0091-8083
  • John W. Frank, Roland S. Moore, Genevieve M. Ames: Historical and cultural roots of drinking problems among American Indians. In: Journal of Public Health, Bd. 90 (2000), Heft 3 (März), S. 344–351, PMC 1446168 (freier Volltext)
  • Dwight B. Heath: American Indians and Alcohol. Epidemiological and Sociocultural Relevance. In: Diane Spengler et al. (Hrsg.): Alcohol Use Among U.S. Ethnic Minorities. U. S. Department of Health and Human Services, Washington, D.C. 1993, ISBN 1-56806-577-9, Seiten=207–222 (Digitalisat in der Google-Buchsuche)
  • Peter C. Mancall: The Bewitching Tyranny of Custom. The Social Costs of Indian Drinking in Colonial America. In: American Indian Culture and Research Journal, Bd. 17 (1993), Heft 2, S. 15–42, ISSN 0161-6463
  • Nicholas O. Warner: Firewater Legacy. Alcohol and Native American Identity in the Fiction of James Fenimore Cooper. In: Janet Farrell Brodie, Marc Redfield: High anxieties. Cultural studies in addiction. California UP, Berkeley 2002, ISBN 0-520-93570-5, S. 109–118.
  • Joseph Westermeyer: The Drunken Indian. Myths and Realities. In: Mac Marshall (Hrsg.): Beliefs, behaviors, & alcoholic beverages. A cross-cultural survey. University of Michigan Press, Ann Arbor 1976, ISBN 0-472-08580-8, S. 110–116.
Monographien
  • Joy Leland: Firewater Myths. North American Indian Drinking and Alcohol Addiction (Monographs of the Rutgers Center of Alcohol Studies; 11). New Brunswick 1976, ISBN 0-911290-43-5.
  • Peter C. Mancall: Deadly Medicine. Indians and Alcohol in Early America. Cornell University Press, Ithaca 1997, ISBN 0-8014-2762-2.
  • Marin Trenk: Die Milch des weißen Mannes. Die Indianer Nordamerikas und der Alkohol. Dietrich Reimer-Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-496-02492-5 (zugl. Habilschr., Univ. Frankfurt/Oder)
  • William J. Rorabaugh: The Alcoholic Republic. An American Tradition. Oxford University Press, New York 1981, ISBN 0-19-502584-9.
  • William E. Unrau: White Man's Wicked Water. The Alcohol Trade and Prohibition in Indian Country, 1802–1892. University of Kansas Press, Lawrence 1996, ISBN 0-7006-0779-X.
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Wiktionary: Feuerwasser – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. John A. Simpson (Hg.): Oxford English Dictionary 20 Bände, 2. Auflage Oxford 1989. s. v. fire-water²
  2. Peter C. Mancall: Men, Women, and Alcohol in Indian Villages in the Great Lakes Region in the Early Republic. Journal of the Early Republic, Vol. 15, No. 3, Special Issue on Gender in the Early Republic, Herbst 1995, S. 425–448, bes. S. 44 (JSTOR:3124117)
  3. Joey Lee Dillard: Toward a Social History of American English. Walter de Gruyter, 1985, ISBN 978-3-11-010584-1, S. 151 (Auszug (Google))
  4. Jack Weatherford: Native Roots: How the Indians Enriched America. Random House, 2010, ISBN 978-0-307-75541-4, S. 206 (Auszug (Google))
  5. Robert Hendrickson: The Facts on File Dictionary of American Regionalisms. Infobase Publishing, 2000, ISBN 978-1-4381-2992-1, S. 482 (Auszug (Google))
  6. D. L. Birchfield (Hrsg.): The Encyclopedia of North American Indians - Band 4. Marshal Cavendish, 1997, S. 528
  7. Trenk, S. 192.
  8. Trenk, S. 12.
  9. U. S. Commission on Civil Rights: Broken Promises: Evaluating the Native American Health Care System. (PDF; 1,7 MB) September 2004. S. 8
  10. Philip A. May: The Epidemiology of Alcohol Abuse among American Indians: The Mythical and Real Properties. In: American Indian Culture and Research Journal 18:2, 1994. S. 123.