Feuerwehr Arlesheim
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Die Feuerwehr Arlesheim war eine Feuerwehr, betrieben im Milizsystem der Gemeinde Arlesheim in der Schweiz von 1873 bis 2024. Seit 2025 ist die Gemeinde Arlesheim Teil des Zweckverbandes Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Birs.[1] Auf Gemeindeebene war sie für Brandereignisse, Naturereignisse und Spezialereignisse zuständig.[2] Die Feuerwehr Arlesheim bestand aus durchschnittlich 50 Milizangehörigen, mit sechs Fahrzeugen und rund 100 Einsätzen im Jahr.[3]
Geschichte
BearbeitenDie Feuerwehr Arlesheim half sowohl am schweizweiten folgenschwersten Zugunfall, als auch am folgenschwersten Flugunfall der Schweiz tatkräftig mit.
1866 – Feuerordnung
BearbeitenDie Gemeindeversammlung Arlesheim beschliesst am 15. Juli 1866 eine Feuerordnung, welche jedoch vom Regierungsrat Basel-Landschaft nie genehmigt wurde. Die Feuerordnung ist heute nicht mehr auffindbar, aber wird in einigen Protokollen erwähnt.[4]
1873 – Feuerwehrordnung
BearbeitenAuf der Suche nach dem Gründungsdatum der Feuerwehr Arlesheim, wurde im Staats- und Gemeindearchiv die Feuerwehrordnung von 1873 gefunden und als offizielles Gründungsjahr definiert.
Jeder Haushalt wurde bei einer Feuersbrunst verpflichtet, einen Feuerwehreimer und eine arbeitsfähige Person zur Verfügung zu stellen. Ausserdem mussten alle Gebäude eine Feuerlaterne haben und diese bei einem Feuer in der Nacht anzuzünden, sollten sie sich auf dem Weg befinden. Damit konnte die Feuerwehr einfach den Feuerlaternen zum Feuer folgen.[5]
1882 – Mitgliedschaft Feuerwehrverband
BearbeitenDie Feuerwehr Arlesheim meldete sich 1882 zur Aufnahme in den Basel-Landschaft[6]. Dabei ist die Rede eines Feuerwehr Zusammenzug von Arlesheim, Muttenz und Birsfelden, welche dann auch zur Veranstaltung freigegeben wurden.[7]
1886 – Mannschaftsliste
BearbeitenGemäss Recherchen im Staatsarchiv hatte die Feuerwehr Arlesheim 1886 einen Mannschaftsbestand von 121 Männern. Die Fabrikfeuerwehr der Spinnerei Schappe[8] hatte einen Bestand von 50 Männern.[9]
1891 – Eisenbahnunfall von Münchenstein
BearbeitenDie bis heute grösste Eisenbahnkatastrophe ereignete sich auf einer Brücke über der Birs.
Die Feuerwehr Arlesheim stand damals zur Unterstützung im Einsatz und es stellt den ältesten dokumentierten Einsatz der Feuerwehr Arlesheim dar.
Gemäss einem Gutachten wurde die Brücke aus Kostengründen mit Eisen gebaut, welche unzureichende Festigkeit und Zähigkeit besass.[10]
1922 – Brand Goetheanum
BearbeitenIn der Silvesternacht von 1922 zu 1923 brannte der erste Bau des Goetheanums. Die Brandursache steht bis heute nicht fest, wobei man von einer Brandstiftung ausgeht. Die Feuerwehr Arlesheim stand damals unterstützend im Einsatz.[11]
1941 – Inspektionsbericht
BearbeitenDank einem Inspektionsbericht vom 4. Oktober 1941 ist bekannt, dass die Feuerwehr Arlesheim einen Bestand von 140 Feuerwehrmännern hatte und zum Schutz vor einer Rauchvergiftung verfügte sie neun Rauchschwämme und sieben Rauchfilter. Es geht weiter hervor, dass die Feuerwehr Arlesheim drei Standorte hatte: Das Hauptmagazin namens "Spritzenhaus" lag am Domplatzschulhaus,[12] weiter befand sich ein Magazin an der Fabrikstrasse 15 und eines an der Baselstrasse 5. Die Alarmierung der Feuerwehrmänner erfolgte durch Signalhörner.[13]
1953 – Beschaffung Landrover
BearbeitenDas erste Fahrzeug der Feuerwehr Arlesheim wurde 1953 beschaffen und ist heute noch funktionsfähig. Es handelt sich dabei um einen Landrover 4x4.[14]
1964 – Erstes Tanklöschfahrzeug
BearbeitenDas erste Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Arlesheim wurde 1964 beschaffen. Dank der maschinellen Pumpe und dem technischen Fortschritt konnte bei einem Brandereignis von nun an effizienter und mit deutlich wenige Personal vorgegangen werden.[15]
1973 – Flugzeugabsturz Hochwald
BearbeitenDie Feuerwehr Arlesheim half beim folgenschwersten Flugunfall der Schweiz, dem Invicta-International-Airlines-Flug 435 tatkräftig mit. Dies nicht zuletzt auch aufgrund dessen, dass der Landrover als eines der wenigen Fahrzeugen die verschneite Waldstrassen hochfahren konnte.[16]
1989 – Grossbrand Andlauerhof
BearbeitenAm 14. März 1989 brande der Andlauerhof in Arlesheim ab. Der Brand entstand durch zünselnde Kinder, worauf eingelagertes Stroh im Dach in Brand gerieten.[17]
2005 – Grossbrand der Lagerhalle Brown, Boveri & Cie.
BearbeitenAm 2. Juni 2005 geriet die Lagerhalle der Brown, Boverie & Cie in Brand. Der Brand was bis heute das grösste Feuer in Arlesheim.[18] Noch während der Erkundung durch den Einsatzleiter erfolgte eine Durchzündung in der Werkstatt. Nach weiteren Explosionen wurde der Innenangriff abgebrochen. Der Brandgrund war eine technische Ursache.[19]
2020 – Regio Feuerwehr
BearbeitenSeit 2020 hat sich die Feuerwehr Arlesheim die Zusammenarbeit mit den Nachbarfeuerwehren verstärkt. So wurde die Jugendfeuerwehr Birs[20] und der Zweckverband Stützpunkt- und Regionalsfeuerwehr Birs[21] gegründet.
Einsatzstatistiken
BearbeitenJahr | Total | Täuschungsalarm Brandmeldeanlage | Brand | Wasser | Technische Hilfeleistung | ABC-Ereignis | Verkehrsunfall | Sonstiges |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
2024 | 92 | 49 | 9 | 10 | 15 | 2 | 1 | 6 |
2023 | 101 | 42 | 15 | 15 | 18 | 5 | 5 | 1 |
2022 | 90 | 46 | 15 | 8 | 13 | 1 | 4 | 3 |
2021 | 74 | 29 | 5 | 10 | 20 | 5 | 5 | 0 |
2020 | 69 | 30 | 16 | 4 | 7 | 5 | 5 | 0 |
2019 | 69 | 22 | 13 | 10 | 8 | 2 | 2 | 0 |
2018 | 63 | 25 | 7 | 11 | 14 | 1 | 4 | 1 |
2017 | 75 | 24 | 10 | 18 | 10 | 2 | 8 | 3 |
2016 | 69 | 26 | 7 | 13 | 16 | 1 | 5 | 1 |
Fahrzeuge
BearbeitenHilfeleistungs-Löschfahrzeug (HLF/Grisu)
BearbeitenDas HLF ist mit allem ausgestattet, was die Feuerwehr für die Bewältigung von Einsätzen in erster Minute braucht. Bei (fast) allen Einsätzen rückt das HLF als erstes Fahrzeug aus. Das HLF wurde 2009 Beschaffen und basiert auf einem Mercedes.Benz Atego BlueTec 1529 AF 4x4. Das Fahrzeug ist 14 Tonnen schwer und bietet Platz für neun Personen.
Zur Ausstattung gehört ein Wassertank mit 2'400 Litern und 200 Litern Schaummittel. Auf dem Fahrzeug befinden sich sechs Atemschutzgeräte, Schlauchmaterial, Leiter, Hydraulische Rettgeräte, Hebekissen, Seilzugapparate, Beleuchtungsmaterial und Kleinlöschgeräte.[22]
Modul-Fahrzeug
BearbeitenDas Modul ist das Schwesterfahrzeug zum HLF. Anstelle des Wassertanks und der Hochdruckpumpe ist ein Laderaum mit Hebebühne verbaut. Mit Modulwagen kann das Modulfahrzeug für verschiedene Einsätze gerüstet werden. Es stehen Modulwagen mit Material für Wasserwehr, Pioniereinsätze, zum Absperren bereit. Das Modul wird in der Feuerwehr für die praktische Fahrausbildung genutzt, weshalb für dein Beifahrer ein zweites Bremspedal montiert werden kann.
Zur Ausstattung gehören vier Atemschutzgeräten, Rettungsmaterial, Beleuchtungsmaterial und Öffnungsgeräte.[23]
Atemschutzfahrzeug
BearbeitenIn seiner Funktion als Atemschutzfahrzeug (Airbus) bringt der Airbus Mannschaft, Atemschutzgeräte und Reserveflaschen an den Einsatzort. Der Airbus ist so konzipiert, dass er vor Ort als mobile Einsatzzentrale genutzt werden kann.
Auf dem Fahrzeug befinden sich 12 Atemschutzgeräte, 32 Reserveflaschen, Leitern, Kleinlöschgeräte und Absperrmaterial.[24]
Materialtransporter
BearbeitenDer Aquavite (Aquavite) wird zum Transport von Material bei Einsätzen und Übungen eingesetzt. Dank der Hebebühne kann palettiertes Material direkt verladen werden, was eine effiziente Einsatzlogistik ermöglicht.
Zur Ausstattung gehören Wassersauger, Pumpen, Stromerzeugen und Wasserwehrmaterial.[25]
Mannschafts- und Materialtransporter
BearbeitenDer Mannschafts- und Materialtransporter (Malibu) ist ein flexibles Multitalent. Er eignet sich sowohl für Personen- und Materialtransport hervorragend. Die Sitzreihen sind verstell- und ausbaubar, was auch den Transport langer Gegenstände ermöglicht. Ladungen lassen sich mit Airlineschiene und der verstellbaren Rückwand einfach und sicher fixieren. Dank einem Gesamtgewicht von 5,5 t ist eine ordentliche Zuladung möglich, z. B. von Paletten mit Sandsäcken.[26]
Kommandofahrzeug
BearbeitenDer Kommandofahrzeug (KoWa) bringt den Pikett habenden Offizier oder den Einsatzleiter direkt zur Einsatzstelle. Er hat alles Material mit an Board, um den Einsatzleiter für Erkundungen und die Einsatzführung in erster Minute zu unterstützen.
Die Feuerwehr Arlesheim hat den KoWa von der Ende 2017 aufgelösten Feuerwehr Dreispitz übernommen.[27]
Persönlichkeiten
BearbeitenAmtsperiode | Kommandanten | Ereignisse |
---|---|---|
1918–1941 | Saladin Emmanuel | |
Mengisen Albert | ||
> 1950 | Mengisen Albert | |
1950–1960 | Bossert Jules | 1953: 1. Feuerwehrfahrzeug Landrover |
Scherrer Werner | ||
> 1960 | Alispach Godi | 1964: 1. Tanklöschfahrzeug "Florian" |
1971–1981 | Bätscher Fanz | 1973: 4. Feuerwehrfahrzeug (1. Pio) "Hanniball"
10.04.1973 Flugzeugabstruz in Hochwald mit 108 Toten |
Meier Toni | ||
1981–1987 | Kupferschmid Bruno | |
Thöny Hans | ||
1987–1991 | Thöny Hans | 14.03.1989 Grossbrand Andlauerhof |
Scherrer Heinz | ||
1991–1997 | Scherrer Heinz | |
Dürrenberger Dieter | ||
1998–2003 | Dürrenberger Dieter | Juli 1999: Grossbrand Bad Hof |
Berger Hans-Peter | ||
2003–2006 | Dürrenberger Dieter | 02.06.2005 Grossbrand Lagerhalle BBC Areal (grösstes Feuer in Arlesheim) |
Pfetzer Stphan | ||
2006–2011 | Pfetzer Stephan | |
Tüscher Marc | ||
2012–2020 | Roland Iten | 22.06.2012 Neues Feuerwehr Magazin an der Gen. Guisan-Strasse 9 bezogen.
2016 Lt Alexander Saladin erreicht den 1. Platz (7,00 m) an der CH Hydrantenweitwurfmeisterschaft in Courroux JU. |
Stefan Brendebach | ||
2020–2024 | Stefan Brendebach | 2020 Gründung Regio Jugendfeuerwehr Birs
2024 Gründung Zweckverband Stützpunkt- und Regionalfeuerwehr Birs |
Andreas Suter |
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Birstaler Gemeinden stimmen Feuerwehrfusion zu. 15. Mai 2024, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ LexWork. Abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Feuerwehr Arlesheim - Coole Köpfe für brenzlige Situationen. 25. September 2024, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Daniel: Feuerordnung. In: Feuerwehr Arlesheim. 15. Juli 1866, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Daniel: Feuerwehrordnung. In: Feuerwehr Arlesheim. 30. November 1873, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Feuerwehrverband Basel-Landschaft
- ↑ Elias: Mitgliedschaft Feuerwehrverband. In: Feuerwehr Arlesheim. 26. August 1882, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Spinnerei Schappe
- ↑ Elias: Mannschaftsliste. In: Feuerwehr Arlesheim. 31. Dezember 1885, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Gabriel Heim: Eisenbahnkatastrophe von Münchenstein. In: Blog zur Schweizer Geschichte - Schweizerisches Nationalmuseum. 17. Juli 2020 (nationalmuseum.ch [abgerufen am 2. März 2025]).
- ↑ Goetheanum - Der Goetheanum-Brand. 22. Dezember 2022, abgerufen am 3. März 2025 (deutsch).
- ↑ Gemeinde Arlesheim: Baupläne Spritzenhaus Domschulhaus 1913. 1. Januar 1913 (archive.org [abgerufen am 5. März 2025]).
- ↑ Gemeinde Arlesheim: Inspektionsbericht der Feuerwehr Arlesheim vom 4. Oktober 1941. 4. Oktober 1941 (archive.org [abgerufen am 5. März 2025]).
- ↑ Elias: Beschaffung Landrover. In: Feuerwehr Arlesheim. 31. Dezember 1952, abgerufen am 3. März 2025.
- ↑ Elias: Erstes Tanklöschfahrzeug. In: Feuerwehr Arlesheim. 31. Dezember 1963, abgerufen am 3. März 2025.
- ↑ Felix Stoffels: Das schwerste Flugzeugunglück in der Schweiz. In: aeroTELEGRAPH. 26. April 2020, abgerufen am 3. März 2025 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ Elias: Grossbrand Andlauerhof. In: Feuerwehr Arlesheim. 13. März 1989, abgerufen am 3. März 2025.
- ↑ Nach Brand von Lagerhalle in Arlesheim: Kleingewerbe sucht mit... Abgerufen am 3. März 2025.
- ↑ Elias: Grossbrand Lagerhalle BBC. In: Feuerwehr Arlesheim. 1. Juni 2005, abgerufen am 3. März 2025.
- ↑ Regio Jugendfeuerwehr Birs
- ↑ Zweckverband Stützpunkt- und Regionalsfeuerwehr Birs
- ↑ Florian: Hilfeleistungslöschfahrzeug. In: Feuerwehr Arlesheim. 30. Mai 2022, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Florian: Modulfahrzeug. In: Feuerwehr Arlesheim. 30. Mai 2022, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Florian: Atemschutzfahrzeug. In: Feuerwehr Arlesheim. 30. Mai 2022, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Florian: Materialtransporter. In: Feuerwehr Arlesheim. 30. Mai 2022, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Florian: Mannschafts- und Materialtransporter. In: Feuerwehr Arlesheim. 30. Mai 2022, abgerufen am 2. März 2025.
- ↑ Florian: Kommandofahrzeug. In: Feuerwehr Arlesheim. 30. Mai 2022, abgerufen am 2. März 2025.