Flugdach
Unter einem Flugdach versteht man im engeren Sinne ein auskragendes Flachdach über der Dachterrasse eines Gebäudes, das stützenlos zu schweben oder zu fliegen scheint.
Formen, Konstruktionen und Anwendung
BearbeitenEin Flugdach ist ein selbständiges Dach-Bauwerk als ein Schutzdach (Wetter- und Sonnenschutz), das lediglich auf zurückgesetzten Stützen aufliegt oder von einem zurückliegenden Staffelgeschoss aus weit auskragt. Flugdächer sind oft als Flachdächer freie kühne oder geschwungene Konstruktionen in Betonbauweise.
Flugdächer sind als auffälliges und repräsentatives Gestaltungsmittel bei Geschäfts- und Verwaltungsbauten seit dem 1930er-Jahren verwendet worden und waren ein typisches Stilmittel der Architektur vor allem der 1950er-Jahre.[1]
-
Hohenzollernring 25, Köln (Architekt Hans Schilling)
-
Haas-Haus, Wien, erbaut 1985–1990 (Architekt Hans Hollein)
-
GSW-Hochhaus, erbaut 1995–1999 in Berlin-Kreuzberg (Architekten Sauerbruch Hutton)
-
„Soravia Wing“ von 2003 an der Albertina, Wien (Architekt Hans Hollein)
-
Europagebäude, Brüssel, erbaut 2008–2016 (Architekten Philippe Samyn and Partners)
Sonstige Begriffsverwendung
BearbeitenAls Flugdächer werden gelegentlich auch alle Arten von leichten Dachkonstruktionen und weit auskragenden Flachdächern bezeichnet. So etwa Flachdächer über Freiflächen/Flächen des Außenraums, wie Parkplätzen, Tankstellen, Bahnsteigen, Tribünen, Stadien, Lagerflächen, öffentlichen Plätzen, Bühnen im Außenraum usw. Die vor Niederschlag zu schützende Fläche bleibt oft als offener Raum erhalten. Ein Beispiel ist das 2000 in Holzbauweise als großes Eingangsbauwerk errichtete Expo-Dach auf dem Messegelände Hannover.[4][5] Teilweise befinden sich unter einem Flugdach auch kleinere (z. B. pavillonartige oder flache) Gebäude.
Als Flugdächer wurden bereits im 17. Jahrhundert Vordächer bezeichnet, die in der Art eines Windfangs zum Schutz der hölzernen Fachwerkschwellen genutzt wurden.[6]
Literatur
Bearbeiten- Franz-Peter Mau: Flugdächer und Weserziegel. Architektur der 50er Jahre in Bremen. Worpsweder Verlag, Lilienthal 1990, ISBN 9783922516682.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Werner Durth, Niels Gutschow: Architektur und Städtebau der fünfziger Jahre (= Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd. 33). Bonn 1987, ISBN 3-922 153-04-6, S. 82 ff.
- ↑ Dirk Dorsemagen: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre. Konservatorische Probleme am Beispiel West-Berlin. Dissertation TU Berlin 2004. (Digitalisat auf depositonce.tu-berlin.de, abgerufen am 17. Januar 2024), o. S., Kat.-Nr. 48 (PDF-Seiten 387 ff.)
- ↑ Schirmständerhaus. In: structurae.net. Abgerufen am 10. Januar 2024.
- ↑ Unter Dach und Fach. Herzog-Projekt in Hannover eingeweiht. In: baunetz.de. 22. Mai 2000, abgerufen am 7. Januar 2024.
- ↑ Julius Natterer: Das Dach der Dächer. „Das Expodach in Hannover“. In: forum-holzbau.com. Abgerufen am 7. Januar 2023.
- ↑ Wolfgang Halfar: Die Oberschlesischen Schrotholzkirchen. 1980, S. 63.