Flugzeugabsturz am 27. Juli 1934 bei Tuttlingen

Swiss Air Absturz

Beim Flugzeugabsturz am 27. Juli 1934 bei Tuttlingen stürzte eine Curtiss AT-32C Condor II der Swissair ab, wobei alle zwölf Insassen ums Leben kamen. Es war der erste tödliche Flugunfall der Swissair und zudem einer der ersten Abstürze einer Passagiermaschine in Europa (vgl. Liste von Luftfahrt-Zwischenfällen bis 1949).

Flugzeugabsturz am 27. Juli 1934 bei Tuttlingen

Eine Curtiss T-32 Condor II

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Strukturelles Versagen
Ort Tuttlingen
Datum 27. Juli 1934
Todesopfer 12
Überlebende 0
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Curtiss AT-32C
Betreiber Swissair
Kennzeichen HB-LAP
Abflughafen Flughafen Zürich-Dübendorf
1. Zwischenlandung Flughafen Stuttgart-Böblingen
2. Zwischenlandung Flughafen Leipzig/Halle
Zielflughafen Flughafen Berlin-Tempelhof
Passagiere 9
Besatzung 3
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Flugzeug und Besatzung

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Bei der Curtiss AT-32C Condor II (Werknummer 53) mit dem anfänglichen Luftfahrzeugkennzeichen CH-170, später HB-LAP, handelte es sich um eine Spezialanfertigung für die Swissair. Das Flugzeug wurde durch zwei hochaufgeladene Wright Cyclone SCR-1820-F3 Motoren mit je 720 PS angetrieben. Die Motoren besaßen eine variable Propellerblattverstellung. Die Kabine war schalldämmend verkleidet und mit verstellbaren Luftdüsen für die Frischluftversorgung der Passagiere ausgestattet. Das Hauptfahrwerk war elektrisch-hydraulisch einziehbar. Die Motoren hatten eine NACA-Haube und waren zur Verstärkung mit jeweils einer zweistrebigen Motorgabel aus Stahl mit dem oberen Rumpf verbunden.

Das Flugzeug konnte 15 Passagiere aufnehmen und wurde am 28. März 1934 der Swissair übergeben. Die Flugzeugbesatzung bestand aus dem Piloten Armin Mühlematter, dem Bordmechaniker und Funker Hans Daschinger und der Flugbegleiterin Nelly Hedwig Diener, auch bekannt als „Engel der Lüfte“.

Unfallverlauf

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Das Flugzeug war in Zürich mit Ziel Berlin gestartet, mit geplanten Zwischenstopps in Böblingen auf dem Landesflughafen Stuttgart-Böblingen und Leipzig. Die Curtiss flog laut der letzten Höhenangabe im Bordbuch in ca. 2000 Metern Höhe bezogen auf Meereshöhe (MSL), als gegen 9:50 Uhr mit einem lauten Knall der rechte Motor und die rechte, untere Tragfläche abbrachen und das Flugzeug in einem steilen Sturzflug in einen Wald auf dem Rußberg etwa vier Kilometer nördlich von Tuttlingen (auf die Gemarkung der Gemeinde Wurmlingen) stürzte.[1] Niemand der 12 Personen an Bord überlebte. Es gab keinen größeren Brand und die Zelle konnte zur Bergung der Toten angehoben bzw. gedreht werden.[2]

Der rechte Motor und Teile der rechten Außentragfläche wurden ca. 50 m vom Rumpf entfernt gefunden. Die rechte obere Tragfläche sowie einige Verspannungsdrähte hatten sich ebenfalls vom Flugzeug gelöst und lagen etwa 800 m vom Rumpf entfernt im Wald.

Untersuchung

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Gedenkstätte an der Absturzstelle

Bei der Untersuchung der Trümmer wurde festgestellt, dass das Abbrechen der Tragfläche auf Frakturen in der Motoraufhängung und Flügelstruktur zurückzuführen sei. Die Vertreter des eidgenössischen Luftamtes vermuteten daher einen selbständigen Ausbau des Motors, wie er bei stärkeren Motoren schon verschiedentlich vorgekommen ist.[3][4] Die deutsche Untersuchungskommission aus Vertretern des Luftamtes Stuttgart und der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) in Berlin-Adlershof schlussfolgerte, dass die ersten Frakturen durch mangelhafte Verschweißungen der Anschlusslaschen (Ankerpunkte der Drahtverspannung) und durch die Vibrationen des Motors entstanden.[5] Eine solche Anschlusslasche wies als Folge von Materialermüdung zur Hälfte einen Dauerbruch auf. Diese These ist jedoch umstritten.[6] Eine genauere Unfalluntersuchung an der Maschine erfolgte nicht. An der Absturzstelle befindet sich ein Gedenkstein.

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Einzelnachweise

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  1. Sarah Still: Flugzeugabsturz bei Wurmlingen am 27. Juli 1934. In: Willi Riedlinger, Kreisoberbaurat und Dr. Hans-Joachim Schuster, Kreisarchiv Tuttlingen (Hrsg.): Beiträge zur Geschichte des Feuerlöschwesens und der Feuerwehr im Landkreis Tuttlingen. "Gott zur Ehr - Dem Nächsten zur Wehr". Geschichtsverein für den Landkreis Tuttlingen, Tuttlingen 2006.
  2. Tageszeitung: Zum Flugzeugunglück vor 30 Jahren. Einer, der dabei war, schildert die Einzelheiten der Bergung. Hrsg.: Schwäbische Zeitung. Der Gränzbote. Tuttlingen 1. August 1964.
  3. Tageszeitung: Die Flugzeugkatastrophe bei Tuttlingen. Hrsg.: Neue Zürcher Zeitung. Blatt C2. Zürich 29. Juli 1934.
  4. Tageszeitung: Die Flugzeugkatastrophe bei Tuttlingen. Hrsg.: Neue Zürcher Zeitung. Baltt F2. Zürich 30. Juli 1934.
  5. Richard Leute: Flugzeugabsturz bei Tuttlingen vor 60 Jahren. In: Tuttlinger Heimatblätter. Jahrbuch 1993, Neue Folge 56, Seite 71. Tuttlingen.
  6. Tageszeitung Leserbrief von Dr. F. H.: Zum Flugzeugunglück in Tuttlingen. Hrsg.: Neue Zürcher Zeitung. Blatt A2-1 und A2-2. Zürich 16. August 1934.

Koordinaten: 48° 1′ 7,8″ N, 8° 47′ 48,1″ O