Flugzeugunglück von Stockport
Das Flugzeugunglück von Stockport war der Absturz einer Canadair C-4 Argonaut von British Midland Airways nahe dem Stadtzentrum von Stockport im englischen Borough Greater Manchester, 8 km nordöstlich des Flughafens Manchester am 4. Juni 1967. Dabei wurden 72 der 84 Personen an Bord getötet, die restlichen zwölf schwer verletzt. Damit gilt der Absturz als der viertschlimmste Flugunfall in der britischen Luftfahrtgeschichte.[1]
Flugunfall von Stockport | |
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Die Unfallmaschine auf dem Flughafen Manchester am 29. August 1965 | |
Unfall-Zusammenfassung | |
Unfallart | Treibstoffmangel |
Ort | Stockport, Greater Manchester, England |
Datum | 4. Juni 1967 |
Todesopfer | 72 |
Überlebende | 12 |
Verletzte | 12 |
Luftfahrzeug | |
Luftfahrzeugtyp | Canadair C-4 Argonaut |
Betreiber | British Midland Airways |
Kennzeichen | G-ALHG |
Passagiere | 79 |
Besatzung | 5 |
→ Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen |
Unfallhergang
BearbeitenDie von Arrowsmith Holidays Ltd gecharterte Maschine hob um 5 Uhr morgens auf dem Flughafen Palma de Mallorca ab und sollte den Flughafen von Manchester anfliegen. Im Flugzeug befanden sich überwiegend von den Balearischen Inseln heimkehrende Urlauber.
Der Fluglotse des Zielflughafens gab der Besatzung des Cockpits nach Erreichen des ungerichteten Funkfeuers bei Congleton die Freigabe für einen Anflug mittels Instrumentenlandesystem.[2] Kurz darauf fiel das rechte Triebwerk 4 aus, 15 Sekunden später das benachbarte Triebwerk 3. Daher kündigten die Piloten an, durchzustarten. Beim zweiten Versuch, die Landebahn anzufliegen, geriet die Maschine aufgrund niedriger Geschwindigkeit und Flughöhe außer Kontrolle und stürzte um 10:09 Uhr Ortszeit auf ein freies Gelände zwischen mehreren Gebäuden nahe dem Stadtzentrum von Stockport. Trotz der hohen Bevölkerungsdichte der Gegend gab es am Boden keine Toten oder Verletzten.[3] Zufällig am Unfallort befindliche Personen sowie Polizeibeamte schafften es noch, zwölf Menschen aus dem brennenden Wrack zu retten. Alle anderen Passagiere, die den Aufprall überlebten, kamen dann jedoch in den Flammen ums Leben.[4]
Untersuchung
BearbeitenSachverständige der Air Accidents Investigation Branch (AIB) legten sich auf Treibstoffmangel – ausgelöst durch einen technischen Defekt – als Unfallursache fest. Das Flugzeug war mit acht paarweise angeordneten Treibstofftanks ausgestattet, welche jeweils durch Umschaltventile miteinander verbunden waren. Jedes Paar war im Normalfall für die Treibstoffversorgung eines Triebwerkes zuständig, jedoch gab es auch die Funktion, mit Umschaltventilen Treibstoff in andere Tanks beliebig umzuleiten. Die Untersuchung ergab, dass durch einen Defekt zweier Ventile der Kraftstoff während des Sinkfluges in die vorderen beiden Tankpaare floss. Da sich nun in den anderen beiden Paaren kein Kraftstoff mehr befand, fielen deren Triebwerke aus. Bei Betätigung der Ventile ertönt normalerweise ein akustisches Signal; dieses wurde von der Besatzung jedoch entweder überhört oder es ertönte erst gar nicht.
Die AIB untersuchte außerdem die Art der Verletzungen bei den umgekommenen Passagieren. Autopsien ergaben, dass die Passagiere in den vorderen Sitzreihen durch den abrupten Stillstand nach hoher Geschwindigkeit Rasanztraumata erlitten und dadurch tödlich verletzt wurden. Weiter hinten befindliche Passagiere erlitten überwiegend Verletzungen an den Beinen, da die Sitzreihen wie bei einer Konzertina aufeinanderprallten. Dadurch war es den meisten dieser Passagiere unmöglich, sich selbst zu befreien und so dem Feuer zu entkommen.
Der überlebende Pilot konnte aufgrund fehlender Erinnerung keine Angaben zum Absturz machen, und die übrige Besatzung des Cockpits kam ums Leben. Der Kommandant wurde von der AIB von jeglicher Schuld freigesprochen.[5]
Mahnmal
Bearbeiten1998 wurde an der Absturzstelle von Überlebenden ein Gedenkstein enthüllt. Auf ihm steht geschrieben:
IN MEMORY
OF THE
SEVENTY TWO PASSENGERS
AND CREW
WHO LOST THEIR LIVES
IN THE
STOCKPORT AIR DISASTER
4th JUNE 1967
2002 wurde mit Unterstützung des damaligen Premierministers Tony Blair eine Aktion gestartet, ein weiteres Mahnmal an gleicher Stelle für die Retter der Überlebenden aufzustellen, die bei ihrem Einsatz selbst ihr Leben riskiert hatten.[6] Im Oktober 2002 wurde dieses Mahnmal schließlich eingeweiht.[7] Aufgrund von Umgestaltungsmaßnahmen des Geländes an der Absturzstelle ist es geplant, die beiden Mahnmale während der Bauphase kurzzeitig zu entfernen.[8] Das Neubauprojekt beinhaltet 375 Wohnungen, Werkstätten, Geschäfte, Büroflächen und einen großen öffentlichen Platz.[9]
Literatur
Bearbeiten- Air Disaster, Band 4: The Propeller Era, von Macarthur Job, Aerospace Publications Pty. Ltd. (Australia), 2001, ISBN 1-875671-48-X, S. 154–169.
- The Day the Sky Fell Down: The Story of the Stockport Air Disaster, von Stephen R. Morrin, 1998, ISBN 0-9534503-0-9.
Weblinks
Bearbeiten- Bericht zum Unfall. In: Stockport Express. 2007, abgerufen am 9. Oktober 2009. - 40th anniversary articles about the accident
- Stockport Air Disaster. In: BBC Inside Out. BBC, 28. Oktober 2002, abgerufen am 21. April 2008: „A new generation are learning how these long-forgotten heroes played a courageous role in Cheshire's darkest day.“
- Namensliste der Passagiere und der Besatzung. Abgerufen am 9. Oktober 2009.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Brian Lashley: 40 years after the Stockport air disaster. Manchester Evening News, 1. Juni 2007, abgerufen am 8. Oktober 2009.
- ↑ Flugunfalldaten und -bericht im Aviation Safety Network (englisch)
- ↑ Stockport air crash. BBC, 28. Oktober 2002, abgerufen am 13. Oktober 2009.
- ↑ Paul Maher: The blackest day in the town's recent history. In: Stockport Express. 6. Juni 2007, abgerufen am 8. Oktober 2009.
- ↑ Town to honour air disaster hero. In: Manchester Evening News. 31. Mai 2002, abgerufen am 13. Oktober 2009.
- ↑ PM backs air disaster campaign. Stockport Express, 3. April 2006, abgerufen am 9. Oktober 2009.
- ↑ Why we fought for memorials… and why the PM backed us. Stockport Express, 6. Juni 2007, abgerufen am 9. Oktober 2009.
- ↑ Paul Maher: Fury at council plans for crash site. In: Stockport Express. 10. Mai 2007, abgerufen am 9. Oktober 2009.
- ↑ What does future hold for crash site? In: Stockport Express. 6. Juni 2007, abgerufen am 9. Oktober 2009.