Flussbäder in Leipzig gab es an den Leipziger Flüssen Elster, Pleiße, Parthe und Luppe. Vom Ende des 18. bis ins 20. Jahrhundert existierten in der Stadt und in den eingemeindeten Vororten insgesamt mehr als 25 dieser Einrichtungen.

Das Flussbad an der Pleiße in Leipzig-Connewitz um 1920

Geschichte

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Als in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts das Baden in den Leipziger Flüssen immer beliebter wurde, erließ der Rat der Stadt zur Eindämmung der damit verbundenen Gefahren 1784 eine Badeordnung, die als offizieller Beginn der Leipziger Flussbäder angesehen werden kann. Es wurden drei sichere Badestellen ausgewiesen, deren Begrenzung durch Steinsäulen markiert war. Sie lagen am Elstermühlgraben am Rosental, an der Pleiße[1] bei der Gohliser Mühle und an der Alten Pleiße bei der Saubrücke. 1809 kam noch eine vierte Stelle an der Parthe Richtung Schönefeld hinzu. Außerhalb dieser Stellen war das Baden nur unter Aufsicht eines Fischers gestattet.

Im 19. Jahrhundert entstanden außer den bisherigen Badeplätzen Flussbadeanstalten, die mehr Komfort boten. Meist war das gesamte Areal mit Brettern und Holzzäunen begrenzt. Die Badefläche war in der Regel sichtbar vom freien Gewässer abgeteilt. Treppen führten in die Schwimmer- und Nichtschwimmerbereiche, die durch schwimmende Balken voneinander getrennt waren. Der Uferrand des Bades war oft mit Bohlen verkleidet und es gab Sprungbretter und -türme. Es fanden sich auch überdachte hölzerne Umkleidemöglichkeiten und Aborte. Manche Flussbäder wurden im Frühsommer auf- und im Herbst wieder abgebaut.

Diese Bäder wurden zum Teil von Privatpersonen errichtet und betrieben. So übernahm 1844 der Apotheker Ludwig August Neubert die von Otto von Corvin zwei Jahre zuvor errichtete „Bade- und Schwimmanstalt“. Auch die vier Leipziger Mühlen beteiligten sich an dem Badegeschäft und schufen zum Teil sogar überdachte Bademöglichkeiten in ihrem Mühlgraben.

Der bauliche Eingriff in die Flussläufe sowie die zunehmende Industrialisierung Leipzigs und die damit einhergehende Verschmutzung der Flüsse bedeuteten, abgesehen von der ständigen Änderung des Angebots an Flussbädern, im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts das endgültige Aus der Leipziger Flussbäder zugunsten von flussunabhängigen Freibädern.

Liste der Flussbäder

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Name Lage (heutige Straßenbezeichnungen) Nutzungszeit (zumeist ca.) Bemerkungen
Elsterbad am Rosental am Elstermühlgraben, nahe dem heutigen Fregesteg 1784–1860 ca. 136 m Uferlänge, durch Steinsäulen markiert
Pleißebad an der Parthe (früher hier als Pleiße bezeichnet), nahe der Möckernschen Straße 1784–1840 ca. 85 m langer Uferstreifen, Steinsäulen-Markierung
Sauweidenbad an der Alten Pleiße südlich des heutigen Pferderennbahngeländes, Schleußiger Weg 1784–1860 ca. 400 m mit Steinsäulen markiertes Ufergelände
Parthebad hinterm Gerberwasser an der Parthe südwestlich der Straße Am Gothischen Bad / Brandenburger Straße 1809–1840 85 m Uferlänge, Steinsäulen-Markierung
Gerberbad an einem Arm der Parthe östlich der Gerberstraße 1830–1855 Zugang nur durch ein der Gerberinnung gehörendes Haus
Studentenbad Landspitze am Zusammenfluss von Elster und Parthe 1870–? häufige Badeunfälle wegen Strudelbildung an der Flussmündung
Militärbad am rechten Elsterufer südlich der Heuwegbrücke 1877–1914 nur für Soldaten zugelassen, später an den Auensee verlegt
Bad in Gerhards Garten an der Weißen Elster am westlichen Ende von Gerhards Garten, 1836–? Holzbau mit Blick-Schirmwänden, Boden je nach Wasserstand verstellbar, Umkleidekabinen
Bad an der Angermühle am Elstermühlgraben, Jahnallee / Ecke Jacobstraße 1842–1859 Strom- und Wellenbad im Fluss, Dusch- und Regenbad im Haus überm Fluss
Bad an der Barfußmühle am Pleißemühlgraben, Dittrichring / Käthe-Kollwitz-Straße 1850–1898 Badezellen
Bad an der Thomasmühle am Pleißemühlgraben, Dittrichring / Gottschedstraße 1840–1869 Strom- und Wellenbäder in Gebäude über dem Wasser
Badeanstalt zur Nonnenmühle am Pleißemühlgraben, Harkort- / Karl-Tauchnitz-Straße 1845–1890 mit Holz beplankte Badezellen über dem Fluss innerhalb eines Holzbalkengerüsts
Neuberts Bade- und Schwimmanstalt am Elstermühlgraben, Elster- / Carl-Maria-von-Weber-Straße 1842–1865 Badehaus (Entwurf Otto von Corvin), zweistöckiger Sprungturm, Abgrenzung durch Laufstege, Umkleidekabinen, Wannenbäder
Händels Bad an der Parthe, jetzt Gleisbereich südlich der Brandenburger Brücke 1853–1906 ab 1891 115×18 m-Becken mit entschlammtem Flusswasser, nur für Männer, Sprungturm, Einzel- und Gemeinschaftsumkleide, Liegewiese, Hundebad, Kassenhäuschen
Gothisches Bad an der Parthe, Rackwitzer Straße / Adenauerallee 1878–1891 Badehaus im neugotischen Stil, Männer- und Damenbad, Liegewiesen, Kinderspielplatz, Kegelbahn, Tanzlokal
Gemeindeflussbad Schönefeld linkes Partheufer gegenüber jetzigem Sommerbad 1888–1929 Herren- und Damenbad, Sprungturm, Duschen, Schwimmschule, 101 Umkleidezellen, Umkleidehalle, ab 1909 auch Licht- und Sonnenbad, zuletzt Wasserverschlechterung
Wilhelmsbad an der Überquerung der Parthe durch die Volbedingstraße 1876–1889 Gesamtfläche nur 80 m², mit Gaststätte Wilhelmsbad
Mockauer Flussbad in der Parthe an der Parthe, nördlich der Hilligerstraße 1910–? Badehäuschen zum Umkleiden, Wiesen
Abtnaundorfer Flussbad an der Parthe im Abtnaundorfer Park 1800–? Badehäuschen, anfangs nur für die Schlossbesitzerfamile Frege, ab etwa 1900 öffentlich
Lindenauer Flussbad an der Kleinen Luppe, am Westrand des Palmengartens 1881–1940 1700 m² durchflossene Badefläche, Schwimmer- und Nichtschwimmerabteilung, Sprungbretter, separates Zellenbad, dreistöckiger hölzerner Umkleidebau für 700 Personen
Elsterbad Möckern rechtes Elsterufer, Nähe Reunigstraße 1868–1897 von Bretterpodesten umgebenes Becken, wegen schlechter Wasserqualität geschlossen, danach neues Bad auf Gegenseite des Flusses, dieses bis 1945
Badeanstalt des Vereins für Volksgesundung Gohlis neben der Hängebrücke über die Parthe am Rosental 1926–1936 80 m des Flusslaufs, 3 Einstiegstreppen, Dusche, Abort, Liegewiese
Flussbad Kleinzschocher linkes Flussufer der Elster neben Limburger Steg 1900–1930 220 m Badeufer, 2-m-Sprungturm, Holzplanken im Badebereich, offene Umkleidehallen
Gemeindebad Großzschocher zwischen altem Mühlgraben und Elster, jetzt Kleingartenanlage Am Badeweg 1904–1945 ca. 800 m² am Elstermühlgraben, durch Holzbalken abgesichert, anfangs getrennt, später Familienbad
Flussbad Knauthain am Knauthainer Elstermühlgraben, Nähe Cocciusstraße 1903–1936 40×6 m, bis 2 m tief, Einstiegsleiter, 1-m-Sprungbrett, Kinderkrabbelbecken, Aborte, Umkleidekabinen
Flussbad Knautkleeberg (Badeanstalt Festner) am Knauthainer Mühlgraben, Straße Am krummen Graben (ehem. Knautnaundorfer Mühle) 1908–1931 erbaut von Müllerfamilie Festner, 45 m² Badefläche, Einstiegstreppe, hölzerne Uferbefestigung, ab 1915 Badehaus
Flussbad Dölitz am ehemaligen Pleißenwehr, heute agra-Park, Kreuzung B2 / Mühlpleiße 1910–1917 saisonale Uferbefestigung, jährliche Entschlammung
Flussbad Connewitz am rechten Pleißenufer, im Waldgebiet Der Apitzsch 1916–1926 300 m² Badefläche, durch Lattenzaun getrenntes Männer- und Frauenbad, Einstiegsleitern überdachte Umkleidemöglichkeiten, ab 1927 an gleicher Stelle Connewitzer Waldbad.
Badeanstalt an der Zeppelinbrücke Ostufer des Elsterflutbeckens nördlich der Zeppelinbrücke (Jahnallee) 1925–1935 500 m² Badefläche, Reihe mit 40 halboffenen Umkleidehallen mit 600 Kleiderhaken, freier Eintritt

Literatur

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  • Förderverein Sächsisches Sportmuseum Leipzig e.V. (Hrsg.): Leipzig geht baden – Vom Pleißestrand zum Neuseenland. PROLEIPZIG 2004, ISBN 978-3-936508-06-2, S. 18–45
  • Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. PROLEIPZIG, Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 37

Anmerkungen

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  1. Flussteil heute hier Parthe
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Commons: Flussbäder in Leipzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien