Forces of Nature: Live at Slugs’
Forces of Nature: Live at Slugs’ ist ein Jazzalbum von McCoy Tyner und Joe Henderson. Die im Frühjahr 1966 live im Veranstaltungsort Slug’s Saloon in New York City entstandenen Aufnahmen erschienen am 22. November 2024 auf Blue Note Records.
Forces of Nature: Live at Slugs’ | |
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Livealbum von McCoy Tyner & Joe Henderson | |
Veröffent- |
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Aufnahme |
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Label(s) | Blue Note Records |
Format(e) |
2 LP, 2 CD, Download |
Titel (Anzahl) |
5 |
51:26 | |
Besetzung |
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Jack DeJohnette, Lydia DeJohnette, Zev Feldman | |
Aufnahmeort(e) |
Slug’s Saloon, NYC |
Hintergrund
BearbeitenDer Pianist McCoy Tyner und der Saxophonist Joe Henderson hatten Mitte der 1960er-Jahre eine starke musikalische Bindung zum Jazzlabel Blue Note geknüpft, wobei Tyner auf Hendersons Debütalbum Page One (1963) sowie auf dessen Alben In ’n Out und Inner Urge (aus dem Jahr 1964) mitwirkte, während Henderson im Jahr 1967 auf Tyners eigenem Blue Note-Debüt The Real McCoy mitwirkte.[1]
Slug’s Saloon befand sich in der 242 East 3rd Street zwischen Avenue B und C Manhattans und lag Mitte des 20. Jahrhunderts tief „im Herzen des Verfalls“ von dessen East Side, wie Mike Jurkovic festhielt. 1972 wurde hier sogar Lee Morgan von seiner Lebensgefährtin erschossen. Aber inmitten des Verfalls und von Morden, die damals angeblich das ganze Viertel heimsuchten, wurde das Slugs’, dessen Belegung mit maximal 75 Personen angegeben war, zu einem Zufluchtsort für Musiker wie Sonny Rollins, Sun Ra und Ornette Coleman. Im Frühjahr 1966 spielte der junge Schlagzeuger Jack DeJohnette (der im Jahr zuvor bei Jackie McLeans Blue-Note-Album JackNife mitgewirkt hatte), dort mit dem Pianisten McCoy Tyner, dem Saxophonisten Joe Henderson und dem Bassisten Henry Grimes.[2] Jack DeJohnette meinte rückblickend:
„…zufällig ergab sich die Gelegenheit, in dieser Kombination im Slugs’ zu spielen. Es gab eine gewisse Vorfreude, dass das wirklich großartig werden würde. Und tatsächlich haben alle gespielt, als gäbe es kein Morgen. Glücklicherweise haben wir dieses Dokument aus dieser Woche, in der diese unglaubliche Besetzung diese unglaubliche Musik mit dieser Intensität und diesem Engagement gemacht hat. Das passiert selten … Diese Aufnahme repräsentiert eine Zeit und einen Zeitraum, in dem Musiker wirklich spielten, intensiv nach neuen Dingen suchten und mit ihnen experimentierten. Es war damals eine äußerst kreative Zeit. Musiker probierten Dinge aus und natürlich gab es Veranstaltungsorte wie das Slugs’, wo die Leute tatsächlich spielen und ihr Können weiterentwickeln konnten. Es gab Bands, in denen die Leute spielen und sich weiterentwickeln konnten. Zu dieser Zeit veränderten sich die Dinge in der Musik; Übergang zu einer, sagen wir mal, explorativeren Musik. Und so hat diese Umgebung diese Erkundungen gefördert.[1]“
Das Tonmaterial, das Forces of Nature: Live at Slugs’ zugrunde liegt, wurde von Orville O’Brien (dem Tonmeister von Alice Coltranes Impulse!-LP Journey to Satchidananda aus dem Jahr 1971) produzierten Originalbandspule übertragen. Produziert wurde das Album von Jack DeJohnette, seiner Frau Lydia und Zev Feldman. Das Album begainnt mit „In ’n Out“, dem Titelstück von Hendersons dritten Blue-Note-Album aus dem Jahr 1965. Die Liner Notes enthalten neben einem Beitrag von Nate Chinen Aussagen von Jason Moran, Joe Lovano, Christian McBride, Nasheet Waits, Joshua Redman und Terri Lyne Carrington.
Titelliste
Bearbeiten- McCoy Tyner Joe Henderson: Forces of Nature: Live at Slugs’
- In 'n Out (Henderson) 26:44
- We’ll Be Together Again (Carl Fischer, Frankie Laine) 14:15
- Taking Off (Tyner, Henderson, Grimes, DeJohnette) 28:18
- The Believer (Tyner) 10:05
- Isotope (Henderson) 7:03
Rezeption
BearbeitenNach Ansicht von Mike Jurkovic, der das Album in All About Jazz rezensierte, wird „In ’n Out“ hier zu einem überaus aufgeregten, überhitzten, fast halbstündigen Rummel. Henderson würde die Türen aufsprengen, so gut er konnte, aber sehr schnell bestimmten der Pianist und der Schlagzeuger das Geschehen, wobei Tyner (der auch bei der Originalversion mitgewirkt hatte) und DeJohnette den Originalentwurf zerreißen und mit ansteckender, kaum zügelbarer Freude und Ausgelassenheit spielen würden. Bei der gewinnenden Ballade „We’ll Be Together Again“ würde das Quartett gemeinsam Luft holen. Henderson blase geschmackvoll, während DeJohnette (mitsingend) und Tyner den Late-Night-Lounge-Groove ausfüllten. Grimes soliere freundlich und dezent. In dem vom Quartett komponierten „Taking Off“ würde erneut die Hölle losbrechen, ein weiterer fast halbstündiger Monstertummel ins Lebendige und Unbekannte. Tyners lebendiger Blues „The Believer“ und Hendersons poppiges „Isotope“ besiegelten den Deal.[2]
Dieser erstaunliche Glücksfall eines Albums würde den knisternden Gegentakt seiner Zeit einfangen – einen Moment, in dem sich Jazz-Praxis auf höchstem Niveau sowohl geerdet als auch flüchtig anfühlte, schrieb Nate Chinen in den Liner Notes. Jeder der brillanten Musiker habe hier zugehört und als sensibles Instrument fungiert, und jeder habe sich auf seine Weise auch an einem entscheidenden Punkt seiner Karriere befunden und einen Kreislauf von Enden und Anfängen durchlaufen.[1]
Bassist Henry Grimes sei bei dieses Session der Joker gewesen, meinte Phil Freeman (Ugly Beauty/Stereogum). Obwohl er bereits 1963 mit Tyner Platten aufgenommen hatte, sei er eher dafür bekannt gewesen, mit Avantgardisten wie Albert Ayler, Cecil Taylor und Don Cherry zu spielen. Dies sei die einzige Aufnahme mit genau dieser Kombination von Musikern, und zusammen spielten sie absolut vulkanisch. Dies diene gleichzeitig als Hommage an drei der Beteiligten (DeJohnette ist der einzige, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch lebt) und an den Raum, in dem es aufgenommen wurde.[3]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c McCoy Tyner & Joe Henderson “Forces of Nature: Live at Slugs’” Never-before-issued 1966 Recording out Nov. 22. In: Blue Note Records. 6. November 2024, abgerufen am 22. November 2024 (englisch).
- ↑ a b Mike Jurkovic: McCoy Tyner Joe Henderson: Forces Of Nature: Live At Slugs'. In: All About Jazz. 10. November 2024, abgerufen am 22. November 2024 (englisch).
- ↑ Phil Freeman: Justice For George Coleman – Ugly Beauty: The Month In Jazz. In: Stereogum. 18. November 2024, abgerufen am 18. November 2024 (englisch).