Francisco Javier de Balmis

spanischer Arzt

Francisco Javier Balmis y Berenguer (* 2. Dezember 1753 in Alicante; † 12. Februar 1819) war ein spanischer Mediziner, der 1803 im Auftrage des spanischen Königs Karl IV. eine Reise nach Südamerika und Asien leitete, um die Bevölkerung gegen Pocken bzw. Blattern zu impfen.[1]  Die Expedition trug den offiziellen Titel „Real Expedición Filantrópica de la Vacuna“ (philanthropische königliche Impfexpedition) und wurde auch als „Balmis-Expedition“ bekannt.[2] Sie gilt als eine der großen humanitären Aktionen der Medizingeschichte und inspirierte[3] etwa den Präsidenten von Rotary International 1984/1985 Carlos Canseco zu der weltweiten Kampagne zur Ausrottung der Kinderlähmung Polio Plus.

Büste

Francisco Javier de Balmis y Berenguer wurde als Sohn von Antonio Balmis, einem Chirurgen französischen Ursprungs, und Luisa Berenguer geboren.[4]

Als junger Mann zog Francisco Balmis nach Havanna und später nach Mexiko-Stadt. In Mexiko-Stadt war er Chefarzt des Krankenhauses von San Juan de Dios. Dort studierte er Pflanzenheilmittel, insbesondere mit dem Ziel, Geschlechtskrankheiten zu heilen. Zu diesem Thema veröffentlichte er 1794 in Madrid den Titel Tratado de las virtudes del agave y la begonia (Abhandlung über die Vorteile von Agave und Begonie).[5]

Zurück in Spanien wurde er Arzt von König Karl IV.

Pockenepidemien waren seit vielen Jahren ein großes Problem, und Edward Jenner hatte erst wenige Jahre zuvor in England einen Impfstoff entwickelt. Balmis überzeugte den spanischen König Karl IV, der eine Tochter an Pocken verloren hatte, den Impfstoff auch in den spanischen Gebieten in Amerika zu verbreiten. Balmis wurde zum Leiter der Expedition ernannt, die 1803 auf der Korvette María Pita von La Coruña (Spanien) nach Amerika segelte. Balmis stellte ein Team zusammen, zu dem auch die Krankenschwester Isabel Sendales gehörte, zu deren Aufgaben es gehörte, sich um die Waisenkinder[6] zu kümmern, die den Impfstoff wirksam nach Amerika bringen sollten. Die Kinder wurden paarweise, alle 10 Tage, mit dem Impfstoff (Kuhpocken) infiziert, dieser wurde dann von Arm zu Arm übertragen und von den restlichen Kindern isoliert. Somit wurde erreicht, dass der Impfstoff die 2 Monate dauernde Überfahrt überstand.[7] Alle Kinder kamen wohlbehalten an und blieben in Südamerika. Diese Geschichte wurde sehr berühmt.[8][9][10]

Insgesamt führte die Tour von Amerika weiter nach Asien. Sie dauerte sieben Jahre. Balmis reiste nach Puerto Rico, Puerto Cabello, Caracas, Havana, Mérida, Veracruz und Mexiko-Stadt. Der Impfstoff wurde im Norden bis nach Texas und im Süden bis nach  Neu-Granada  befördert.[11]

In Mexiko-Stadt durfte Balmis den Sohn des Vizekönigs, José de Iturrigaray, impfen, was seiner Impfkampagne großes Ansehen verschaffte.

Im Jahr 1806 segelte Balmis von Acapulco nach Manila und kam anschließend wieder nach Spanien zurück. 1810 fuhr er erneut nach Mexiko.

Neben der Impfung der Bevölkerung gehörte zu den Zielen der Expedition der Aufbau lokaler Impfzentren, um die Impfung auch nach der Abreise der Expedition sicherzustellen. Balmis schrieb eine Einführung über den Transport und die Konservierung des Impfstoffs und übersetzte Moreaus Arbeit zum Thema aus dem Französischen.[12]

Balmis starb 1819 in Madrid.

Miguel Muñoz konservierte und verbreitete den Impfstoff in Mexiko bis 1844, als das Projekt von seinem Sohn Luis übernommen wurde. Nach Luis Muñoz war Luis Malanco für das Projekt verantwortlich.

Ehrungen

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Die Reise von Balmis wurde von Jenner, dem Erfinder der Pockenimpfung, gefeiert als eine der großen Taten der Medizingeschichte.

In seiner Geburtsstadt Alicante ist Balmis posthum zum Ehrenbürger ernannt worden. In Alicante gibt es auch einen Platz mit seinem Namen. Jedes Jahr wird in Alicante ein Preis an einen herausragenden Mediziner vergeben, der seinen Namen trägt (Premio Balmis Rotary Club Alicante).[13]

In La Coruña, dem Ausgangsort der Expedition, erinnert ein großes Monument an Balmis, genannt Balcón de la Expedición de Balmis.[14]

Im Jahr 2020 benannten die Spanischen Streitkräfte ihre Militäroperation zur Bekämpfung der Coronavirus-Epidemie nach Balmis.[15]

Einzelnachweise

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  1. Der Verkündiger oder Zeitschrift für die Fortschritte und neuesten Beobachtungen, Entdeckungen und Erfindungen in den Künsten und Wissenschaften und für gegenseitige Unterhaltung: mit einem Intelligenzblatte für Gegenstände der Litteratur, Justiz, Polizey und Gewerbe. 1808. Verlag d. Handlungs-Zeitung, 1808 (google.es [abgerufen am 31. Mai 2019]).
  2. Carlos Franco-Paredes, Lorena Lammoglia, José Ignacio Santos-Preciado: The Spanish Royal Philanthropic Expedition to bring Smallpox vaccination to the New World and Asia in the 19th Century. In: Clinical Infectious Diseases. 41. Jahrgang, Nr. 9. Oxford Journals, 2005, S. 1285–1289, doi:10.1086/496930, PMID 16206103 (oxfordjournals.org).
  3. Carlos Canseco: FRANCISCO XAVIER BALMIS: Benefactor de la Humanidad. 10. Mai 2002, abgerufen am 2. Juni 2019 (spanisch).
  4. EXPEDICIÓN BALMIS: UNA HAZAÑA HUMANITARIA PARA ERRADICAR LA VIRUELA. Abgerufen am 31. Mai 2019 (spanisch).
  5. Smith, Michael M: The 'Real Expedición Marítima de la Vacuna' in New Spain and Guatemala. Hrsg.: Trans Amer. Phil. Soc. New Series. 1970, S. 1–74.
  6. Hemmer und Meßner erzählen: Kleine Geschichte der Pocken oder wie 22 Waisenkinder die Welt impften. Abgerufen am 10. September 2021.
  7. Exhibition tells story of Spanish children used as vaccine ‘fridges’ in 1803. 27. Juli 2021, abgerufen am 10. September 2021 (englisch).
  8. Medicinisch-chirurgische Zeitung: 1807, 1. Rauch, 1807 (google.es [abgerufen am 31. Mai 2019]).
  9. Kaiserlich- und Kurpfalzbairisch privilegirte allgemeine Zeitung: 1804. Cotta, 1804 (google.es [abgerufen am 31. Mai 2019]).
  10. McIntyre JWR, Stuart HC: Medicine in Canada: Smallpox and its control in Canada. In: Canadian Medical Association Journal. 161. Jahrgang, Nr. 12, 1999, S. 1543–1547, PMID 10624414, PMC 1230874 (freier Volltext) – (cmaj.ca).
  11. de Romo, Ana Cecilia Rodríguez (1997). Inoculation in the 1799 smallpox epidemic in Mexico: Myth or real solution?. Antilia:Spanish Journal of History of Natural Sciences and Technology.
  12. Ambeth R. Ocampo: Vaccine expedition in early 1800s. Abgerufen am 7. Dezember 2017 (englisch). 
  13. Premios Balmis 2009–2020 – ROTARY CLUB ALICANTE. Abgerufen am 10. März 2023 (spanisch).
  14. Ediciones El País: A Coruña recuerda a los 22 niños que llevaron la vacuna de la viruela a América. In: El País. 3. Dezember 2003, ISSN 1134-6582 (elpais.com [abgerufen am 31. Mai 2019]).
  15. Estado Mayor de la Defensa: Mas de 7700 Personas trabajan en la lucha contra el Covid 19. In: www.emad.defensa.gob.es. 2. April 2020, abgerufen am 13. Juni 2020 (spanisch).