Franz Schnyder
Franz Schnyder (* 5. März 1910 in Burgdorf; † 8. Februar 1993 in Münsingen) war ein Schweizer Schauspieler und Filmregisseur. Neben Leopold Lindtberg und Kurt Früh gilt er als wichtigster Regisseur des alten Schweizer Films.
Werdegang
BearbeitenFranz Schnyder war Sohn des Ingenieurs Max Schnyder und Zwillingsbruder des Schweizer Diplomaten Felix Schnyder. Er durchlief nach der Matura eine Schauspielausbildung in Deutschland, zuerst bei Gustav Lindemann und Louise Dumont in Düsseldorf, danach bei Ilka Grüning und Lucie Höflich in Berlin. Sein erstes Engagement erhielt er 1932 in Mainz, nach 1933 arbeitete er als Schauspieler und Regisseur an Theatern in Breslau, Münster und St. Gallen. Ab der Spielzeit 1937/38 wirkte Schnyder am Deutschen Theater Berlin unter Heinz Hilpert und 1938 an den Münchner Kammerspielen.
Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges 1939 kehrte Schnyder in die Schweiz zurück, leistete Militärdienst und erhielt noch im selben Jahr einen Regievertrag am Schauspielhaus Zürich. Daneben inszenierte er auch am Stadttheater Bern sowie am Theater Basel, dessen Schauspielleiter er 1944 wurde. Schnyder bevorzugte politische Stücke wie Georg Kaisers Der Soldat Tanaka und Franz Werfels Jacobowsky und der Oberst.
1941 hatte er sein Filmdebüt mit der patriotischen Produktion Gilberte de Courgenay. Da sein nächster Spielfilm Wilder Urlaub ein Misserfolg wurde, erhielt Schnyder erst Jahre später wieder Regieaufträge. In den 50er Jahren machte er sich vor allem durch die Verfilmung von Werken Jeremias Gotthelfs einen Namen. Uli der Knecht (1954) sowie die Fortsetzung Uli der Pächter (1955; auch ...Und ewig ruft die Heimat), beide mit Hannes Schmidhauser und Liselotte Pulver in den Hauptrollen, wurden grosse Erfolge. Schnyders Filmstil wurde von Kritikern häufig als zu bieder und konservativ kritisiert. Die sechs Kummerbuben (1968) nach dem gleichnamigen Jugendbuch von Elisabeth Müller war sein letzter Kinofilm.
Danach arbeitete er jahrelang an seinem Filmprojekt über den Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi. 1978 konnte er das Drehbuch abschliessen, fand aber keine Geldgeber für die Produktion. Er verlor zunehmend den Bezug zur Realität und verbrachte seine letzten Lebensjahre im Psychiatriezentrum Münsingen. 1984 drehte der Schweizer Regisseur Christoph Kühn ein Filmporträt über Franz Schnyder. Das Schweizer Fernsehen hat zu seinem 100. Geburtstag sein Werk digital restauriert.
Ein Teilnachlass von Franz Schnyder befindet sich in der Burgerbibliothek Bern.[1]
Filmografie (Auswahl)
Bearbeiten- 1933: Das Kalte Herz (als Hauptdarsteller in der Rolle des Kohlenmunk-Peters)
- 1941: Gilberte de Courgenay
- 1942: Das Gespensterhaus
- 1943: Wilder Urlaub
- 1944: Marie-Louise
- 1954: Uli der Knecht
- 1955: Heidi und Peter
- 1955: Uli der Pächter
- 1956: Zwischen uns die Berge
- 1957: Der 10. Mai
- 1958: Die Käserei in der Vehfreude
- 1960: Anne Bäbi Jowäger
- 1961: Jakobli und Meyeli
- 1963: Der Sittlichkeitsverbrecher
- 1964: Geld und Geist
- 1968: Die sechs Kummerbuben
Filmdokumentation
Bearbeiten- Christoph Kühn: FRS – Das Kino der Nation, 94 Min., Zürich 1985
Literatur
Bearbeiten- Franz Burgert: Das Lied von Courgenay: Die wahre Entstehungsgeschichte; das wundersamste Liederschicksal. Das Entlebucher Medienhaus, Schüpfheim [2016], ISBN 978-3-906832-02-9.
- Thomas Hostettler: Franz Schnyder. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1626 f.
- Ursula Kähler, Raff Fluri: Franz Schnyder. Regisseur der Nation. Verlag Hier und Jetzt, Baden 2020, ISBN 978-3-03919-503-9[2][3]
- Jörg Schöning: Franz Schnyder – Regisseur, Autor, Produzent. In: CineGraph – Lexikon zum deutschsprachigen Film, Lieferung 27, 1996.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 7: R – T. Robert Ryan – Lily Tomlin. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 152.
- Marc Rufer: Zu Tode «behandelt». Der Fall Franz Schnyder und die Psychiatrie. In: Antje Bultmann (Hrsg.): Vergiftet und alleingelassen. Die Opfer von Giftstoffen in den Mühlen von Wissenschaft und Justiz. Knaur Verlag, München 1996, S. 119–138.
Weblinks
Bearbeiten- Franz Schnyder bei IMDb
- Benedikt Eppenberger: Franz Schnyder. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. April 2020.
- Franz Schnyder im Fokus Website des Schweizer Radio und Fernsehens zum Franz Schnyder-Archiv
- Erst bejubelt, dann vergessen, Filmporträt der Sendung kulturplatz vom 3. März 2010
- Das Kino der Nation, NZZ vom 5. März 2010
- Das Kalte Herz – Verfilmung aus dem Jahr 1933 von Karl Ulrich Schnabel
- Fonds Papiers Kati Müller. Cinémathèque suisse, Forschungs- und Archivierungszentrum Penthaz (Signatur CSL 045)
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Franz Schnyder im Katalog der Burgerbibliothek Bern
- ↑ Der Don Quijote aus Burgdorf. In: Tages-Anzeiger, 26. Mai 2020.
- ↑ Interview mit Autoren SRF
Personendaten | |
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NAME | Schnyder, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Filmregisseur |
GEBURTSDATUM | 5. März 1910 |
GEBURTSORT | Burgdorf BE |
STERBEDATUM | 8. Februar 1993 |
STERBEORT | Münsingen BE |