Franz Schoenfeld (Chemiker)

deutscher Chemiker und Industrieller

Franz Schoenfeld (* 11. August 1834 in Düsseldorf; † 6. Januar 1911 ebenda) war ein deutscher Chemiker und als Industrieller der Begründer von Lukas Künstlerfarben.[1][2]

Plakat um 1900
Franz Schoenfeld Farben, in Die Rheinlande Februar 1901
 
Siegelmarke Hoflieferant Stephan Schoenfeld Düsseldorf

Franz Schoenfeld studierte in Gießen und Heidelberg. Erwarb schon mit zwanzig Jahren den Grad eines Dr. phil. und vertiefte nach der Promotion seine Kenntnisse an der Universität London und in den Niederlanden. 1855 publizierte Schoenfeld in Heidelberg seine Arbeit über die Absorptionskoeffizienten von schwefliger Säure, Chlor und Schwefelwasserstoff.[3]

 
Kunstakademie in einem Flügel des Düsseldorfer Schlosses auf einem Gemälde von Andreas Achenbach, 1831
 
Adlerstraße: Malerfarben Fabrik von Dr. Fr. Schönfeld u. Cie.

Sein Vater Stephan Schoenfeld (1796–1874)[4], Hoflieferant, führte bereits seit 1829 ein Fachgeschäft für Künstlermaterialien in der Altstadt in der Nähe der Kunstakademie, welche von 1821 bis zum Brand 1872 im Galeriegebäude des Kurfürstlichen Schlosses untergebracht war. Hier entdeckte Franz Schoenfeld sein Interesse an der Kunst und den Künstlermaterialien. 1842 hatte der Vater eine kleine Produktionsstätte für Farben gegründet. Das Geschäft befand sich im Heine Haus auf der Bolkerstraße 53.[5] 1879 wurde das Haus durch die Erben, darunter der Bruder und Maler Eduard Schoenfeld, versteigert.[6] 1903 befanden sich die Einzelhandelsgeschäfte unter dem Namen „Stephan Schoenfeld“ im Gebäude Eiskellerberg gegenüber der Kunstakademie und auf der Bazarstraße 3, der heutigen Theodor-Körner-Straße.[7]

Die zahlreichen Künstler der Düsseldorfer Malerschule im 19. Jahrhundert benötigten professionelle Künstlerfarben zu vertretbaren Kosten. Dies bedeutete Farben, die von einem lokalen, industriellen Hersteller hergestellt wurden. Die bereits im 19. Jahrhundert industriell hergestellte Farbe war oft besser und billiger als die handgemachten Farben und Transporte aus dem In- oder Ausland. So gründete Franz Schoenfeld 1862 die „Künstlerfarben Dr. Fr. Schoenfeld GmbH & Co“ in der Düsseldorfer Bismarckstraße 6.[8] und wohnte auf der Goethestraße 50. 1896 wählte er für den neuen Firmensitz den Standort in unmittelbarer Nähe des Malkasten Künstlervereins, dem internationalen Treffpunkt für Maler, Architekten und Schriftsteller. Die Fabrik für „Künstlerfarben Dr. F. Schoenfeld“ befand sich in Pempelfort auf dem Areal hinter der Pempelforter Straße mit Zugang von der Adlerstraße 41b.[9] Das Geschäft rühmte sich noch im Jahre 1902 als das „größte und älteste seiner Branche“.

Am Anfang stand die Produktion von Aquarellfarben. Schoenfeld schaffte es, den Vorteil der flüssigen Aquarellfarbe, nämlich die schnelle Farbaufnahme mit dem Pinsel, auch in die Rezeptur der Aquarellnäpfchen zu übertragen. Dies war die Geburt der „feuchten Aquarellfarbe“. Dabei setzte er von Beginn an auf Qualität und verwendete ausschließlich die besten Pigmente und Bindemittel. Maltechnisch optimale Rezepturen sorgten für Farbbrillanz und Lichtechtheit, dies die beste Voraussetzung für die Haltbarkeit von Kunstwerken über viele Generationen. Im Jahr 1899 nahm man die Maltuchproduktion auf. Um 1889/90 kaufte Schoenfeld & Co. vom Maler und Kunsthistoriker Heinrich Ludwig (1829–1897) die Farbrezepturen der „Petroleum-Farben“. Diese, durch Harz und Petroleum verbesserte Ölfarbe, sollte einerseits eine Alternative zu den bereits auf dem Markt befindlichen Mussini-Harzölfarben der Firma H. Schmincke & Co sein, andererseits zu der, von den Anhängern der klassischen Ölmalerei, immer noch als „untergeordnete Technik“ eingestuften Tempera darstellen.[10] Bei Eyth und Meyer hieß es 1899: „Neuerdings kann sich der Maler die Temperabereitung ersparen, da fertige Temperafarben verschiedener Art in Glasflaschen und Stannioltuben im Handel sind. Wir erwähnen die Präparate […] von Schönfeld und von Schminke in Düsseldorf, […].“[11]

Zur Jahrhundertwende 1900 wurde der Schutzpatron der (Kunst-)Maler „Sankt Lukas“ zum Namensgeber für alle Produkte aus dem Hause Schoenfeld. Eduard Gebhardt entwarf das Lukas-Schutzzeichen der „Künstlerfarben- und Maltuchfabrik Dr. Fr. Schoenfeld“ in Düsseldorf.[12] Seit dieser Zeit spricht man von „Lukas“ Künstlerfarben. Das Zeichen des Hauses wurde über die Jahre dem Zeitgeschmack und graphischen Strömungen angepasst.

Berühmte Maler und Grafiker gehörten zur Kundschaft. Zum Beispiel Vincent van Gogh, der 1885 an seinen Bruder schrieb: Nachfolgend ein Auszug aus einem Brief van Goghs an seinen Bruder Theo van Gogh aus dem Jahre 1885: „Ich habe von Schoenfeld aus Düsseldorf Farben kommen lassen – ein paar Farben, die ich hier nicht gut bekommen konnte. Dass das Bild mit den Kartoffelessern nicht gut ist, liegt, zum Teil wenigstens, an der Farbe. […] Von dieser Erfahrung ausgehend, hätte ich es mit dem Mineralblau [von Schoenfeld], das ich jetzt habe, viel besser herausgekriegt […]“[13] So schrieb auch der renommierte deutsche Landschaftsmaler Andreas Achenbach im Jahre 1895: „Es gereicht mir zu grosser Genugthuung heute, nachdem ich mein 81. Lebensjahr angetreten habe, zu erklären, dass ich von Anfang meiner künstlerischen Thätigkeit an ausschliesslich nur mit Schoenfeld’schen Farben gemalt habe und dass meine Bilder weder jemals gerissen noch nachgedunkelt sind. […]“ Hundert Jahre später schwörten auch Künstler wie Joseph Beuys und Georg Baselitz auf das Farbenangebot der Lukas Künstlerfarben.

 
Grabstätte Schoenfeld und Talbot, Nordfriedhof Düsseldorf

1875 war er stellvertretender Schriftführer im 1873 gegründeten Tierschutzverein Fauna mit Vorsitzendem Wilhelm Camphausen, welcher die Errichtung eines Zoologischen Gartens in Düsseldorf vorantrieb.[14] Später war Schoenfeld Vorstands-Vorsitzender des Zoologischen Gartens.[15]

Der Kommerzienrat Franz Schoenfeld, Angehöriger der Liberalen Partei, war Stadtverordneter in Düsseldorf von 1896 bis 1908.[16]

Franz Schoenfeld war seit 1864[17] mit Henriette, geborene Kauerz (1840–1902), verheiratet. Der Sohn Paul Schoenfeld (1865–1919) übernahm 1907 die Firmengeschicke.[18] Nach dessen Tod übernahm dessen Frau Marie, geborene Baur (1870–1920), die Firma „Dr. Fr. Schoenfeld & Co“.[19] Diese übergab kurz vor ihrem Tod Pauls Neffen Eduard Talbot (1891–1955) das Geschäft. Dessen Nachfolgerin wurde 1957 seine Tochter Christa Heusgen-Talbot, in deren Fußstapfen der heutige Geschäftsführer Hubertus Heusgen im Jahr 1998 trat.

Franz Schoenfeld wurde auf dem Nordfriedhof auf dem sogenannten Millionenhügel im Familiengrab beerdigt.[20] Friedrich Kühn erschuf die Grabstätte mit einer Frauengestalt im Jahre 1906 aus weißem Marmor.

Durch das Vermächtnis von Franz Schoenfeld von 1911 gelangten 150 Bilder vorwiegend Düsseldorfer Künstler in die Sammlung des Museum Kunstpalast.[21] Darunter Künstler wie Hugo Zieger, Carl Becker[22], Alexander Frenz und Olof Jernberg[23].

Literatur

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Commons: Franz Schoenfeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Civilstand der Stadt und Commüne Düsseldorf. Geburten. Den 11. Hermann Franz Karl, S. des Kaufmanns Stephan J. M. Schoenfeld und der Amalie Schiffer, Ddorf. In Düsseldorfer Zeitung (No. 200) vom 22. August 1834 (uni-duesseldorf.de)
  2. Geburtsdatum auch laut Grabstein: 11. August 1834
  3. Franz Schoenfeld: Ueber den Absorptionscoëfficienten der schwefligen Säure, des Chlors und des Schwefelwasserstoffs. In: Annalen der Chemie und Pharmacie. Band 95, Nr. 1, Januar 1855, doi:10.1002/jlac.18550950102.
  4. Civilstand der Oberbürgermeisterei Düsseldorf. Gestorbene. Den 1. Octbr. Stephan Schönfeld, Kaufm., 78 J., Ehem. Bolkerstr. In Düsseldorfer Volksblatt (No. 224) vom 2. Oktober 1874 (uni-duesseldorf.de)
  5. Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf, 1. Juli 1863 Stephan Schönfeld, Schreib-, Zeichen- und Malmaterialien-Handlung en gros & en Detail, Bolkerstraße 53
  6. Immobilien-Versteigerung auf Ersuchen der Erben Stephan Schönfeld (…) das Haus Bolkerstraße 53, in welchem länger als 30 Jahre bestand. In Düsseldorfer Volksblatt (No. 123) vom 9. Mai 1879 (uni-duesseldorf.de)
  7. Vademecum für Künstler und Kunstfreunde, Stuttgart 1904, Stephan Schoenfeld, Anzeige S. 83
  8. Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf, 1889. Zweiter Theil. Alphabetischer Nachweis der Geschäfts- und Gewerbetreibenden
  9. Grosses Landes-Adressbuch oder Handels- u. Gewerbeadressbücher für die einzelnen Staaten u. Provinzen des Deutschen Reiches, 1901
  10. Heinrich Ludwig (* 1829 in Hanau; † 1897 in Rom) Verkauf der Farbrezepturen (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  11. Karl Eyth, Franz S. Meyer: Das Malerbuch, Die Dekorationsmalerei. Schäfer im Vincente Network, 1999, ISBN 3-88746-253-X
  12. Gestaltung des Zeichen der Lukas Farben (Memento vom 19. April 2015 im Internet Archive).
  13. Johanna Gesina van Gogh-Bongers: Van Gogh Briefe – Vincent van Goghs Briefe an seinen Bruder. Band 2, Insel Taschenbuch Verlag, 1988, S. 707 ff, Brief Nr. 414
  14. Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf für 1875. Oeffentliche Behörden, Privat-Unternehmungen, Vereine: Fauna
  15. Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf, 1887. Dritter Theil. Nachweis der hiesigen Civil- und Militärbehörden, öffentliche Vereine, Schoenfeld Vorstands-Vorsitzender des Zoologischen Gartens, 1887 bis 1890 (gefunden)
  16. Stadtverordnete von Düsseldorf 1878 bis 1933 -> hier mit Geburtsjahr 1834
  17. Siehe 1195. in Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf. Jahrgang 1864. Nr. 40. S. 292 (uni-duesseldorf.de)
  18. Telephon-Adressbuch für das Deutsche Reich Düsseldorf 1907: Paul Schoenfeld, Fabrikbesitzer, Pempelforter Straße
  19. Schoenfeld, Marie, geb. Baur, Fbrbes., Pempelforter Str. 26 E. f. Dr. Fr. Schoenfeld & Co. In Düsseldorfer Adreßbuch 1924 Nachtrag, S. 22 (uni-duesseldorf.de)
  20. Nordfriedhof Millionenhügel, Ruhestaette der Familien Schoenfeld und Talbot, (Feld 63)
  21. Sammler, Stifter und Förderer der Gemäldegalerie
  22. 1911 Geschenk Kommerzienrat Dr. Franz Schoenfeld, Düsseldorf, auf emuseum.duesseldorf.de
  23. Olof Jernberg: Holländische Landschaft, Geschenk Dr. Franz Schoenfeld, 1897, in Verzeichniss der in der Städtischen Gemälde-Sammlung zu Düsseldorf befindlichen Gemälde, 1897