Franzis Kabisch

deutsche Filmemacherin, Bildende Künstlerin und Autorin

Franzis Kabisch, auch Franziska Kabisch, (geboren 1990 in Münster) ist eine deutsche Filmemacherin, Bildende Künstlerin und Autorin.

Franzis Kabisch studierte von 2009 bis 2014 Bildende Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, mit einem Auslandsjahr an der École nationale superieure des beaux-arts de Paris. Im Jahr 2014 nahm sie an der Akademie der bildenden Künste Wien ein Studium in Critical Studies auf.[1] Sie unterrichtete bisher als freie Dozentin an der Universität zu Köln, der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und der Akademie der bildenden Künste Wien. Gegenwärtig promoviert sie an der Akademie der bildenden Künste Wien.[2] Sie schreibt als Autorin für verschiedene Magazine, darunter für das Missy Magazine und An.schläge.

Franzis Kabischs Thema sind gesellschaftliche Konventionen der Kommunikation und sexuelle Selbstbestimmung. Befasste sie sich in frühen Arbeiten mit soziolinguistischen Fragen, wie dem Verhältnis von Sprechen und Macht (Podium),[3] wandte sie sich in Getty Abortions dem Verhältnis von Bild und Macht zu.

Sie versteht sich als künstlerisch Forschende. Ihre Arbeiten verschränken sich oft über mehrere Medienformate miteinander: So entwickelte sie aus dem Film Podium im Jahr 2014 eine 7-Kanal-Videoinstallation. Der Film selbst, der als unabhängiges Werk gezeigt werden kann, belegte einen der Kanäle.[4] Gezeigt wird eine Podiumsdiskussion mit sechs Teilnehmenden, die nicht gleichzeitig auf einem Podium sitzen, sondern unabhängig voneinander gefilmt wurden. Aspekte von Sprache und Macht werden darin auch technisch aufgegriffen: Die diskutierenden Personen konnten mittels Fernbedienung die vorherigen Beiträge beeinflussen, so konnte etwa die Lautstärke oder Länge von Beiträgen geregelt werden.

Zusammen mit Magdalena Fischer, Sophie Utikal, Malu Blume and Ebru Düzgün als „Kollektiv Feige“ entwickelte sie im Jahr 2018 für YouTube die vierzehnteilige Webserie Liebe, Sex & Klartext, in der sich elf Jugendliche und junge Frauen zwischen 15 und 19 Jahren über weitverbreitete Mythen zu Geschlecht, Sexualität, Gender und Körper unterhalten. Sie entstand als Teil einer Kampagne zu sexueller Selbstbestimmung im Auftrag der Abteilung für Wiener Frauengesundheit der Stadt Wien sowie in Zusammenarbeit mit dem Museum für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch und dem flash Mädchencafé.[5]

Die Ausstellung Fictional Bodies That Matter im Kunstraum Necessaire, die 2023 im Rahmen des Independent Space Index Festivals gezeigt wurde, ist als Erweiterung von Kabischs im gleichen Jahr erschienenen Kurzdokumentarfilms Getty Abortions zu verstehen. Während der Film Aspekte der Reproduktion von Bildstereotypen über Abtreibungen in Unterhaltungs- und Nachrichtenmedien untersucht, thematisiert die Ausstellung darüber hinaus die Problematik von Software wie ChatGPT und KI-generierten Bildern, die Klischees über Frauen und Schwangerschaft vielfach reproduzieren.[6]

Preise und Auszeichnungen

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  • 2014: Intervideo-Nachwuchspreis, Kategorie „Freie Arbeiten“, für Ein Film[7]
  • 2016: Theodor-Körner-Förderpreis[8]
  • 2017: Ö1 Talentestipendium[3]
Getty Abortions

Filmografie (Auswahl)

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  • 2012: Ein Film (Kurz-Dokumentarfilm)
  • 2015: Podium (Dokumentarfilm)
  • 2016: Deklinationen: Can I inherit my Parents’ Debts
  • 2023: Getty Abortions (Kurz-Dokumentarfilm)

Ausstellungen

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  • 2023: Fictional bodies that matter, Kunstraum Necessaire, im Rahmen des Independent Space Index Festivals[6]

Publikationen (Auswahl)

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Podcasts

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  • Schwangerschaftsabbruch: Wie Abtreibung in Filmen und Serien gezeigt wird. In: Deutschlandfunk Nova. 18. September 2020. Audio: gendermediathek.de
  • Abtreibung ist WAS?! Jutta Dittfurth, Franzis Kabisch ver*rschen sich selbst – toxische Weiblichkeit. In: Julian Adrat: Adrats Podcast. Folge 139. 20. September 2022. Audio: adratspodcast.podigee.io

Fachartikel

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  • Betonen, dass nichts betont werden muss. Über die Darstellung von Abtreibungen in Filmen und Serien und die Frage: Gibt es ‚positive Bilder‘? In: Anna Pritz, Rafaela Siegenthaler, Marion Thuswald (Hrsg.): „Bilder befragen. Begehren erkunden.“ In: Zeitschrift Kunst Medien Bildung. 1. September 2020. PDF
  • Konflikte in der Beratung oder Beratung als Konflikt. Abtreibung und die § 219-Pflichtberatung in Film und Fernsehen. In: Eva Maria Lohner, Maika Böhm, Christiane Bomert, Katja Krolzik-Matthei (Hrsg.): Beratung bei ungewollter Schwangerschaft. Beiträge aus Forschung und Praxis (= Angewandte Sozialwissenschaft. Band 43). Psychosozial Verlag, Gießen 2024, ISBN 978-3-8379-3313-0, S. 235–256.
  • treib, trieb, brich, brech, broch, bruch – Abtreibungen in Filmarchiven finden und finden. In: Dagmar Brunow, Katharina Müller (Hrsg.): Frauen und Film. Nr. 72: Archive. Aviva Verlag, Berlin 2024, ISBN 978-3-949302-25-1, S. 82 ff.
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Einzelnachweise

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  1. Franziska Kabisch: Franziska Kabisch, Critical Studies. In: oe1.orf.at. 1. Februar 2019, abgerufen am 16. August 2024.
  2. Franzis Kabisch. In: dieangewandte.at. Universität für angewandte Kunst Wien, abgerufen am 2. März 2025.
  3. a b Isabella Henke: Ö1 Talentestipendium 2017 geht an Franziska Kabisch von der Akademie der bildenden Künste Wien. In: ots.at – Pressemitteilung. ORF Radio, 21. September 2017, abgerufen am 16. August 2024.
  4. Franziska Kabisch: Podium. In: blinkvideo.de. Blinkvideo – Media Art, abgerufen am 15. September 2024 (englisch).
  5. Kollektiv Feige: „LECK MICH DOCH!“ war denen einfach too much! Ein Gespräch über Algorithmen, Geld und sexuelle Bildung im Internet. In: sfkp.ch. Schweizerische Fachgesellschaft für Kunstpädagogik, abgerufen am 2. März 2025.
  6. a b Victor Cos Ortega: Franzis Kabisch – Fictional Bodies That Matter: I apologize for the mistake in my previous response. In: artmagazine.cc. artmagazine Kunst- Informationsgesellschaft, 2. Juni 2023, abgerufen am 16. August 2024.
  7. Gewinner Intervideo-Nachwuchspreis 2014 jetzt online. In: filmportal.de. 7. November 2014, abgerufen am 16. August 2024.
  8. Alle Preisträger:innen. In: theodorkoernerfonds.at. Abgerufen am 2. März 2025.
  9. Goldener Schlüssel. In: kasselerdokfest.de. Abgerufen am 6. Oktober 2024.
  10. Das sind die Gewinnerfilme der Goldenen und Silbernen Tauben 2023. In: dok-leipzig.de. 14. Oktober 2023, abgerufen am 6. Oktober 2024.
  11. Die Preisträgerinnen und Preisträger 2023. In: flensburger-kurzfilmtage.de. Abgerufen am 2. März 2025.
  12. Preisverleihung beim 40. Kurzfilm Festival Hamburg. In: filmportal.de. 10. Juni 2024, abgerufen am 16. August 2024.
  13. News – Special Awards. In: viennashorts.com. 3. Juni 2024, abgerufen am 6. Oktober 2024.
  14. And the winners 2024 are ... In: docalliance.org. 6. Juni 2024, abgerufen am 2. März 2025 (englisch).
  15. Katharina Kellner: Das sind die Gewinner der Regensburger Kurzfilmwoche. In: mittelbayerische.de. 15. März 2024, abgerufen am 2. März 2025.
  16. Vítězné filmy 59. ročníku Academia Film Olomouc: Dokumentární smetánka v rámci popularizace vědy. In: sherman-mccoy.duckdns.org. 27. April 2024, abgerufen am 6. Oktober 2024 (tschechisch).
  17. 53. Internationales Studierendenfilmfestival Sehsüchte, Ausgaben – 2024. In: sehsuechte.org. Abgerufen am 2. März 2025.
  18. CT-Archive – Cinema Talks. In: cinema-talks.com. Abgerufen am 2. März 2025.