Friedrich Wilhelm Emil Försterling

deutscher sozialdemokratischer Politiker

Friedrich Wilhelm Emil Försterling (* 3. September 1827 in Dresden; † 10. März 1872 in ebenda[1]) war ein sozialdemokratischer Politiker. Er war unter anderem Präsident des LADAV und Mitglied des Norddeutschen Reichstages.

Friedrich Wilhelm Emil Försterling

Leben und Wirken

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Emil Försterling war der Sohn eines Schlossers. Er wurde bereits früh politisch aktiv. So war er während der Revolution von 1848/49 Vorsitzender eines Arbeitervereins in Clausthal-Zellerfeld. Während der Reaktionsära wurde er von der Polizei als Demokrat beobachtet. Für das Jahr 1859 ist nachweisbar, dass er auf dem Stiftungsfest des Hamburger Bildungsvereins für Arbeiter eine Rede hielt. Im Zusammenhang mit dem Bau des Schweriner Schlosses lernte Försterling Georg Adolf Demmler kennen. Dieser war der für den Bau zuständige Hofbaurat und gleichzeitig ein Förderer der entstehenden Arbeiterbewegung. Demmler stellte Försterling die finanziellen Mittel zur Verfügung, um sich als Kupferschmiedemeister in Dresden selbstständig zu machen.

Dort wurde dieser Mitglied der freireligiösen Gemeinde und war aktiv in zahlreichen Vereinen des örtlichen Bürgertums. Im Jahr 1861 wurde er zum Vorsitzenden des Dresdner Bildungsvereins für Gewerbetreibende gewählt,[2] aus dem ein Jahr später der örtliche Arbeiterbildungsverein hervorging. Außerdem war Försterling Mitglied des Deutschen Nationalvereins und setzte sich 1862 dafür ein, den Mitgliedsbeitrag zu ermäßigen, damit auch Arbeiter und ärmere Bürger Mitglied werden konnten. Außerdem gehörte er dem Ausschuss des Dresdner Flottenvereins an.[3] Im selben Jahr war er Delegierter auf dem Arbeitertag in Nürnberg und engagierte sich damit wieder für die organisierte Arbeiterbewegung. Im Jahr 1863 kam er durch Julius Vahlteich zum Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein,[4][5] war für diesen als Agitator in Sachsen tätig und 1864 in den Vorstand gewählt. Im Jahr 1865 wurde er Hauptkassierer des Vereins. Ab 1866 war Försterling Stadtverordneter in Dresden und gilt als erstes sozialdemokratisch orientiertes Mitglied in einer sächsischen Gemeindevertretung.

Bei der Spaltung des ADAV ging Försterling zum LADAV der Gräfin Hatzfeldt über[6] und blieb bis zu seinem Tod einer der treusten Anhänger der Gräfin. In der Entstehungszeit der neuen Organisation war er wieder als Agitator tätig und wurde auf Grund seiner Erfolge 1867 zum Vereinspräsidenten gewählt. Allerdings war er diesem Amt nicht gewachsen.

Bei der Reichstagswahl vom 12. Februar 1867 kandidierte Försterling in mehreren Wahlkreisen ohne Erfolg.[7] So im 4. Sächsischen Wahlkreis Stadt Dresden rechts der Elbe, wo er 257 Stimmen erhielt. Abgeordneter wurde hier in der Stichwahl am 31. August 1867 Friedrich Oskar von Schwarze (Freikonservative Partei) und im 5. Sächsischen Wahlkreis Stadt Dresden links der Elbe, wo er 531 Stimmen erhielt, gewählt wurde hier in der Stichwahl am 31. August Franz Jacob Wigard mit 3749 Stimmen von der Deutschen Fortschrittspartei. Außerdem kandidierte er im 9. Wahlkreis Freiberg[8] und erhielt dort 24,4 % der Stimmen im ersten Wahlgang. Bei der Nachwahl am 31. August 1867 wurde er im 16. Sächsischen Wahlkreis Chemnitz mit 5512 Stimmen in den Reichstag gewählt, wo er bei einer Stichwahl 2089 Stimmen erreichte.[9] Während seiner Zeit als Abgeordneter meldet er sich insgesamt acht Mal zu Wort. Das letzte Mal am 13. Mai 1869. Die meisten Beiträge hingen mit dem allgemeinen gleichen Wahlrecht zusammen. In einem Betrag ging es um die Salzsteuer.

Nach der Wahl zum norddeutschen Reichstags übernahm Fritz Mende die Führung des LADAV. Allerdings übernahm Försterling weiterhin häufig die Vertretung des häufig erkrankten Präsidenten und blieb weiterhin einflussreiches Vorstandsmitglied. Försterling legte am 5. April 1870 sein Reichstagsmandat nieder.[10] Wohl auch durch finanzielle Zuwendungen von Seiten der Gräfin Hatzfeldt ließ er sich 1870 zum Hauptkassierer des LADAV wählen. Im Jahr 1871 übernahm er erneut die Vizepräsidentschaft und betrieb dessen Reorganisation. In seinen letzten Lebensjahren wohnte er privat und geschäftsmässig in der „Zahngasse 10.1“.[11]

Auf der Berliner General-Versammlung 1872 gab es noch 12 Lassallianer in Chemnitz. In Juli 1872 musste die Parteizeitung, die „Freie Zeitung“, wegen Geldmangel ihr erscheinen einstellen. Berufliche und persönliche Schicksalsschläge – Tod der Frau und des gemeinsamen Kindes – führten zu einer tiefen psychischen Krise. Sein Leichnam war noch nicht kalt, als der Gerichtsvollzieher sein Sigel klebte. 1896 wurde über seinem Grab von den Sozialdemokraten ein Denkmal errichtet.[12]

Ehrungen

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Eine Straße in Dresden ist seit 1953 nach ihm benannt.

Veröffentlichungen

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  • (Jungfernrede) am 24. September 1867 im Reichstag.
  • Bericht ueber die Thätigkeit des Reichstagsabgeordneten Emil Försterling (Lassalleaner), Gewählt im Königreich Sachsen, (16te. Wahlkreis : Stadt und Gerichtsamt Chemnitz) bei der Nachwahl am 11. Sept. 1867, mit 5512 Stimmen; genau nach d. jedem Reichstagsmitgliede zugehenden stenograph. Berichten. Hamburg 1867.
  • Circular. In: Demokratisches Wochenblatt. Leipzig. Nr. 31 vom 31. Juli 1869. Beilage, S. 356.[13]

Literatur

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  • Mende hat doch gesprochen – Försterling (der schöncd' bei Steit' geschobene) ist gerochen! In: Demokratisches Wochenblatt. Leipzig 1869, Nr. 21 vom 22. Mai 1869, S. 232.
  • Gustav Mayer: Johann Baptist von Schweitzer und die Sozialdemokratie. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Gustav Fischer, Jena 1909, S. 198 f., 202, 205, 296, 315, 437 f. Digitalisat archive.org.
  • August Bebel: Aus meinem Leben. Bearbeitet von Ursula Hermann unter Mitarbeit von Wilfried Henze und Ruth Rüdiger. Dietz Verlag, Berlin 1983 (= August Bebel. Ausgewählte Reden und Schriften. Band 6), S. 61, 65, 104, 105, 127, 132, 165, 308.
  • Ernst Heilmann: Geschichte der Arbeiterbewegung in Chemnitz und dem Erzgebirge. Sozialdemokratischer Verein für den 16. Sächsischen Reichstagswahlkreis, Chemnitz 1912, S. 22–55 besonders S. 52 f. Sachsen digital.
  • Christine Kling-Mathey: Gräfin Hatzfeldt. 1805 bis 1881. Eine Biographie. J. H. W. Dietz Nachf, Bonn 1989. ISBN 3-8012-0142-2, S. 184 f., 191, 196 ff., 200, 204, 207, 224 f., 298 ff.
  • Wilhelm Heinz Schröder: Sozialdemokratische Parlamentarier in den deutschen Reichs- und Landtagen. 1867–1933. Biographien, Chronik, Wahldokumentation. Ein Handbuch. Droste Verlag, Düsseldorf 1995, S. 98 und 444.
  • Toni Offermann: Die erste deutsche Arbeiterpartei. Organisation, Verbreitung und Sozialstruktur von ADAV und LADAV 1863–1871. J. H. W. Dietz Bachf., Bonn, Berlin 2002. ISBN 3-8012-4122-X (Buchausgabe + CD-ROM), S. 162–165.
  • Wolfgang Schröder: Leipzig – die Wiege der deutschen Arbeiterbewegung. Wurzeln und Werden des Arbeiterbildungsvereins 1848/49–1878/81. Karl Dietz Verlag, Berlin 2010. ISBN 978-3-320-02214-3, S. 61, 126, 156, 159 f., 162, 164 f., 212.
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Commons: Friedrich Wilhelm Emil Försterling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Der Sammler. Ein Blatt zur Unterhaltung und Belehrung. (Beilage zur Augsburger Abendzeitung.). Augsburg 1873. 42. Jg. Nr. 1 vom 4. Januar 1873, S. 1.
  2. Roswitha Borrmann: Die Dresdner Arbeiterbewegung 1861 bis 1869. Eine Untersuchung zu organisationsgeschichtlichen und politischen Aspekten der politisch-ideologischen Konstituierung des örtlichen Proletariats. Phil. Diss. Dresden 1989, S. 19 ff.
  3. Anzeigenblatt zur Wochenschrift des Nationalvereins. Nr. 52 vom 2. Mai 1862. Digitalisat.
  4. Ernst Heilmann: Geschichte der Arbeiterbewegung in Chemnitz und dem Erzgebirge, S. 52 f.
  5. August Bebel schreibt: „in Dresden, wo der Vorsitzende des Dresdener Arbeiterbildungsvereins, Försterling, sich mit seiner kleinen Schar Anhänger Anfang 1864 Lassalle anschloß“. (Aus meinem Leben. Bearbeitet von Ursula Hermann unter Mitarbeit von Wilfried Henze und Ruth Rüdiger. Dietz Verlag, Berlin 1983 (=August Bebel. Ausgewählte Reden und Schriften. Band 6), S. 61.
  6. Etwa ein Fünftel der Mitglieder des ADAV ging zum LADAV über und Försterling war der „Schürzenpräsident“ der Gräfin des neuen Vereins. So Gustav Mayer: Baptist von Schweitzer und die Sozialdemokratie, S. 198.
  7. „Freilich ist es für mich ein schwerer Schritt, denn ich schlage zum dritten Mal neine ganze Existenz inj die Schanze.“ (Försterling an Sophie von Hatzfeldt 9. Dezember 1866 zitiert nach: Wolfgang Schröder: Leipzig – die Wiege der deutschen Arbeiterbewegung. Wurzeln und Werden des Arbeiterbildungsvereins 1848/49–1878/81, S. 159).
  8. „Försterling war in diesen Tagen in Freiberg, wo auch eine neue Gemeinde gegründet, ebenso in Hainichen und Oedeerau“. Briefe der Gräfin Hatzfeld an Carl Schallmayer in Hamburg. Zitiert nach Gustav Mayer: Johann Baptist von Schweitzer und die Sozialdemokratie, S. 437.
  9. Wolfgang Schröder: Leipzig – die Wiege der deutschen Arbeiterbewegung. Wurzeln und Werden des Arbeiterbildungsvereins 1848/49–1878/81, S. 160 und 164–165.
  10. Fritz Specht, Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Auflage. Verlag Carl Heymann, Berlin 1904, S. 228.
  11. Adreß- und Geschäftshandbuch der königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden für das Jahr 1868, S. 64. Digitalisat.
  12. Ernst Heilmann: Geschichte der Arbeiterbewegung in Chemnitz und dem Erzgebirge, S. 53 f.
  13. Schweitzer und die Sittlichkeit.