Fritz Behrendt (Maler)

deutscher Maler, Grafiker, Hersteller von Künstler-Ölfarben

Fritz Leonhard Andreas Behrendt,[1] auch Friedrich Behrendt (* 31. Oktober 1863 in Memel; † 13. Februar 1946 in Fürstenfeldbruck) war ein deutscher Landschaftsmaler, Grafiker und Gründer einer Fabrik für Künstler-Ölmalfarben in Grafrath.

Fritz Behrendt war ein Sohn des Postexpedienten in Prökuls Andreas Behrendt und dessen Frau Mathilde Amalie, geb. Ilgenstein.[1] Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte er in Riga eine kaufmännische Lehre. Von 1884 bis 1890 studierte er Malerei an der Königsberger Kunstakademie u. a. bei Carl Steffeck und Johannes Heydeck.[2] Weitere Studien folgten bis 1893 an der Akademie in Karlsruhe bei Hermann Baisch. Nach den Studien ließ er sich als freischaffender Maler in Hamburg nieder. Der Hamburger Kunstverein kaufte 1894/95 mehrere seiner Werke.[3] Ende der 1890er Jahre nahm er weiteren Unterricht, nun bei Friedrich Kallmorgen in Berlin. Um 1902 verzog er nach München. Hier heiratete er am 15. September 1903 seine frühere Hamburger Schülerin Olga Schielitz (1867–1938), eine Kaufmannstochter, die in München seit einigen Jahren ein erfolgreiches kunstgewerbliches Atelier betrieb.[2][4] Im gleichen Jahr wurde das Paar in Grafrath sesshaft. In den 1920er Jahren stellte die Münchner Galerie Heinemann in Kollektivausstellungen mehrere seiner Werke aus, dabei auch Werke seines Jugendfreundes Georg Kaulbach. In seinen Arbeiten orientierte sich Behrendt stark am deutschen Impressionismus.[5] Behrendt zählte zum Kreis der Künstlerkolonie Nidden, seit seiner Studienzeit und danach zeitlebens zog es Fritz Behrendt immer wieder in die ostpreußische Heimat, ins Samland, an die Kurische Nehrung, an die Ostsee. In den 1920er Jahren trat er der NSDAP bei[6] und war Mitglied der Münchener Secession und obligatorisch Mitglied in der Reichskammer der bildenden Künste. Mit dem Niedergang seiner Farbenfabrik (siehe unten) begann für Behrendt der soziale Abstieg, 1934 benannte er die Lage als prekär. 1939 verzog er nach Fürstenfeldbruck in das städtische Altersheim. 1943 beantragte er bei der Dr. Goebbels-Stiftung Künstlerdank finanzielle Unterstützung.

Behrendt-Farben

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Ausstellung der Berliner Secession 1910, Werbung im Katalog

Bekannter als durch seine malerischen Werke wurde Fritz Behrendt jedoch durch die von ihm in Grafrath gegründete Behrendt’sche Farbenfabrik für Öl- und Temperafarben für den Künstlerbedarf, die „Behrendt-Farben“. Nach dem Umzug nach Grafrath konnte er sich dort schnell etablieren. Er erwarb, auch begünstigt durch die Mitgift seiner Frau, mehrere Grundstücke an der Bahnhofsstraße und ließ dort eine Villa sowie Produktionsgebäude errichten. Er wurde zu einem erfolgreichen Unternehmer, der zeitweise zu den größten Steuerzahlern des Ortes zählte. Seine Farben wurden bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges über Deutschland hinaus weltweit vertrieben, bekannte Künstler wie etwa Hans Thoma, Max Liebermann, Lovis Corinth, Franz Marc, Henri Matisse, Oskar Moll und Emil Nolde gehörten zu seinen Kunden.[2] Emil Nolde etwa verwendete ab 1910 über viele Jahre die Farben, er schätzte die Haltbarkeit und Leuchtkraft des Produkts, führte selbst Alterungsversuche zur Lichtechtheit durch und korrespondierte immer wieder mit Behrendt.[7][8][9][10] Eine mit Henrik Moor entwickelte Tempera-Farbe kam in den 1920er Jahren als „Behrendt-Moorfarbe“ auf den Markt.[6] Infolge der Weltwirtschaftskrise ging es mit der Firma bergab. 1939 verkaufte er die Villa und die Fabrikgebäude für 74.000 Reichsmark, angeblich musste er die Farbenproduktion im November 1939 auf Grund der Beschlagnahme der Farben einstellen.[6]

Bitumenförderung

Ein unvollendeter Versuch blieb das von Behrendt ab 1927 beabsichtigte Projekt der Bitumen-Förderung im Landkreis Fürstenfeldbruck. Obwohl Zweifel an der fachlichen Kompetenz Behrendts für das Vorhaben als auch den notwendigen geologischen Gegebenheiten vorlagen, hatte er hierzu vom bayerischen Staatsministerium für Handel, Industrie und Gewerbe die Erlaubnis zur Aufsuchung von Bitumen in den Amtsbezirken Fürstenfeldbruck und Starnberg nach Maßgabe der beiliegenden Bedingungen erhalten. „Drei Jahre lang sollte Behrendt auf einem Gebiet von 4.700 Hektar … die ausschließliche Berechtigung‘ genießen, Bitumen in festem, flüssigem und gasförmigem Zustande in dem zugewiesenen Gebiete mittels Schürfungen oder Bohrungen an beliebigen Punkten … aufzusuchen“. Am 5. April 1929 teilte das Oberbergamt dem Ministerium mit, dass Behrendt auf die Konzession verzichtet habe, ohne mit Probebohrungen begonnen zu haben.[6][11]

Die Behrendts können als Künstlerfamilie gelten, auch die beiden Töchter des Paares wurden künstlerisch tätig. Irmgard Mathilde Behrendt (1905–1990) malte Landschaften, Porträts und Tierbilder und Hedda Lilly Anna Behrendt (1906–1964) schuf italienische Landschaften und Wandmalereien.[2]

 
Haffstrand bei Nidden
Öl auf Leinwand
  • Abend in Lithauen, Ostpreußische Landschaft, Motiv von der Ostsee (1894)[3]
  • Ostpreußische Dorfstraße (1895)[3]
  • Märztag (1903) Abbildung[12]
  • Wald an der ostpreußischen Küste, Birken im Sturm, Ostpreußen, Waldinneres, Stürmischer Regentag, Laubwald (alle Öl, 1924, Glaspalast München)[13]
  • Motiv aus Ostpreußen, Ostpreußische Landschaft, Im Walde (alle „Behrend-Moorfarbe“, 1925, Glaspalast München)[13]
  • Littauische Bauernhütten, Ostpreußen (Öl, 1926)[13]
  • Ostpreußische Küstenlandschaft (Öl, 1938)[14]

Ausstellungsbeteiligungen

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Literatur

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Commons: Fritz Behrendt – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b Fritz Leonhard Andreas Behrendt. In: Ortsfamilienbuch Memelland. (online-ofb.de)
  2. a b c d Walter G. Well: Fritz Behrendt zum 125. Geburtstag. In: Amperland. Band 25, 1989, S. 179–180.
  3. a b c d Ernst Rump: Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs, Altonas und der näheren Umgebung. Siehe Literatur.
  4. Schielitz, Olga, Kunststickerei für Tapeten u. Kostüme, München, Adalbertstraße 88. In: Max Martersteig (Hrsg.): Jahrbuch der bildenen Kunst 1903. Deutsche Jahrbuch-Gesellschaft, Berlin 1903, Jg. 2, Sp. 366 (archive.org).
  5. a b c Behrendt, Fritz. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Siehe Literatur.
  6. a b c d Peter Bierl: Fritz Behrendt (1863–1946). Maler und Farbenfabrikant in Grafrath. In: Amperland. Band 40, 2004, S. 343–351.
  7. Joachim Goetz: Wie Emil Nolde malte: Die Pinakothek der Moderne zeigt das Ergebnis ihrer Forschungsarbeit. Kunstausstellung in München. In: Passauer Neue Presse. pnp.de, 21. September 2023, abgerufen am 3. Februar 2025.
  8. Bayerische StaatsgemäldesammlungenDoerner Institut: Lecture Days zur Maltechnik Emil Noldes. pinakothek.de, 2. Dezember 2021, abgerufen am 3. Februar 2025: „…Augenmerk wird dabei auf den von Nolde über mehr als 3 Jahrzehnte präderierten Tubenfarben der heute weitgehend in Vergessenheit geratenen Firma Fritz Behrendt liegen.“
  9. „Ich will so gerne dass mein Werk aus dem Material hervorwachse …“ – Kunsttechnologische Forschungen zum Werk Emil Noldes. nolde-maltechnik.de, 2020, abgerufen am 4. Februar 2025.
  10. Jahrestagung – Archäometrie und Denkmalpflege 2021. Hochschule für Bildende Künste Dresden (HFBK). archaeometrie-tagung.de, 17. März 2021, abgerufen am 3. Februar 2025: „Die Künstlerfarbenfabrik Fritz Behrendt in Grafrath bei München (1903–1939): Forschungen zu ihrer Geschichte, dem Produktangebot und den Pigmenten der „Behrendt-Farben““
  11. Fritz Behrendt, Kunstmaler und Fabrikbesitzer in Grafrath (für Bitumen). Deutsche Digitale Bibliothek, abgerufen am 4. Februar 2025.
  12. Fritz Behrendt – Märztag – Frühjahsausstellung der Münchener Secession. In: Die Kunst für alle. 18.1902–1903, Heft 14, 15. April 1903, S. 336 (uni-heidelberg.de).
  13. a b c d Behrendt, Fritz, Grafrath bei München. In: Münchener Kunstausstellung 1924 im Glaspalast. Knorr & Hirth, München 1924, S. 70 (bavarikon.de 1924) / (bavarikon.de 1925, S. 67) / (bavarikon.de 1926, S. 47).
  14. a b # 15. Fritz Behrendt, Grafrath: „Ostpreußische Küstenlandschaft“ (Öl). In: Ergänzungsteil zum Offiziellen Ausstellungskatalog der Großen Deutschen Kunstausstellung 1938 im Haus der Deutschen Kunst zu München (02a), S. 3 (digishelf.de).